Drückerlos
2024 präsentiert sich der per Glasrand bedienbare Montblanc 1858 The Unveiled Timekeeper Minerva Limited Edition in neuem Look. Sein Debüt gab dieser luxuriöse Zeitmesser während der Watches & Wonders Uhrenmesse des Jahres 2023. Damals mit blauem Zifferblatt. Seine Besonderheit besteht darin, dass die Manufaktur mit Wuzeln im Westschweizer Jurabogen, konkret in der kleinen Ortschaft Villeret, das zeitschreibenden Funktionen mit Hilfe der geriffelten Drehlünette ansteuert. Ein, zwei oder gar drei Drücker, die das Bild überlieferter Chronographen seit jeher prägen, sind dadurch entbehrlich. In der rechten Gehäuseflanke findet sich allein die für Aufzug und Zeigerstellung des hauseigenen Handaufzugskalibers MB M13.21 zuständige Krone.
Drückerlose Chronographen sind in der Geschichte mechanischer nichts grundsätzlich Neues. Bereits Anfang der 1960-er Jahren hatte die in Tramelan ansässige Nicolet Watch Co. ein entsprechendes Exemplar allein mit Krone entwickelt. Diese dient in ihrer Normalposition zur Steuerung aller Chronographenfunktionen. Zu diesem Zweck wird die Krone jedoch nicht gedrückt, sondern gedreht. Auf diese Weise lassen sich nacheinander die Funktionen Start, Stopp und Nullstellung auslösen. Zum Spannen der Zugfeder wird die Krone in eine mittlere Position gezogen. Und die Zeigerstellung erfolgt per vollständig gezogener Krone.
Im Innen des schlichten runden Gehäuses verbauten Nicolet das Handaufzugskaliber Landeron 251 mit 45-Minuten-Zähler, Kulissenschaltung und Horizontalkupplung. Ihren Einstand gab diese Armbanduhr während der Basler Uhrenmesse des Jahres 1963.
Montblanc 1858 The Unveiled Timekeeper Minerva
Bei Montblanc und seinem 1858 Unveiled Timekeeper Minerva gestalten sich die Dinge doch in mehrerer Hinsicht etwas anders. Das beginnt bei dem verwendeten Handaufzugswerk. Montblanc verbaut in einem 42,5 Millimeter messenden und 13,85 Millimeter hoch bauenden Gehäuse aus künstlich gealtertem Edelstahl das hauseigene Handaufzugskaliber MB M13.21. Bei diesem Uhrwerk handelt es sich um die aktuellste Ausführung des historischen Vorbilds 13.20.
Minerva brachte das 13.20 vor mehr als 100 Jahren auf den Markt. Die Entwicklung dieses Uhrwerks erfolgte 1920 im Westschweizer Jurabogen: Ganz konkret passierte es in der kleinen Ortschaft Villeret, wo Charles-Yvan und Hippolyte Robert im Jahr 1858 die Aktivitäten der späteren Uhrenmanufaktur Minerva starteten. 1878 traten Charles und Georges Robert in die Fußstapfen der ersten Generation. Nachdem sich 1885 auch noch Yvan Robert hinzugesellt hatte, war das Leitungstrio komplett. Das 1887 eingeführte Markenzeichen, die V-förmig angeordneten sowie durch einen Pfeil getrennten Buchstaben RF und V stand für Robert Frères Villeret. 1912 erfolgte am 10. April die Patentierung des v-förmigen Klobens zur rückwärtigen Lagerung der zentralen Chronographensekunde und des 30-Minuten-Totalisators.
Zurück zum Kaliber MB M13.21. Hierbei handelt es sich um ein aus 239 Bauteilen assembliertes Uhrwerks mit horizontaler Räderkupplung und klassischer Schaltradsteuerung. Der Durchmesser beträgt 13.21, die Bauhöhe 6,4 Millimeter. Nach manuellem Vollaufzug reicht die in einem Federhaus gespeicherte Energie für 60 Stunden ununterbrochenes Ticken. Apropos: Wie in alten Zeiten vollzieht die Glucydur-Schraubenunruh jede Stunde moderate 18.000 Halbschwingen. Unterstützend dabei wirkt die Unruh mit hochgebogener Endkurve gemäß den Berechnungen des französischen Mathematikers Edouard Phillips. Mit von der Partie ist auch eine elegante Schwanenhals-Feinregulierung. 2,5 Hertz Unruhfrequenz gestatten präzise Stoppvorgänge auf die Fünftelsekunde genau. Von selbst mag sich verstehen, dass die Feinbearbeitung des Ganzen auf allerhöchstem handwerklichen Niveau erfolgt.
Bedienung ohne Drücker
Damit kommen wir zur Bedienung der Stoppfunktion. Drücker sucht man beim Montblanc 1858 The Unveiled Timekeeper Chronograph Minerva Stopper vergebens, wie schon konstatiert. Aber es gibt jenen fein geriffeltem Drehring, den Minerva erstmals 1927 auf ein Gehäuse setzen ließ. Dieser besaß einen roten Pfeil, mit dem sich Merkintervalle einstellen ließen. 2023 verwendete Montblanc dieses Bauteil beim 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88. Detailliertes zu diesem Chronographen findet sich hier im Uhrenkosmos.
Dieser überlieferte Funktion besitzt der 2024-er Montblanc 1858 Unveiled Timekeeper Chronograph Minerva nicht. Dafür ermöglicht der in massivem Weißgold ausgeführte Glasrand das Starten, Stoppen und Nullstellen des integrierten Kurzzeitmessers. Durch Drehen um einen Klick im Uhrzeigersinn setzt sich der Chronograph in Bewegung. Ein zweiter Klick hält in wieder an. Und der dritte Klick stellt die beiden zugehörigen Zeiger wieder auf Null. Das ist aber nur eine Besonderheit der Lünettensteuerung. Eine komplette Rotation des Glasrand ermöglicht insgesamt 30 Klicks und damit insgesamt zehn konsekutive Star-, Stopp-, Nullstellvorgänge. Verständlich, dass Montblanc für dieses Merkmal schon mehrere entsprechende Patente angemeldet hat.
Skalen und Preis
Die Weißgold-Lünette der limitierten Montblanc 1858 The Unveiled Timekeeper Chronograph Minerva verfügt über ein graues Zifferblatt mit rhodinierten arabischen Leuchtziffern und -indizes. Ganz außen findet sich eine Tachymeterskala. Zwei verschieden kalibrierte Tachymeterskalen im Zentrum ermöglichen Entfernungsmessung durch die unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht und Schall.
Die Zeiger zur Indikation der Stunden und Minuten sind mit Super-LumiNova Leuchtmasse ausgefüllt.
Der Sichtboden des bis drei bar wasserdichten Gehäuses zeigt wichtige Jahreszahlen aus der Firmengeschichte. Selbst austauschen lässt sich das mit einer Faltschließe ausgestattete Armband.
Die Edition dieses Chronographen, Referenz 133246, hat Montblanc auf 100 Exemplare limitiert. Jedes davon kostet unverbindliche 50.000 Euro
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