Chrono Sapiens Abraham Louis Breget

Breguet: So prägt der Meister-Uhrmacher die Uhrmacherei bis heute

Die Anzahl der wichtigen Erfindungen von Abraham-Louis Breguet ist lang. Sie alle prägen seit mehr als 250 Jahre die moderne Uhrmacherei und die Gestalt hochwertiger mechanischer Armbanduhren. Das sind seine wichtigsten Erfindungen.

von | 18.07.2025

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Abraham Louis Breguet als den wohl bedeutendsten Uhrmacher aller Zeiten zu titulieren, ist sicher keine Übertreibung. Dem 1747 in der Schweizer Stadt Neuchâtel Geborenen wird zugeschrieben, er habe die Entwicklung von zwei Jahrhunderten Uhrmacherkunst in nur fünfzig Jahren vollzogen. Seine Ausbildung zum Uhrmacher hatte Breguet in Versailles absolviert. Neben der Ausübung seines Berufs studierte er später auch noch Mathematik. Die Eheschließung mit einer gutsituierten Pariser Bürgerstochter ermöglichte ihm 1775 die Gründung seiner eigenen Firma. Schier unerschöpflich waren Breguets Erfindergeist, Ideenreservoir und die Fähigkeit, das kreative Gedankengut in die Tat umzusetzen. Abraham-Louis Breguet sind unter anderem folgende Erfindungen zu verdanken:

– die Erfindung der Stoßsicherung für die dünnen Zapfen der Unruhwelle,

– der Vorläufer der heutigen Chronographen,

– das Tourbillon, die Drehganguhr zur Reduzierung der Schwerkrafteinflüsse auf den Gang,

– die „Montre de Souscription “ als vorbestellte und zur Hälfte vorausbezahlte Serienuhr oder

– die „Pendule Sympathique“, welche die abendlich einlegte Taschenuhr über Nacht selbsttätig aufzieht und exakt stellt.

Hinzu kommen weitere wichtige (Weiter-) Entwicklungen wie z.B.:
– der automatische Aufzug,

– das Repetitionsschlagwerk,

– der ewige Kalender,

– die guillochierten Zifferblätter,

– die Breguet-Ziffern und Breguet-Zeiger

– sowie die Breguet-Spirale mit hochgebogener Endkurve.

Allesamt haben bis heute in irgendeiner Form Bestand. Nicht zuletzt deshalb bewahrt die Swatch Group, seit 1999 Eigentümerin der Marke Breguet, das Vermächtnis des Meisters sehr konsequent, et steht für überlieferte Uhrmacherei auf höchstem Niveau. Das Fertigungsspektrum reicht von der schlichten Handaufzugsuhr bis hin zu hoch komplizierten Zeitmessern. Gründe, an diesen gewachsenen Grundfesten zu rütteln, gibt es exakt 250 Jahre nach der Unternehmensgründung beim besten Willen nicht.

Breguet Taschenuhr No 1329 Souscription (Sotheby's)

Breguet Taschenuhr Souscription Nr. 1329 (Sotheby's)

Breguet Pendule Sympathique No 275 mit Taschenuhr 4745 (Parmigiani Fleurier)

Breguet Pendule Sympathique No 275 mit Taschenuhr 4745 (Parmigiani Fleurier)

Abraham Louis Breguet: Ein Uhrmacherleben im Dienste der Prominenz

Gegen 1782 war für Abraham-Louis Breguet einer seiner sehnlichsten Wünsche in Erfüllung gegangen. Wohl durch Vermittlung seines ehemaligen Mathematikprofessors am Pariser Collège Mazarin, Abbé Joseph François Marie, hatte er Kontakte zum französischen Hofe knüpfen und die Gunst der 1755 geborenen Tochter Kaiser Franz I. und der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewinnen können. Zur Festigung des Bündnisses zwischen Frankreich und den Habsburgern war besagte Marie Antoinette am 16. Mai 1770 von ihren Eltern mit dem französischen Dauphin Ludwig, dem späteren König Ludwig XVI. verheiratet worden.

