Es wäre schon etwas erstaunlich, wenn bei der kommenden Verleihung der ehrwürdigen vielen Grand Prix d’Horlogerie de Genève Auszeichnungen Genius Watches auch nur in einem Nebensatz erwähnt werden würde. Schließlich ist diese Uhr ein Sakrileg. Eine gestalterische Sünde. Aber wie das mit dem Sündigen nun mal ist – es macht einfach Freude.
Als im Jahr 2020 die ersten Genius Watches mit einer Kollektion von 88 beziehungsweise 99 Exemplare einer limitierten Modellreihe „Legacy Collection“ auf den Markt kamen, bemühte Genius Watches vor allem das gestalterische Erbe von Gerald Genta. Man näherte sich dem Design sozusagen über den Weg einer Hommage. Überdies verwendete man für die Genius Watches Legacy Collection noch automatische SW200 Kaliber von Sellita.
Diese Erklärung mag durchaus ihre Berechtigung haben. Aber braucht gutes Design wirklich eine Hommage? Schließlich gibt es mit den von Gerald Genta gezeichneten Modellen Nautilus und Royal Oak zwei Uhren, die von Patek Philippe und Audemars Piguet längst in das Tabernakel des guten Uhrendesigns gestellt wurden. Ganz zu schweigen davon, dass Gerald Charles ebenso mit Genta Designs arbeitete, bzw. auch Gerald Genta und Bulgari sich sehr wohl auf den gestalterischen Input des Gestalters berufen können. Kurzum – wenn jemand den Genta-Katechismus des guten Uhrendesigns haben will, so kann er bei den genannten Marken fündig werden.
Womit man bei der Frage ankommt, warum die Marke Genius Watches mit den Modellen Legacy Collection, Genius Smart sowie Idiofya gerade ziemlich durchstartet. Natürlich viel stärker in Frankreich, England und der Schweiz, schließlich braucht es in Deutschland für den Tabu-Bruch eines Zifferblatts von zwei unterschiedlichen Marken schon etwas länger.
Die Antwort ist recht einfach: Diese Uhren spielen mit dem gestalterischen Erbe von Gerald Genta. Je mehr Ergriffenheit Uhrenliebhaber somit für ihrer Nautilus und Royal Oak zeigen, des mehr diabolische Freude wird es einem Genius Watches Träger machen, mit solch einer Frankstein-Uhr am Handgelenk auf sich aufmerksam zu machen. Frei nach dem Motto „Der König ist tot. Es lebe der König“.
Genius Watches
Nicht ganz unerwartet haben vor allem solche Uhrenliebhaber die Idee erkannt, die sowohl die finanziellen Mittel als auch über die notwendigen Beziehungen verfügen, sich zeitnah mit einer originalen Royal Oak oder Nautilus zu schmücken. Schließlich geht aller Ortens um Distinktion und Separierung. Oder hätte es sonst einen Grund gegeben, dass sich Leonardo DiCaprio, LeBron James und weitere Superstars umgehend mit einer türkisfarbenen Tiffany-Version der Nautilus der werten Öffentlichkeit zeigten?
Mit einer Genius Watches kann man nun genau den anderen Weg gehen. Statt seltener Nautilus oder Royal Oak mit grünem Zifferblatt zeigt man durch die Wahl der gestalterisch vorbelasteten Hommage Collection mit Sellita Werk oder Smart Collection mit Quarzwerk einerseits Stil und Kennerschaft. Schließlich muss man eine Nautilus oder Royal Oak kennen, um die Gerald Genta Gestaltungselemente im Zifferblattdesign der Genius Watches wiederzuerkennen.Das Tragen dieser Uhr unterstreicht somit diese Kennerschaft.
Andererseits zeigt der Träger der Uhr, die den Tabu-Bruch der Vermählung zweier unterschiedlicher Marken und Modelle begeht, dass er sich längst über das schlichte Sammeln von teuren Uhren weiterentwickelt hat. Die Uhr ist damit Ausdruck einer sublimierten Kennerschaft, bei gleichzeitig lustbetontem Tabu-Bruch. Es bleibt somit wie es schon immer war: Die Sünde hat mehr Anhänger, als der Katechismus.
Genius Watches Kollektion
Der Rest der Geschichte ist damit schnell erzählt. Die Gelegenheit zum humorvollen Umgang mit zwei absoluten Uhren-Ikonen, wobei die bis 50 Meter wasserdichten Genius Gehäuse in den Größen 39 mm bei 10,6 mm Höhe, sowie die Werke und Armbänder in Stahl und Kautschuk technisch keinen Anlass zur Reklamation geben, ließen sich Uhrenkenner, von denen angenommen werden kann, dass sie auch über die entsprechenden Originale von Patek und Audemars Piguet verfügen, nicht entgehen. Entsprechend schnell konnte man Genius Watches mit ihrem ungewöhnlichen Design am Handgelenk von manch Prominentem erkennen.
Überdies sind Genius Uhren definitiv eines nicht. Es sind keine billigen Kopien, wie sie zu Tausenden das Internet fluten. Dafür ist der Preis zu hoch und anders als die unseligen, leider kaum mehr zu unterscheidende Kopien von Nautilus oder Royal Oak, trachten die Uhren eben nicht danach, auf, im wahrsten Sinne des Wortes, billige Weise den Nimbus der Originale auszustrahlen. Weitere technischen Angaben finden Sie hier.
Genius Watches Genius Smart
Diesen Aspekt unterstreicht insbesondere die Genius Kollektion Genius Smart, bei der statt eines mechanischen Werks ein Ronda Quarzwerk den Antrieb übernimmt. Außerdem unterstreicht das bunte Spektrum an Kautschukbändern, dass es um den spielerischen Umgang mit Ikonen und nicht um billige Kopien geht.
Anders präsentiert sich die zuletzt lancierte Kollektion „Idiofya“ mit Quarzwerk, bei der das Zifferblatt statt Riffel- oder Guilloche-Muster eine klassische gebürstete Oberfläche erhalten hat. Und der Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass es auch Hommage Modelle mit gefrosteten Oberflächen gibt.
Die Preise der Genius Watches beginnen bei 890 Eure und steigen je nach Werk und Armband auf bis zu 3.250 €, was kein geringer Betrag ist. Womit die Frage im Raum steht, welcher Betrag für solch ein Spiel mit Uhrenklassikern wohl angemessen ist. Die Antwort können nur Sie selbst geben. Aber mal ganz ehrlich – gibt es nicht Uhren in ihrer Sammlung, die deutlich mehr 900 Euro gekostet haben, aber nicht ansatzweise den Spassfaktor aufweisen?
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