Marken-Identität
Ihren Einstand gab die Uhrenlinie Louis Vuitton Escale im Jahr 2014. Und zwar in Gestalt einer Armbanduhr mit Weltzeitindikation. Weitere Zeitmesser dieses Namens folgten mit unterschiedlichen Komplikationen. 2024 präsentiert sich besagte Escale erstmals als puristischer Zeitmesser ohne weitere Zusatzfunktion. Und das in gleich vier verschiedenen Ausführungen. Zwei Modelle mit strukturierten Ziffernblättern besitzen ein Gehäuse aus Roségold. Aus Platin besteht die Schale bei den beiden weiteren Armbanduhren.

So oder so erinnert die runde Schale mit dem heutzutage sehr populären Unisex-Durchmesser von 39 Millimetern an das, womit die Erfolgsgeschichte von Louis Vuitton 1854 in Paris begann. In der Seine-Metropole erkannte der ausgebildete Koffermacher die Notwendigkeit von gleichermaßen leichtem wie robustem und wasserfestem Reisegepäck. 1858 entwarf er ein flaches Exemplar aus grauem Trianon-Canvas. Es ließ sich unproblematisch stapeln und zeichnete sich durch seine Haltbarkeit aus. Daher setzte diese Innovation neue Maßstäbe bei der kosmopolitischen Elite dieser Epoche.
Das änderte sich auch unter Georges Vuitton nicht. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1892 leitete er das Unternehmen. Zur Bekämpfung von Produktfälschungen führte der Sohn im Jahr 1896 das ikonische Monogramm-Canvas mit den Buchstaben „LV” und dazu noch floralen Mustern.

Die 1920-er Jahre brachten die Keepall Reisetasche und der Speedy Handtasche eingeführt. 1987 erfolgte die Fusion von Louis Vuitton mit Moët et Chandon und Hennessy. Unter LVMH-Regie unternahm Louis Vuitton 1989 den ersten Ausflug in die Uhrenszene. Bei der von IWC gefertigten Reiseuhr handelte es sich um eine Armbanduhr mit elektronischem Innenleben und innovativer Weltzeitindikation. Ab 2002 agierte Louis Vuitton am Stadtrand von La Chaux-De-Fonds in eigener chronometrischer Regie. Erstlingswerke waren Tambour Chronographen mit dem chronometerzertifizierten El Primero-Kaliber der Schwester Zenith oder dem modularen Eta 2894-A2. Im Sommer 2011 kaufte LVMH La Fabrique du Temps.


Aus der Genfer Zeitfabrik
Die Genfer Zeitfabrik ist logischer Weise auch für die Herstellung der neuen Escale zuständig. Und damit kommen wir zurück zum Gepäck, mit dem alles anfing. Analog zu anderen Escale-Modellen der vergangenen zehn Jahre erinnern auch hier die Bandanstöße an Louis Vuitton-Koffer. Vernietete Messingbügel und -ecken verleihen ihnen nicht nur eine charakteristische Optik, sondern auch ein belastbares Outfit.

Natürlich bestehen die Verstärkungen im Fall der neuen Time-Only-Zeitmesser nicht aus Messung. Aufgenietet sind sie auch nicht. Aber diese Gestaltungsmerkmale weisen unmissverständlich auf die Provenienz der Zeitmesser hin. Beim Zifferblatt halten sie übrigens die zentrale Scheibe und den äußeren Ring mit der Minuterie zusammen.


An Koffernägel erinnern ferner die goldenen Nieten der Minuterie. Zur Minderung von Parallaxenfehlern beim Ablesen der Zeit besitzt die Spitze des Sekundenzeigers eine leichte Krümmung in Richtung Zifferblatt. Minimal bombiert ist auch das vorderseitige Saphirglas, durch das man auf Zifferblatt und Zeiger blickt.

Mechanik mit Mikrorotor
Fast schon von selbst mag sich verstehen, dass der Boden ein Sichtfenster aus Saphirglas besitzt. Alles andere wäre auch eine Schande, denn das 4,2 Millimeter flache und aus 147 Komponenten assemblierte Automatikkaliber LFT023 lässt sich mit Fug und Recht als Augenweide bezeichnen.



Seine Schwungmasse aus massivem 22-karätigen Roségold spannt den Federspeicher in beiden Drehrichtungen. Nach Vollaufzug stehen rund 50 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Der Gangregler oszilliert mit vier Hertz. Dieses tickende Oeuvre entsteht in Kooperation zwischen La Fabrique du Temps Louis Vuitton und dem einschlägig erfahrenen Spezialisten Le Cercle des Horlogers.
Auf die Tatsache, dass es sich bei dieser Armbanduhr um einen offiziell zertifizierten Chronometer handelt, weist kein Zifferblattaufdruck hin. Aber das spielt bei einer eleganten Armbanduhr wie dieser auch keine Rolle. Hinsichtlich der Ganggenauigkeit spielt das Genfer Observatoire Chronométrique+ wie schon bei der 2023 vorgestellten und hier im Uhrenkosmos ausführlich beschriebenen Tambour. Diese Prüf-Institution agiert unter der Schirmherrschaft der Stiftung Timelab.
Als oberste Instanz und gerichtliches Organ fungiert der vom Genfer Staatsrat delegierte Stiftungsrat des Laboratoire d’Horlogerie et de Microtechnique de Genève. Das Reglement toleriert eine maximale tägliche Gangabweichung -4 und +6 Sekunden.

Roségold oder Platin
Nun aber heißt es einmal zwischen zwei Modellen mit roségoldener Schale auszuwählen. Die Unterschiede bestehen in der Farbe von Zifferblatt und Lederband. Letzteres besitzt stets eine massivgoldene Dornschließe.

Die puristische der beiden Platin-Varianten besitzt ein Meteorit-Zifferblatt. Wie die vorgenannten Roségold-Pendants trägt sie am Handgelenk 8,97 Millimeter auf.

Insgesamt 12,74 Millimeter sind es beim Platin-Modell mit 6,41 Karat Edelsteinbesatz. Dem Druck des nassen Elements widerstehen alle diese Armbanduhren bis zu fünf bar. (Mehr über die Herstellung, bzw. Vor- und Nachteile der Uhrengehäuse aus Platin gibt es hier zu lesen)


Der Verkauf erfolgt ausschließlich in Louis Vuitton Boutiquen. Auf diese Weise schiebt der Luxusmulti rabattierten Preisen einen wirksamen Riegel vor. Apropos Preise: Die Roségold-Modelle kosten 29.000 Euro, Platin mit Meteoriten-Zifferblatt 39.000 Euro und Platin mit Onyx-Zifferblatt sowie Edelsteinen 180.000 Euro.

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