Aus Anlass ihrer Hochzeit erhielt die künftige Königin einen Korb mit 52 Schnupftabakdosen und 51 Uhren, die sie an die Gäste verteilte. Kein Wunder, dass Marie Antoinette den Luxus liebte und diesem auch heftig frönte. Ihre Passion für die schönen und kostbaren Dingen des Lebens ließ sie im Jahr 1783 auch Gefallen an einer Repetieruhr mit Aufzugsautomatik und Datumsanzeige finden. Die Begegnung mit dem Uhrmacher Breguet und der Erwerb der aufwändigen Taschenuhr machte Marie Antoinette zu den leidenschaftlichsten Verehrerinnen der hohen Kunst des begnadeten Uhrmachers.

Ludwig XVI. teilte die Begeisterung seiner Gemahlin und bestellte ebenfalls ab 1783 bei Breguet gleich mehrere Zeitmesser. Natürlich sprach sich die Zufriedenheit des Hochadels und des französischen Hofstaats über die zukunftsträchtige Mechanik und die vornehme Eleganz der Breguet Uhren in den höheren Kreisen schnell herum. Und diese Mundpropaganda erwies sich fortan als die beste Reklame für das kunstvolle Werk des chronometrischen Senkrechtstarters.

Dank nahezu euphorischer Empfehlungen zahlreicher Persönlichkeiten hohen Rangs musste Breguet seine Kreationen nicht in der üblichen Weise dem Publikum vorführen. Die potenziellen Kunden aus den Kreisen des Hochadels, der Militärs, des Klerus und des etablierten Bürgertums kamen zu ihm. Oder sie schickten Personen ihres Vertrauens. Wie Marie Antoinette, die 1783 einen Gardeoffizier zu Breguet sandte, um die komplizierteste aller Breguet-Taschenuhren zu ordern. Weil die sogenannte „Marie Antoinette Uhr“ alle erdenklichen Funktionen besitzen sollte, verzichtete die Königin auf die Festlegung eines Liefertermins und auf ein Kostenlimit.

Breguet war ohne Zweifel zum Lieblingsuhrmacher der Prominenz avanciert. Und diesen Stratus legte er bis zu seinem Tod im Jahre 1823 nicht mehr ab.

Marie Antoinette und Breguet Taschenuhr 160 Marie Antoinette

Marie Antoinette und Breguet Taschenuhr 160 Marie Antoinette (Fotos Uhr: Museum for Islamic Art Jerusalem)

Breguet Taschenuhr 1160 Marie Antoinette - Nachbau Marie Antoinette

Breguet Taschenuhr 1160 - zeitgenössischer Nachbau der "Marie Antoinette"

Abraham-Louis Breguet: Taschenuhr mit Äquation und ewigem Kalender

Abraham-Louis Breguet Taschenuhr Nr. 92 mit Äquation und ewigem Kalender

Breguet Kalenderuhren

Die Genialität Abraham-Louis Breguets zeigte sich auch bei der Entwicklung seiner Kalenderuhren. Sie gehorchten den Vorgaben des Gajus Julius Caesar. Bei den einfachen Kalenderwerken folgte auf den dreißigsten Tag stets eine Null. Dort verharrte der Datumszeiger, bis er durch manuelles Fortschalten auf den Ersten des Folgemonats wieder in Gang gesetzt wurde. Auf diese Weise unterband Breguet ein entscheidendes Manko derartiger Schaltwerke: Vergaßen die Besitzer in Monaten mit weniger als 31 Tagen die Korrektur, lief der Kalender so lange falsch, bis der Fehler bemerkt wurde.

Ab dem Jahr 1795 konnten besonders anspruchsvolle Kunden des begnadeten Uhrmachers alle Kalenderprobleme getrost vergessen. Die Breguet-Uhren mit ewigem Kalendarium berücksichtigen nun die unterschiedlichen Monatslängen in Normal- und Schaltjahren ganz automatisch. Die familiären und geschäftlichen Nachkommen A.-L. Breguets verkleinerten das unter dem Zifferblatt montierte Schaltwerk immer weiter, bis es 1929 auch in eine Armbanduhr passte.

Selbstverständlich waren diese frühen Kalender-Armbanduhren auch mit Mondphasenanzeigen ausgestattet. Schließlich verstanden sie sich als Hommage an den Firmengründer, der vor gut 200 Jahren Entscheidendes zur Verbesserung der Kalendermechanismen und zur gekonnten Platzierung des Erdtrabanten am Zifferblatt beigesteuert hatte.

