Uhrenbranche 2024-2025
Neues Jahr, neues Glück, kann man Anfang 2025 mit Fug und Recht sagen. Und dieses Glück braucht die Uhrenbranche dringend. Nach einem durchwachsenen Jahr 2024, das die Schweizer Uhrenindustrie mit Rückgängen in einer Größenordnung von rund drei Prozent abschließen wird, hofft die Branche auf Besserung in den kommenden zwölf Monaten. Allerdings steht diese Hoffnung eher auf tönernen Füßen. Zu unsicher ist die weltwirtschaftliche und geopolitische Situation.
In Europa bewegt sich die Konsumlaune auf niedrigem Niveau. Wer um seinen Arbeitsplatz oder den persönlichen Wohlstand bangt, wird sein angespartes Geld erst einmal zusammenhalten. In den USA, dem derzeit stärksten Markt für Luxusuhren, bleibt abzuwarten, was die Politik des neuen Präsidenten bewirkt. Über der Schweiz schwebt das angedrohte Zoll-Damoklesschwert. Ob es auch über der Uhrenindustrie fällt, bleibt abzuwarten. Sicher scheint dagegen, dass China, Hongkong und Macao selbst dann, wenn sich die wirtschaftliche Situation dort stabilisieren sollte, kurzfristig nicht zu alter Umsatzstärke zurückfinden werden.
Beeinflussen lässt sich das Geschehen definitiv nicht. Somit gilt es für die Uhrenbranche Ruhe bewahren, kreativ und innovativ sein, die Nase ein wenig zu senken und mit den Preisen am Boden der Tatsachen zu bleiben. Dass massive gestiegene Goldpreise an die Kundschaft weitergegeben werden, lässt sich nachvollziehen. Für sonstige Steigerungen über das Maß der Inflation hinaus fehlt jedoch das Verständnis. Es schadet der Uhrenbranche, wenn neue Produkte schon nach relativ kurzer Zeit mit deutlichen Abschlägen im Sekundärmarkt zu finden sind.

Ad Hoc by Richemont
Die dortige Schwäche bekam auch der Richemont-Konzern zu spüren. Zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs, das am 31. März 2025 endet, verschickte er kürzlich eine Ad-Hoc-Mitteilung. In der Überschrift vermeldet der Luxusmulti eine „starke Leistung mit einem Umsatzanstieg von 10 % für das dritte Quartal zum 31. Dezember 2024“. Der solide Abschluss bezieht sich auf konstante und tatsächliche Wechselkurse. Mit 6,2 Milliarden Euro erzielte Richemont den höchsten Quartalsumsatz aller Zeiten. 16,2 Milliarden Euro betrug der der 9-Monats-Umsatz, was plus vier Prozent bei konstanten und plus drei Prozent bei tatsächlichen Wechselkursen entspricht.
Für Nord- und Südamerika, Europa, den Nahen Osten, Afrika und Japan verzeichnete die Gruppe ein zweistelliges Wachstum. Ungeachtet weiterhin schwieriger Nachfrage in China berichtet der Raum Asien-Pazifik einen langsameren Rückgang um nur noch sieben Prozent. Wenig erfreulich sind minus 18 % auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und Macau. Sie und eine anhaltend schwache Nachfrage trüben die Bilanz.
Beim differenzierten Betrachten der verschiedenen Richemont-Geschäftsfelder sticht der Schmuckbereich (Buccellati, Cartier, Van Cleef & Arpels und Vhernier) mit plus 14 % besonders positiv heraus. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 12 % mehr gewesen. Summa summarum 4,5 Milliarden Euro erlöste das schmückende Quartett in den letzten drei Monaten des Kalenderjahres 2024. Demgegenüber brachten es die spezialisierten Uhrenmarken, darunter A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, IWC, Jaeger-LeCoultre, Panerai und Vacheron Constantin zusammen nur auf 867 Millionen Euro.
2023 konnten sie noch Umsätze in Höhe von 939 Millionen Euro ausweisen. Daraus errechnet sich ein Minus von acht Prozent. Ein Lichtblick besteht allenfalls darin, dass sich massive 16% Rückgang in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2024/2025 im dritten Quartal halbierten. Mit Ausnahme des asiatisch-pazifischen Raums stiegen die Umsätze in allen Regionen. Zweistellige Zuwächse schlugen in Nord- und Südamerika sowie im Nahen Osten und in Afrika zu Buche.
Elf Prozent Umsatzwachstum vermeldete der Geschäftsbereich Sonstige, zu dem auch die Mode- und Accessoires-Marken gehören. Eine davon ist Montblanc. Schließlich berichteten alle Vertriebskanäle einen Umsatzanstieg. Die Einzelhandelsumsätze also jene in eigenen Boutiquen kletterten um elf Prozent mit Zuwächsen in fast allen Weltregionen. Auch hier lagen die Schmuckhäuser weit vorne. Ihr Anteil am Konzernumsatz erhöhte sich weiter auf 71 %. Nur vier Prozent lagen die Großhandelsumsätze, also der Verkauf an Mehrmarken-Konzessionäre über dem Vorjahreszeitraum. Hier hatten die Geschäftsbereiche Schmuck sowie Übrige ebenfalls die Nase vorne, was die Umsatzrückgänge der Uhrenspezialisten mehr als ausgleichen konnte. Auch plus 17 % Plus im Online-Einzelhandel sind auf die Juweliermarken und die Übrigen zurückzuführen.

Mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge blickt Richemont also auf die Uhrenmesse Watches & Wonders, welche am 1. April 2025 ihre Türen zunächst einmal für akkreditierte Fachbesucher öffnen wird. Spannung herrscht aber auch bei all den anderen Uhrenmarken, die sich gerade auf das wichtigste Branchenereignis des Jahres vorbereiten und einen Platz im Gender Messepalast ergattern konnten. Der Uhrenkosmos wird mit dem neuen Partner Peter Wiederholt sowie in Person von Wolfgang Winter und mir in Genf vertreten sein. Wie gehabt werden die allermeisten Neuigkeiten logischerweise erst im Ausstellungsgebäude zu sehen sein.

Vacheron Constantin 222
Vacheron Constantin hat einen Schleier zu Beginn des Jahres, in dem die Manufaktur ihren 270. Geburtstag feiert, schon ein wenig gelüftet. Zum Vorschein kam die stählerne Variante des Retromodells 222, das 2022 in Gelbgold sein Debüt gegeben und sich erfolgreich am Markt etabliert hatte. Ihren Einstand hatte diese Armbanduhr 1977 im Gefolge der Audemars Piguet Royal Oak und der Patek Philippe Nautilus gegeben.

Beim Entwurf und der Gehäusekonzeption hatte sich der junge deutsche Designer Jörg Hysek natürlich ein wenig an diesen beiden Vorbildern orientiert. Ein Mittelteil trug den damit verschraubten Glasrand. Das Ensemble bewirkte wiederum eine Art Bullaugenlook. Der Resistenz gegen schädliche Einflüsse des nassen Elements diente auch eine so genannte „doppelte Krone“. Der Name 222 bezog sich übrigens auf das damalige Alter des 1755 gegründeten Traditionsunternehmens.

Zehn Jahre nach dem Lancement und insgesamt 707 produzierten Exemplaren musste die Triple Two den ebenfalls nicht sonderlich erfolgreichen Nachfolgemodellen 333 und Phidias weichen. 136 Exemplare der auch in Gold produzierten 222 wurden damals in der Schweiz verkauft, 122 in Italien, 45 in den USA, 41 in Frankreich, 24 in England, 35 in Hongkong und 32 in Japan. 74 Stück hatten die Eidgenossenschaft in Richtung Deutschland verlassen. Nur drei flossen nach Österreich.

Nun also kehrt nach dem Gold- verständlicherweise auch das Stahlmodell zurück, 37 Millimeter groß und ausgestattet mit dem hauseigenen, aus 194 Komponenten assemblierten Automatikkaliber 2455/2. Dessen Gangautonomie liegt bei rund 40 Stunden. Am Handgelenk trägt das bis zu fünf bar wasserdichte Sichtbodengehäuse exakt 7,95 Millimeter auf. Erwerben lässt sich die mit dem Genfer Siegel punzierte und hinsichtlich der Auflage nicht limitierte Armbanduhr für 34.800 Euro ausschließlich in den markeneigenen Boutiquen. Damit liegt die relativ kleine 222 im Preis 800 Euro unter der aktuellen Royal Oak 16202ST.
Audemars Piguet Royal Oak 16202ST: Eine 39 mm Royal Oak Jumbo zum Jubiläum
Mehr als 5.000 Euro beträgt der Unterschied zur hier im Uhrenkosmos vorgestellten Patek Philippe Cubitus.

Gemeinsames Merkmal neben bester Provenienz, Automatikwerk sowie Gehäuse und integriertem Armband aus Stahl: Trotz heraufziehender Uhrenkrise kann man keinen Repräsentanten dieses Luxustrios sofort zum offiziellen Ladenpreis mitnehmen. Ungeduldige müssen auf den Parallelmarkt ausweichen, der seit Frühjahr 2022 deutlich an Fahrt verloren hat und auch weiterhin schwächelt.
Rapide steigende Preise für die guten Bekannten sind bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Aber begehrte Armbanduhren kosten dort weiterhin mehr als in den konzessionierten Verkaufsstellen. Und daran wird sich so lange nichts ändern, wie die Nachfrage das auf direktem Weg verfügbare Angebot übersteigt.

IWC und Petronas
Nicht zu kaufen, egal ob beim Konzessionär oder in der Markenboutique gibt es hingegen die IWC Pilot’s Watch Mark XX Mercedes-AMG Petronas Formula One Team. Tragen werden diese Armbanduhr beispielsweise Ingenieure, Techniker und Mechaniker besagten Formel-1-Teams in der kommenden Rennsaison. Weitere Berichte zu IWC Uhren finden Sie hier in unserem IWC Markenkosmos.

Ihr mattgraues Gehäuse mit 40 Millimetern Durchmesser besteht aus leichtem, robustem und vor allem antiallergischem Titan. Unübersehbar sind das schwarze Zifferblatt mit Details in Petronas-Grün und ein Kautschukband in derselben Farbe. In der bis zu zehn bar druckdichten Schale tickt das Automatikkaliber 32111 mit fünf Tagen Gangautonomie. Die Entwicklung und Fertigung des Zeit-Boliden resultiert aus der Tatsache, dass IWC seit 2013 als Partner des genannten Teams fungiert. 2022 entstand die erste offizielle Teamuhr dieser Art.

0 Kommentare