Limitiertes zum 140. Geburtstag
Im Jahre 2024 feiert die Uhrenmanufaktur aus Grenchen 140 Jahre Breitling. Von selbst mag es sich in diesem Zusammenhang verstehen, dass die Manufaktur zu diesem Anlass mit angemessenen Jubiläumseditionen aufwartet. Sehr exklusiv sind drei limitierte Armbanduhren mit Automatik-Chronograph und ewigem Kalender, allesamt ausgestattet mit massivem Goldgehäuse.
Jedes der jeweils 140 Goldstücke kostet 55.000 Euro. Der Uhrenkosmos hat den Breitling Premier B19 Datora 42 140th Anniversary, den Navitimer B19 Chronograph 43 Perpetual Calendar 140th Anniversary sowie den Super Chronomat B19 44 Perpetual Calendar 140th Anniversary im Zuge der Produktvorstellung zum 140-jährigen Jubiläum in Augenschein genommen.
Bei Breitling sind es keineswegs die ersten Chronographen mit ewigem Kalender und Mondphasenanzeige. Im Gegensatz zu zurückliegenden Editionen, und darauf legt Breitling großen Wert, blieb der Spezialist Dubois-Dépraz außen vor. Selbst erfolgte die Entwicklung und Konstruktion der vom Manufaktur-Automatikkaliber B01 angetriebenen Kadratur.
Frühere Modelle mit dem auf einem Eta 2892-A2 basierten Modulkaliber B29 besitzen anders positionierten Indikationen. Die Kadratur des aktuellen B19 musste natürlich den Achs-Abständen des B01 Rechnung tragen. Und die Mondphasenanzeige bei „12“ erinnert an jene des Breitling Chronomat mit dem Handaufzugskaliber Venus 184.
Gregorianischer Kalender
Als Leon Breitling 1884 sein Unternehmen ins Leben rief, dachte er an zwar an Zusatzmechanismen für mechanische Uhren, aber im Traum noch nicht an Kadraturen mit ewigem Kalender. Hätte er es getan und tatsächlich auch einen solchen Zeitmesser hergestellt, wäre es bereits 1900 mit der kalendarischen Ewigkeit vorbei gewesen. Obwohl in den bekannten Vierjahres-Zyklus passend, gab es in diesem Jahr keinen Schalttag. Ausnahmslos alle Zeitmesser mit immerwährendem Kalender, und davon gab es zu diesem Zeitpunkt schon einige, verlangten eine manuelle Korrektur vom 28. Februar auf den 1.März. Und das bedingte wegen der Zwangs-Synchronisation von Datum und Monat einen Gang zum Uhrmacher.
Schuld an dieser Misere war Papst Gregor XIII. Im Mittelalter war manchen Christen aufgefallen, dass das an den ersten Frühlingsvollmond gekoppelte Osterfest über Gebühr ins Jahr hinein wanderte. Weil nicht sein durfte, was nicht sein konnte, hieß es überprüfen, was Gajus Julius Cäsar und sein Gelehrter Sosigenes vor mehr als 1.500 Jahren ausgerechnet hatten.
Und siehe da, die Mannen hatten sich tatsächlich um 0,0078 Tage vertan. Ganze 11 Minuten und 14 Sekunden dauerte das Julianische Jahr u lange. Wie man damit umzugehen hatte, fiel Gelehrten um Papst XIII. ein. Folglich stand in der Bulle Inter gravissimas vom 24. Februar 1582 zu lesen, dass die Römer auf ganze zehn Kalendertage zu verzichten hatten.
Weil sich der vermeintlich marginale Fehler beträchtlich aufsummiert hatte, folgte in besagtem Jahr auf den 4. unmittelbar der 15. Oktober 1582. Darüber hinaus verfügte das reformfreudige Kirchenoberhaupt, dass der Schalttag während 400 Jahren drei Mal ausfallen muss. Von den anschließenden Säkularjahren besaßen fortan nur die durch 400 teilbaren einen 29. Februar. 1900 war das nicht der Fall. Also gab es den im Julianischen Kalender vorgesehenen Schalttag nicht. 2100, 2200 und 2300 muss sich die Menschheit ebenfalls in Verzicht üben.