Abraham-Louis Breguet Taschenuhr mit Perpetuelle Selbstaufzug

Abraham-Louis Breguet Perpetuelle: Taschenuhr mit Selbstaufzug durch Pendelschwungmasse

Montre Perpétuelle

Auch wenn Abraham-Louis Breguet schier magische Kräfte nachgesagt wurden, konnte er bei der Entwicklung eines automatischen Aufzugs für Taschenuhren lediglich die Gesetze der Mechanik konsequent anwenden und handwerklich umsetzen. Technisch bedeutete dies, dass er am Uhrwerk eine pendelförmige Schwungmasse mit Platingewicht befestigte. Diese wippte zum Beispiel beim Gehen auf und ab. Die solcherart erzeugte kinetische Energie wurde gleich in zwei Federhäusern gespeichert. Letztgenannter Kunstgriff brachte den Vorteil schwächerer Zugfedern mit sich, die leichter auf die Bewegungen der Schwungmasse ansprachen.

Ein zusätzliches Rad im Gehwerk sorgte dafür, dass die Breguet PerpétuelleA etwa sechzig Stunden ohne Energienachschub auskam. 1780 nahm der Herzog von Orléans eine dieser innovativen Taschenuhren entgegen. Ein wohlhabender Mann versteht sich, denn der Erwerb einer PerpétuelleA war damals eine ausgesprochen kostspielige Angelegenheit. Allein ihre Anfertigung nahm bis zu zwei Jahre in Anspruch. Nicht zuletzt deshalb galt sie schon zu Lebzeiten Breguets stets als Uhr der Könige. Insgesamt dürfte der geniale Uhrmacher und Geschäftsmann zwischen 1780 und 1823 etwa 80 dieser Zeitmesser angefertigt und verkauft haben.

Abraham-Louis Breguet hat für sich übrigens nie in Anspruch genommen, den automatischen Aufzug erfunden zu haben. Sein großer Verdienst bestand vielmehr in der ihm eigenen Perfektionierung des Aufzugs durch geradezu revolutionäre Ideen.
Wenig bekannt ist schließlich die Tatsache, dass Abraham-Louis Sohn Antoine Louis gegen 1830 einer der Wegbereiter des modernen Kronenauszugs war, der bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Standard bei allen mechanischen Uhrwerken avancierte.

Bregiet Uhrwerk 383 mit Parachute Stoßsicherung

Abraham-Louis Breguet: Uhrwerk Nr. 383 mit "Parachute"-Stoßsicherung

Breguet Parachute Stoßsicherung

Eindrucksvoller Beleg, dass Abraham-Louis Breguet seiner Zeit stets um Meilen vorauseilte, ist ein eher unscheinbares Bauteil, welchem verheißungsvoll „Parachute“ taufte. Dessen Entwicklung lag die Erkenntnis zugrunde, dass die Rubinzylinder der Hemmung oder die dünnen Zapfen der Unruhwelle feiner Taschenuhren besonderer Gefährdung ausgesetzt sind. Sein gleichermaßen einfacher wie wirkungsvoller Schutz für die bedrohten Komponenten: Ein intelligent geformtes, stählernes Federblatt mit einer Halteschale am freien Ende. Dieses Bauteil bewirkte eine elastische Lagerung der Ankerradwelle oder des Rubinzylinders. Bei harten Schlägen gaben die federnden Lager ganz einfach nach.

Erste Versuchsexemplare seines „Fallschirms“ präsentierte Breguet 1790. Um dessen Wirksamkeit spektakulär beweisen zu können, nahm er während eines Empfangs beim französischen Außenminister Charles Maurice de Talleyrand eine besonders wertvolle Uhr aus der Tasche. Und zum Entsetzen der Anwesenden ließ er sie spektakulär auf den Boden fallen. Doch nach dem Aufheben tickte der kostbare Zeitmesser so, als sei nichts geschehen. Mit einem Ausdruck der Bewunderung konstatierte Talleyrand: „Man kann nie wissen, was dieser Teufel Breguet als Nächstes tun wird.“ Er tat einiges.

Zum Beispiel beschäftigte er sich intensiv mit der Optimierung seiner Stoßsicherung, die 1806 während einer Ausstellung auf der Esplanade vor dem Pariser Invalidendom erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Retrospektiv betrachtet kann diese geniale Vorrichtung mit Fug und Recht als Vorläuferin jener Stoßsicherungen gelten, die heute in allen mechanischen Armbanduhren ihre segensreiche Wirkung entfalten.

