Ewige Kalender zum Jubiläum
2025 zelebriert man in Le Brassus einen besonderen Geburtstag. Es geht um das Jubiläum der 150 Jahre Audemars Piguet. Und da spielen Armbanduhren mit ewigem Kalender eine wichtige Rolle. Diese Komplikation findet sich zum einen in Modellen der ikonographischen Linie Audemars Piguet Royal Oak und andererseits in den klassisch runden Zeitmessern namens Code 11.59. Beide finden mit kompakten 38 Millimetern Durchmesser ans Handgelenk. Im Gehäuseinneren ticken die neuen Automatikkaliber 7136 und 7138.
Die beiden Werke sind durch fünf Patente geschützt und knüpfen natürlich an die jahrzehntelange Tradition auf den Gebieten Selbstaufzug sowie der immerwährenden Indikation von Datum, Wochentag, Monat und Mondphasen. Als Antrieb der Kalender-Kadraturen dient das vom Fensterdatum befreite Automatikkaliber 7121. Auf seiner Vorderseite trägt es im Fall des in den neuen Royal-Oak-Modellen verbauten Kalibers 7136 eine modifizierte und dazu durchdacht weiterentwickelte Version des hier im Uhrenkosmos ausführlich besprochenen Kalibers 5133 mit Schaltjahresindikation und astronomischer Mondphasenanzeige.

Ein Exemplar der 4,1 Millimeter hoch bauenden Zeit-Mechanik namens 7136 besteht aus nicht weniger als 413 Komponenten. Analog zum 5134 stellt ein zentral angeordneter Zeiger bei dem aus 422 Teilen assemblierten Kaliber 7138 auch noch die im Geschäftsleben bedeutsamen Kalenderwochen dar. Dieses Uhrwerk versieht seinen Dienst in der Code 11.59. In diesem Zusammenhang gilt es zu wissen, dass Jules-Louis Audemars bereits im Gründungsjahr 1875 an einem ersten Handaufzugswerk mit ewigen Kalender gearbeitet hatte. So gesehen verwundert es nicht, dass diese uhrmacherische Komplikation auch im Jubiläumsjahr ein bewegendes Thema ist.

Ausgeklügelte Evolution
Dass die Zeit auch oben im abgeschiedenen Vallée de Joux nicht stehengeblieben ist, zeigt sich da wie dort beim Blick aufs Zifferblatt. Das Datum ist von der „6“ nach oben zur „12“ gewandert. Die Wochentags- und 24-Stunden-Anzeige befinden sich konzentrisch bei „9“. Und bei „3“ haben die ebenfalls konzentrisch drehenden Indikationen für die Monate und den Schaltjahreszyklus ihren Platz gefunden. Dadurch erfolgt das Ablesen so, wie man es in Europa gewohnt ist. Zum Beispiel Montag, 18. August.

AP bedruckt die Zifferblätter so, dass Montag, der 1. eines Monats sowie der Januar ganz oben in den kreisrunden Feldern angeordnet sind. Konsequenterweise gilt das auch für die 1. Kalenderwoche des Jahres. Beim Datumszeiger kommt ein progressives und daher progressives Anzeigesystem mit speziell gestaltetem Datumsrad sie zum Einsatz. variiert in Abhängigkeit von der Breite der Ziffern und Zahlen.

Eine rot markiertes Segment im Feld der 24-Stunden-Indikation lässt wissen, wann man tunlichst keine manuelle Kalender-Korrektur vornehmen sollte. Wer sich nicht an diesen Hinweis hält, kann der ausgeklügelten Mechanik gleichwohl keinen Schaden zufügen. Zur „6“ verschoben hat Audemars Piguet die astronomische Mondphasenanzeige.
Traditionell besitzen Armbanduhren mit ewigem Kalender Korrektoren. Auch zur Steigerung der Bequemlichkeit erfolgen alle Einstellungen nun ausschließlich per Krone. Das ist nur scheinbar simpel, verlangt aber nach einem sehr komplexen Mechanismus, den gleich zwei Patente schützen.

Jubiläums-Royal Oak
Selbstverständlich kann die Royal Oak als das populärere und deshalb auch gefragtere Modell gelten. Zur unlimitierten stählernen Referenz 26684ST.OO.1356ST.01 (104.300 Euro), deren hellblaues Zifferblatt durch ein Grande Tapisserie-Motiv ins Auge sticht, gesellt sich eine eigens aus der Taufe gehobene Anniversary Limited Edition dieser Royal Oak Ewiger Kalender Automatik 38 mm kreiert. Dieses auf 150 Exemplare limitierte Modell zeichnet sich durch dezente, exklusiv für diesen Anlass kreierte Designelemente aus. In diesem Fall lautet die Referenz 26684ST.OO.1356ST.02. In Roségold präsentiert sich die ebenfalls 9,4 Millimeter flache und bis zu fünf bar wasserdichte Royal Oak-Referenz 26684OR.OO.1356OR.01. Auch hiervon offeriert Audemars Piguet 150 Exemplare im exklusiven Jubiläumsdesign. Den Preis erfährt man auf Anfrage,


