Uhren im Radsport

Uhren der Tour de France: So zeigen die Uhrenmarken Präsenz

Tissot misst seit 2016 die Tour-Zeiten, während Tudor, Richard Mille und womöglich bald auch Breitling über Teams Präsenz zeigen. Das sollten Sie über die komplexe Zeitmessung wie auch die Marken und Uhren der Tour de France wissen.

von | 31.07.2025

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Die Rennfahrer der Tour der France wissen um ihr Schicksal. So spektakulär der lange Solo-Ritt oder die quälende Bergankunft auch gewesen sein mag – am Ende ist es die schlicht die gemessene Zeit aller Etappen, die über Sieg oder Niederlage entscheidet. Gleichzeitig sorgt diese unbarmherzige Tatsache für anhaltende Spannung bis zum letzten Tag und für den Umstand, dass das Rennen für die Uhrenmarken und Uhren der Tour de France ein ideales Umfeld abgibt. Ist es doch gerade dieser epische Kampf um jede Sekunde, der Uhrenmarken ein perfektes Schaufenster für ihre Chronometer und Chronographen bietet.
Tour de France 2025 Bild CC MFonzatti

Tour de France 2025 Bild CC MFonzatti

Im Photo festgehaltene Zieleinfahrt Bild Tissot

Es geht oft um den Bruchteil einer Sekunde - hier eine Zieleinfahrt im Fotofinish. Bild Tissot

Gleichzeitig bietet die dreiwöchige Frankreich-Rundfahrt etwas, das im digitalen Zeitalter rar geworden ist: einen unmittelbaren, hoch emotionalen Zugang zu einer großen sportbegeisterten Zuschauerschaft. Präsentiert in perfekten Bildern erzielt die Tour de France damit eine wachsende internationale Reichweite – und das selbst bei jungen Zielgruppen. Entsprechend aufwendig präsentieren sich die Uhren der Tour de France beim Kampf um die Zeit.

Uhrenmarken der Tour de France

Wortwörtlich am Start der Tour ist Tissot. Die Marke der sporterfahrenen Swatch Group präsentiert sich seit 2016 als Official Timekeeper. Dabei hat Tissot keine Exklusivität auf die Frankreichrundfahrt, sondern auch Tudor und Richard Mille präsentieren sich dank der Partnerschaft mit zwei Rennteams als Uhren der Tour de France. 

Ab dem Jahr 2027 könnte sich auch Breitling in diese Phalanx einreihen, da Breitling Partner des Schweizer Profi-Radsportteams Q36.5 Pro Cycling Team ist und mit diesem bereits bei renommierten Rennen wie der Tour de Suisse oder dem Amstel Gold Race am Start ist. Hiermit bewegt sich Breitling durchaus auf bekanntem Terrain, schließlich war die Marke in den 50er Jahren bereits als Zeitmesser der Tour de France und des Giro d’Italia aktiv war. 

Noch bekannter dürfte Radsportfans allerdings die Marke Festina sein, die von 1992 bis 2016 die Tour de France als Zeitmesser und teilweise auch mit eigenem Festina Team prägte. Wer sich nun fragt, wie Festina solch ein großes und viele Jahre andauerndes Engagement eingehen konnte, sollte bedenken, dass ungeachtet des Umstands, dass Festina in Deutschland zwar etwas an Momentum verloren hat, die Festina Gruppe mit den Marken Festina, Lotus, Jaguar, Candino, Calypso sowie ihren zwei hochwertigeren Ablegern Perrelet und L. Leroy zu den großen Playern der Uhrenindustrie gehört und spanischen Quellen nach auf einen Umsatz von über 260 Millionen Euro kommt.

Tissot Official Timekeeper der Tour de France

Tissot Official Timekeeper der Tour de France

Tissot Testimonial Primoz Roglic mit Tour Uhr Tissot PR 100 Tour de France in 40mm

Tissot Testimonial Primoz Roglic mit Tour Uhr Tissot PR 100 Tour de France in 40mm.

