Montblanc: Retrolook im Zeichen des roten Pfeils

Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88: Eine Fliegeruhr im alten Design

Mit dem Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 schreibt Montblanc die mehr als 160 Jahre währende Minerva-Geschichte fort. Besonderes Merkmal dieser Armbanduhr ist die fein getändelte Drehlünette mit rotem Merkpfeil

von | 21.08.2022

Retro heißt zurück

Den Reiz der Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 Fliegeruhr begreift man schnell – also wenn man an den Ursprung des Wortes „Retro“ denkt. Das Präfix Retro, so heißt es im Fremdwörter-Lexikon, steht für hinter, rückwärts, zurück. Retroaktiv meint rückwirkend, retrograd bedeutet rückläufig, retrovertieren und retrospektiv lassen sich mit rückblickend eindeutschen. Kurzum, es geht um Vergangenheit.

Diese Vergangenheit ist für die Uhrenbranche ein fortwährendes hochaktuelles Thema, insbesondere dann, wenn es die eigene Biographie betrifft. In diesem Sinne repräsentieren Armbanduhren im so genannten Retrolook die Beschäftigung mit zurückliegenden Epochen. Sie verstehen sich zudem als Hommage an kreative Pioniere im eigenen Haus.
Verglichen mit den historischen Vorbildern weisen Retromodelle freilich eine ganze Reihe handfester Vorteile auf: Bei den Schalen sind es unter anderem Saphirgläser und verschraubte Sichtböden. Kratzer und Feuchtigkeit bereiten keine sonderlichen Probleme mehr. Beim natürlich weiterhin tickenden Uhrwerk bewahrt eine Stoßsicherung die empfindliche Unruhwelle zuverlässig vor Bruch.

Retrostyle fürs Handgelenk - der 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Look wie 1939 aber fünf Millimeter kleiner: Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88, Edelstahl, 32.000 Euro

Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Das gilt auch für den während der Watches & Wonders 2022 vorgestellten 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 von Montblanc. Selbst bei nüchterner Betrachtung fällt bei dieser 42 Millimeter messenden Edelstahl-Armbanduhr auf, dass Montblanc der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft geglückt ist. Zurückliegendes Design und moderne Technologie bilden eine begehrenswerte Synthese. Das ihr zugrunde liegende Rezept hat der englische Verleger und Politiker Harold Macmillan einstmals folgendermaßen zu Papier gebracht:

Die Vergangenheit sollte ein Sprungbrett sein, nicht aber ein Sofa.

Harold Macmillan

Verleger und Politiker

Red Arrow ist Botschaft

Wie üblich ist der Modellname bei Montblanc unmissverständliche Botschaft. Die Gründung von Minerva erfolgte im Jahr 1858 durch Charles-Yvan und Hyppolite Robert. Seit 2006 gehören die Marke Minerva, ihre feinen Kaliber, das alte, mittlerweile jedoch gründlich renovierte Firmengebäude und natürlich auch das Firmenarchiv zu Montblanc. Aus letztgenanntem geht hervor, dass im Jahr 1927 ein Gehäuse mit fein geriffeltem Drehring und rotem Merkpfeil zur Verfügung stand.

Damit ist jedoch nicht gesagt, dass die kreativen Robert Frères noch im gleichen Jahr auch entsprechende Armbanduhren lancierten. Mit Blick auf besagten 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 spielt das letzten Endes aber auch nur eine untergeordnete Rolle.

Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Hommage an die Vergangenheit im Hause Minerva: Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Wer in den Annalen der Armbanduhr stöbert, muss anerkennen, dass Minerva zu den Pionieren der Armbanduhr mit Drehlünette und in diesem Fall eben rotem Merkpfeil gehört. Bleibt LE88. Dieses Kürzel meint, dass Montblanc summa summarum 88 Exemplare zum unverbindlichen Preis von jeweils 32.000 Euro produzieren wird.

Diese Lünette wurde bei vielen Modellen der Marke verwendet, und das war eine Offenbarung für mich. Was wäre, wenn wir diese geriffelte Lünette als Signatur für unsere Modelle verbauen würden? Und so erschien diese Drehlünette als charakteristisches Teil aller neuen Minerva-Modelle, welche für dieses Jahr in Villeret kreiert wurden. Und um unserer reichen uhrmacherischen Vergangenheit Tribut zu zollen, wird diese Lünette nur in 18-karatigem Gold hergestellt. Jetzt haben wir also zwei ausdruckstarke Signaturen für die Minerva, das umgedrehte Uhrwerk und/oder die geriffelte Drehlünette. Zurück zu den Wurzeln!

