8 Tage Gangautonomie
Eine runde Armbanduhr mit sehr hoher Gangautonomie gab es bei Patek bislang noch nicht. Das ändert sich mit der Patek Philippe Calatrava 8 Tage, Referenz 5328G-001, die während der Genfer Uhrenmesse Watches and Wonders 2025 ihren Einstand gab.

Gleichwohl blickt dieser Zeitmesser, dessen neu entwickeltes Handaufzugskaliber 31-505 8J PS IRM CI J nach manuellem Vollaufzug mindestens acht Tage ohne weiteren Energienachschub auskommt, auf Vorgänger mit langer Gangautonomie zurück.


Erste Armbanduhren mit acht Tagen Gangautonomie stammen aus den frühen 1930-er Jahren. In der Nummer 198443 tickte ein Handaufzugswerk von LeCoultre, ausgeführt in zweiter Qualitätsstufe. Die Form der zweitbewahrenden Mechanik beeinflusste den Auftritt des ganzen Zeitmessers. Damals erlangte das Rechteck zunehmende Popularität. Nachdem auch Werke mit den Nummern 198450 und 198451 bekannt sind, dürfte Patek Philippe wohl eine kleine Serie derartiger Armbanduhren produziert haben. Denkbar sind zwölf Stück.


Referenzen 5100, 5101 und 5200
Nach den 1930-er Jahren tat sich auf diesem Gebiet bis 2000 nichts mehr. Dann läutete die in einer Auflage von 3.000 Exemplaren (1.300 Gelbgold, 750 Rotgold, 450 Weißgold und 300 Platin) produzierte Referenz 5100 10 Jours mit dem Grund auf neu entwickelten Handaufzugskaliber 28-20/220. Die Inspiration für das Gehäuse lieferte die 1954 vorgestellte und mit dem Handaufzugs-Formwerk 9‘‘’-90 ausgestatteten Referenz 2554 Manta Rochen. Summa summarum zehn Tage Gangautonomie hatte es bis dahin bei Zeitmessern fürs Handgelenk noch nicht gegeben.

Die für den Marathonlauf erforderlich Energie speichern zwei seriell geschaltete Federhäuser. Natürlich verlangt dieses Quantum ihren Tribut. Mit Dimensionen von 28 x 20 x 5,05 mm zählt das COSC-geprüfte und mit Genfer Siegel versehene 28-80/220 nicht unbedingt zu dem Winzlingen. Zusammengefügt wird es aus 175 Teilen, darunter 29 Steine. Stündlich 21.600 Halbschwingungen vollzieht die Gyromax-Unruh. Nach zehn Tagen braucht es einhundert Kronendrehungen, bis der kleine Zeiger der Gangreserveindikation wieder ganz links angekommen ist.


2003 brachte das 10 Jours Tourbillon, Referenz 5101P und 2013 die Gondolo 8 Days, Day & Date Indication, Referenz 5200. Pünktlich mitternachts springen die Datums- und Wochentagsanzeige des Kalibers 28-20 REC 8J PS IRM C J wiederum mit manuellem Aufzug jeweils um eine Position weiter.


Dieses Uhrwerk bildet die technische Basis für das 31-505 8J PS IRM CI J mit 32 Millimetern Durchmesser und 5,05 mm Bauhöhe. Während fünf Jahren formten die Techniker das Oeuvre in jenes Rund um, welches perfekt ins Calatrava-Gehäuse passt. Mit der Umgestaltung war es freilich nicht getan. Die Evolution umfasste das Energiemanagement sowie den springenden Wechsel von Datum und Wochentag. Nach acht Tagen hält die Mechanik keineswegs an. Weil jedoch nach 192 Stunden die Unruh-Amplitude zulasten der Ganggenauigkeit sinkt, empfiehlt Patek Philippe, die verbleibende Gangreserve von einem Tag nicht zu nutzen.

Pulsomax-Hemmung
Weil die klassische Schweizer Ankerhemmung bis zu 60 Prozent der zugeführten Energie für sich selbst verbraucht, findet sich im Newcomer die 2008 vorgestellte Pulsomax-Hemmung. Nach dem 324 QA LU in der Advanced-Reearch-Referenz 5450 verbaute sie Patek Philippe bislang in nur vier weiteren Werken, darunter besagtes 28-20 REC 8J.

