Kleine Sekunde zum 30. Jubiläum
Auf exakt 30 Jahre blickt Mühle Glashütte zurück, wenn es um Armbanduhren geht. Diese runde Zahl zelebriert das Familienunternehmen mit der neuen Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 Edition. Ihre Kennzeichen: Ein dreifarbiges Zifferblatt und eine kleine Sekunde über der „6“. Das erinnert an Zeiten, als diese Anzeige von secunda diminutive pars bei Taschen- und Armbanduhren das Maß aller Dinge war. Bei Mühle Glashütte verkörpert sie eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Neubeginn
Letzteres traf auch R. Mühle & Sohn. Weil die Firma zwangsweise auch Instrumente für die Deutsche Wehrmacht produziert hatte, kam es zur Enteignung. Doch bereits im Dezember 1945 erfolgte unter Hans Mühle ein Neustart mit der Entwicklung und Herstellung unterschiedlichster Messgeräte, darunter beispielsweise auch solche für Temperaturen und Druck.
Ab 1994 ernährten professionelle, von der Hamburger Seewarte typgeprüfte Marinechronometer, ferner Schiffsuhren sowie andere Instrumente wie Baro- und Hygrometer das kleine Team. Sukzessive mauserte sich Mühle zum technischen Weltmarktführer bei GPS-gesteuerten und quarzstabilisierten Uhrenanlagen samt Nebenuhren und intelligenten Schnittstellen beispielsweise für Kreuzfahrtschiffe der Aida-Flotte. In Gestalt der Marine-Fliegeruhr 1 brachte Mühle 1995/96 seinen ersten Zeitmesser fürs Handgelenk auf den Markt. In den anschließenden Jahren entwickelte sich dieser Geschäftszweig zur tragenden Säule. Leader ist der S.A.R. Rescue-Timer, über den der Uhrenkosmos hier schon ausgiebig berichtet hat.
Glashütte Regel
Eine weniger erbauliche Zäsur erfolgte 2005. Ab diesem Jahr erhitzte ein Rechtsstreit mit Nomos Glashütte die Gemüter. Zankapfel war die Frage, ob Mühle bei den mit Schweizer Rohwerken ausgestatteten Uhren die so genannte Glashütte-Regel erfüllt. Die Notwendigkeit, zur Sicherheit millionenschwere Rücklagen bilden zu müssen, zwang das an sich wirtschaftlich gesunde Familienunternehmen Mühle am 4. Juli 2007 in eine Insolvenz wegen drohender Überschuldung.
Aber diese beeinträchtigte die Fortführung des Geschäftsbetriebs unter der Leitung von Thilo Mühle in keiner Weise. Der konnte auf einen motivierten Mitarbeiterstamm und eine attraktive Kollektion bauen. Bereits im März 2008 wurde Mühle vom Insolvenzverwalter aus dem Verfahren entlassen. Der Sohn stieg in die großen Fußstapfen seines Vaters und reüssierte auf seine Weise mit vielen neuen Kreationen, welche das Gesicht der Marke mit hohem Wiedererkennungswert prägen. Damit begann eine neue Zukunft mit der nunmehr unstrittigen Herkunftsbezeichnung Glashütte am Zifferblatt. 2011 gesellte sich das Thema eigene Manufaktur hinzu. Seitdem fährt Mühle Glashütte zweigleisig. (Mehr über die Geschichte von Mühle Glashütte gibt es direkt von Hans-Jürgen Mühle zu hören und sehen)
Inzwischen sind auch Dustin und Fanny Mühle mit an Bord. Seit 2024 leitet der Sohn von Thilo Mühle die Fertigung und Manufaktur. Sein Credo: „Meine Mission besteht darin, innovative Konzepte einzubringen, um eine starke Zukunft zu formen.“ Fanny Mühle ist zuständig für Vertrieb und Kundenbetreuung. „Die Werte unseres Familienunternehmens zu leben, ist für mich eine Herzensangelegenheit,“ lässt die Tochter von Thilo Mühle wissen. Allen zusammen ist sehr daran gelegen, die Unabhängigkeit von Mühle-Glashütte zu wahren, und die Firma mit ihren rund 70 Mitarbeitenden konsequent weiterzuentwickeln.
Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994
Ein signifikantes Erkennungszeichen der neuen 29er Kleine Sekunde 1994 ist, wie der Name unschwer erkennen lässt, der kleine Sekundenzeiger oberhalb der „6“. Bis in die 1950-er Jahre war diese Art der Indikation der kleinsten Zeiteinheit infolge der gängigen Uhrwerks-Konstruktionen gang und gäbe. Logischerweise besser ablesbare Zentralsekunden bildeten die Ausnahme. Das änderte sich in den 1960-er Jahren. Nostalgie und Retrostil lösten eine Rückbesinnung auf das Althergebrachte aus. Aber das ist nur ein Aspekt. Außermittig rotierende Sekundenzeiger lockern das Zifferblatt spürbar auf. Das motivierte Thilo Mühle und seine Kinder zur Kreation des stählernen Newcomers.
Möglich machts die von Sellita entwickelte Kaliberfamilie SW26x-1 mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor. Sie basiert auf dem Bestseller SW200 mit im Kraftfluss liegender Zentralsekunde. Damit der Sekundenzeiger aus der Mitte wandern kann, erfolgt die Ansteuerung des Zahnrads mit nach vorne verlängerter Welle außerhalb des Kraftflusses.
Früher verhielten sich die Dinge genau umgekehrt. Mühle Glashütte verbaut in diesem nicht limitierten Modell das Automatikkaliber Sellita SW261-1 in einer markenspezifischen Version. Die Aufwertung gegenüber dem Normalen besteht einmal im von Mühle Glashütte selbst gefertigten Editions-Rotor. Des Weiteren gesellt sich die so genannte Spechthals-Feinregulierung für den Rücker hinzu.
Die Unterschiede zwischen den Sellita Kalibern SW260-1 und SW261-1 besteht im Abstand der Welle des kleinen Sekundenzeigers vom Zifferblatt-Zentrum. Bei erstgenanntem Uhrwerk beträgt er 6,4 Millimeter, bei letzterem sind es 7,6. Folglich lässt sich der Durchmesser des kreisrunden Felds, vor dem der Sekundenzeiger dreht, um bis zu 2,4 Millimeter steigern. Das wiederum kommt einer ausgewogenen Optik des Ganzen zugute.
Mühle reguliert das 25,6 Millimeter große und 5,5 Millimeter hochbauende Uhrwerk mit maximal 41 Stunden Gangautonomie auf eine maximale tägliche Gangabweichung zwischen 0 und +8 Sekunden. Dieses Delta ist geringer als das von der Schweizer Chronometerprüfung vorgegebene von 10 Sekunden (-6 bis +4).
Farblich sticht bei der 29er Kleine Sekunde 1994 das Jubiläumsblau ins Auge. Verwendung findet es für den Höhenring, den kleinen Sekundenzeiger und die Beschriftung des Datumsrings.
Der Boden des 42,4 Millimeter messenden und bis zu zehn bar wasserdichten Stahlgehäuse besitzt ein Sichtfenster. (Und ab wann eine Uhr so wasserdicht ist, um eine Taucheruhr zu sein, verraten wir hier). Am Handgelenk trägt der mit blauem Canvasband und Dornschließe Zeitmesser 11,3 mm auf. Durch spezielle Federstege lässt sich das Armband leicht austauschen.
An die bis zum Gründungsjahr 1869 zurückreichende Zeitspanne erinnert eine Limitierung auf 155 Exemplare. Mit 1.900 Euro sind Markenfans oder Liebhaber der Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 Edition mit kleiner Sekunde dabei.
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