Laurent Lecamp

Leiter Department Uhren, Montblanc

Hilfreiches Feature

Wer genau die Idee zu diesem Feature hatte, lässt sich retrospektiv nicht mehr sagen. Eine entsprechende Patentanmeldung scheint jedenfalls nicht zu existieren. So oder so war der Einfall bestechend. Allein schon wegen ihres Preises konnten nutzten nur recht wenige einen Chronographen fürs Handgelenk. Daher steht zu vermuten, dass Drehringe mit wie auch immer gearteter Markierung zunächst einmal  für Zeitmesser ohne Stoppfunktion gedacht waren. Auf simple Weise diente dieses Gehäusemerkmal der Kurzzeitmessung. Und zwar beim Zählen von Minuten oder Stunden in beiden Richtungen.

Minerva Red Arrow Chronograph 1939 Countdown

Countdown mit dem Minerva Red Arrow Pilot Chronograph 1939: Es verbleiben noch eine Stunde und 40 Minuten

Steht zur Erfüllung einer Aufgabe lediglich eine bestimmte Zeit zur Verfügung, platziert man die Merk-Markierung in entsprechendem Abstand vor dem Minuten- oder Stundenzeiger. Anschließend hat man unübersehbar vor Augen, wieviel Zeit verbleibt. Im modernen Sprachgebrauch spricht man von einer Countdown-Funktion.
Minerva Red Arrow Chronograph 1939 Countdup C Uhrenkosmos 1

Zählen: Seit dem Beginn eines Ereignisses sind 20 Minuten verstrichen

Wer wissen möchte, wie viel Zeit zum Beispiel nach dem Starten mit Auto oder Flugzeug verstreicht, dreht den Merker zur Spitze des Minuten- oder Stundenzeigers. Das allmähliche Entfernen von dieser Position liefert später die gewünschten Informationen, welche mangels Zeitschreiber ggf. schriftlich aufgezeichnet werden müssen.
Minerva Red Arrow Fliegerchronograph 1939 Original Armband C Uhrenkosmos

Minerva Red Arrow Fliegerchronograph 1939 mit Original-Armband

Einst und jetzt

Warum im 1939 aufgelegten Vorbild des 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 das opulente Taschenuhrkaliber 19/9CH mit 42,15 mm Durchmesser, 7,6 mm Bauhöhe, 2,5 Hertz Unruhfrequenz und Monopusher-Schaltradsteuerung tickte, lässt sich nur vermuten. Sein Debüt mit der Seriennummer 821.843 verzeichnen die Archive für den Mai 1908. Insgesamt fertigte Minerva vom 19‘‘‘ Nr. 9CH über mehrere Jahrzehnte hinweg nicht weniger als 54 Serien. Erhältlich waren zwei Versionen. Diese unterscheiden sich durch die Anordnung des Chrono-Drückers mit drei zwingend aufeinanderfolgenden Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Je nach Ausführung des langen Schalthebels befindet er sich entweder in der Aufzugs- und Zeigerstellkrone oder separiert bei „2“. Letzteres trifft auf die damaligen Chronographen mit Drehlünette und rotem Merkpfeil zu. Sie wandten sich unter anderem an Piloten.  

Miverva Red Arrow Fliegerchronographen 1939 Kaliber 19/9 CH

Im Cuckpit spielten optimale Ablesbarkeit und zuverlässiges Handling auch mit Handschuhen wine wichtige Role. Daher verwendete Minerva für den 1939 vorgestellten Red Arrow Fliegerchronographen 1939 das 42 mm messende Kaliber 19/9 CH

Hoch in den Lüften und im Eifer des Gefechts spielten optimale Ablesbarkeit und sicheres Handling eine überragende Rolle. Daher dürften sich die Verantwortlichen bei Minerva ganz bewusst für dieses Uhrwerk, eine Schale mit rund 47 Millimetern Durchmesser und ein dementsprechend großes Zifferblatt entschieden haben. Außen fand sich dort die bei Militärs beliebte Telemeterskala zur Entfernungsmessung durch unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht und Schall. Die spiralig gestaltete Tachymeterskala im Zifferblatt-Zentrum gestattet das Messen von Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 400 und 20 Stundenkilometern über einen Kilometer oder eine Meile hinweg. Den nicht existenten Stunden-Totalisator ersetzt die Drehlünette mit rotem Merkpfeil auf unkomplizierte Weise.  
Minerva Kaliber 19-9 CH und 13.20