Julianischer Kalender
Zur Erhellung des Sachverhalts heißt es zurückblicken in die Zeit vor Christi Geburt und dort auf das Wirken von Gajus Julius Cäsar. Für eine dringend gebotene Kalenderreform hatte der despotische Regent, wenn man dem griechischen Schriftsteller Plutarch Glauben schenkt, „die besten Philosophen und Mathematiker seiner Zeit“ zusammengerufen. Zu ihnen gehörte auch der alexandrinische Astronom Sosigenes.
Die Versammlung hochkarätiger Experten war bitter nötig, denn im alten Rom ging es in der Tat kalendarisch drunter und drüber. Für eine Umrundung der Sonne benötigt Mutter Erde ganz exakt 365,24219879 Tage. Das tropische Jahr mit komplettem Jahreszeitenzyklus von einem Frühlingsanfang zum nächsten währt umgerechnet also 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden oder aufgerundet 365,25 Tage.
Wegen dieses Sachverhalts hatte schon der ägyptische König Ptolemaios III Euergetes im Jahr 238 v. Chr. sein Kanopus-Dekret publiziert. Ihm zufolge sollte jedes vierte Jahr nicht 365 sondern 366 Tage dauern. Doch die astronomisch korrekte Regelung hatte keinen Bestand.
Im alten Rom währte das Jahr anfangs 304 Tage, verteilt auf zehn Monate. Januarius und Februarius kamen ab etwa 700 v. Chr. hinzu. Fortan summierten sich abwechselnd 29 oder 30 Tage nach zwölf Monaten zu deren 354. Die Addition eines weiteren Tags brachte Übereinstimmung mit der Dauer des Mondjahres. Wegen der zusätzlichen Orientierung an der Sonne ging der altrömische Kalender jedoch komplett falsch. Genau daran störte sich Cäsar, der 46 v. Chr. aus Ägypten nach Rom zurückkehrte.
Das gröbste Durcheinander beseitigte er durch den Einschub dreier Monate. Sein „letztes Jahr der Verwirrung“ erstreckte sich über 445 Tage. Dann besann sich besagte Versammlung kluger Köpfe auf längst Bekanntes und definierte die Jahreslänge mit 365¼ Tagen. Die intelligente Schaltjahresregelung hatte der Imperator möglicherweise von seinem Ägyptenfeldzug mitgebracht. Überdies verlegte er den Jahresbeginn auf den 1. Januar, wenn die römischen Konsuln üblicherweise ihr Amt antraten.
Künftig besaßen die ungeraden Monate 31 und die geraden 30 Tage. Als zuvor letzter Monat des Jahres dauerte der Schaltmonat Februar 29 oder 30 Tage. Für den ausgeklügelten Vierjahres-Rhythmus war 45 v. Chr., als der Julianische Kalender in Kraft trat, nicht unbedingt günstig. Eigens eingesetzte Kalenderpriester hatten die korrekte Taktung zu überwachen. Weil Ehre demjenigen zuteilwerden soll, welchem sie auch gebührt, taufte der römische Senat Cäsars Geburtsmonat Quintilis in dessen Geschlechtsnamen Julius um.
Augustus bessert nach
Die rasche Verbreitung des Julianischen Kalenders konnte sein Erfinder nicht mehr miterleben. In den Iden des März 44 fiel der umstrittene Herrscher bekanntlich einem Mordanschlag zum Opfer. Alsbald schon walteten die Kalenderpriester willkürlich ihres Amtes. Für die Beseitigung des solcherart provozierten Durcheinanders benötigte Kaiser Augustus ganze zwölf Jahre.