Breitling Partner des Schweizer Q36.5 Pro Cycling Teams mit Breitling Professional Endurance Pro 44

Breitling Partner des Schweizer Q36.5 Pro Cycling Teams mit Breitling Professional Endurance Pro 44.

Tissot Official Timekeeper Tour de France

Welchen Aufwand Tissot bei der „Grande Boucle“, der großen Schleife, betreibt, zeigt ein Blick auf die aufwendige Zeiterfassung der Tour. So misst die Uhrenmarke aus Le Locle im Fotofinish die exakten Zeiten dank Zielkamera mit 10 000 Bildern pro Sekunde. Ebenso präzise erfasst werden die Sprintwettbewerbe oder auch das Durchfahren der Markierung der letzten 3 Kilometer. 

Hierfür erfasst Tissot dank des an jeder Rennmaschine vorne an der Gabel angebrachten aktiven RFID Transponders präzise die individuelle Zeit eines jeden Fahrers. Sobald dieser die Startlinie unter den Tissot Torbögen, deren Sensoren Millimeter-genau auslösen, überfährt, löst eine Lichtschranke ein erstes „Ping“ aus und der Chip sendet eine individuelle Kennung an das Tissot System. Damit kann im Backend sekundengenau die jeweilige Zeit gemessen werden. Ein GPS Tracker am Sattel ermöglicht zudem die exakte Lokalisierung aller Fahrer.

Tissot Zeitmessung im Ziel

Tissot Zeitmessung im Ziel mit Chip und Fotofinish-Kamera. Bilder Tissot

Diese aufwendige Zeitmessung durch Tissot ist eingebunden in die Tour Organisation von Amaury Sport Organisation (ASO), der Eventtochter der französischen Groupe Amaury. Sie veranstaltet nicht nur die Tour de France, bzw. über eine Tochtergesellschaft die spanische Vuelta. Auch die Radsport-Klassiker wie Paris–Roubaix oder Lüttich–Bastogne–Lüttich werden durch Amaury organisiert.
Dazu kommt, dass mit L’Équipe, Frankreichs größte Sportzeitung, ein perfekter Berichterstatter für die Radrennen bereitsteht – ist dieser doch ebenfalls Teil der Groupe Amaury. Folgerichtig ist Tissot nicht nur Partner der Tour de France, sondern begleitet als Zeitnehmer auch die weiteren Radrennen der Amaury Sport Gruppe.
Tissot bietet Funktionalität und Timekeeping bei ASO Radrennen

Tissot bietet Funktionalität und Timekeeping bei praktisch allen ASO Radrennen.

Tudor Official Timekeeper Giro d’Italia

Anders sieht es hingegen beim Giro d’Italia aus. Diese von der RCS Rizzoli-Gruppe und nicht von ASO organisierte Italien-Rundfahrt hat mit Tudor seit dem Jahr 2025 einen neuen offiziellen Zeitmesser und Tourpartner. Wobei die RCS Gruppe neben den Organisationsrechten des Giro d’Italia mit der Corriere della Sera und vor allem der berühmten rosafarbenen La Gazzetta dello Sport Zeitung ebenfalls über eine breit aufgestellte mediale Verbreitung verfügt.

Start bei der Giro d'Italia Italienrundfahrt

Start beim Giro d'Italia 2025 - mit Tudor als Official Timekeeper

Zieleinfahrt des Giro d'Italia mit Tudor Black Bay Chronograph

Fotofinish-Zieleinfahrt des Giro d'Italia - plus den passenden Tudor Black Bay Chronographen in Schwarz.

Dabei präsentiert sich die Rolex Tochter nicht nur einfach als Zeitmesser des zweiwichtigsten Radrennens der Welt. Sondern ganz in Rolex-Manier hat Tudor zum Engagement beim Giro mit Tudor Pro Cycling Team des ehemaligen Sprintspezialisten Fabian Cancellaras gleich ein ganzes Team am Start, das dank einer Wildcard bei der Tour de France 2025 bereits am Start war. Dabei erreichte Tudor dank des gleichermaßen starken wie teuren Teams vom Fleck weg gute Ergebnisse und damit einer starken Präsenz von Tudor bei der Tour verhalf. Nicht zuletzt zeigten sich auch an den Handgelenken der Fahrer bei Pressekonferenzen stets ein Tudor Black Bay Chronograph.

