Besonders Vintage Fans sehnen den Katalog der Monaco Legend Group Herbstauktion 2025 nach einem langen, uhrenlosen Sommer herbei. Vom 18. bis zum 19. Oktober eröffnet das Auktionshaus in drei Sessions die europäische Saison im Fürstentum. Zwischenzeitlich gibt es auch eine Preview Tour, so dass ich vor ein paar Wochen schon die Gelegenheit hatte, einen Blick auf die wichtigsten Lose zu werfen.
Für mich hat sich die Reise zu den „Geneva Watch Days“ gelohnt, was denen nicht entgangen sein wird, die meinen Bericht zur Mondani Mondphasen Rolex mit schwarzem Brillant-Blatt oder den zur Patek Referenz 1518 in Stahl gelesen haben. Die Mondani Uhr ist Teil des Katalogs, der jetzt komplett öffentlich ist. Insgesamt sind es mit 270 Losen zu viele Uhren, um auf alle interessanten einzugehen, womit ich gezwungen war, eine Auswahl zu treffen, die natürlich subjektiv ist.

Patek Philippe Foret Vierge Cloisonné Modell 2481
Keinesfalls lässt sich aber das zweite Top-Los ausblenden, selbst wenn es nur eine schmale Schicht von Kennern erreicht, die seine Schönheit und Seltenheit angemessen zu würdigen verstehen. Die Uhr ist ein Kunstwerk im wörtlichen Sinn.
Während der 1950er Jahre bezogen viele der führenden Schweizer Uhrenhersteller die Zifferblätter des Genfer Ateliers Cadrans Stern Frères. Das Geschäft mit den Zifferblättern wurde nach der Übernahme von Patek Philippe abgespalten und komplett separat, durch andere Mitglieder der Sternfamilie weitergeführt. Dadurch war es möglich, Kunden von Vacheron Constantin oder Rolex, bis natürlich hin zu Patek Philippe selbst, weiter zu betreuen, ohne dabei Interessenkonflikte zu riskieren.
Das obere Ende des Angebots bildeten damals Email-Zifferblätter, wie man sie heutzutage höchstens noch im Rare Handcrafts Programm von Patek findet. Beim Blatt von Los 270 kam die Cloisonné Technik zur Anwendung, bei der zuerst hauchdünne Golddrähte aufgelötet wurden. Die entstandenen Segmente wurden dann mit unterschiedlich gefärbtem, aber transparentem Emaille Pulver befüllt und schließlich im Ofen erhitzt. Wegen der hohen Temperaturen waren die Blätter selbst meist auch aus Gold.

Die, von den Künstlern bei Stern erzielten Resultate waren spektakulär. Das „Foret Vierge“ Design und seine Umsetzung werden Marguerite Koch zugerechnet, die ihre Inspiration beim post-impressionistischen Maler Paul Gaugin suchte, der bekanntermaßen seine Familie verließ, um die Tropen zu bereisen. In einigen seiner berühmtesten Gemälde bildet der Regenwald auf Tahiti den Hintergrund für die Präsentation lokaler Schönheiten.
Die Zifferblätter sind von beeindruckender Tiefe, mit weit am Horizont stehenden Gebirgen und Früchten im Vordergrund, die zum Greifen nah erscheinen. Die Farben sind sehr lebhaft, ohne dabei ordinär zu wirken. Weniger als 30 ähnliche Blätter sollen existieren, die natürlich jeweils sehr hohe Summen aufrufen, wenn eines von ihnen zum Verkauf steht.