Jubiläums-Code 11.59
2019 hatte die Code 11.59 nach mehrjährigen Entwicklungsarbeiten ihren Einstand bei AP gegeben. Das Outfit dieser Armbanduhr rückt ganz bewusst von Alltäglichem ab. Warum, das lässt sich hier im Uhrenkosmos nachlesen.
Diese gestalterisch durchaus polarisierende Schale, nun 38 Millimeter klein und knapp einen Zentimeter hoch, umfängt das Automatikkaliber 7138 mit ewigem Kalender und Anzeige der Kalenderwochen. Gefertigt ist sie aus Roségold. Das mit Kalbslederfutter und Faltschließe ausgestattete Armband besteht aus Kautschuk. Bis zu zehn bar reicht die Wasserdichte. Natürlich besitzt das Gehäuse einen Sichtboden. Zur Standard-Referenz 26441OR.OO.D405CR.01 (104.300 Euro) der Code 11.59 Automatic Ewiger Kalender 38 mm gesellt sich auch in diesem Fall 150 Armbanduhren der limitierten Anniversary Limited Edition, Referenz 26441OR.OO.D405CR.02. Wählen mit Bedacht, lautet also die Devise.

Blick zurück
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, den Blick zurück zu richten auf 150 Jahre Audemars Piguet. Eine Besonderheit dieses Uhrennehmens ist in der Tatsache zu sehen, dass familiäre Nachkommen seit 1875, als sich Jules-Louis Audemars selbständig machte, und dem Zusammenschluss mit Edward-Auguste Piguet im Jahr 1882 zusammenschloss, mehrheitlich beteiligt sind. Folglich wirkt der Gründungsgedanke in direkter Nachfolge fort.
Zugleich ist die Familienmanufaktur bis heute an jenem Ort aktiv, an dem die beide Uhrmacher starteten: Le Brassus im Vallée de Joux, dem sprichwörtlichen Tal der Tüftler. Der 1850 geborene Jules Audemars entwarf und fertigte zunächst komplizierte Uhrwerke – jenes Feld, für das er besondere Leidenschaft entwickelte. Volle Auftragsbücher verlangten rasch nach einem strukturierten Gegenpart. Diesen fand er im kaufmännisch versierten Edward Piguet. Aus der engen Zusammenarbeit wuchs der Entschluss, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen.

Am 17. Dezember 1881 ging in Le Brassus die Unterzeichnung des Vertrags zur Gründung der Audemars, Piguet & Cie, Manufacture d’Horlogerie über die Bühne. Das klar definierte Ziel: „Herstellung feiner und komplizierter Uhren nach modernsten Fertigungsmethoden“. Dazu gehörten unter anderem Schlag- und Kalenderwerke sowie Chronographen. Von Anfang an verantwortete Jules Audemars die Technik, während Edward Piguet die administrativen Aufgaben übernahm.


Diese Aufgabenteilung prägte das Haus auch nach dem Tod der Gründer: Die Audemars führten primär die technischen, die Piguets die kaufmännischen Bereiche. Bereits 1889 beschäftigte AP zehn Mitarbeitende – unüblich für die Zeit ganzjährig angestellt. Die positive Entwicklung hielt bis ins frühe 20. Jahrhundert an und führte ab 1907 zu einem Neubau neben dem Stammsitz. Dieses mehrfach erweiterte und modernisierte Gebäude ist bis heute Heimat von AP.

Zweite Generation
Im Mai 1917 übernahm der Uhrmacher Paul Louis Audemars die Funktionen seines Vaters als Verwaltungsratspräsident und technischer Direktor. Paul Edward Piguet trat 1919 nach Ausbildung in Uhrmacherei und Handel in das Unternehmen ein und führte den kaufmännischen Bereich bis 1962. Bereits seit 1912 hatte die Leitung das Personal angemessen am Geschäftserfolg beteiligt.
Mit konsequenter Qualitäts- und Produktpolitik erwarb sich Audemars Piguet weltweit hohes Ansehen und gewann namhafte Kunden: darunter Dent und Frodsham in London, Tiffany in New York und Paris, Cartier in Paris, Bulgari in Rom, Gübelin in Luzern sowie Dürrstein in Glashütte und Dresden.

Der New Yorker Börsencrash vom 24. Oktober 1929 bremste den Aufschwung. Weltwirtschaftskrise und protektionistische Maßnahmen vieler Länder ließen die Nachfrage nach Luxusuhren nahezu versiegen. 1930 sahen sich sämtliche Uhrenbetriebe im Jouxtal zu Kurzarbeit oder zeitweiligen Schließungen gezwungen. Manche Werkstätten öffneten nie wieder, andere setzten unter neuen Eigentümern fort. AP verdankte sein Fortbestehen einem ausgeprägten Familiensinn. Auch der Uhrmacher Jacques Louis Audemars, der 1933 eintrat, pflegte diese Haltung. Als Fabrikationschef sollte er der Produktion neuen Schwung geben – 1935 verließen lediglich 116 Uhren das Haus.

