Kalender-Armbanduhren bei Audemars Piguet
Das Jahr 2023 bringt mit der Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender Automatik Ultraflach 41 mm ein echtes Highlight. Der Vorstellung dieser Armbanduhr mit Klassiker-Potenzial soll eine Beschäftigung mit den durchaus interessanten Hintergründen vorangehen. Die führen zurück ins Jahr 1921, als das Familienunternehmen seine erste Kalender-Armbanduhr, mit kissenförmigem Gehäuse vorstellte. Gefertigt wurde sie für Juwelier Gübelin in Luzern.
Allerdings verlangte das Kalendarium in allen Monaten mit weniger als 31 Tagen nach manueller Korrektur. Viele weitere Zeitmesser dieses Typs folgten in den anschließenden Jahrzehnten.
Bis zum ersten ewigen Kalender aus Le Brassus mussten sich die Fans des Familienunternehmens aus dem Vallée de Joux bis 1948 gedulden. Mit tatkräftiger Unterstützung des unabhängigen Uhrmachers Alfred Aubert entstanden bis 1957 insgesamt zwölf komplizierte Armbanduhren dieses anspruchsvollen Genres.
Die Besonderheit von neun Exemplaren der Referenz 5516 mit dem Kaliber 13VZSSQP bestand in einer Schaltjahresanzeige.
Drei Stück besaßen bei „6“ eine 48-Monate-Indikation, sechs bei „12 einen zusätzlichen 4-Jahres-Zeiger. Letztgenanntes Merkmal durfte zugleich auch als Weltpremiere gelten. Jeweils exakt gegenüberliegend ließ sich die aktuelle Lichtphase des Mondes ablesen.
Bestseller
1967 sorgte das 2,45 mm flache Zentralrotor-Automatikkaliber 2120 für Aufsehen. Es widerlegte die bis dahin verbreitete Auffassung, dass sich weniger als drei Millimeter Bauhöhe lediglich mit Mikrorotoren bewerkstelligen ließen. Die zentral angeordnete und gelagerte Schwungmasse mit 21-karätigem Goldsegment stützen vier peripher angeordnete Rubinrollen. Und das unüberhörbar. Dieses Uhrwerk taugte perfekt zum Ansteuern eines nicht minder flach ausgeführten ewigen Kalenders. Für dessen Roh-Kadratur zeichnete Dubois-Dépraz verantwortlich.
1978 gab das aus 292 Komponenten assemblierte Kaliber 2120/2800 seinen Einstand in der Referenz 5548 (25548). Samt ewigem Kalender mit Mondphasenindikation baute es 3,95 mm flach. Bis 1990 entstanden insgesamt 2.187 Exemplare. Auf eine Schaltjahresanzeige mussten die Käufer dieser klassischen Armbanduhr, welche anderen Marken als Vorbild diente, noch verzichten. Alles in allem bewährten sich 7.291 Stück des von 1977 bis 1993 hergestellten 2120/2800 in 70 Referenzen, von denen es mindestens 190 verschiedenen Versionen gab.
Daran änderte sich auch 1984 nichts, als Audemars Piguet dieses Uhrwerk auch im Klassiker Royal Oak nutzte. Bei der ersten Referenz 5554 (25554) handelte es sich um eine echte Rarität. In Gold entstanden 229, in Stahl 49 und in Platin lediglich ein Stück. Hilfreiche Orientierung im Schaltjahres-Zyklus und damit leichteres Einstellen nach längerem Liegen gestattete ab 1997 das 4,05 Millimeter hohe Automatikkaliber 2120/2802.
Ungeachtet der kalendarischen Komplexität, die rein theoretisch erst Ende Februar 2100 eine manuelle Korrektur erfordert, war die Mondphasenanzeige stets simpler Natur. Alle zwei Jahre und sieben Monate weicht sie einen Tag von der astronomischen Norm ab.
Kalenderwoche ab 2015
Die Kalender zeigten 2015, als unter der Ägide von François Bennahmias bei Audemars Piguet eine neue Kalender-Ära anbrach. Möglich machte es das Manufakturkaliber 5134. Das aus 374 Teilen zusammengefügte Oeuvre fand sich natürlich im Flaggschiff Royal Oak. Als gute alte Bekannte präsentierte sich in diesem Zusammenhang das gründlich optimierte und in eigener Verantwortung gefertigte Basis-Uhrwerk 2120 mit rund 40 Stunden Gangautonomie. Summa summarum beträgt die Bauhöhe des weiterhin mit ungewöhnlichen 2,75 Hertz oszillierenden Mikrokosmos 4,31 Millimeter. Das Plus von knapp 0,3 mm gegenüber dem 2120/2802 ist zwei Aspekten geschuldet: zum einen der komplett neuen Kalender-Konstruktion und überdies auch noch zwei zusätzlichen Funktionen.