Breguet 1817 mit Tourbillon und Breguetspirale

Breguet Uhrwerk Nr. 1817 mit Tourbillon und Breguetspirale (Foto Gisbert L. Brunner)

Breguet Spirale – mehr als eine Unruhspirale

Ohne ihre winzige Unruhspirale wären mechanische Uhrwerke leblose Geschöpfe. Zum Beweis dieser provokanten These muss man die Spirale ganz einfach entfernen. Danach bewegt sich der Unruhreif noch bis zu einem Anschlag, wo er regungslos verharrt. Die Stärke des feinen Metallbands, aus dem Spiralfedern geformt werden, liegt im Allgemeinen zwischen einem und drei Hundertstelmillimetern. Und damit ist es wesentlich dünner als ein menschliches Haar. Das Gewicht beträgt etwa 2 tausendstel Gramm. Trotzdem sind Unruhspiralen 6 Mal belastbarer als ähnlich dünne Haare. Erst Zugkräfte von etwa 600 Gramm lassen eine Unruhspirale reißen.

Bezüglich dieser „Seele mechanischer Uhren“ gaben sich die Uhrmacher des 18. Jahrhunderts sehr experimentierfreudig. Erprobt wurden unterschiedlichste Ausprägungen, zum Beispiel zylindrische, kugelförmige oder konische Spiralfedern. Dadurch sollte eine Unruh wesentlich isochroner schwingen können. Und das bedeutet nichts anderes, als dass deren Schwingungsdauer unabhängig ist von ihrer Schwingungsweite. Die optimale Form verlangte jedoch einen genialen Erfinder vom Range eines Abraham Louis Breguets.

Auf der Grundlage intensiver Studien präsentierte er 1795 die später nach ihm benannte „Breguetspirale”. Ihr typisches Erkennungszeichen bestand und besteht in einem hochgebogenen äußeren Ende. Dieses bewirkt deutlich konzentrischeres „Atmen” und damit einen bestmöglichen Isochronismus. Nicht zuletzt auch auf Bitten der Nachkommen des Abraham-Louis Breguet beschäftigte sich der französische Mathematikprofessor Edouard Philips ab etwa 1860 ausgiebig mit der Spiralfeder und ihren Formen. Seine tiefgreifenden Untersuchungen, die erste davon wurde 1861 publiziert, haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt.

Beim Hochbiegen der für das letzte Quäntchen an Präzision entscheidenden Breguet-Endkurve sind heute wie eh und je die gleichermaßen geschickten wie geduldigen Hände qualifizierter Könner gefragt.

Schwing- und Hemmungssystem mit Breguetspirale

Schwing- und Hemmungssystem mit Breguetspirale

Breguet Emailzifferblatt mit Geheimsignatur

Breguet Emailzifferblatt mit Geheimsignatur (Bonham's)

Breguet Emaille-Zifferblätter mit Geheimsignatur

Emaille-Zifferblätter besitzen eine lange Tradition. Man findet sie bereits in Uhren, welche Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden. Doch erst Abraham-Louis Breguet führte die Kunst des Emaillierens zu einzigartiger Vollendung. Weil sich der „Leonardo der Uhrmacherei” bereits zu Lebzeiten gegen den üppigen Missbrauch seines wohlklingenden Namens zur Wehr setzen musste, erhielten seine ohnehin schon extrem aufwändigen Zifferblätter noch eine besondere Raffinesse: Eine nur etwa drei Millimeter breite Geheimsignatur, die der Stichel eines Pantographen vorsichtig ins weiße, zu Deutsch, Email ritzte. Den Apparat hatte der berühmte Automatenbauer Jean-Pierre Droz (1746 – 1823) eigens für seinen Freund konstruiert und gefertigt.

Mit seinem genialen Kunstgriff erreichte Breguet als einer der am meisten kopierte Uhrmacher exakt das, was er wollte: Lange Zeit galten Uhren ohne Geheimsignatur kategorisch als Plagiate. Heute ist man etwas klüger. Nachdem zu jeder Regel die Ausnahme gehört, existieren auch Zeitmesser ohne den kryptischen Schriftzug, die nachweislich aus den Ateliers von Breguet stammen. Vielleicht wurde derselbe im Eifer des Fertigstellungsgefechts schlicht und einfach vergessen.