Wer nun die Konsequenz der Rolex Präsenz im Tennis vor Augen hat, wird sich leicht ausmalen können, dass Tudor mit Verve das Projekt weiterverfolgen wird. Die hierfür notwendigen Mittel dürften in Genf unschwer aufzutreiben sein.

Überzeugte Markenbotschafter Team Tudor Pro Cycling

Überzeugte Markenbotschafter Team Tudor Pro Cycling

Richard Mille Tour de France Uhren

Ganz im Stile der Oscar Wild zugeschriebenen Aussage, „I have the simplest tastes. I am always satisfied with the best.“, hält es wiederum Richard Mille. So ist die Luxus-Uhrenmarke nicht nur seit 2020 Partner des teuersten Radrennteams UAE Team Emirates. Statt groß­flächiger Werbe­bande und Bannerpräsenz setzt Richard Mille als Botschaft vielmehr auf die Richard Mille RM 67‑02. Diese 2017 eingeführte, lediglich 32 Gramm leichte Uhr mit Carbon‑TPT‑Monocoque-Gehäuse, Titan­Platinen und nahtlosem Velcro‑Band sowie skelettiertem Manufaktur‑Kaliber CRMA7 wird aber nicht von irgendwem getragen. Vielmehr hat sich Luxus-Spezialist RM über das Team UAE die Dienste des aktuell dominierenden Fahrers und viermaligen Tour de France Siegers Tadej Pogačar gesichert.

UAE Team um Pogacar jeweils mit Richard Mille Uhren am Handgelenk

UAE Team um Pogacar jeweils mit Richard Mille Uhren am Handgelenk. Bild CC

Tadej Pogačar trug die Uhr verschiedentlich sogar während des Rennes und sorgte dank großer Siege und noch größeren Social Media Präsenz für die notwendige Reichweite. Er sorgte so auch dafür, dass die Richard Mille Uhr, ursprünglich zum Preis von rund 120.000 Euro lanciert, auf dem Sekundärmarkt inzwischen für rund eine Viertelmillion Euro gehandelt wird.
Uhren der Tour de France

Tour de France Sieger Andrej Pogacar mit der 32 Gramm leichten Richard Mille RM 67-02 am Handgelenk. Damit dürfte dieses Modell unter den Uhren der Tour de France herausragen.

Uhren der Tour de France

Ob offizielle Zeitmessung oder Team‑Sponsoring: Die Tour de France bietet Uhren und Uhrenmarken die gewünschte Bühne und einen Sport, bei dem es letztlich vor allem um Zeit und Zeitmessung geht. Dieses Umfeld nutzt Tissot mit großem technischem Aufwand als offizieller Timekeeper der Tour de France, der Vuelta und einiger Tagesrennen. Aber auch Tudor und Richard Mille setzen sich über ihre gekonnt in Szene. Und alles andere als ein Einstieg von Breitling mit dem Team von Q36.5 im Jahr 2026 wäre eine Überraschung.

Womit die große Frage im Raum steht: Wird es bei den genannten Marken bleiben? Wohl eher nicht. Denn zum einen sind reichweitenstarke Sportrechte bei Sponsoren begehrter denn je. Zum anderen bietet die Tour de France dem offiziellen Zeitmesser wie auch den teilnehmenden Teams eine Präsenzfläche, die für Uhren wie geschaffen ist.

Welches gewaltiges Ausmaß der Erwerb von Sportrechten haben kann, zeigt übrigens ausgerechnet TAG Heuer und der LVMH Konzern. Die Hintergründe und den kolportierten Betrag für die Formel 1 Rechte finden Sie hier.

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