Man hat mit vielem gerechnet. Aber dass Ilaria Resta, eine Frau ohne jeglichen Uhrenbackground, Audemars Piguet CEO wird, ist gelinde gesagt eine Überraschung. Insbesondere, da durchaus geeignete Kandidaten von Luxus-Uhrenmarken im Gespräch waren, denen man den Posten des CEO der renommierten und höchst profitablen Uhrenmarke Audemars Piguet zugetraut hätte.
Doch nun kam alles anders und Ilaria Resta wird spätestens ab dem 1. Januar 2024 die Position des Chief Executive Officer Audemars Piguet von Francois-Henry Bennahmias übernehmen. Die Italienerin mit schweizerischer Staatsangehörigkeit bringt zwar eine stattliche, 26-jährige Erfolgsbilanz und viel internationale Erfahrung in Führungspositionen mit. Nur der Uhren-Sektor ist in ihrem bisherigen Schaffensgebiet nicht aufgetaucht.
Stattdessen agierte Ilaria Resta, abgesehen von ihrer letzten Station ab März 2020 als Präsidentin des Bereichs Global Perfumery & Ingredients beim Duftspezialisten Firmenich, über 26 Jahre in verschiedenen internationalen Positionen bei Procter & Gamble. So baute sie in ihrer Zeit bei Procter & Gamble erfolgreich verschiedene globale Brands wie Tide, Ariel, Fairy, Swiffer, Duracell, Pantene, Head & Shoulders und weitere Marken aus und auf. Dabei wies sie in ihrer Zeit bei P&G nicht nur eine ausgewiesene Expertise im Markenaufbau, Vertrieb wie strategischer Geschäftsplanung nach. Resta sorgte in ihren Bereich für stark steigende Gewinne, bzw. sorgte sie bei der etwas verkantet im P&G Portfolio liegenden Batterie-Marke Duracell dafür, dass die Marke aufgehübscht und anschließend bestens verkauft wurde.
Ein Schelm, wer jetzt nun Arges denkt und davon ausgeht, dass Ilaria Resta die Braut hübsch machen soll, damit AP endlich unter das Dach von LVMH oder Richemont schlüpfen kann. Derlei Gedanken werden aus dem Kreis der Eigentümer weit von sich geschoben und man spricht von weiterem Markenaufbau und großem Wachstum. Was grundsätzlich nicht in Abrede steht, da die langjährige Procter & Gamble Managerin Resta tatsächlich über einen ausgezeichneten Ruf verfügt und sich erfolgreich im Haifischbecken, karriere-orientierter Männlichkeit in Genf behaupten konnte. Was ja im Jura nicht schaden muss.
Gleichwohl überrascht die Ernennung schon, die vom Verwaltungspräsidium unter der Leitung des früheren Tiffany-Bosses Allesandro Boglioli verkündet wurde. Wobei davon auszugehen ist, dass diese Entscheidung zu keinem geringen Anteil von Jasmine Audemars (ein interessantes Interview dazu mit dem Ex-CEO François Bennahmias gibt es hier zu lesen), der Urenkelin des Firmengründers Jules-Louis Audemars, geprägt ist. Vertritt sie doch die Stimmen der Eigentümer der Audemars-Piguet-Stiftung.
Es wird auch nicht so sein, dass die neue CEO Resta sich auf dem Erreichten ausruhen könnte. Dafür sind die Probleme zu offensichtlich. Denn zum einen ist Audemars Piguet immer noch ein One-Trick-Pony und gänzlich vom Erfolg der Royal Oak abhängig. Zum anderen scheint, glaubt man den Zahlen der CPO-Uhrenbörsen, der Royal Oak Hype deutlich abzuflachen. Dabei sind die weltweiten AP Häuser Segen und Fluch zugleich. Einerseits tat der Direktverkauf unter Verzicht auf störende Juweliere dem Ergebnis von Audemars Piguet sehr gut. Andererseits ist der Betrieb der AP-Boutiquen und Flagship-Häuser ein teures Vergnügen.
Aber wenn man etwas bei Procter lernt, dann sind dies Deckungsbeitragsrechnungen und Kostendisziplin. Beides Punkte, bei denen insbesondere LVMH in den letzten Jahren zeigte, dass derlei Unterfangen die Rendite kräftig steigen lässt.
Ilaria Resta
Die neue AP Geschäftsführerin verfügt über einen Bachelor-Abschluss in Marketing & Wirtschaft, dem anschließend ein Master-Abschluss in Finanzmathematik der Universität Neapel folgte. Wobei zu erwähnen ist, dass die Universität Neapel, anders als der Ruf der Stadt Neapel vermuten lässt, über einen ausgezeichneten Ruf verfügt. Für ihre internationale Karriere sicherlich förderlich sind auch die Fremdsprachenkenntnis von Ilaria Resta. So spricht die Top-Managerin neben ihrer Muttersprache Italienisch noch fließend Französisch, Englisch und Spanisch.
Sollte die verheiratete zweifache Mutter noch über Freizeit verfügen, so verbringt sie diese mit Tennis und Skifahren. Angesichts der Internationalität von Audemars Piguet und der Abhängigkeit der Ergebnisse vom amerikanischen und asiatischen Markt, dürfte auch ihr Hobby Reisen in Zukunft nicht zu kurz kommen.
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