Bell & Ross bei der Watches & Wonders
Für Bell & Ross war die diesjährige Watches and Wonders Uhrenmesse eine Premiere. Erstmals zeigte die französische Marke mit modernen Ateliers im westschweizerischen La Chaux-de-Fonds ihre ausnahmslos konventionell tickenden Neuheiten während der diesjährigen Genfer Uhrenmesse. Und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zu Chanel, einem der Anteilseigner.
Neu in der Kollektion ist die BR 05 Black Ceramic. BR steht bei der Modellbezeichnung natürlich für Bell & Ross. 05 ist eine sportlich-elegante Uhrenlinie, welche 2019 eine Lücke schloss zwischen den charakteristischen quadratischen Instrumentenuhren und den runden, eher im Vintagelook gehaltenen Zeitmessern.
Keramikgehäuse sind für Bell & Ross übrigens nichts grundsätzlich Neues. Bei der quadratischen Linie BR 03 sind solche schon seit Jahren verfügbar. Hingegen musste die BR 05 bislang ohne diesen kratzfesten und antiallergischen Werkstoff auskommen. Und genau das ändert sich mit dem Uhrenjahr 2024. Vor der näheren Beschäftigung mit dem in Genf gezeigten Newcomer möchte ich den Blick auf Bell & Ross richten.
Weder Bell noch Ross
Menschen namens Bell und Ross sucht man im Zusammenhang mit der dynamischen Uhrenmarke vergebens. Aber es gibt zum einen Bruno Belamich. 1992 gehörte „Bell“, der kreative Designer, zu den Gründern des Unternehmens. Und dann ist da noch Carlos A. Rosillo. „Ross“ ist in der Firmenbiographie ebenfalls als Mitbegründer eingetragen. Und er lenkt als CEO die Geschicke des Unternehmens. Dieses Duo hat Bell & Ross zu dem gemacht, was sie heute ist: ein Globalplayer in Sachen zuverlässiger und ausdruckstarker Zeitmessung am Handgelenk.
Die Anfänge sind schnell erzählt. Sie verknüpfen sich mit dem deutschen Uhrenhersteller Sinn. Der nutzte den wohlklingenden Namen Bell & Ross einst für die Ausweitung des internationalen Geschäfts. Daher stand auf den Zifferblättern der ersten Kreationen auch noch Bell & Ross by Sinn.
Daneben gab es originäre Sinn-Zeitmesser mit der Signatur Bell & Ross. Zu ihnen gehörte unter anderem die Space 1. Diesen Automatikchronographen trug der deutsche Astronaut und Physiker Reinhard Furrer im Weltall.
Es folgten von Bell & Ross selbst entwickelte Zeitmesser, die Sinn für das Duo produzierte. 1998 gelangte die Chanel Horlogerie ins Boot. 2000 erhöhte Chanel seinen Anteil, blieb trotzdem aber Minderheitseigentümer. Diese stärkere finanzielle Beteiligung ermöglichte 2002 nicht nur die Einrichtung eigener Uhrenateliers bei Chanel in La Chaux-de-Fonds, sondern auch die Loslösung von Spezialuhren Sinn in Frankfurt am Main. 2005 ging die augenfällige BR 01 an den Start. Deren Optik mit rundem Zifferblatt vor einer quadratischen Platte und den vier charakteristischen Schrauben erinnert sehr stark an klassische Flugzeug-Bordinstrumente.
Die Ästhetik unserer Uhren resultiert aus einem für alle Designer wichtigen Prinzip: Die Funktionen definieren die Form.
Schwarz ist ein Zustand
Schwarz spielte bei Bell & Ross von Anbeginn eine wichtige Rolle. Spätestens jetzt kommt einem Ferdinand A. Porsche in den Sinn. Vom Mentor des modernen Gebrauchsdesigns stammt die Aussage, dass Schwarz keine Farbe, sondern nur ein Zustand sei. Schwarz kennt viele Töne. In Flugzeugcockpits blendet es ebenso wenig wie an Handgelenken.
Logischer Weise schätzen nicht alle Uhrenliebhaberinnen und Uhrenliebhaber den tiefschwarzen Auftritt. Das weiß man auch bei Bell & Ross. Deshalb gibt es die Gehäuse und Bänder der Linie BR 05 aus ganz unterschiedlichen Werkstoffen und dazu die Zifferblätter in verschiedenen Farben.