Ungeachtet dessen heißt es beim Kauf einer historischen Breguet immer aufgepasst. Wie bei Kultgegenständen erster Güte üblich, ist die kriminelle Energie ausgekochter Fälscher nahezu unerschöpflich. Vermutlich liegt die Zahl nachgeahmter Breguets in der Größenordnung von mehreren Tausend Exemplaren. Und es soll sogar Auktionen gegeben haben, bei der mehr als die Hälfte der angebotenen Breguet-Uhren außer der perfide gefälschten Signatur nichts, aber auch gar nichts, mit dem Genie des Meisters zu tun hatten.

Zum Glück existiert ein komplettes Archiv, in dem das gesamte Breguet-Schaffen bis in die Gegenwart akribisch genau erfasst ist. Mit seiner Hilfe lässt sich sehr exakt und gründlich die Spreu vom Weizen trennen. Überdies war schon immer Vorsicht die Mutter der Porzellankiste – was in ganz besonderer Weise für Uhren mit Emaille-Zifferblätter gilt.

Breguet Tourbillon-Patent

Abraham-Louis Breguet Tourbillon-Patent

Breguet Taschenuhr mit Tourbillon - Nr. 1188

Abraham-Louis Breguet Taschenuhr Nr. 1188 mit Tourbillon

Abraham-Louis Breguet Taschenuhr Nr. 1188 mit Tourbillon

Die Taschenuhr Nr. 1188 von Abraham-Louis Breguet, ausgestattet mit Tourbillon

Abraham-Louis Breguet Taschenuhr mit Tourbillon Nr 1188 Werk

Die Tourbillon- Taschenuhr Nr. 1188 von Abraham-Louis Breguet, Blick aufs Werk

Breguet Tourbillon

Dass sich die Genese des Drehgangs zur Kompensation von Schwerkrafteinflüssen auf die Ganggenauigkeit senkrecht hängender Unruhschwinger aufs Engste mit Abraham-Louis Breguet verknüpft, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Fünf Jahre nach der genialen Eingebung arbeitete das erste Tourbillon im Jahre 1800 zur vollen Zufriedenheit des Meisters. Wenn man George Daniels, einem ausgewiesenen Breguet-Kenner Glauben schenkt, handelte es sich beim Erstlingswerk um ein Experimentierstück, das erst 1832 einen Kunden fand. Das Patent für seinen „Regulateur à tourbillon“ datiert bekanntlich auf den 26. Juni 1801.

Bis sich die kongeniale Erfindung für Breguet bezahlt machte, zogen weitere Jahre durch die französischen Lande. Die öffentliche Präsentation der „alle möglichen Gangabweichungen der Unruh und der Spiralfeder ausgleichende Uhr“ erfolgte 1806 im Rahmen der dritten und letzten Pariser Ausstellung für Industrieerzeugnisse. Neben Abraham-Louis Breguet waren beispielsweise auch Louis Berthoud, Antide Janvier und Robert Robin mit innovativen Erzeugnissen vertreten. Dem einzigartigen Tourbillon hatten sie jedoch nichts entgegenzusetzen.

1808 schenkte der einfallsreichste Uhrmacher aller Zeiten John Roger Arnold eines seiner Tourbillons. Dessen 1799 verstorbener Vater John Arnold und Abraham-Louis Breguet hatten eine enge Freundschaft gepflegt, sich gegenseitig ausgetauscht sowie ihre Söhne zum Erlernen des Uhrmacherhandwerks ins Atelier des jeweils anderen entsandt. Zum Andenken integrierte Breguet seinen Drehgang in ein Arnold-Uhrwerk mit Chronometerhemmung.

Dieser Sachverhalt ergibt sich aus der Gravur „erster Tourbillonregulator von Breguet, kombiniert mit einer der ersten Arbeiten von Arnold. Hommage von Breguet in bester Erinnerung an Arnold als Geschenk an dessen Sohn im Jahre 1808″. Georges Daniels vertrat hierzu die Auffassung, dass es sich bei diesem Zeitmesser, der sich heute im Britischen Museum bewundern lässt, nach besagtem Prototypen von 1800 um Breguets erstes Tourbillon überhaupt handelte.