Im Gegensatz zu anderen Hemmungskonzepten der Gegenwart bleibt Patek Philippe bei Pulsomax den Prinzipien der bewährten Schweizer Ankerhemmung treu, impliziert aber drei wesentliche Innovationen:
- Beim Anker handelt sich um ein aus Silizium gefertigtes Monoblock-Gebilde ohne eingelackte Rubinpaletten. Die Justage der Eingriffstiefe ins Ankerrad ist überflüssig. Zudem verfügt jede der beiden Paletten zur Maximierung des Energieflusses eine optimale und daher patentierte Form.
- Die zweite Innovation bezieht sich auf die in den Anker integrierten Begrenzungen für seine Winkelbewegung. Kleinen Stifte oder in die Platine eingelassene Wandungen sind deswegen verzichtbar.
- Bleibt die Funktion des zwischen den Ankergabeln befestigten Sicherheitsstifts, der ein Ausschwingen des Ankers verhindert. Auch Pulsomax besitzt diese Schutzvorrichtung, jedoch in Gestalt einer kleinen, auf einer zweiten Horizontalebene angebrachten Brücke zwischen den beiden Gabelenden des Ankers.
Zur Steigerung des Wirkungsgrads haben die Ingenieure die Hebeflächen der Ankerpaletten vergrößert. Das bedingte ein modifiziertes Silinvar-Ankerrad mit 16 statt der bislang üblichen 20 Zähne. Die um 15 Prozent höhere Energieübertragung zieht beachtliche dreißig Prozent mehr an Gangautonomie mit sich.

Mit einer Spiromax-Unruhspirale aus thermisch stabilem Silinvar kooperiert die altbekannte Gyromax-Unruh des Gangreglers.
Alles zur Spiromax-Unruhspirale, ihrer Geschichte und Herstellung lässt sich hier im Uhrenkosmos nachlesen:
Patek Philippe Spiromax Unruh aus Silinvar, der invariablen Silizium Unruh
Energiespeicher
Zwei seriell geschaltete Zugfedern dienen dem Uhrwerk als Kraftquelle. Analog zu den in Automatikwerken verwendeten Systemen verfügt ist der erste Energiespeicher über einen Gleitzaum, der ein Abreißen bei zu ungestümem Aufziehen verhindert. Beim Drehen an der Krone wir das Duo gleichzeitig gespannt. Wenn sich das Hauptfederhaus entlädt, überträgt das zweite Hilfsfederhaus seine Energie dorthin.

Springend, nicht schleichend
Die Mechanik der augenblicklich fortschaltenden Wochentags- und Datumsanzeige entspricht prinzipiell jener des Automatikkalibers 240 PS CI J LU in der Cubitus Großdatum Referenz 5822P-001. Das System mit patentiertem 24-Stunden-Nockenspannrad samt Doppelfunktionsfeder gestattet präzise Anzeigensprünge trotz höherem Drehmoment. Im Laufe eines Tages entnimmt das System dem Uhrwerk kontunierlich so viel Energie, dass mitternachts eine große Wippe mit zwei Schnäbeln vom 24-Stunden-Nockenspannrad fällt und dabei die beiden Sterne zur Fortbewegung von Zeigerdatum und Wochentagsscheibe direkt mit sich zieht. Korrekturen des Kalendariums sind jederzeit in beiden Bewegungsrichtungen möglich, ohne Schäden zu verursachen.

Dank der abgeschrägten Form der Doppelfunktionsfeder lässt sich beim neuen Kaliber 31-505 8J PS IRM CI J die Uhrzeit zu jeder Tages- oder Nachtzeit vorwärts oder rückwärts und sogar über Mitternacht hinaus korrigieren. Manuelles Nachbessern des Datums ist am Ende aller Monate mit weniger als 31 Tagen erforderlich. Dazu gibt es einen Korrekturdrücker im Gehäuserand.


Nagelmuster und zwei Armbänder
Das aus 256 Komponenten assemblierte Uhrwerk der Patek Philippe Calatrava 8 Tage mit zeitgemäßen vier Hertz Unruhfrequenz und Sekundenstopp umfängt ein 41 Millimeter messendes Sichtboden-Weißgoldgehäuse, dessen Wasserdichte bis zu drei bar reicht.


Die Flanken des Mittelteils tragen ein guillochiertes Clous-de-Paris Motiv. Patek Philippe liefert die Referenz 5328G-001 für 69.530 Euro mit blauem Kalbslederband. Es besitzt eine Textilstruktur und cremefarbene Nähte.

Selbst tauschen lässt es sich gegen ein taupefarbenes genarbtes Kalbslederband, das es sozusagen gratis dazugibt. Das Ummontieren der patentierten Dreifach-Faltschließe aus 18-karätigem Weißgold gestaltet sich völlig unproblematisch.


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