Georges Golay bringt die Royal Oak
Als Georges Golay am 1. Mai 1945 antrat, hatte sich die Lage zwar verbessert, doch die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs waren deutlich. Auf Anraten des Vollblutkaufmanns leitete die Direktion eine Umstrukturierung ein. In diesem Zuge etablierte sich die Zifferblattsignatur Audemars Piguet, „& Cie.“ entfiel. Von 1966 bis 1987 prägte Golay als Generaldirektor Struktur, Philosophie und Erscheinungsbild des Hauses maßgeblich.



Mit Georges Golay verknüpft sich 1972 die Einführung der unangefochtenen Ikone Royal Oak (noch mehr Audemars Piguet Stories finden Sie hier in unserem Audemars Piguet Markenkosmos) und ihrer Derivate. 1973 stieß Golay eine tiefgreifende Reorganisation an, die Werkstätten wurden dringend erweitert. Anfang der 1980er Jahre rief er zudem eine kleine, hochmoderne Einheit für mikromechanische und elektronische Spezialitäten ins Leben: AP-Technologies. Auch nach Golays Tod 1987 führten ausschließlich externe Manager die operativen Geschäfte.
Der Vorsitz des Verwaltungsrats blieb bis 2022 jedoch in Händen der Gründerfamilie. Bis Mitte November jenes Jahres stand Yasmine Audemars, Urenkelin von Jules-Louis Audemars, dem Gremium vor. Seither hat Alessandro Bogliolo den Vorsitz.


Von Bennahmias zu Resta
Der gebürtige Italiener war mitentscheidend dafür, dass Anfang 2024 Ilaria Resta die Nachfolge des äußerst erfolgreichen CEO François Bennahmias in der Geschäftsleitung antrat. Mehr hier im Uhrenkosmos.
Der Franzose hatte in zehn Jahren an der Spitze – nicht zuletzt dank des globalen Triumphzugs der Royal Oak – den Jahresumsatz auf geschätzt über 2,3 Milliarden Schweizer Franken gesteigert. Damit rangiert das Haus in der Schweiz nach Rolex, Cartier und Omega noch vor Patek Philippe auf Platz vier. Zu diesem Sprung trugen neben jährlich rund 50.000 gefertigten Zeitmessern, mit großem Abstand angeführt von der Royal Oak, vor allem die Monobrand-Retailaktivitäten bei. Unter Bennahmias verabschiedete sich Audemars Piguet vom klassischen Mehrmarken-Fachhandel. Heute sind Uhren mit diesem Schriftzug weltweit ausschließlich in AP-Boutiquen und den sehr exklusiven AP Houses erhältlich.

Wer sich für die Geschichte der Manufaktur und ihrer Produkte interessiert, findet am Stammsitz in Le Brassus – wo derzeit ein großes neues Produktionsgebäude seiner Fertigstellung entgegengeht – reichlich Anknüpfungspunkte. In der Jura-Ortschaft öffnete am 25. Juni 2020 das von der Bjarke Ingels Group gestaltete Audemars Piguet Museum.






Im Museum zeigt AP rund 300 Uhren verschiedenster Art, viele davon als Meisterwerke der Miniaturisierung, Komplexität oder des Designs. Ergänzend lädt das in diesem Kontext neu errichtete und 2022 eröffnete Hôtel des Horlogers zum Übernachten im Joux-Tal ein.


150 Jahre Audemars Piguet
Sehr viel Audemars Piguet bietet das Anfang Oktober 2025 zum 150. Firmenjubiläum von Flammarion in englischer Sprache publizierte Buch The Watch – Stories and Savoir Faire. Auf knapp 600 Seiten bietet dieses Werk einen Überblick über Geschichte und Praxis der Uhrmacherei. Die mehr als zwölf Autorinnen und Autoren sowie mehr als vierzig weitere Mitwirkende beschäftigen sich unter anderem mit Komponenten wie Zifferblatt, Gehäuse, Band, Uhrwerk und Komplikationen, dazu Techniken und spezialisierte Fertigkeiten. Hinzu gesellen sich Interviews, Fotos, Illustrationen und Archivmaterial.
Zu Wort kommen Zulieferer, Handwerker, Techniker, Designer und Ingenieure. Das von Heritage-Chef Sebastian Vivas geleitete Heritage-Team würzte die Fülle an technischen und historischen Inhalten mit ebenfalls sehr lesenswerten Anekdoten. In Europa ist dieses Softcover-Buch ab sofort für rund 60 Euro erhältlich.









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