California Dreamin' Uhr

Panerai Radiomir California PAM01349 mit Sunshine State Zifferblatt

Erstmals offeriert Panerai eine nur 45 Millimeter messende Radiomir mit dem so genannten California-Zifferblatt. Im brünierten Stahlgehäuse tickt das Handaufzugskaliber P.5000.

von | 23.05.2023

Irrtumsfreies Zifferblatt 

Natürlich besitzt auch die neue, zur Watches & Wonders 2023 vorgestellte Panerai Radiomir California, Referenz PAM01349 eine authentische Geschichte. Und die beginnt Mitte der 1930-er Jahre. Der besondere Reiz dieser nicht limitierten Armbanduhr besteht im sogenannten California Zifferblatt mit römischen Stundenziffern in der oberen und arabischen in der unteren Hälfte.

Rolex Patent 1942 des lese-sicheren Leuchtblatts heute salopp California Dial genannt

Rolex Patentschrift 1942 zum lese-sicheren Leuchtblatt, heute salopp California Dial genannt

Dessen Genese reicht zurück bis ins Jahr 1941. Am 30. Mai beantragte Montres Rolex, welche für Panerai die kissenförmigen Radiomir-Modelle von A bis Z fertigte, Schutz für ein irrtumsfreies oder nach eigenen Worten  lese-sicheres Leucht-Zifferblatt. Das von den Behörden zuerkannte Patent datiert auf den 15, Juni 1942. Den Antrag begründete die Manufaktur u.a. mit folgenden Worten:

 „Das Zifferblatt von FIG. 1 ist ein rundes Zifferblatt mit einem Stundenkreis mit zwölf Zeichen, eines für jede Stunde. Die Zeichen für die Stunden 10 und 11 sowie 1 und 2 sind römische Ziffern, die für die Stunden 4 und 5 sowie 7 und 8 arabische Ziffern und die für Mittag, 6 Uhr, 3 Uhr und 9 Uhr, einfache geometrische Elemente, nämlich ein Dreieck und drei horizontale Stäbe.

 Es wird sich zeigen, dass diese Anordnung eine klare und einfache Umdrehung der Stunden ergibt, die mit Leuchtmasse leicht zu realisieren ist und ein einfaches Ablesen der Zeit ermöglicht, insbesondere bei Armbanduhren, deren Zifferblätter relativ klein sind. Die Tatsache, dass die römischen Ziffern die Hälfte des Zifferblatts einnehmen und die arabischen Ziffern die andere, unterscheidet diese beiden Hälften deutlich voneinander. Außerdem wurden die römischen Ziffern gewählt, weil sie am einfachsten auszuführen und am leichtesten zu lesen sind.“

Rolex Anzeige 1943 für die Oyster Perpetual mit lese-sicherem Zifferblatt

Rolex Anzeige 1943 für die Oyster Perpetual mit lese-sicherem Zifferblatt

Genese der Radiomir Panerai

Weil es schlichtweg nicht existierte, war von diesem Zifferblatt bei der ersten Rolex-Referenz 2533, welche Panerai in sehr geringen Stückzahlen orderte und von 1936 bis 1938 an die italienischen Militärs lieferte, auch noch nicht die Rede.

Rolex Katalog um 1936 mit der großen, kissenförmigen Oyster Referenz 2533

Rolex Katalog um 1936 mit der großen, kissenförmigen Oyster Referenz 2533

Dieser tickende Jumbo verkörperte vermutlich eine um 90 Grad nach rechts gedrehte Lépine-Taschenuhr mit angelöteten Bügeln zur Befestigung des Armbands und dem 16-linigen von Cortébert zugelieferten Handaufzugskaliber 618. Natürlich passte Rolex das Zifferblatt entsprechend an. Dadurch wanderte die kleine Sekunde zur „9“-

Panerai-Rolex Radiomir 2533 Prototyp von 1937, Referenz 3646 mit California Dial, 1944, und 3642 Aereal Reconnaissance Italian Forces von 1943 (Antiquorum)

Drei frühe Panerai Armbanduhren: Radiomir 2533 Prototyp von 1937, Referenz 3646 mit California Dial, 1944, und ganz rechts 3642 eine Aereal Reconnaissance Italian Forces von 1943 (Antiquorum)

Giuseppe Panerai dürfte die Größe des Gehäuses beeindruckt haben, denn mit ihr gingen auch entsprechend dimensionierte Zifferblätter und Zeiger einher, welche das Ablesen bei Kampfeinsätzen unter Wasser deutlich erleichterten.

Rechnung Rolex an Panerai,1939 (Francesco Ferretti)

Im Jahr 1939 an Panerai ausgestellte Rechnung der Genfer Rolex Watch C. Ltd. (Francesco Ferretti)

Nachdem es offenbar einige Probleme mit der immens wichtigen Wasserdichtigkeit gab, folgte die speziell für Panerai entwickelte und bis 1944 in einer Auflage von 211 Exemplaren produzierte Referenz 3646. Für diese Armbanduhr erhielt der Florentiner Partner erhielt 15 Jahre währende Exklusivrechte. Allerdings verblieb das geistige Eigentum an den Entwürfen bei Rolex. Zifferblätter steuerte Panerai bei. Trotz trüben Wassers in feindlichen Häfen war die Leuchtkraft derart hoch, dass die Kampftaucher ihre Uhren mit Tüchern abdecken mussten, um nicht von gegnerischen Truppen an der Oberfläche entdeckt zu werden.

