Wer wissen wollte, wo weltweit in Sachen Uhren die Musik spielt, musste nur vom 1. bis 7. April 2025 nach Genf reisen. Hier zeigten auf der mit weitem Abstand bedeutendsten Messe große Luxuskonzerne wie kleine und unabhängige Hersteller ihre neuen Modelle. Wir waren dort und durften ebenfalls die unglaubliche Fülle an Neuheiten und Lancierungen bestaunen. Dabei zeichneten sich trotz der Vielzahl an neuen Uhren einige klare Trends der Watches and Wonders 2025 ab.
Bevor wir Ihnen diese vorstellen, sollte man einen weiteren wichtigen Punkt erwähnen. Es ist der Umstand, dass die Branche sich nach wie vor in einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheit bewegt. Viele Uhrenmarken präsentierten sich auf der Messe deshalb eher vorsichtig und setzten eher auf die Weiterentwicklung bestehender Modelle, denn große Innovationen oder riskante Neuheiten.
Auch die Preiserhöhungen blieben im Vergleich zu den Vorjahren eher moderat. Stattdessen suchten viele Marken nach Wegen, ihre Erlöse durch den Einsatz von hochwertigen Materialien wie Gold, Titan, Keramik bzw. von Edelsteinen zu erhöhen.


Trends der Watches and Wonders 2025
Möchte man die Ausrichtung der Neuheiten der Watches and Wonders 2025 beschreiben, würde man wohl am ehesten von einer Evolution der bestehenden Modelle und des existierenden Designs und weniger von einer Messe des Aufbruchs oder der revolutionären Modelle sprechen – auch wenn das technische Niveau der Aussteller und ihrer gezeigten Neuheiten weiter an Qualität und Perfektion zunahm. Es war aber nun mal kein Feuerwerk der Neuentwicklungen oder spektakulärer Entwürfe.
Wenn es an dieser defensiven Herangehensweise zu Beginn der Messe deshalb gelegentliche Kritik gab, verstummte diese spätestens zur Mitte der Uhrenmesse. Denn mit den von Donald Trump verkündeten amerikanischen Strafzöllen in Höhe von 31% war jedem klar, dass die USA als wichtigster Exportmarkt der Luxus-Uhrenindustrie in naher Zukunft kaum das Niveau halten dürfte.
Bei einem Exportanteil des amerikanischen Markts in Höhe von gut 17% konnte sich jeder Aussteller zudem konkret ausmalen, welcher Teil seines Exportvolumens in Bedrängnis geraten würde, bzw. dass die kommenden Monate noch herausfordernder werden würden. Umso wichtiger war es, dass die gezeigte Kollektion gut ankam und man auf die richtigen Trends gesetzt hatte.


Kleinere Gehäusegrößen: Unisex ist im Trend
Einer der signifikantesten Trends der 2025er Watches and Wonders Uhrenmesse war der zunehmende Fokus auf kleine Gehäusegrößen von 34 bis 38 Millimeter. Konnte vor wenigen Jahre ein Gehäuse kaum groß genug sein, sind es nun Modelle unterhalb der 40 mm Größe, die punkten. Der Trend zu tragbaren, eleganten Unisex-Uhren war unübersehbar. Dass man sich damit wieder den Gehäusegrößen von Männeruhren der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts nähert, zeigt das Retro-Modell der Alpina Heritage Tropic-Proof mit ihrem 34 mm Gehäuse.


Farbige Zifferblätter für mehr Individualität
Ein weiterer unübersehbarer Trend war der Einsatz von farbigen Zifferblättern, der vielen Marken zu einer breiten Palette an Neulancierungen verhalf, aber nach keinem großen Investment in der Produktentwicklung verlangte. So hatte fast jede Marke Uhren mit farbigen Zifferblättern im Programm. Für manche Marken wie etwa Oris oder Tudor waren farbige Zifferblätter eine der wesentlichen Nachrichten ihres Messeauftritts und ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den existenten Kollektionen. Ein Phänomen, dass in der Beauty-Industrie als „Lipstick-Effekt“ nicht unbekannt ist, und auch dank der Attraktivität der Uhren auch in der Uhrenindustrie seine Wirkung entfalten dürfte.


Innovative Gehäusematerialien Titan, Keramik und Verbundwerkstoffe
Unverändert von Bedeutung war auf der Watches and Wonders 2025 der Einsatz innovativer Gehäusematerialien. Sei es Titan, Keramik oder superleichte Verbundwerkstoffe wie etwa bei der Ulysse Nardin Air – hochfunktionale Werkstoffe gewinnen an Bedeutung. Dass das Gewicht der Uhr durchaus Bedeutung haben kann, bewies etwa auch Rolex mit dem Platin Modell der Rolex Land-Dweller (wirklich alles Wissenswerte über diese Uhr finden Sie hier zu lesen). Denn auch wenn das neue Modell mit hellblauem Zifferblatt eine der schönsten Neulancierungen der Genfer Uhrenmesse war, verlangt das Gewicht von über 250 Gramm, immerhin knapp dem Fünffachen der Ulysse Nardin Air nach einem starken Arm.
Der Faktor Gewicht zählt auch für die vielen Hersteller, die auf den Werkstoff Keramik oder auf Carbon-Verbundwerkstoffe setzen. Bietet dieser nicht nur zusätzlich eine hohe Kratzfestigkeit, sondern auch die Sprödigkeit des Materials ist dank unterschiedlicher Zusätze deutlich gesunken. Zudem scheinen sich die Herstellungskosten durch die häufige Verwendung von Keramik deutlich nach unten zu bewegen und bieten damit Spielraum für einen häufigeren Einsatz.


