30 Jahre Mühle Glashütte GmbH
An der Altenberger Straße 35 in der kleinen sächsischen Uhrenmetropole gibt es 2024 mal wieder was zu feiern. Und zwar das 30.Jubiläum der 1994 gegründeten Mühle-Glashütte GmbH. Aus diesem Anlass präsentieren Thilo Mühle, seine Tochter Fanny und Sohn Dustin die neue Mühle Glashütte Teutonia IV Großdatum Edition 1994.
Die Zahl im Modellnamen erinnert ihren Vater und Opa, der sich, befreit von sozialistischen Zwängen, einmal mehr auf das durchaus glatte Parkett beruflicher Selbständigkeit begab. 1972 hatte das ostdeutsche Regime den anerkannten Spezialisten für Mess- und Regeltechnik kurzerhand verstaatlicht. Damit mutierte Hans-Jürgen-Mühle Unternehmer zum „Betriebsdirektor der sozialistischen Wirtschaftsführung“. Nach der Eingliederung in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) erfolgte die Berufung zum Vertriebsleiter.
Ab 1994 sicherten professionelle Marinechronometer, Schiffsuhren sowie andere nautische Instrumente wie Barometer und Hygrometer das Überleben in keineswegs einfachen Nach-Wende-Zeiten. 1996 stellte das kleine Familienunternehmen die ersten beiden Armbanduhren vor: Herren-Sporttaucher und die Marinefliegeruhr-I. Danach entwickelten sich Zeitmesser fürs Handgelenk zur tragenden Säule.
Teutonia Großdatum
Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg leistete die von Thilo Mühle initiierte und 2002 lancierte Teutonia mit 41,4 Millimetern Durchmesser und 11 Millimetern Gesamthöhe. Signifikantes Merkmal des für 1.790 Euro erhältlichen Edelstahl-Zeitmessers war ein markantes Großdatum bei „12“. In der südlichen Hälfte des Zifferblatts drehte ein kleiner Sekundenzeiger seiner Runden.
An eigene Kaliber dachte man bei Mühle damals noch nicht. Preislich attraktive Armbanduhren verlangen beinahe zwangsläufig nach eidgenössischen Werken. Im Fall der neuen Teutonia, deren Name am Zifferblatt übrigens noch nicht zu lesen war, vertraute Mühle Glashütte auf die Kompetenz der in la Chaux-de-Fonds ansässigen Jaquet SA.
Jaquet montierte auf die Vorderseite des bewährten Eta 2892-A2 ein Modul mit besagtem Zwei-Fenster-Großdatum. Zur Anzeige wirken ein Zehnerkreuz mit den Ziffern 0,1, 2, 3 und ein Einerring zusammen. Des nostalgischen Eindrucks und der Balance wegen wanderte der Sekundenzeiger aus dem Zentrum einer Verlagerung des Sekundenzeigers aus dem Zentrum in den Süden zur „6“. Zusammen mit dem Jaquet-Modul 3532 baute das Automatikwerk 5,1 Millimeter hoch.
Auf diese erste Teutonia, Referenz M1-30-75, folgte 2014, Mühle wurde 145 Jahre alt, quasi logischerweise die Teutonia II. Die in dieser Linie zu findende Referenz M1-33-75 verfügte über das gleiche Uhrwerk, aufgewertet u.a. durch eine speziell gestaltete und in Glashütte gefertigte Schwungmasse sowie die exklusive Spechthals-Feinregulierung.
Jedes der summa summarum 500 Exemplare, davon 250 mit silbernem und 250 mit nachtblauem Zifferblatt, musste sich vor der Lieferung in Glashütte der offiziellen deutschen Chronometerprüfung gemäß DIN 8319 unterziehen. Der unverbindliche Publikumspreis lag bei 3.700 Euro. Damit endete die Karriere der Teutonia II Großdatum im Hause Mühle Glashütte.
Außen neu, innen neu
Damit ist die Teutonia IV Großdatum Edition 1994 an der Reihe. Mit ihren Vorgängerinnen hat sie auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Die bestens ablesbare Datumsindikation ist in diesem Fall nämlich bei „6“ zu finden. Und secunda diminutive pars, also das kleinste Zeitmaß stellt nun eine Zentralsekunde dar.
Der Vergangenheit gehört das als Zeit-Motor dienende 2892-A2 an. Eta hat die Lieferung an externe Kunden schon vor längerer Zeit eingestellt. Als Alternative gäbe es das weitgehend baugleiche Sellita SW300. Aber beim neuen Modulkaliber MU9424-GD hat sich Mühle Glashütte für das gleich große, jedoch einen Millimeter höher bauende, extrem zuverlässige und dazu auch ganggenaue Sellita SW200-1 entschieden.