Zufall oder nicht: Der Neustart des Julianischen Kalenders Acht nach Christus bescherte das bequeme Dividieren durch 4. Cäsars Adoptivsohn ehrte der römische Senat jedoch für eine ganz andere Großtat. Wegen der Eroberung Alexandrias sowie der Unterwerfung von Antonius und Kleopatra im Sextilis 31 v. Chr. hieß der Monat nun Augustus.
Weil der indessen nur 30 Tage besaß, verlangte der Monarch Nachbesserung. Und die ging zulasten des Schaltmonats Februar. Im Zuge dessen änderte der Senat die Längen der Folgemonate September bis Dezember ab. Übrigens mangelt es auch dem Gregorianischen Kalender an absoluter Präzision. Zum korrekt berechneten Sonnenjahr fehlen ihm 25,96768 Sekunden.
Breitling nach Breitling
Nach diesem hoffentlich erhellenden Ausflug in die Kalendergeschichte ist das ewige Trio des Jubilars an der Reihe. Mit der Familie Breitling hat es gar nichts mehr zu tun. Die ist seit 1979 aus dem Rennen, als Willy, der gesundheitlich stark angeschlagene Enkel des Firmengründers nolens volens an Ernest Schneider und seine Familie verkaufte. Diese Dynastie, welche die Marke erst Ende 1982 für sich registrieren ließ, zog sich Ende April 2017 zurück und veräußerte ihre Aktien für schätzungsweise 825 Millionen Schweizerfranken an die 1981 gegründeten CVC Partners. Im Juli 2017 hieß es, dass sich Georges Kern mit einem geringen Anteil beteiligen und den Job des CEO übernehmen werde. Durch den Einstieg der Partners Group erhielt Breitling 2021 eine neue Beteiligungsstruktur.
Seit 2022 gehört den Schweizern mehr als die Hälfte des 140 Jahre jungen Traditionsunternehmens. Im Zuge des Jubiläums eröffnete die Marke am Zürcher Rennweg ein Pop-Up-Museum. Nach Aussagen von Georges Kern wird es womöglich dauerhaft in jenem Haus bleiben wird, welches einem der Zürcher Investoren gehört.
Drei ewige Kalender zum 140. Geburtstag
Bei der Wahl, welche Modelllinie das Kaliber B19 mit automatischem Aufzug, Chronograph, ewigem Kalender und Mondphasenanzeige beherbergen soll, traf Breitling eine sehr logische Entscheidung. Premier, Navitimer und Chronomat gehören zu den erfolgreichen Protagonisten in der 140-jährigen Geschichte. Weil jede für sich sehr viel zu erzählen hat und einen breiten Fanclub besitzt, kamen alle drei zum Zuge.
Dank deutlich voneinander abgesetzter Optik wenden sich die drei Uhren aus Anlass von 140 Jahre Breitling, die Premier B19 Datora 42 140th Anniversary, die Navitimer B19 Chronograph 43 Perpetual Calendar 140th Anniversary und die Super Chronomat B19 44 Perpetual Calendar 140th Anniversary an ganz unterschiedliche Zielgruppen. Klassischer Auftritt, Toolwatch und markante Sportlichkeit, ganz wie es gefällt.
Kaliber B19
Das goldene Trio eint die verbaute Mechanik in Gestalt des neuen Kalibers B19 mit 30 Millimetern Durchmesser, 8,53 Millimetern Bauhöhe und massivgoldenem Kugellagerrotor. Die in beiden Drehrichtungen wirkende Schwungmasse zeigt eine Gravur der historischen Fabrikationsstätte in La Chaux-de-Fonds. Im Westflügel des Gebäudes an der Rue de Montbrillant wohnten drei Generationen der Familie Breitling. Besonders bemerkenswert sind 96 Stunden Gangautonomie. Selbst ein langes Wochenende im Tresor bringt diese Armbanduhr also nicht zum Stillstand.