Breguet Tourbillon Nr 1817

Abraham-Louis Breguet, Tourbillon Nr. 1817 (Foto Gisbert L. Brunner)

Breguet-Ziffern und -Zeiger

Breguet-Ziffern auf und Breguet-Zeiger vor einem Emailzifferblatt

Breguet Zeiger

Unsterblich machte sich Abraham-Louis Breguet schließlich auch durch die Gestaltung unverkennbarer Zeiger. Diese sind für die Funktion klassischer Zeitmesser ebenso essenziell wie für ihr Aussehen. Beides lag dem im Jahr 1823 verstorbenen Breguet zeitlebens ganz besonders am Herzen. Aus diesem Grund hatte er sich schon 1783 von den bis dahin verwendeten englischen Zeigern abgewendet. Fortan drehten sich vor seinen liebevoll gestalteten, teils guillochierten, teils emaillierten Zifferblättern, selbst entwickelte Zeiger des Typs „Breguet Pomme”. Deren Ausführung erfolgte in massivem Gold oder gebläutem Stahl. Ihr untrügliches Kennzeichen besteht in einer exzentrisch durchbrochenen Scheibe nahe der sorgsam zugeschliffenen Spitze.

Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Die neuen Zeiger, für deren Herstellung ausschließlich beste Fabrikanten verantwortlich zeichneten, prägten das optische Erscheinungsbild der Breguet-Uhren ab dem genannten Jahr 1783 ganz entscheidend. Daher hießen sie in Fachkreisen bald schon schlicht und einfach Breguet-Zeiger

Trotz der breiten Akzeptanz ruhte sich Abraham-Louis Breguet auch auf diesen Lorbeeren niemals aus. Immer wieder trieb er die Lieferanten an, seine signifikanten „Hände der Zeit“ weiter zu vervollkommnen. Deren Werte erkannten auch viele Mitbewerber. Und sie verwendeten diesen charakteristischen Zeigertyp, um sich so ein wenig im strahlenden Glanze des bedeutenden Meister-Uhrmachers zu sonnen.

Bei Breguet selbst gerieten besagte „Pomme”-Zeiger während der Wende von 19. zum 20. Jahrhundert, als Edward Brown das Unternehmen als neuer Eigentümer leitete, vorübergehend ein wenig ins Abseits. Erst ab 1930 kamen sie wieder verstärkt zu alten Ehren. Inzwischen gibt es keine Alternative mehr: Alle Breguet-Uhren, mit Ausnahme einiger Sport-Modelle, besitzen jene Zeiger, die der Namensgeber vor 242 Jahren mit großer Hingabe kreierte.

Alternativlos blieben auch viele andere der Erfindungen von Abraham-Louis Breguet und prägen so über mehr als 250 Jahre die moderne Uhrmacherei und damit das Bild hochwertiger mechanischer Armbanduhren.

 

Breguet-Zeiger Montage bei Armbanduhr mit Minutenrepetition

Breguet Armbanduhr mit Minutenrepetition: Montage eines Breguet-Zeigers vot einem Zifferblatt mit Breguet-Ziffern

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1 Kommentar

  1. Unfassbar, wie kreativ und genial dieser Konstrukteur im 18. Jahrhundert war. Wie er mit den damals noch recht bescheidenen technischen und materiellen Möglichkeiten derart komplexe Werke konzipieren und aufbauen konnte.
    Wenn ich in meine kleine Uhrensammlung schaue, entdecke ich an vielen meiner 160 Armband- und Taschenuhren Details, Komplikationen, Design-Merkmale und Ausschmückungen, die auf diesen einen Mann zurückgehen. Ob Breguet-Zeiger, Guilloche, Schwungmassen-Automiatik, Tourbillon, Kalender, Stoppzeiger.. all das verdanken wir diesem einen Konstrukteur!
    Was hier nicht erwähnt wird: sein Enkel Louis Clément François Breguet setzte diese kreativen Arbeiten an Uhrwerken fort, hatte bereits 1866 eine elektrisch resonierende Stimmgabel-Uhr patentiert und gebaut. Es dauerte fast 100 Jahre, bis solche „brummenden“ Uhren durch Hetzel und Bulova („Accutron“) miniaturisiert auch unsere Handgelenke erreichten.
    Unsere heutige Uhrenwelt wäre ohne diese Breguets kaum so vielfältig, funktional und komplex geworden. Es hätte vieler anderer Konstrukteure bedurft, all das zu erfinden, was allein diese eine Schweizer Familie ersann und auch kreierte.
    Toller Artikel, tolle Fotos – danke!

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