Geschichte unter Émile Péquignet
Der Name der Armbanduhr Pequignet Rue Royale Verte sagt es unmissverständlich: Die Geschichte beginnt 1973 mit Monsieur Émile Péquignet. Dabei grassierte auch in jener abgelegenen Jura-Region, wo die Uhrmacherzentren der Schweiz und des Nachbarn Frankreich sehr dicht beieinander liegen, damals die Quarz-Pandemie.
Nachdem der ausgebildete Uhrmacher Pequignet nicht nur gebürtiger, sondern auch überzeugter Franzose war, startete und installierte er seine Uhr-Unternehmung in Morteau, unweit entfernt der eidgenössischen Uhrenstädte Le Locle und La Chaux-de-Fonds. Zunächst kreierte der Pferdenarr, Akkordeonspieler und Design-Autodidakt eine modisch geprägte Kollektion im oberen preislichen Mittelfeld angesiedelter Zeitmesser fürs Handgelenk. Das gestalterisch Normale lag dem Newcomer dabei völlig fern. In seinen Augen durften die Uhren ruhig etwas vom Gängigen abweichen.
Das Wagnis gelang, die Pequignet Kollektionen für Damen und Herren stießen auf positive Resonanz. Allerdings waren die Produkte mit dieser Signatur bis 1980 nur in Frankreich präsent. Dort jedoch erwarb die Marke Péquignet eine beachtliche Position. Und die gestattete den Aufbau einer eigenen Infrastruktur, welche sich um die Montage der Uhren und den Nachverkaufs-Kundendienst kümmerte. Ab dem Jahr 1980 sah der Eigentümer sein uhrmacherisches Heil zunächst nur noch in schwingenden Quarz-Uhrwerken. Als zweites Standbein etablierte er außerdem ein Private-Label-Geschäft, dass für andere Marken die Produktion von Uhren übernahm.
1984 avancierte die Linie Moorea zum unangefochtenen Péquignet-Leadmodell. Daneben offerierte die Marke weitere Modelle wie die Cameleone, Sorella und Equus. Vor allem das Modell Cameleone, auf Deutsch Chamäleon, konnte mehrfach Auszeichnungen für die innovative, unkomplizierte und deshalb auch patentierte Möglichkeit des Bandwechsels entgegennehmen.
Königliches Kaliber in eigener Manufaktur
Im Jahr 2004, nach 31 durchaus erfolgreichen Jahren verkaufte Émile Péquignet schließlich sein uhrmacherisches Lebenswerk an den Zenith-Manager Didier Leibundgut. Der Landsmann strebte berufliche Selbständigkeit und eine Manufaktur mit eigenen Kalibern an.
In den 1960-er Jahren existierten hier in Morteau mehr als 200 wie auch immer gearteten Uhrenfirmen mit bis zu 300 Mitarbeitern. Leider haben sich die Zeiten dann geändert. Vom einstigen Ruhm war nach dem Niedergang der Uhrenmarke Lip in Besançon nicht sehr viel übrig geblieben.
Nach mehreren Jahren intensiver Entwicklungsarbeit gab das selbst entwickelte und durch acht internationale Patente geschützte Calibre Royal EPM01 im Jahr 2011 seinen Einstand. Hierfür hatte sich der neue Eigentümer mit Ludovic Perez und Huy Van Tranh zwei erfahrene Ingenieure an Bord geholt.
Auftragsgemäß kreierte das Duo ein Basiskaliber mit Potenzial für künftige Aufbauten und Erweiterungen. Bereits die ursprünglich einfache Version besitzt mit kleiner Sekunde, außergewöhnlichem Großdatum, Wochentags- und Gangreserveanzeige ein relativ üppiges Indikationenspektrum.
Ein großes Federhaus bietet stattliche 100 Stunden kalkulierter und deren 88 garantierter Gangautonomie.
Will heißen, das französische Mechanik-Oeuvre tickt auch nach einem langen Wochenende ohne Zeitmesser am Handgelenk noch munter vor sich hin. Den Aufzug besorgt ein Kugellagerrotor. Dank ausgeklügeltem Wechselgetriebe erledigt dieser Rotor seine energiespendende Aufgabe in beiden Drehrichtungen.
Bemerkenswert ist auch die relativ große Glucydur-Unruh. Der Blick durch die Uhrmacherlupe zeigt kleine Schrauben zur Veränderung der Masseträgheit. Dadurch ist der durchaus störende Rückermechanismus obsolet.
