Seiko Presage mit Porzellanzifferblatt
Mit Fug und Recht gelten das Zifferblatt und die davor drehenden Zeiger als Gesicht einer Armbanduhr. Bei der Gestaltung dieses Ensembles bieten sich beinahe unzählige Möglichkeiten. Bei der Presage-Linie macht Seiko immer wieder davon Gebrauch. Email und Urushi-Lack haben wir im Uhrenkosmos schon vorgestellt.
Daneben zelebriert die japanische Traditionsmanufaktur bei der Presage Craftsmanship Series auch die Kunst der Porzellanherstellung. Wobei die Seiko Presage Craftsmanship Series Arita Porzellan kein Erstlingswerk darstellt. Vielmehr hatte Seiko bereuts 2019 die Presage-Referenz SPB093 mit dem Automatikkaliber 6R27 lanciert. Außer der Anzeige der Stunden, Minuten und Sekunden stellt sie auch das Datum und die verbleibende Gangreserve mit Hilfe von Zeigern dar.
In der aktuellen Seiko Presage Craftsmanship Series Arita Porzellan mit der Referenz SPB445 erweitert eine zusätzliche 24-Stunden-Indikation bei „6“ das Anzeigespektrum. 6R5H nennt sich das im Inneren des Stahlgehäuses verbaute Automatikkaliber eigener Entwicklung und Fertigung. Nach Vollaufzug beträgt seine Gangautonomie etwa drei ganze Tage. Stündlich 21.600 Halbschwingungen vollzieht die Unruh. Bei regelmäßigem Tragen können die künftigen Besitzerinnen und Besitzer eine Ganggenauigkeit im Bereich zwischen -15 und +25 Sekunden erwarten. Die genannten Werte verstehen sich pro Tag.
Natürlich zeigt sich die japanische Manufaktur-Mechanik durch einen Sichtboden der 40,4 Millimeter messenden Schale. Am Handgelenk trägt sie 12,5 Millimeter auf. Bis zu zehn bar Druck reicht die Wasserdichte dieser Armbanduhr. Auf das Filetstück, sprich das strahlend weiße Porzellanzifferblatt, blickt man durch ein bombiertes und innen entspiegeltes Saphirglas.
Weißes Gold aus Arita
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, sich mit den Besonderheiten des Arita-Porzellan zu beschäftigen. Benannt ist es nach der japanischen Stadt Arita auf der südlichen Insel Japans, gelegen in der Präfektur Saga. Wie es sich gehört, gibt es dort einen Porzellanpark, in dem man die seit dem 17. Jahrhundert gepflegte Handwerkskunst erleben kann. Mit der Entdeckung eines Tons, der sich zur Herstellung von Porzellan eignete, kamen die Dinge in Gang.im weiteren Verlauf ist die Geschichte des feinen Arita Porzellans eng mit dem kulturellen Austausch zwischen Japan und dem Westen verbunden.
In der Edo-Zeit (1603-1868) brachten die Niederländer, welche als einzige Europäer Zugang zu Japan hatten, das Arita Porzellan in unsere Längen- und Breitengrade. Diese Exporte weckten das Interesse an japanischer Kunst und Ästhetik. Darüber hinaus nahmen sie auch Einfluss auf die Entwicklung des europäischen Porzellans.
Wegen des Hafens, von dem aus es seinen Weg in westliche Himmelsrichtung nahm, erlangte Arita Porzellan auch als Imari-Ware Bekanntheit. In königlichen Palästen avancierte sie wegen der exquisiten Textur und der handbemalten Designs zu begehrten Statussymbolen. Verständlicher Weise mühten sich europäischen Aristokraten darum, die mit der aufwändigen Herstellung verknüpften Geheimnisse des Arita zu ergründen.
In der Tat ist die dahinterstehende Handwerkskunst ist ein komplexer Prozess. Heutzutage verbindet er jahrhundertealte Traditionen mit modernen Techniken. Jede Stufe verlangt den Handwerkern Geschick, Geduld und Präzision ab. Das beginnt bei der Auswahl der Rohstoffe, setzt sich fort beim Formen und Bemalen und reicht bis hin zum Glasieren und Brennen. So betrachtet ist Arita Porzellan nicht nur ein Kunsthandwerk unter viele, sondern auch kulturelles Erbe Japans. Es wird sorgfältig bewahrt und von Generation an Generation weitergegeben.
Zifferblattkunst
Die in Arita angefertigten Zifferblätter lassen nichts von jener Textur und Tiefe vermissen, welche das edle Porzellan am internationalen Parkett auszeichnet. Sie repräsentieren ein jahrhundertealtes Vermächtnis und stellen eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her. Das Erbe des Arita Porzellans findet sich in der Farbe der Zifferblätter wieder: strahlendes Weiß mit einem Hauch von Blau.
Infolge seiner materiellen Beschaffenheit verfügt klassisches Arita Porzellan nicht über die für Zifferblätter nötige Festigkeit und Stabilität. Aber Spezialisten rund um den japanischen Meister Hiroyuki Hashiguchi gelang die Entwicklung einer neuen Arita-Spezies. Sie ist mehr als viermal so hart. Außerdem weist sie die für eine Presage Armbanduhr unabdingbar nötige Festigkeit und Flexibilität auf.
Im Gegensatz zu traditionellem Porzellangeschirr, bei denen eine gewisse Variation akzeptabel ist, muss jedes Zifferblatt absolut identisch sein. Nur so passt es exakt auf das Uhrwerk und ins Gehäuse.Zur Herstellung der höher als üblich bauenden Zifferblätter gießen Handwerker das Basismaterial in eine spezielle Form. Diese muss die Konsistenz von Größe und Bauhöhe sowie der verschiedenen Vertiefungen und Strukturen unbedingt gewährleisten. Dieser Schritt verleiht die gewünschte Tiefe. Anschließend erfolgen die Trocknung sowie eine erste Brennung bei 1.300 Grad Celsius. Neben dem Ausbleichen des Materials erfolgt dabei auch eine Härtung.
Anschließend heißt es manuell glasieren und erneut brennen. Dadurch wird die Glasur sozusagen auf dem Zifferblatt zementiert. Es entsteht nicht nur ein tiefes, sattes Finish, sondern auch ein subtiler Blaustich. Weil sich Bohren verbietet, müssen die Löcher für die Zeigerwellen mit Hilfe eines Lasers ausgeschnitten werden. Ein dritter Brennvorgang rundet das geschehen rund ums aufwändige Arita Porzellanzifferblatt ab.
Vier dunkelblaue Zeiger, die farblich exakt zu den filigranen Strichindizes passen, runden das optische Vergnügen der Seiko Presage Craftsmanship Series Arita Porzellan ab. Auch preislich macht diese unlimitiert mit stählernem Gliederband erhältliche Armbanduhr Spaß. Sie kostet unverbindliche 2.000 Euro.
Seiko Presage Craftsmanship Series Arita Porzellan
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