Die Uhr selbst wird vom begehrten Kaliber 27 SC mit Zentralsekunde angetrieben und verfügt über ein vergleichsweise großzügiges 36,5 Millimeter Gehäuse aus Gelbgold, das dem Atelier C&B Dubois in Le Locle zugeschrieben wird. Die Provenienz des Stücks ist durchgängig belegt und beweist, Uhr und Zifferblatt wurden gemeinsam geboren.
Die Monaco Legend Group bemüht sich sehr, die Schätzung von 400.000 – 800.000 Euro mit Ergebnissen aus der Vergangenheit zu begründen, obwohl auch weit weniger bedeutende Uhren heutzutage Preise im siebenstelligen Bereich erzielen.
Patek Philippe Chronograph Modell 1518 mit Ewigem Kalender und Mondphase
In meinem jüngsten Artikel zur legendären Patek Philippe Referenz 1518 in Stahl habe ich versucht zu erklären, warum dieses Modell so entscheidend für die Entwicklung der Marke in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war und dass deshalb jedes einzelne Exemplar dieser Referenz als bedeutende Uhr gelten kann. Die Lose 170 und 220 der Herbstauktion 2025 sind zwei gelbgoldene Beispiele, die sich beide in einem attraktiven Zustand zu befinden scheinen.
Der erste der beiden Chronographen ist frisch auf dem Auktionsmarkt und verfügt über ein seltenes Zifferblatt mit „Übergangsgrafik“. Die Patek Philippe Signatur ist um das ‚& Co‘ gekürzt, benutzt aber noch den Schrifttyp der ersten Serie. Die Uhr wurde durch die Familie des ersten Besitzers eingeliefert, so dass es ein wenig überrascht, dass die Schätzung unter der des vergleichbaren Stückes aus Los 220 liegt. Deren Zustand wird allerdings ausdrücklich gelobt, daher ist Interessenten das Mitbringen einer guten Lupe empfohlen.

Das Schwestermodell zur 1518, der Patek Philippe Ewiger Kalender mit der Referenz 1526, basierend auf dem Manufaktur Kaliber 12-120 ist ebenfalls in der Auktion als Los 41 vertreten. Die wunderschöne Uhr verfügt über ein Roségold Gehäuse von Vichet und wird mit einem passenden Milanaise Armband angeboten. Für eine Uhr wie diese ist die Taxierung von 200.000 – 400.000 Euro niedrig. Das liegt daran, dass das Exemplar mit einem anderen Zifferblatt und ohne Armband bekannt wurde. Allerdings sind beide Teile periodengerecht und das Zifferblatt ist ein Original. Daher erfährt der Liebhaberwert keinen Abbruch.

Patek Philippes Grandes Complications
Chronographen mit ewigem Kalender waren der Ausgangspunkt von Pateks Grandes Complications Serie. Diese Konfiguration wird bis heute gepflegt. Die Referenz 1518 wurde Mitte der 1950er Jahre durch das Modell 2499 in einem modernisierten Gehäuse, aber noch immer mit dem vom Valjoux Basis Kaliber abgeleiteten Uhrwerk 13‘‘‘QC abgelöst.
Die Produktion der Referenz 2499 endete im Jahr 1986, als Valjoux die Lieferung von Chronographen Uhrwerken mit Kronenrad einstellte. Nouvelle Lémania, der zweite bedeutende Produzent von Chronographen Ebauches aus dem Vallée de Joux, sprang mit dem Rohwerk 27-70 ein, das exklusiv für Patek Philippe hergestellt wurde und im Modell 3970 zum Einsatz kam.
Damals war Patek aber nicht mehr alleiniger Hersteller von Chronographen mit ewigem Kalender. Entsprechend wurde mit dem Modell 5004 auf der Basis des neuen Uhrwerks ab dem Jahr 1994 eine Uhr angeboten, die ein Schleppzeiger Chronograph mit ewigem Kalender war. So wurde die Dominanz im Segment für komplizierte Armbanduhren wiederhergestellt.
Das Modell wurde über die Jahre mit gelb-, rot- und weißgoldenen Gehäusen des Ateliers Guillod & Cie hergestellt, am häufigsten findet man heute aber Exemplare in Platin-Gehäusen wie in Los 259. Bisher ist nur eine Handvoll von Uhren in Stahlgehäusen aufgetaucht. Alle stammen wie auch das Los 20 aus dem letzten Produktionsjahr 2012. Diese Variante ist niemals in den offiziellen Katalogen aufgetaucht.

