Sie können es sich natürlich einfach machen. Sie nennen die außergewöhnliche Parmigiani L’Armoriale Repetition Mysterieuse einfach eine technisch komplexe Uhr mit Minutenrepetition, die die Darstellung der Zeit zwei unter dem Gehäuseboden rotierenden, weitgehend verborgenen Zeigern überlässt. Und könnten noch nebenbei erwähnen, dass dies die erste Uhr einer Sonderedition von 5 Einzelstücken ist, die Parmigiani Fleurier anlässlich des Geburtstags des Firmengründers Michel Parmigiani ist.
Dies wäre absolut korrekt. Genauso zutreffend, wäre es zu erwähnen, dass Michel Parmigiani die Inspiration für diese Uhr mit ihrem geometrischen Muster, der guillochierten und mit Glasemail überzogenen frontalen Fläche sowie dem ebenfalls guillochierten Gehäusebodens direkt von Mutter Natur erhielt.
Somit dieses Einzelexemplar ein weiteres faszinierendes Beispiel der Haute Horlogerie von Parmigiani Fleurier ist und das konzeptionelle wie technische Know-How unterstreicht, mit dem die Marke ihre Uhren konzipiert.
Diese Sichtweise wäre natürlich vollkommen in Ordnung und würde Sammler und Uhrenliebhaber zufrieden stellen. Der Nachteil dieser Sichtweise ist jedoch, dass die Uhr nur wieder eine Minutenrepetition mit Emaille-Zifferblatt mehr wäre und die Ungewöhnlichkeit des Entwurfs und die Kraft von Muster und Farbe recht wenig Aufmerksamkeit erhält.
Entsprechend haben wir die Uhr in einem Umfeld platziert, das per se auf die Kraft der visuellen Wirkung, also auf Form und Farbe setzt und wurden mit dem Kinofilm „Dune“ fündig. Umgeben von beeindruckenden realen, wie computer-erzeugten Bildern wirkt die Parmigiani L’Armoriale Repetition Mysterieuse nun tatsächlich nicht wie handwerklich perfekte Uhrmacherei, sondern modern, geheimnisvoll und ornamental beeindruckend.
Wir haben vor diesem Hintergrund einen detaillierteren Blick auf die Bauweise und technische Umsetzung von Gehäuse, Zifferblatt, Gehäuseboden und Minutenrepetition geworfen, sozusagen als Blick hinter die Kulisse.
Parmigiani L’Armoriale Repetition Mysterieuse Gehäuse
Zunächst fällt der Blick auf das Gehäuse der L’Armoriale Repetition Mysterieuse. Es misst 41,6 mm im Durchmesser und hat eine Dicke von 12,65 mm und besteht aus 18 Karat Weißgold. Es wurde speziell für das Parmigiani L’Armoriale Exemplar angefertigt und verbindet durch die symmetrisch angeordneten, säulenartigen seitlichen Rillen das Muster der Zifferblatt-Guillochierung mit der architektonischen Struktur des Gehäusebodens. Dabei sorgt der Wechsel von gravierten und polierten Oberflächen für ein kraftvolles, dynamisches Erscheinungsbilds des Gehäuses.
L’Armoriale Répétition Mystérieuse
Gleichzeitig bildet die Gleichmäßigkeit des Gehäuses den Bildrahmen für die ornamentale, sich in Lichtreflexen brechende Struktur des pastellgrünen, durchscheinenden Grand-Feu-Emaille Zifferblatts. Dabei stört kein Zeiger das stilisierte Mandala-Muster der frontalen Fläche. Vielmehr obliegt es dem Träger der Uhr durch das Betätigen des Repetitionsdrückers auf der der Krone gegenüber liegenden Gehäuseseite das Schlagwerk zu aktivieren und die Uhrzeit akustisch zu erfassen.
Möchte man die Uhrzeit jedoch klassisch, also anhand eines Stunden und Minutenzeigers erfassen, muss man auf ein subtiles, „geheimes“ Zifferblatt sehen, das sich auf der Rückseite der Uhr gleichsam versteckt. Hier zeigen zwei rosegoldene Zeiger in einem kleinen Saphirglasfenster vor einer weitgehend vom Gehäuseboden verdeckten Zifferblattscheibe die jeweilige Stunde und Minute. Als Orientierung dienen dabei kleine punktförmige Indexe aus Weißgold, die auf einer Scheibe aus Jade aufgebracht sind. Trotz der edlen Materialien bleibt die Anzeige der Zeit sehr subtil und auf der Unterseite der Uhr dominiert ebenfalls eine zentrale, guillochierte Fläche deren optische Wirkung.