Ersatzteilliste der Minerva Chronographenkaliber 19/9 CH und 13/20 CH, 1938

Eine kleinere Version wäre mit dem am 11. Dezember 1923 vorgestellten Kaliber 12¾‘‘‘ Nr. 20 möglich gewesen. Im 16. Kontrollregister von Minerva ist das erste Exemplar mit der Nummer 1.260.379 erfasst. Die Erstauflage des seinerzeit in Kooperation mit Dubois-Dépraz entwickelten Monopusher-Handaufzugswerks (ein anderes faszinierendes Monopusher Kaliber gibt es auch hier) 6,4 Millimetern Bauhöhe und Schaltradsteuerung betrug zwölf Dutzend.
Zwischen den beiden Spezialisten bestanden damals enge Beziehungen. Nach seiner Uhrmacherlehre praktizierte Eugène Dépraz 1927, also im Jahr des Lancement der Merkpfeil-Drehlünette bei Minerva. Auf jenem erfolgreichen Uhrwerk, dessen Produktion bis in die 1960-er Jahre währte, basiert das MB M13.21, welches Montblanc im aktuellen 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88.

Minerva Kaliber 13-20 CH Montblanc Kaliber MB.M13.21

Vater und Sohn: Minerva Kaliber 13/20 CH und das aktuelle Montblanc Kaliber MB.M13.21 (rechts)

Eyecatcher par eccellence

Außer Zweifel dürfte stehen, dass der limitierte Newcomer von Montblanc viele Blicke magisch auf sich lenken wird. Zum einen wegen des gekonnten Retrolooks. Zum anderen aber auch wegen der augenfälligen Kombination aus weißgoldener Drehlünette, rotem Merkpfeil, schwarzem Zifferblatt, dezentem alten Minerva-Logo und markanten Leuchtzeigern.

Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 Wristshot

Lenkt Blicke auf sich: Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Bis zu drei bar Druck reicht die Wasserdichte der Sichtbodenschale mit massiver Weißgoldkrone. Als echte Augenweide dürfen dazu Eingeladene das Minerva Manufakturkaliber MB M13.21 bewundern. Sein Durchmesser beträgt 29.5, die Höhe wie eh und je 6,4 Millimeter. Gemächlich, sprich mit 2,5 Hertz oszilliert die große Schraubenunruh samt Spirale mit hochgebogener Endkurve. Diese Frequenz gestattet Stoppungen auf die Fünftelsekunde genau. Mit Hilfe einer Feinregulierung lässt sich der Rückerzeiger exakt dosiert verstellen.

Kal MB-M13.21 des Montblanc 1858 Monopusher Chronograph mit Glasboden

Zeitschreibende Augenweide hinter Sichtboden: Handaufzugskaliber MB-M13.21 im Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Von selbst mag sich die Highend-Finissage der insgesamt 239 Komponenten verstehen. Hier gibt es keine Kompromisse. Am Ende des langwierigen Herstellungsprozesses muss jede der mit Krokoband und doppelter Edelstahl-Faltschließe gelieferten Referenzen 129614 den Montblanc Laboratory 500-Stunden-Test erfolgreich durchlaufen. Zuverlässigkeit und Präzision sind dadurch gewährleistet. Auf einem anderen Blatt steht geschrieben, ob noch Exemplare verfügbar sind. Der Preis und die Limitierung machen diese Armbanduhr attraktiv. Etwas Suchen lohnt sich also durchaus.

Cyclotest im Montbland Laboratory Testzentrum

Montblanc ist Minerva und Minerva ist Montblanc. Mit der Wiedereinführung des Minerva-Pfeils auf den Zifferblättern erinnern wir zu Recht daran, wie stolz wir auf unsere Uhrmachergeschichte und unser Know-how sind.

Laurent Lecamp

Leiter Uhrendepartement, Montblanc

Zifferblatt der Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88

Zifferblatt-Detail_ Beim Montblanc 1858 Minerva Monopusher Chronograph Red Arrow LE88 kehrt das Minerva-Logo dezent zurück

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