Die Konstruktion mit nur einem großen Federhaus und die beachtliche Gangautonomie verlangen allerdings nach vergleichsweise geruhsamen 21.600 Halbschwingungen pro Stunde. Eine geschwungene Unruhbrücke gewährleistet mechanische Stabilität.
Auch bei der markanten, im Top-Modell Rue Royale zusätzlich erhältlichen Mondphasenanzeige hat Pequignet keinesfalls gespart. Sie bildet die Lichtphasen des bleichen Erdtrabanten in einem senkrecht stehenden Zifferblattausschnitt mit hoher Präzision ab.
Ein weiteres Merkmal des Kalibers EPM01 besteht im Verzicht auf die deutlich simplere Sandwich-Bauweise und der Integration aller Anzeigen direkt ins Uhrwerk.
Zu ambitioniert
Nach Fertigstellung des anspruchsvollen Automatikwerks musste Didier Leibundgut mit gewisser Wehmut konstatieren, dass die Entwicklung und Fertigung exklusiver Manufaktur-Mechanik ein siebenstelliges Euro-Investment verlangte. Das wiederum überforderte die Möglichkeiten der engagierten Familie und die Finanzierungsbereitschaft der beteiligten Bank. Des weiteren flossen die staatlichen Fördermittel nicht im erhofften Umfang.
Als vorübergehender Weißer Ritter entpuppte sich schließlich Philippe Spruch. Nach dem Verkauf des von ihm gegründeten Festplattenherstellers LaCie an den Mitbewerber Seagate beteiligte sich der Uhrenliebhaber anfangs mit fünfzig Prozent und danach noch höher an der Pequignet. Manufaktur. Die veränderten Eigentumsverhältnisse brachten mit dem einstigen LaCie-Chef Laurent Katz zugleich auch einen weiteren Investor und neuen CEO. Didier Leibundgut blieb dem Unternehmen beratend erhalten.
Das neue Management entschied sich für eine zweigleisige Strategie. Will heißen: Neben den Spitzenprodukten mit dem hauseigenen Calibre Royal rundete eine Basiskollektion mechanischer und elektronischer Armbanduhren das Produktspektrum ab. Dennoch stellte sich der ersehnte Erfolg nicht im gewünschten Maße ein.
Pequignet heute
Infolgedessen kam es 2017 zu einem Management-Buyout durch vier Mitarbeiter des Unternehmens: Dani Royer, Aymeric Vernhol, Antoine Commissione und Bernard Espinas. Erstgenannter agiert als Präsident des Verwaltungsrats. Sie sowie rund zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich darum, dass Péquignet wieder in der Uhrenszene präsent ist. Sozusagen als Erstlingswerk präsentierte das Quartett eine abgespeckte Version des Pequignet Calibre Royal. Durch den Verzicht auf die Automatik-Baugruppe verlangt das EPM02 mit Beinamen Calibre Royal Manuel nach händischem Energienachschub in Abständen von höchstens 88 Stunden.
Der Königsweg Rue Royale
Den Einstieg in die Welt des Königlichen Kalibers von Péquignet verkörperte im Jahr 2013 die für 3.800 Euro erhältliche Pequignet Rue Royale in Edelstahl mit silberfarbenem Zifferblatt, Referenz 9010133CG.
Pequignet Rue Royale Verte
In die Fußstapfen dieser Armbanduhr tritt die brandneue Pequignet Rue Royale Verte. Verte heißt auf gut deutsch grün und meint das Zifferblatt dieser 42 Millimeter messenden Armbanduhr mit stählerner Gehäuseschale. Am Handgelenk trägt das reduzierte Automatikmodell moderate 12,3 Millimeter auf.
Neben den zentral angeordneten Zeigern für Stunden und Minuten gibt es zwei kleinere Gegenspieler in der unteren Hälfte des strahlend grünen Zifferblatts. Links lässt sich ablesen, wie viele der versprochenen 88 Stunden Energiereserve zur Verfügung steht. Rechts gibt es eine kleine Sekunde.
Durch den Sichtboden zeigt sich die Schwungmasse des von Wochentag, Großdatum und Mondphase befreiten Calibre Royal EPM01. Wasser kann ihm übrigens bis zu zehn bar Druck nichts anhaben.
Wer sein Handgelenk mit französischer Manufakturarbeit und mit dem farblichen Signal der Hoffnung zieren möchte, muss 3.800 Euro auf den Tisch eines der Pequignet-Konzessionäre blättern. Angesichts der technischen Ausstattung des Uhrwerks und der eher geringen Auflage kann dieser Preis durchaus als fair betrachtet werden.
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