Renaissance des Namens Ferdinand Berthoud
Bei der Wiederentdeckung der Uhrenmarke Ferdinand Berthoud spielte wie so oft im Leben der Zufall eine wichtige Rolle. So war es auch, als im Chopard-Museum, genannt L.U.Ceum, Karl-Friedrich Scheufele auf den Namen Ferdinand Berthoud stieß. Scheufele, der sich über die eigene Markengeschichte hinaus intensiv mit der Geschichte der Uhrmacherei und ihrer technischen Entwicklung beschäftigt hatte, war wie elektrisiert und voller Bewunderung für die Lebensleistung des Uhrmachers Ferdinand Berthoud.
Dieser einst bedeutende Uhrmacher hatte im Jahr 1727 in der Nähe von Fleurier das Licht der Welt erblickt und in der Region das Handwerk erlernt. Die jedoch so gut, dass seine Uhren und Uhrwerke bis heute Kenner faszinieren. Seine vorzüglichen Kreationen ließen auch Karl-Friedrich Scheufele, den Co-Präsidenten von Chopard immer wieder schwärmen und irgendwann machte Karl-Friedrich Scheufele den damaligen Inhaber der Namensrechte ausfindig. Dessen Besitzer war ein Edelsteinfasser und plante, eher unpassend zur Bedeutung des berühmten Uhrmachers, technisch relativ schlichte, mit einfachen Eta-Uhrwerk ausgestattete Uhren, auf deren Zifferblätter sich die Signatur Berthoud finden sollte, herauszubringen. Dem wirkte Karl-Friedrich Scheufele vor rund zehn Jahren durch den Erwerb des Namens entgegen.
Dies war der Beginn einer intensiven Beschäftigung mit der großartigen Vergangenheit und diese war in der Tat beeindruckend. So hatte der Franzose mit Schweizer Wurzeln nach seinem seinem Umzug nach Paris im Jahr 1745 ab dem Jahr 1755 nicht nur herausragende Uhren produziert, sondern auch erste Artikel und im Jahr 1763 ein zweibändiges Werk über sein Metier publiziert. Dessen inhaltliche Qualität machte es schnell zu einem Standardwerk der damaligen Zeit. Dieser Umstand wie sein Beitrag für die Präzisions-Uhrmacherei trugen ihm eine assoziierte ausländische Mitgliedschaft in der angesehenen Londoner Royal Society ein.
Ferdinand Berthoud
Die Auszeichnungen für Ferdinand Berthoud kamen nicht von ungefähr. So bewährten sich zwei seiner vorzüglichen Marinechronometer 1768 während einer 18-monatigen strapaziösen Seereise. Überdies ließ sich mit Hilfe der Nr. 8 die geographische Länge der Corvette „Isis“ auf circa einen halben Bogengrad bestimmen. Diese außerordentliche Leistung brachte 1770 den Titel eines Hof- und Marinelieferanten ein. In dieser Eigenschaft fertigte Ferdinand Berthoud für die französische Admiralität nicht weniger als 20 Seechronometer.
Nach dem Tod im Jahr 1807 führten Pierre-Louis Berthoud (1754-1813) und Charles-Auguste Berthoud (1798-1876) das Werk ihres Onkels fort. Die Schwierigkeiten nahmen aber zu und ab 1876 existierte die Berthoud-Uhren-Dynastie nur noch in den Geschichtsbüchern. Zum Glück lebte die außerordentliche Begabung von Ferdinand Berthoud zumindest in seinen herausragenden, von Sammlern heute teuer bezahlten Zeitmessern weiter.
An diese glanzvolle Historie und uhrmacherische Leistung knüpft nun Karl-Friedrich Scheufele mit drei außerordentlich erfahreren Uhrmacher an. In einem kleinen Atelier unter dem Dach der Chopard Manufaktur arbeiten diese Spezialisten seither an der Entwicklung von neuen Meisterwerken. Und so mancher Besucher gewinnt spontan den Eindruck, die Zeit wäre stehengeblieben. Die jungen Meisterwerke der Marke Ferdinand Berthoud zeigen jedoch schnell, dass hier aktuelle Uhren auf Spitzenniveau gebaut werden. Den Namensgeber würde es freuen.
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