Parmigiani Fleurier PF355
Das schlagende Herz von Parmigianis L’Armoriale Repetition Mysterieuse ist das Kaliber PF355. Dabei handelt es sich um ein Handaufzugswerk, das in Zusammenarbeit mit der Werkmanufaktur Renaud & Papi entwickelt wurde. Der Rückgriff auf Renaud & Papie ist keinesfalls ungewöhnlich. Denn auch wenn der Werkspezialist mehrheitlich von Audemars Piguet übernommen wurde, liefert Renaud & Papi auch für viele weitere Hersteller aufwendige Werke und Module. So steht der Spezialist für Minutenrepetitionen und skelettierte Werke etwa auch hinter den Uhrwerken des Luxuslabels Richard Mille. Nicht zuletzt hatte man auch in Fleurier bereits bei der Parmigiani Fleurier La Rose Carrée auf das aufwendige Minutenrepetitionswerk zurückgegriffen. Wir hatte die Uhr auf Uhrenkosmos hier bereits vorgestellt.
Beim Kaliber PF 355 handelt es sich um ein Manufakturwerk aus insgesamt 392 Komponenten und das Handaufzugkaliber bietet, je nach Häufigkeit der Nutzung des Schlagwerks, eine Gangreserve von 72 Stunden. Besonderes Augenmerk wurde bei dieser, bei einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde oder 3 Hz die Zeit messenden Minutenrepetition auf einen besonders präzisen und wohltönend tiefen, resonanten Klang des Schlagwerks verwendet.
Hierfür wurden die Kathedral-Federn fast zweimal um das Uhrwerk geführt, was die Resonanzwirkung der einzelnen Töne verstärkt und für einen deutlich volleren, tiefen Klang sorgt. Ebenso wichtig ist hierbei auch die Präzision der Hammerschläge. Den erst ihr exakter Klang in Verbindung mit einer hohen Klangintensität erzeugt die gewünschten, unterschiedlich vernehmbaren Töne, die es dem Zuhörer ermöglichen, deutlich und klar den Stand der Stunde, Viertelstunde wie der einzelnen Minute akustisch wahrzunehmen.
Während das Ohr lauscht, kann das Auge die Schönheit der Kunst unserer Meister-Kunsthandwerker in voller Pracht genießen. Jeder Klang wird zu einer intensiven Begegnung mit dem Mysterium von Repetitionsuhren in ihrer reinsten Form.
Waren es zunächst die drei Kunsthandwerker Eddy Jaquet für die Gravuren, Yann von Kaenel für die Guillochierung und Vanessa Lecci für das mehrstufige, Aufbringen und Einbrennen der Emaille liegt es final doch am perfekten Einbau des Werks und der Minutenrepetition, um das gewünschte Klangerlebnis zu erzielen.
Hierfür muss das Werk auf den Bruchteil eines Millimeters genau in das Gehäuse eingepasst werden. Denn nur so können die Spannfedern der Hämmer die Tonfedern exakt treffen und den gewünschten vollen Ton erzielen. Eine Arbeit, die neben einer ruhigen Hand nach reichlich Erfahrung verlangt.
Sonderedition L’Armoriale Repetition Mysterieuse
Angesichts des betriebenen Aufwands ist es nicht ganz erstaunlich, dass es sich bei dieser Uhr um Unikat handelt, zu dem sich künftig 4 weitere, individualisierte Unikate gesellen sollen. Sie alle werden für Uhrmacherei auf höchstem Niveau stehen, aber auch den Gründer von Parmigiani Fleurier, Michel Parmigiani gebührend ehren. Welchen Preis man nun für eine L´Armoriale Répétition Mystérieuse und das mitgelieferte Klangholz zum optimalen Klanggenuss verlangen wird, ist direkt bei Parmigiani Fleurier zu erfragen.
Offen bleibt auch, wie Sie selbst zur Gestaltung dieser bemerkenswerten Minutenrepetition stehen. Mehr als harmonische Balance und Abbildung von Strukturen aus der Natur – oder doch als modernes, beeindruckendes Zeugnis einer Gestaltungskraft, wie sie ansonsten allenfalls cineastische Bilderwelten erzeugen?
Die Antwort kennen nur Sie. Aber dass Sie es so oder so sehen können, hatten wir Ihnen ja bereits angekündigt.
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