Panerai Radiomir 3646 Kampfschwimmer

Panerai Radiomir Referenz 3646 "Kampfschwimmer" für die deutsche Kriegsmarine

Die vermutlich aus Gründen der Geheimhaltung niemals patentierte Leuchtmasse Radiomir war eine Substanz auf Basis des hochradioaktiven Radium 226. Derartige selbstleuchtende Radiummischungen kannte die Industrie bereits seit 1903. Im Laufe der Zeit entwickelte G. Panerai e Figlio eine ganze Reihe unterschiedlicher Zifferblätter in komplexer Sandwich-Bauweise. Letztere gestattete die Aufnahme eines möglichst hohen Quantums leuchtender Radiomir-Paste.

Panerai Radiomir Referenz 3646, California Dial, Handaufzugskaliber Cortébert-Rolex 618, 1944

Panerai Radiomir Referenz 3646, California Dial, Handaufzugskaliber Cortébert-Rolex 618, 1944

Begehrt in Kalifornien

Wie es bei Panerai zur Verwendung der lese-sicheren Zifferblätter mit römischen und arabischen Indexen kam, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Ihren Weg in die von Rolex für das italienische Familienunternehmen hergestellten Armbanduhren fanden sie 1944. Der Verlauf des Zweiten Weltkriegs hinderte Panerai wohl an der eigenen Zifferblattproduktion. Daher erstreckte sich die Bestellung auf Zeitmesser inklusive Zifferblatt. 

Panerai Radiomir Ref 3646 mit so genanntem Califiornia Dial, 1944

Panerai Radiomir Ref 3646 mit so genanntem California Dial, 1944

Jene mit California-Typographie lieferten die Genfer Stern Frères in zwei verschiedenen Chargen ohne und mit Zifferblattfüßen zu. Erstere resultierten wohl aus einem Irrtum, weil Stern sie zur Verwendung in einer Lépine-Taschenuhr mit Aufzugs- und Zeigerstellkrone bei „12“ bedruckte. Um die Blätter um 90 Grad nach links gedreht in Armbanduhren nutzen zu können, entfernte man die Füße. Die Befestigung am Werk erfolgte durch gegenüberliegende Verschraubung bei „12“ und „6“. Erst bei der zweiten Charge erfolgte das Bedrucken in der richtigen Weise.

 

Rolex Oyster Perpetual mit lese-sicherem Leucht-Zifferblatt,1943 (Antiquorum)

Rolex Oyster Perpetual mit lese-sicherem Leucht-Zifferblatt,1943 (Antiquorum)

Stellt sich zum Schluss der rückblickenden Betrachtungen die Frage, wie es zum Namen California Dial kam. Eine Erklärung verknüpft sich mit dem Rolex Bubble-Back-Boom im kalifornischen Los Angeles in den späten 1980-er Jahren. Weil sich diese Uhren mit dem irrtumsfreien Zifferblatt besonderer Beliebtheit erfreuten und teurer verkauften, ließen geschäftstüchtige Händler Original-Zifferblätter in großem Stil dementsprechend auffrischen.

Panerai Radiomir California PAM01349 (2023)

Panerai Radiomir California, Referenz PAM01349, 12.500 Euro

Panerai Radiomir California

Zurück zum 2023-er Newcomer. Er ist keineswegs die erste Radiomir, welche Panerai mit dem so genannten California-Dial ausstattet. Zu den Vorgängern gehören die Referenzen PAM00249, PAM00424, PAM00448 und PAM00931.

Panerai Radiomir California Dial limited Edition, Ref PAM00448, 2012

750 Exemplare à 6.600 Euro fertigte Panerai von der 2012 lancierten Boutique-Edition der Radiomir California Dial Referenz PAM00448. An Bord ist das Handaufzugskaliber P.3000 mit 72 Stunden Gangautonomie

Eine Besonderheit der neuen PAM01349 besteht einmal in ihrem 45-Millimeter-Gehäuse. Bis dahin gab es diesen Typ Zifferblatt nur in 47 Millimeter. Hinzu gesellen sich die augenfällige Zifferblattfarbe Grün samt  passender Super-LumiNova Leuchtmasse.

Panerai Radiomir California Dial PAM01349 Tag und Nacht (C) Uhrenkosmos

Panerai Radiomir California PAM01349 bei Tag und Nacht

Dritte im Bunde ist die brünierte, bis zehn bar wasserdichte Schale aus recyceltem Stahl. Ihre Antiklook-Optik mit individuellem Charakter entsteht durch Physical Vapor Deposition, kurz PVD genannt. Schlanke, aber natürlich stabile Drahtösen halten das Armband. Über den beiden stahlblauen Leuchtzeigern wölbt sich ein bombiertes Saphirglas.

Panerai Radiomir California PAM01349

Im Profil: die Panerai Radiomir California, Referenz PAM01349

Beitragsinhalt

Als Zeit-Motor verwendet Panerai das 2014 vorgestellte 15½-linige und 4,5 Millimeter hoch bauende Manufaktur-Handaufzugskaliber P.5000. Mehr zu den verschiedenen Panerai Uhrwerken verrät Panerai auf seiner Internetseite 

Panerai Radiomir California Referenz PAM01349 mit Kaliber P.5000

In der Panerai Radiomir California, Referenz PAM01349, tickt das 8-Tage-Handaufzugskaliber P.5000

Seine beiden Federhäuser speichern Kraft für acht Tage Gangautonomie. Stündlich 21.600 Halbschwingungen vollzieht die Glucydur-Unruh. Für die Panerai Radiomir California Referenz PAM01349 ruft Panerai einen unverbindlichen Preis von 12.500 Euro auf.

 

Panerai Radiomir California PAM01349 am Handgelenk (C) GLB

Panerai Radiomir California PAM01349 am Handgelenk

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