Wempe und Ulysse Nardin
Nach Girard-Perregaux, siehe hier im Uhrenkosmos, arbeitet Juwelier Wempe nun auch mit der Schwester Ulysse Nardin zusammen. Das Resultat nennt sich Wempe x Ulysse Nardin Diver NET Signature Collection. Natürlich ist die solcherart getaufte Taucheruhr ebenfalls nur in limitierter Auflage erhältlich. 75 Stück und kein einziges mehr wird es von diesem Boliden geben. Untrügliche Kennzeichnen sind Designakzente in einem derzeit ausgesprochen populären Farbton. Gemeint ist das unter Wasser besonders gut erkennbare Orange.


Bis zu 30 bar Wasserdruck hält die 44 Millimeter messende Schale in jedem Fall aus. So weit werden Sporttaucher ohnehin nicht in die Tiefen des Meeres hinabsteigen. Aber zum Storytelling eignet sich dieser Wert ebenso wie viele andere Aspekte rund um diesen Kooperations-Zeitmesser.

Gehäuse
Da ist zum Beispiel der für die 14,81 Millimeter hoch bauende Schale verwendete Material-Mix. Ökologische Aspekte und Hightech werden dabei großgeschrieben. Ein runder Container aus recyceltem Edelstahl bildet die Basis des wuchtigen Gehäuses. Selbigen ergänzen zwei weitere Werkstoffe. Das so genannte Nylo ist ein Polyamid aus nicht mehr verwendeten und entsprechend upcycelten Fischernetzen. Hinzu gesellt sich Carbonium. Hierbei handelt es sich um ein gleichermaßen festes und leichtes Material. Die Herstellung erfolgt aus den gleichen Carbonfasern, welche auch bei der Produktion moderner Flugzeugtragflächen -rümpfe Verwendung findet. Das von Ulysse Nardin genutzte Carbonium entsteht aus Überbleibseln, was die Umweltbelastung gegenüber anderen Carbon-Verbundwerkstoffen um etwa 40 Prozent reduziert.

60 Prozent Nylo und 40 Prozent Carbonium braucht es zur Herstellung der Gehäuseflanken samt Bandanstößen sowie des verschraubten Bodens. Carbonium verleiht dem Inlay des stählernen Glasrands außerdem die marmorierte Struktur. Bleibt Titan zur Anfertigung der Schraubkrone.

Einiges erzählen lässt sich auch über die zeitbewahrende Mechanik. Das selbst entwickelte und gefertigte Automatikkaliber UN118, Durchmesser 31,6 Millimeter und Bauhöhe 6,45 Millimeter, tickt hinter einem Saphirglas-Sichtboden. Uhrmacher assemblieren es aus 260 Komponenten, darunter 50 funktionale Steine. Stündlich 28.800 Halbschwingungen vollzieht die Unruh mit variabler Trägheit. Partnerin ist eine Unruhspirale aus thermisch stabilisiertem Silizium. Ulysse Nardin nutzte es erstmals im Jahr 2001. Allerdings ließ sich der Pionier diese Errungenschaft nicht rechtlich schützen. Wegen der unbestrittenen Vorreiterrolle darf die Manufaktur trotz der für Patek Philippe, Rolex und Swatch Group ausgefertigten Silinvar-Patente die Siliziumspiralen weiterhin verbauen.


Nicht zu vergessen das Thema DiamonSil im Zusammenhang mit dem Anker und dem Ankerrad. Das Wort setzt sich zusammen aus Silizium + Diamant. Silizium-Bauteile mit nano-kristalliner Diamantschicht präsentierte Ulysse Nardin bereits im Jahr 2007. 2010 konnte die damals noch Rolf Schnyder gehörende und von dem 2012 verstorbenen Unternehmer geleitete Firma die DCS-Technologie (Diamond Coated Silicon) erwerben. Geballtes Knowhow ermöglichte die Konstruktion eines hoch komplexen Brüters zur Diamantbeschichtung von Siliziumbauteilen mit Hilfe des Chemical Vapor Depositon-Verfahrens. CVD erzeugt Diamantüberzüge auf Trägermaterial unter Energiezufuhr bei Unterdruck.

Die Schicht besteht aus mehr oder minder großen Diamantkristallen, welche an ihren Seiten zusammenwachsen. Beschichtete Bauteile besitzen somit nahezu Diamanteigenschaften. Für die meisten mikromechanischen Anwendungen reichen fünf Tausendstelmillimeter völlig aus, denn die starke Aneinanderbindung der Kohlenstoffatome unterscheidet Diamant von Graphit und anderen Kohlstoffarten.

Hilfestellung
In Anlehnung an die lange Geschichte auf dem Gebiet präziser Marinechronometer hat Ulysse Nardin sein Kaliber UN118 mit einer Gangreserveanzeige ausgestattet. Selbige findet sich am Zifferblatt unterhalb der „2“ und lässt wissen, wie viel der bei Vollaufzug rund 60 Stunden Gangautonomie aktuell noch zur Verfügung steht. Nachdem der Kugellagerrotor und das Automatikgetriebe des UN118 sehr effizient arbeitet, sollte der zugehörige Zeiger bei regelmäßigem Tragen dieser Armbanduhr nicht in den orangefarbenen Bereich drehen.

Erwähnenswert ist schließlich noch, dass Ulysse Nardin das Haus Wempe in den 1950-er Jahren mit bestimmten Bauteilen für Marinechronometer belieferte. Diese waren unverzichtbar, um die eigene Produktion nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder hochzufahren.

Wempe x Ulysse Nardin Diver NET
Diese Hilfestellung vergaß Hellmut Wempe, der 2023 verstorbene Vater von Kim-Eva Wempe nie. Im Gefolge der Quarzkrise schien 1982 das endgültige Aus für Ulysse Nardin unabwendbar. Niemand wollte ein Unternehmen, das zwar eine großartige Vergangenheit aber so gut wie keine Gegenwart und vor allem keine Zukunft zu haben schien. In diesen ausgesprochen bitteren Zeiten investierte Rolf W. Schnyder etwa 1,5 Millionen Schweizerfranken in die marode Firma. Durch visionäres, auf intelligente Verquickung von Tradition und Innovation bedachtes Handeln machte er aus dem traditionsreichen Namen wieder das, was er einstmals war. Als erster deutscher Konzessionär offerierte Wempe die Renaissance-Zeitmesser in seinen Geschäften.
Dort und darüber hinaus im Wempe-Onlineshop sind ab sofort auch die 75 einzeln nummerierten Wempe x Ulysse Nardin Diver NET der Signature Collection Taucheruhren erhältlich. Jede Referenz UN220061 kostet unverbindliche 15.750 Euro.
Wempe x Ulysse Nardin Diver NET

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