Dazu gehört eine Indikation der Kalenderwochen nach ISO 8601. Gemäß der in Europa üblichen Zählweise ist die erste Kalenderwoche diejenige, welche den ersten Donnerstag des Jahres enthält. Außerdem liefert Audemars Piguet eine neu berechneten und deswegen deutlich präzisere Mondphasenindikation.
Erst nach 125 Jahren und 317 Tagen geht sie um 24 Stunden falsch. Ein weiteres Merkmal besteht darin, dass sich die Schaltjahresmechanik auf einer Ebene über dem Monatsnocken befindet. Eine deutlich bessere Ablesbarkeit von Datum, Wochentag, Monat und Schaltjahreszyklus bewirkt die Vergrößerung der Kadratur auf 29 Millimeter.
Ultraflaches Kaliber 5133
Das altbewährte Automatikkaliber 2120 dient auch als Motor für einen kalendarischen Weltrekord des Jahres 2018. Das Ensemble mit Kalender-Kadratur misst 32 Millimeter uns nennt sich als Gesamtkunstwerk 5133. Es besteht aus 256 Bauteilen und baut insgesamt weniger als drei Millimeter hoch. Konkret sind es 2,89 Millimeter. Voraussetzung für den damaligen Superlativ war eine komplett neue Konstruktion der logischer Weise vorderseitig und damit unter dem Zifferblatt montierten Mechanik zur Anzeige von Datum, Wochentag, Monat, Schaltjahreszyklus und Mondphasen. Letztere muss erst in 125 Jahren händisch richtiggestellt werden. Korrektes Einstellen des Kalendariums erleichtert eine Tag-/Nacht-Anzeige bei „8“.
Audemars Piguet hatte übrigens zwei Patente beantragt, und natürlich auch zugesprochen bekommen. Eines bezieht sich auf die Integration der Kurvenscheibe für das Monatsende in das Datumsrad, das andere auf die Kombination von Monats-Kurvenscheibe und Monatsrad. Beides, die Anordnung auf einer Ebene und dazu die Verwendung des Zifferblatts als Brücke sind wesentliche Beiträge für die ultraflache Ausführung des Uhrwerks.
Bei der 2019 lancierten Royal Oak 26586IP.OO.1240IP.01 schützt eine Titanschale mit achteckiger Platinlünette dieses Uhrwerk. Am Handgelenk trägt das Ganze lediglich 6,3 Millimeter auf. Längs ausgerichteten Platin-Bindeglieder halten das ansonsten aus Titan gefertigte Armband zusammen.
Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender
In 2023, dem letzten Dienstjahr von François Bennahmias, geht die Royal Oak Ewiger Kalender Automatik Ultraflach in 41 mm an den Start. Gehäuse und Armband der Referenz 26586TI.OO.1240TI.01 bestehen komplett aus satiniertem Titan (die Vorzüge von Titangehäusen zeigen wir hier auf). Auf das Zifferblatt und die genannten Indikationen sowie rückwärtig auf das Automatikkaliber 5133 blickt man durch entspiegeltes Saphirglas.
Übrigens ist die Gesamthöge nochmals um 0,1 auf nur noch 6, 2 Millimeter geschrumpft. Vor Duschen oder Schwimmen mit diesem uhrmacherischen Gesamtkunstwerk sei dringend abgeraten. Die Wasserdichte reicht nämlich nur bis zwei bar, was rund 20 Meter entspricht.
In einem AP-House oder einer AP-Boutique werden für diese Armbanduhr mit rauchig-blauem Sonnenschliff-Zifferblatt und Weißgold-Leuchtzeigern 137.000 Schweizerfranken plus Mehrwertsteuer fällig. Umgerechnet in Euro wird jeweils tagesaktuell. Wer also mit 165.000 Euro für eines der insgesamt 200 ultraflachen Audemars Piguet Royal Oak Ewiger Kalender Automatik Exemplare dieses gleichermaßen klassischen wie niedrig bauenden Zeitmessers kalkuliert, liegt ungefähr richtig.
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