Auf der Vorderseite des Basiswerks sitzt eine Kadratur, welche Datum, Wochentage, Monate und den Schaltjahreszyklus auf analoge Weise rein theoretisch bis Ende Februar 2100 ohne manuelle Korrektur anzeigt. Die Mondphasenindikation bei “12” verfügt über eine Scheibe mit 59 Zähnen. Selbige wird jeden Tag um eine Position fortgeschaltet. Diese Art der Mondphasen-Mechanik geht rund drei Jahre lang genau. Dann weicht sie um einen Tag von den astronomischen Gegebenheiten ab.
Nachbesserung ermöglicht ein Drücker in der linken Gehäuseflanke. Schaltrad, Vertikalkupplung und ein 30-Minuten-Zähler sind wesentliche Merkmale des zeitschreibenden Schaltwerks. Achtelsekunden-Stoppgenauigkeit gestattet die mit vier Herz oszillierende Unruh. Vor dem Einbau uns jeweilige Gehäuse stellt jedes der aus 374 Komponenten assemblierte Automatikwerk seine Ganggenauigkeit bei der COSC unter Beweis.
140 Jahre Breitling
An ein Modell des Jahres 1943 knüpft die Premier B19 Datora, Referenz RB19401A1B1P1. 42 Millimeter misst das mit bombiertem Saphirglas und Sichtboden ausgestattete Rotgoldgehäuse. Am Handgelenk trägt es 15,6 Millimeter auf. Bis zu zehn bar Druck reicht die Wasserdichte. Zum Armband aus Alligatorleder gehört eine rotgoldene Faltschließe.
Ein extrem hoher Wiedererkennungswert zeichnet den Breitling Navitimer seit 1952 aus. Der zeichnet auch das neue, 43 Millimeter messende und 15,6 hoch bauende Top-Modell Navitimer B19 Chronograph 43 Perpetual Calendar aus. Seine Rotgold-Schale, wasserdicht bis zu drei bar Druck, verfügt über die charakteristische, in beiden Richtungen bewegbare Drehlünette zum Bedienen des heutzutage kaum noch benötigten Rechenschiebers. Auch bei der Referenz RB19101A1H1P1 verfügt das Alligator-Lederband über eine rotgoldene Faltschließe.
Als offizielle Uhr der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori fand der Chronomat 1983 in die Uhrenszene. Es handelte sich um das chronographische Erstlingswerk von Ernest Schneider und seinem Sohn Teddy. Markante Erkennungszeichen sind vier Lünettenreiter. Über selbige verfügt auch der Super Chronomat B19 44 Perpetual Calendar 140th Anniversary. Bei dieser Armbanduhr handelt es sich um ein rotgoldenes Manifest. Mit Abstand ist es das schwerste Modell der chronographischen, kalendarischen und chronometrischen Jubiläums-Dreifaltigkeit.
Fürs Geld gibt es in der Tat sehr viel Rotgold (mehr über die unterschiedlichen Arten von Goldgehäusen gibt es hier zu lesen). Dem nassen Element widersteht die 44 Millimeter große Sichtbodenschale bis zu zehn bar Druck. Im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen bietet das durchbrochen gestaltete Zifferblatt vorsichtige Blicke auf die Kalender-Kadratur. Die Drehlünette hat Breitling mit einem Keramik-Inlay ausgestattet. Auch dem Kautschukband spendiert Breitling eine rotgoldene Faltschließe.
Bei der Qual der Wahl dürfte der Preis nur eine untergeordnete Rolle spielen. Jede der drei auf jeweils 140 Exemplare limitierten Armbanduhren kostet unverbindliche 55.000 Euro. Der genannte Betrag beinhaltet auch eine aufwändige Luxus-Schatulle und ein Exemplar des neuen Buches Breitling 140 Jahre in 140 Geschichten.
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