Natürlich erfährt es jene Modifikation und Aufwertung, welche das Einhalten der Glashütte Regel verlangt. Unübersehbar in diesem Zusammenhang ist der Mühle-Sonderrotor mit goldfarbenen 30-Jahre-Jubiläumslogo. Ein feiner Schliff ziert den goldfarben gravierten Werkhaltering. Selbstverständlich kommt auch die Spechthals-Feinregulierung für den Rücker zum Einsatz.
Die Regulierung erfolgt in sechs Lagen gemäß hauseigenen Mühle-Kriterien, welche sich an der amtlichen Chronometernorm orientieren. Zwischen null und plus acht Sekunden liegt die maximale tägliche Gangabweichung. Zu spät kommen kann man mit dieser Armbanduhr also nicht.
Modifiziertes Datumsmodul
Etwas anders gestalten sich die Dinge beim Datum. Hier diente das Jaquet 3532 als eine Art Blaupause. Das zum 30. Firmenjubiläum neu interpretierte Großdatums-Modul (GD) nutzt den vorhandenen Antrieb des SW-200-Datumsrings. Letzteren ersetzt Mühle durch einen selbst entwickelten und täglich um eine Position fortgeschalteten Ring für die Einer-Ziffern des Großdatums. Dieser Einer-Ring und die daran befestigten Zähne schalten das Zehner-Kreuz weiter. Vorderseitig ist es mit den Ziffern 0,1,2 und 3 bedruckt.
Auf der Rückseite findet sich ein Mitnehmer-Mechanismus. Neben diesen Komponenten braucht es für das GD logischerweise weitere Komponenten für die exakte Datumsschaltung wie die Montage am Basiswerk. Dazu gehören u.a. die Modul-Platine, eine Raste samt Rastfeder sowie der als integrierter Bestandteil des MU9424-GD ausgeführte Werkhalterung. Befestigt ist er rückwärtig an der Modul-Platine mit 31,6 Millimetern Durchmesser. Die gesamte Bauhöhe des Uhrwerk s beträgt 5,91 Millimeter. Weggefallen ist das zusätzliche Getriebe für die Positionierung des Sekundenzeigers bei „6“.
Die Nutzung der serienmäßig vorhandenen Zentralsekunde ermöglicht ein Drehen des Großdatums-Modul auf der Vorderseite des Basiswerks und die flexible Anordnung des Großdatums. Folglich ist es nicht ausgeschlossen, dass Mühle Glashütte irgendwann eine Teutonia V oder VI mit Großdatum erneut bei „12“ auf den Markt bringt. Bis es soweit ist, wird allerdings noch einiges Wasser die Müglitz hinabfließen.
Mühle Glashütte Teutonia IV Großdatum
Die Gegenwart und nahe Zukunft heißt Mühle Glashütte Teutonia IV Großdatum Edition 1994. Auch dieser Jubiläums-Zeitmesser steht nämlich nur in begrenzter Stückzahl zur Verfügung. Nur zweimal 155 Exemplare werden die Ateliers verlassen. Natürlich kommt diese Limitierung nicht von ungefähr:
Als Robert Mühle seinen kleinen Familienbetrieb zum Entwickeln und Herstellen ausgeklügelter Präzisions-Messinstrumente für die seit 1845 in Glashütte beheimatete Uhrenindustrie gründete, zeigten die Kalender 1869. Folglich liegt dieses Datum 2024 genau 155 Jahre zurück.
Mehr über die interessante Geschichte des Unternehmens über anderthalb Jahrhunderte finden Sie hier zu lesen.
Angenehm zu tragen ist das für die Teutonia-Linie charakteristische Stahlgehäuse mit markanten Bandanstößen, polierten und geschliffenen Flächen sowie Sichtboden. Es misst 41 Millimeter und trägt am Handgelenk 12,6 Millimeter auf. Seine Wasserdichte reicht bis zu zehn bar Druck.
Für die Wahl der Zifferblattfarbe anthrazit- oder eisblau ist der persönliche Geschmack zuständig.
Der Publikumspreis hängt von der Wahl des Armbands ab. Für die Ausführung mit Velourslederband werden 3.150 Euro fällig. 3.200 Euro kostet die Version mit Armband aus Krokodilleder. Wer sich für diese Uhr mit stählernem Gliederband entscheidet, zahlt unverbindliche 3.350 Euro. Mehr Infos zu den verschiedenen Varianten gibt es direkt beim Hersteller.
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