BR 05 Black Ceramic
Wer sich für schwarze Keramik und die BR 05 Black Ceramic entscheidet, hat drei oder genauer gesagt fünf Wahlmöglichkeiten. Durch den vergleichsweise leichten und sehr widerstandsfähigen Werkstoff eigenen sie sich zum Tragen in nahezu allen Lebenslagen. Angenehm ist es, dass sich das Material beim Hautkontakt sehr schnell der Körpertemperatur anpasst. Freilich ist auch etwas Vorsicht geboten. Aus größerer Höhe sollte die Uhr nicht auf einen steinharten Boden fallen. Dann nämlich können Keramikgehäuse durchaus brechen. Aber das nur am Rande.
Bewährte Mechanik
Von selbst mag sich verstehen, dass Bell & Ross das schwarze Keramik-Trio mit Sichtböden ausstattet. Dahinter ticken ganz gewusst zugekaufte und in diesem Fall unter anderem durch schwarze Rutheniumverzierungen sowie einen skelettierten Rotor veredelte Uhrwerke von Eta oder Sellita. Carlos Rosillo schwört wegen der durchweg positiven Erfahrungen auf die Zusammenarbeit mit diesen Zulieferern. Deren Kompetenz schlägt sich in anhaltender Qualität nieder. Im Fall der BR 05 Black Ceramic basieren die Kaliber BR-CAL.322-1 und BR-CAL.321-1 auf dem flachen Sellita SW300, einem Klon des Eta 2892-A2.
In beiden Fällen zieht der das ganze Uhrwerk überdeckende Kugellagerrotor mit Schwermetallsegment in beiden Drehrichtungen auf. Beruhigende 54 Stunden beträgt die Gangautonomie bei vier Hertz Unruhfrequenz. Die Wasserdichtigkeit der mit Schraubkrone und entspiegeltem Saphirglas ausgestatteten Schale reicht bis zu zehn bar Druck.
Bell & Ross BR 05 Black Ceramic
Damit kommen wir zu den Wahlmöglichkeiten. Wie gesagt, bietet Bell & Ross drei oder gar fünf verschiedene BR 05 Black Ceramic mit jeweils 41 Millimeter messendem Gehäuse an. Alles Wichtige zu Keramikgehäusen und ihrer Herstellung finden Sie hier zu lesen.
Zwei davon werden zu festen Mitgliedern der Kollektion:
Das ist einmal die Referenz BR05A-BL-CE mit drei Zeigern, Fensterdatum bei “3” und dem Automatikkaliber BR-CAL.321-1. Super-LumiNova gestattet das Ablesen der Zeit auch bei Dunkelheit. Mit Kautschukband kostet diese Armbanduhr 6.700 Euro. Für 900 Euro mehr, also 7.600 Euro, und das ist unsere Empfehlung, bietet Bell & Ross eine Keramik-Gliederband an. Beide Bänder besitzen eine stählerne Faltschließe mit schwarzer PVD-Beschichtung.
Zeit-Genossinnen und -Genossen, welche das mechanische Innenleben bei jedem Ablesen der Stunden, Minuten und Sekunden intensiver erleben möchten, erhalten die gleichfalls unlimitierte BR 05 Skeleton Black Ceramic, Referenz BR05A-BL-SK-CE mit transparentem Zifferblatt und durchbrochen gestaltetem Automatikkaliber BR-CAL.322-1. In diesem Fall verzichtet Bell & Ross aus ästhetischen Gründen auf das Fensterdatum. Für diese Armbanduhren gibt es ebenfalls zwei Bandoptionen: Kautschuk oder Keramik. Letztere schlägt mit 9.800 Euro zu Buche
Nur 500 Mal wird Bell & Ross schließlich die Referenz BR05A-BLM-SKCE fertigen. Bei der matt sandgestrahlten BR 05 Skeleton Black Lum Ceramic besteht aus schwarzem, rauchfarbenen Saphirglas. Selbiges bildet den Hintergrund für die rhodinierten Zeiger. Diese und die applizierten Indexe tragen grünes C5 Super-LumiNova. Die Zeit misst wiederum das Automatikkaliber BR-CAL.322-1 in durchbrochener Ausführung. Langlebigkeit und Tragekomfort gewährleistet ein integriertes Keramik-Gliederband. Preis 9.500 Euro
Das Armband ist im Einklang mit den Codes der Marke in das Gehäuse integriert und verleiht der Uhr eine weitere Dimension: Das erste Glied ist Teil des Gehäuses. Diese Art von Design ist seit den 70er Jahren ein Maßstab in der Branche. Übertragen auf Bell & Ross erhalten wir eine Uhr mit einer Form, die gleichzeitig kompakt, harmonisch und ergonomisch ist.
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