Zurückhaltend kompliziert
Reduktion auf das Wesentliche lautet die Maxime von Guido Terreni. Unter diesem Vorzeichen stellte der CEO von Parmigiani Fleurier zwei Versionen des neuen Toric Ewiger Kalender vor. Vergleicht man die beiden Newcomer mit der ersten, im Jahr 1999 lancierten Kalender-Toric, kann man diesem Credo uneingeschränkt zustimmen. Insgesamt sechs Zeiger führen das vor Augen, was man sich von einer derartigen Armbanduhr erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In diesem Sinn lassen sich neben den Stunden und Minuten auch noch Datum, Wochentag, Monat sowie die aktuelle Position im Schaltjahreszyklus ablesen.


Logischer- und sinnvollerweise sind die Indikationen für Datum und Wochentag sowie Monate und Jahre der Toric Ewiger Kalender konzentrisch angeordnet. Entgegen dem Üblichen liegen die dem Kalendarium vorbehaltenen Felder nicht auf der Querachse von „9“ zu „3“, sondern leicht in der unteren Hälfte des sehr aufgeräumt gestalteten Zifferblatts. Hier zeigt sich einmal mehr das ästhetische Empfinden des Firmenchefs. Von der erfolgreichen Tonda PF leiten sich die sehr kurzen Stunden-Indexe und die feine Riffelung des schmalen Glasrands ab.

Hier liegen Welten zwischen dem, was Parmigiani 1996 zunächst einmal ohne Komplikation vorstellte und der aktuellen Toric-Linie, welche 2024 während der Genfer Watches and Wonders als Time-Only-Modell ihren Einstand gab.
Die Geschichte der drei Toric-Generationen lässt sich hier im Uhrenkosmos nachlesen:

Vor allem beim nicht mehr hergestellten ewigen Kalender mit den Automatikkalibern PF130.5 und später PF471, zu deren Merkmalen ein retrograder Datumszeiger, digitale Anzeigen für Wochentag, Monat und Schaltjahreszyklus sowie eine Mondphasenindikation gehören, reduzierte die sehr breite Lünette den Durchmesser des Zifferblatts. Bei der Frage, ob die astronomischen Angaben auf digitale oder analoge Art und Weise erfolgen, scheiden sich traditionsgemäß die Geister. Aber im Fall der neuen Toric Ewiger Kalender ist die Entscheidung für Zeiger im Dienste eines sehr distinguierten Auftritts eindeutig zu begrüßen.

Goldstück im Inneren
Die Philosophie, die überarbeitete Toric ausschließlich mit Handaufzugswerken auszustatten, kommt auch 2025 zum Tragen. Bei 60 Stunden Gangautonomie des Kalibers PF733 empfiehlt sich spätestens nach zwei Tagen die energiespendende Kontaktaufnahme über die Krone. Weil das manuelle Spannen der beiden durch den Sichtboden deutlich erkennbaren, parallel geschalteten und rückwärtig von durchbrochen gestalteten Edelstahlkloben gehaltenen Federhäuser ein haptischer Hochgenuss ist, wird man vermutlich jeden Tag einmal Hand anlegen.
Wie schon beim Handaufzugskaliber PF780 in der Toric Petite Seconde, welches hier vorderseitig eine 31,5 Millimeter messende und zwei Millimeter hoch bauende Kalender-Kadratur trägt, bestehen die Platine, die große Federhausbrücke sowie der kleineren Räderwerkskloben aus massivem Roségold. Dieses Material an sich ist für Guido Terreni weniger Luxus, als vielmehr die Art, wie Parmigiani Fleurier damit umgeht. In diesem Sinne musste der klassische Genfer Streifenschliff einem moderneren Rautenmuster vom Typ Côtes de Fleurier weichen.

Stündlich 28.800 vollzieht die Unruh. Vier Masselots dienen dem Verändern der Trägheit und damit dem Regulieren des Gangs. Wie gehabt liefert AtoKalpa das Schwing- und Hemmungssystem an die fürs Herstellen des Uhrwerks zuständige Parmigiani-Schwester Vaucher. Alles in allem braucht es für ein PF733 exakt 265 Bauteile. Das sind 108 mehr, als in der Basis PF780 verbaut. Mit anderen Worten: So viele Komponenten sind nötig, um händische Kalender-Korrekturen theoretisch bis Ende Februar 2100 aus der Welt zu schaffen.
In der Praxis sehen die Dinge dann doch ein wenig anders aus. Nachdem der Handaufzug die Verwendung eines Umlaufgeräts ausschließt, muss das Kalendarium nach längerem Verweilen im Tresor auf dem Weg über die drei in den Gehäuserand eingelassenen Korrekturdrücker nachgestellt werden. Ein großer Aufwand verknüpft sich damit allerdings nicht.

Äußere Werte
Nach der Beschäftigung mit den inneren Werten nochmals zum Äußeren, das einer weisen Erkenntnis von Antoine de Saint-Exupéry Rechnung trägt. Nach Auffassung des französischen Flugpioniers und Schriftstellers entsteht Vollkommenheit nicht dadurch, dass sich nichts mehr hinzufügen lässt, sondern dann, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.

Beim Blick durch eine Lupe sticht die in alter Technik von Hand ausgeführte Zifferblatt-Körnung ins Auge. Die 40,6 Millimeter große und lediglich 10,9 Millimeter hoch bauende Schale besitzt nicht nur eine elegante Silhouette, sondern auch handschmeichlerische Qualitäten. Das sinnliche Erlebnis vervollständigen Armbänder aus weichem Nubukleder.

Entspiegelter ARunic-Saphir auf der Vorder- und Rückseite des Gehäuses besticht unter anderem durch nahezu hundertprozentige Lichtdurchlässigkeit. Weitere Eigenschaften sind integrierter UV-Filter, hohe Farbtreue und Verschleißfestigkeit. Wasser und Fett weist das transparente Material sehr gut ab. Bis drei bar Druck reicht die Wasserdichte.

Zum Schluss heißt es bei Parmigiani Fleurier wieder einmal wählen. Und zwar zwischen dem Toric Ewiger Kalender Rosegold Golden Hour und dem Toric Ewiger Kalender Platin Morning Blue. Von jedem der beiden Modelle fertigt Parmigiani Fleurier lediglich 50 Exemplare. Die unverbindlichen Publikumspreise liegen bei 95.800 bzw. 103.700 Euro. Natürlich bestehen die Bandschließen aus dem Material des Gehäuses.

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