Eterna-Matic Kugellagerrotor

Eterna-Matic Kugellagerrotor: Die Erfindung des Rotors mit 5 Kugeln veränderte alles

Uhrwerke mit automatischem Aufzug gab es bei der Grenchener Marke Eterna seit 1939. Doch erst die Erfindung des patentierten Kugellagerrotor brachte weltweite Beachtung und mit dem Modell Eterna-Matic einen steilen Anstieg der Umsätze.

von | 04.02.2019

Automatisch zum Erfolg

1942 brachte Eterna ein 9½-liniges Automatikwerk auf den Markt, das sich eigentlich auch für die Verwendung in Damenuhren eignen sollte. Von der Leichtgängigkeit durch die Erfindung des Eterna-Matic Kugellagerrotors war dieses Werk jedoch weit entfernt. Der Aufzug erfolgte noch durch eine Pendelschwungmasse. Das war jedoch eine Lösung, die selbst die Konstrukteure des Werks nicht wirklich zufriedenstellte.
Die daraufhin einsetzenden Überlegungen hatten jedoch weniger die Optimierung des bereits vorhandenen Herren‑Kalibers zum Gegenstand. Dieses arbeitete für damaliges Niveau in der vorhandenen Größe einwandfrei. Es war ein Problem vieler alter Uhren, denn die prinzip-bedingten Schwierigkeiten traten erst bei der Transformation des Uhrwerks auf. Konkret gesagt bei der Reduktion des Werks auf die kleinere Damengröße.

Der Grund war schnell ausgemacht: Der Wirkungsgrad nimmt nun mal mit der Reduzierung der Dimension ab. Genauer gesagt lässt sich die unvermeidlichen Reibungs‑ und Energie-Verluste rein physikalisch nicht im gleichen Maße reduzieren, wie dass die Energiegewinnung durch die Pendelschwungmasse abnimmt.
Deshalb musste ein Damen‑Kaliber, das zwar identisch konstruiert war wie ein gut funktionierende Herren-Werk, fast zwangsläufig Probleme mit sich bringen. Es galt, das ganze System des automatischen Aufzugs unter Verwendung neuer Technologien so neu zu konstruieren, dass es auch für kleinere Armbanduhren uneingeschränkt geeignet wäre.

Die Erfindung des Eterna-Matic Kugellagerrotors

Der neuentwickelte Kugelrotor-Automatikaufzug der Eterna-Matic war eine uhrmacherische Sensation und löste viele Probleme

Der Eterna-Matic Kugellagerrotor war eine Revolution

Mehrere Jahre arbeiteten die Eterna-Uhrmacher unter der Leitung von Heinrich Stamm an der Lösung dieser schwierigen Aufgabe. Dabei hatten die Entwickler im Jahr 1948, wie bei alten Armbanduhren nicht untypisch, folgende Probleme zu lösen:

  1. Vergrößerung des Wirkungsgrades der Schwungmasse durch
    ‑ Ausnützung beider Drehrichtungen
    ‑ Wegfall der Federpuffer
    ‑ Reduzierung der verlorenen Wege
    ‑ ein günstiges Übersetzungsverhältnis des Aufzugs‑Räderwerks
  2. Reduktion der systembedingten Verluste durch
    ‑ Verminderung der Zapfenreibung im Schwungmassenlager
    ‑ Ersatz der unter Federdruck stehenden Schaltklinke
  3. Reduktion der Störungsanfälligkeit durch
    ‑ den Ersatz der feinen Klinkenrad‑Teilung durch eine gröbere Verzahnung
    ‑ die Unterbindung einer raschen Abnützung
    ‑ die ausschließliche Verwendung rotierender Teile
  4. Steigerung der Servicefreundlichkeit durch einen modularen Aufbau des WerksHeinrich Stamm, der maßgebliche Entwickler des Kugellagerrotors
    Heinrich Stamm Ingenieur Eterna Kugellagerrotor

Die Innovation

Also das Werk entwickelt war, war die Wirkung enorm. Die Lancierung der 9 3/4-linigen Eterna‑Matic-Kaliber 1198 und 1199 (Höhe 5,35 mm) fand 1949 in der Fachpresse und bei den Kunden eine überwältigende Resonanz. Das patentierte Werk besaß erstmals den Eterna-Matic Kugellagerrotor. Jede der fünf Kugeln hatte einen Durchmesser von 0,65 mm. Tausend davon wogen weniger als ein Gramm; und jede einzelne schwamm wegen ihres geringen Gewichts auf dem Wasser. Der Gleichrichtung der Rotorbewegungen diente ein neu entwickeltes Klinkenrad‑System. Außerdem wurden die Handaufzugsorgane während des automatischen Aufzugs ausgeschaltet, um dadurch bedingte Verluste zu vermeiden.

Dank des deutlich verbesserten Wirkungsgrads des Eterna-Matic Rotors und seines besonderen Kugellagers konnten auch eher bewegungsarme Menschen die maximale Gangreserve von mehr als 40 Stunden aufbauen. Durch diese enorme Verbesserung der Bedienungsfreundlichkeit begann der unaufthaltsame Siegeszug der Automatikwerke. Uhren mit Handaufzug waren zwar deutlich einfacher in der Konstruktion, jedoch wollten weltweit die Träger von mechanischen Uhren den neuen komfortablen Luxus bald nicht mehr missen.
Ein Jahr später gab es daher auch ein nach ähnlichen Prinzipien konstruiertes Werk. Es hatte einen Durchmesser von 11½ Linien und eine Höhe von 5,9 mm. Die Kaliberbezeichnung – 1256.

Das abgebildete Kaliber 1249 T mit direkter Zentralsekunde besitzt einen Durchmesser von 13 Linien und stammt aus dem Jahr 1950.

Uhrenkosmos Modell-Steckbrief 

Hersteller Eterna, Grenchen
Name Eterna-Matic
Referenz  
Premiere 1950
Uhrwerk Eterna 1249 T
Aufzug beidseitiger Kugellagerrotor
Durchmesser 29,33 mm
Bauhöhe  5,9 mm
Steine 17
Wasserdichtigkeit nicht wasserdicht
Gangautonomie 40 Stunden
Anzeige Stunden, Minuten, Sekunden
Zusatzfunktionen keine
Gehäuse 18 Kt. Gold,
Durchmesser 34 Millimeter
Zifferblatt versilbertes Metall, aufgesetzte goldfarbene Stundenziffern
Uhrglas gewölbtes Plexiglas
Armband schwarzes Kalbsleder

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