Ab 2011 wurde das Nouvelle Lémania Kaliber 27-70 von einem eigenen Chronographen Uhrwerk ersetzt. Zwischenzeitlich wurden noch kompliziertere Uhren mit und ohne Chronographen Funktion entwickelt. Eine der schwierigsten Komplikationen bei Armbanduhren sind Schlagwerke (mehr über die Geschichte der Uhren mit Schlagwerk gibt es hier auf Uhrenkosmos.com zu lesen), weil das kleine Gehäuse zusätzlich als Resonanzkörper dienen muss.
Model 5208 aus Los 213 ist ein Chronograph mit Minutenrepetition, augenblicklichem ewigen Kalender mit Mondphasen- und Schaltjahresindikation. Zu allem Überfluss ist das Uhrwerk automatisch angetrieben. Nicht weniger als 719 Einzelteile (63 Steine) waren notwendig, um diese mechanische Glanzleistung abzubilden. Dabei ist die Uhr mit 42 Millimetern nicht einmal auffällig groß.
Los Nummer 73 ist auch so ein Meisterstück. Die Uhr ist kein Chronograph, aber die Minutenrepetition und der ewige Kalender werden in diesem Fall durch ein Tourbillon ergänzt. Kein anderer Hersteller ist in der Lage solche Modelle in Serie zu fertigen, weil die Produktion zu viel Handarbeit erfordert, die nur von Meisteruhrmachern geleistet werden kann. Patek Philippe beschäftigt und trainiert mehr derart hochqualifizierte Mitarbeiter als irgendein anderes Haus.

Super Komplikation FP Journe Astronomic Souverain
Es muss allerdings erwähnt werden, dass sich in den letzten 20 Jahre eine neue Generation unabhängiger Uhrmacher zu Wort gemeldet hat, die ebenfalls mit „Überuhren“ auffallen konnte. Francois Paul Journe ist durch George Daniels, einem der am meisten respektierten Uhrmacher des 20. Jahrhunderts inspiriert. Der wiederum fühlte sich in der Tradition des großen Abraham Louis Breguet.
FP Journe ist es geglückt, mit Kreationen wie dem Tourbillon à Remontoir d’Egalité oder dem Chronomètre à Resonánce (Los 81) Preise zu gewinnen und wichtiger Weise ist es ihm auch gelungen, eine wiedererkennbare Design-Sprache zu entwickeln. Frühe Exemplare erzielen Rekordpreise und auch die komplizierteste Uhr der Monaco Legend Group Herbstauktion 2025 ist eine FP Journe (Los 152). Die Astronomic Souverain vereint 18 unterschiedliche Funktionen und Komplikationen und ihr Uhrwerk besteht aus nicht weniger als 758 Teilen (68 Steine), also knapp mehr als die Patek Philippe aus Los 213. Da fragt man sich, ob diese Zahlen tatsächlich Zufälle sind.

Einfach schön: Simple Chronographen von Patek, Vacheron und Rolex
Pateks legendäre 1518 wäre nicht ohne den einfachen Chronographen Modell 130 aus dem Jahr 1934 möglich gewesen. Genau das ist der Grund, aus dem die Patek Referenz 130 der wahrscheinlich beste Chronograph seiner Zeit sein musste. Und so wurde er auch zu einer der bis heute beliebtesten Sammleruhren von Patek. Die Uhr wurde kurz nach der Erfindung der 2 Drücker Start/Stopp und Reset Konfiguration eingeführt, die bis heute Standard ist. Zusätzlich hatte sie ein Gehäuse im Calatrava Stil, der mit der Einführung des legendären Modells 96 markentypisch wurde.
Am wichtigsten war aber das Uhrwerk auf Basis des Valjoux 13‘‘‘ Ebauches, das damals von vielen Marken benutzt wurde. Bei Patek wurde es aber aufwendiger als bei irgendeinem anderen Hersteller verfeinert, weil von vornherein geplant war, es später mit dem ewigen Kalender der Referenz 1518 aufzubauen.