Retro-, Heritage- und historische Formen bleiben beliebt
Ungebrochen ist das Interesse an Retro-Designs. Entsprechend oft gab es Gehäuseformen oder Zifferblätter zu bestaunen, die sich auf historische Vorbilder berufen oder mal so ausgesehen haben könnten. Dabei sind die Variante des Retro-Designs groß, seien es Zifferblatt-Farben, historische Tachymeter- und Telemeter-Skalen oder gar historische Kaliber wie bei Zenith – History wie Heritage bleiben angesagt. Dies kann wie im Fall der TAG Heuer Formula 1 Solargraph auch mal der Bezug auf das fröhlich bunte Design der 1985er-Modelle sein – oder auch eine Gehäuseform, die sich auf frühe Jahre bezieht, wie etwa bei Piaget.

Trend: Integrierte Armbänder mit und ohne Knick
Ein zunehmend häufiger anzutreffendes Gestaltungsmerkmal auf der Watches and Wonders 2025 waren integrierte Armbändern, bei denen mit und ohne Genta-Knick Armband und Gehäuse ineinander übergehen. Damit setzte sich ein Trend fort, der bereits bei einigen Marken der letzten Uhrenmessen zu beobachten war. Ob Czapek, Meistersinger oder die neue Rolex Land-Weller – integrierte Stahlarmbänder sind en-vogue.


Naturstein-Zifferblätter: Einzigartigkeit und Exklusivität
Hatten wir bereits das Thema farbige Zifferblätter erwähnt? Nein – dann sollten wir die zunehmende Verwendung von Zifferblättern aus Naturstein hier erwähnen. So zeigten etliche Marken attraktive Modelle, bei denen Naturstein-Zifferblätter den Uhren eine edle und gleichzeitig individuelle Ästhetik verleihen, schließlich weist jeder Stein nun mal eine andere Struktur und Maserung aufweist. Ob Koralle, Türkis, Opal oder Lapislazuli – es gab ganz unterschiedliche bunte Steinzifferblätter zu bestaunen. Selbst Rolex überraschte mit einem GMT-Modell mit dem nicht ganz alltäglichen Naturstein Tigereisen als Zifferblatt.
Watches and Wonders Trend 2025: Naturstein und Farbigkeit
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Motorsport/Formel 1: Dynamik und Präzision
Mit dem Formel 1 Engagement von LVMH kehrt TAG Heuer zurück zu den Wurzeln und seinem langandauernden Bezug zum Motorsport. Dies drückte auch der TAG Heuer Messestand durch zwei ausgestellte Formel 1 Boliden sowie große Video-Wände mit Formel 1 Motiven aus. Wobei man die Gelegenheit nicht ausließ, weitere LVMH-Produkte zu integrieren, die vom Formel 1 Sponsorship profitieren sollen. Allerdings war TAG Heuer keinesfalls der einzige Formel 1 Partner. Vielmehr stellte Tudor ebenfalls einen Formel 1 Wagen aus – nur etwas höher. Auch der IWC Messestand im Vorfeld des im Sommer herauskommenden Formel 1 Films mit Brad Pitt war prominent mit dem Rennboliden des imaginären Formel 1 Teams sowie einem Fahrzeug von Mercedes geschmückt.



Trends der Watches and Wonders 2025
Die Watches and Wonders 2025 war ein Jahr der Evolution statt der Revolution. Die Uhrenmarken der Messe haben sich überwiegend auf die Verfeinerung bestehender Modelle konzentriert, statt mit völlig neuen Designs zu überraschen. Ohne dass man die herausragenden technischen Komplikationen von Patek Philippe, Vacheron Constantin, Jaeger-LeCoultre etc. kleinreden möchte – vom ultraflachen Tourbillon von Bulgari ganz zu schweigen.
Gleichzeitig war doch zu erkennen, dass in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten (denken Sie nur einmal an die Hopp-on-Hopp-off-Zollpolitik von Donald Trump) das Gros der großen Marken auf Stabilität und Qualität, und nicht auf risikobehaftete radikale Veränderungen und polarisierende Neuheiten setzt. Was für die Weitsicht und Klugheit der Uhrenindustrie spricht und dem Uhrenliebhaber den Griff zur einen oder anderen Neuheit erleichtern wird.


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