Das Los 10 ist ein sehr schönes Beispiel der Patek Philippe Referenz 130 in Gelbgold. Hervorstechendes Merkmal ist ihr Zifferblatt in zwei Silbertönen mit emaillierter Grafik und Sektor Einteilung. Über die Jahre hat es eine Patina angenommen, die es nicht älter, sondern schöner aussehen lässt. Wie bei einem guten Bordeaux oder Riesling steigert in diesem Fall das Alter den Wert des Stückes.
Das Los 125 ist ein ähnliches Modell aus den 1940er Jahren, allerdings von Vacheron Constantin. Das Gehäuse dieser Referenz 4072 ist noch etwas größer, als das der Patek und es ist aus Roségold. Trotzdem ist auch hier das Zifferblatt der wichtigste Treiber des Wertes. Pulsationsskalen sind selten und bei Liebhabern von Gentleman-Chronographen beliebt. Diese Vacheron hat aber zusätzlich noch eine Atmungsskala. Die Standard Tachymeter Funktion ist deshalb schneckenförmig aus der Mitte des Zifferblattes angeordnet. Das macht dieses Exemplar zu einer wertvollen Antiquität.
Eine Stahlversion der Vacheron Referenz 4072 ist auch im Angebot (Los 243). Ihre Bewertung liegt aufgrund der Seltenheit des Gehäusematerials sogar noch oberhalb derer des Doktor-Chronographen, obwohl sie dessen Schönheit nicht erreicht.

Die Rolex mit der Losnummer 46 ist auch ein Modell für den zivilen Einsatz und sie ist für viele Enthusiasten noch bemerkenswerter als die Patek oder die Vacheron. Die Gehäusenummer der Rolex Referenz 2811 lässt vermuten, dass die Uhr noch vor ersten Exemplaren von Pateks Modell 130 produziert wurde. Trotzdem ist ihr Gehäuse ähnlich geformt wie das einer Calatrava, allerdings mit zwei Ausnahmen: die olivenförmigen Drücker und die breite, flache Lünette dokumentieren die Art Deco Erbschaft des Gehäuses von Favre Perret in Le Locle.
Das Werk der Uhr ist ebenfalls ein 13-Linien Ebauche von Valjoux. Die Veredlung dieser Werke beschränkte sich bis Mitte der 1950er Jahre auf die sorgfältige Regulierung, für die Rolex bis heute bekannt ist. Auch bei diesem Stück ist das Zifferblatt noch wichtiger für die Wertschätzung passionierter Sammler. Die Kombination aus oxidfreiem Silber, das sich im Lauf der Zeit nicht grau, sondern elfenbeinfarbig verändert hat, mit dem hellen Kupferton der erhabenen Stundenzeichen, der sich in der Trennung der äußeren Telemeter Skala und in den Zeigern wiederholt, steht im krassen Gegensatz zum nüchternen Stahl des Gehäuses.
Ich konnte mich selbst vom Charisma dieser Uhr überzeugen, das ihre Größe von nur 33 Millimetern leicht in den Schatten stellt. Auch dieses Blatt hat eine Tachymeter Skala in Schneckenform und die Signatur des Mailänder Händlers „Verga“ ist wie die unerwartete Kirsche auf dem Kuchen, bedenkt man das Alter der Uhr.
Noch mehr lesenswerte Vintage-Artikel finden Sie auf meinem Uhrenblog addisontime.com.








Welchen Betrag zahlt Ihnen dieses Auktionshaus für die Werbung? Schade, dass Uhren Kosmos scheinbar auf diesem Niveau nunmehr ist.
Lieber Martin,
das ist natürlich schade, dass Ihnen der Artikel nicht gefallen hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich etwas verwundert darüber bin. Denn ich persönlich würde diesen Artikel als ausgesprochen sachkundig und profund bewerten. Es geschieht nicht oft, dass ein Artikel sich derart kenntnisreich mit herausragenden Uhren des weltweiten Auktionsbetriebs beschäftigt.
Mit besten Grüßen
Wolfgang Winter