Goldener Schnitt und mehr
Wenn sich eine Armbanduhr in unserer schnelllebigen Zeit 30 Jahre lang erfolgreich am Markt behauptet, muss sie über besondere Werte verfügen. Ein Aspekt, welcher die anhaltende Faszination der Lange 1 A. Lange & Söhne Uhr begründet, ist sicher in der außergewöhnlichen, weil asymmetrischen und dazu auch dezentralen Gestaltung des Zifferblatts zu sehen. Ungeachtet dessen wirkt es harmonisch und aufgeräumt dazu.
Dieser Auftritt resultiert auch aus der Tatsache, dass die verschiedenen Indikationen in geometrisch ausgewogenem Verhältnis zueinanderstehen. Die Designer folgten klassischen ästhetischen Gestaltungsregeln. Zu ihnen gehören die axiale Anordnung und vor allem der Goldene Schnitt. Letzterer ist in der Mathematik dann gegeben, wenn das Verhältnis des Ganzen zum größeren Teil der Relation des größeren zum kleineren Abschnitt entspricht. 1:1,618 lautet die magische Formel, welche schon Denker der Antike und Renaissance inspirierte.
Auch in den Werken von Künstlern wie Leonardo da Vinci oder Le Corbusier taucht sie regelmäßig auf. Blickt man auf die Lange 1 von A Lange & Söhne, zeigt sich der Goldene Schnitt beim Verhältnis zwischen dem Durchmesser des ganzen Zifferblatts und dem der beiden Felder, vor denen die Zeiger für Stunden und Minuten sowie die kleine Sekunde drehen.
Gleiches gilt für die Proportionen des Großdatums. Dieses zog von Anbeginn die Blicke der Betrachter magisch auf sich. Auf senkrechter Achse sind rechts der Mittelsteg des Datumsfensters sowie die Achsen der Gangreserveanzeige und des Sekundenzeigers angeordnet.
Verbindet man die Zeigerwellen und das Zentrum des Großdatums der Lange 1 A. Lange & Söhne durch gedachte Linien, entsteht ein gleichschenkliges Dreieck. Dieses Zifferblatt, das flächenmäßig rund 80 Prozent zum ersten Gesamteindruck von der Lange 1 beiträgt, umrundet ein gewölbter Glasrand. Der bei „10” angeordnete Korrekturdrücker für das Großdatum, die Aufzugs- und Zeigerstellkrone und charakteristische Bandanstöße runden das Bild von der Lange 1 ab.
Großdatum
Ganz ohne Zweifel heißt der Neuzeit-Pionier des Großdatums bei Armbanduhren A. Lange & Söhne. Günter Blümlein, der Initiator war Ingenieur, aber kein Uhrmacher. Daher übertrug er die Entwicklungsarbeiten seinem entsprechend vorgebildeten Adlatus Reinhard Meis. Anfangs traten technische Aspekte dessen in den Hintergrund, was optisch ungefähr drei Mal größer in Erscheinung tritt als bei klassischen digitalen Datumsindikationen mit nur einem Fenster. Erst 1995 offenbarte die sächsische Nobelmanufaktur Details.
Zur größtmöglichen Darstellung des Datums auf begrenztem Raum nutzt der Mechanismus zwei getrennte Anzeige-Ebenen: Der Einerring mit den Ziffern 0 bis 9 schaltet einmal täglich weiter. Nur beim Wechsel vom 31. auf den 1. bleibt sie einen Tag lang stehen. Das Zehnerkreuz mit den Ziffern 1 bis 3 und einem blanken Feld bewegt sich nur alle 10 Tage um 90 Bogengrade weiter. Lediglich bei der 3 schaltet es schon nach zwei Tagen zum unbedruckten Feld.
Damit auf den 31. eines Monats nicht der 32. sondern automatisch der 1. des neuen Monats folgt, braucht es einen aufwendigen, aus 66 Komponenten assemblierten Mechanismus. Zu jeder Anzeige-Ebene gehört ein so genanntes Programmrad, dessen speziell gestaltete Steuerelemente die korrekte Weiterschaltung bewirkt. Übrigens beträgt der Abstand zwischen Einerring und dem darüber positionierten Zehnerkreuz gerade einmal 0,15 Millimeter. Das wiederum bedingt viel Fingerspitzengefühl bei der Montage. Trotz der aufwändigen Konstruktion ist die Bedienung denkbar einfach. Per Drücker bei „10“ lässt sich die Datumsindikation bequem tageweise fortschalten.
Der Antrieb des Großdatums erfolgt über ein Trieb auf dem Stundenrad, welches dem Schaltrad für die Programmräder alle 24 Stunden einen Impuls verleiht. Damit die „1″ beim Wechsel vom 31. auf den 1. zwei Tage lang angezeigt wird, sind beim Programmrad der Einerscheibe drei Zähne ausgespart. Mit den beiden dicht aufeinanderfolgenden Zähnen sorgt das vier-zahnige Programmrad des Zehnerkreuzes bereits nach zwei Tagen für die Weiterschaltung der „3″ auf das leere Feld. Das 2015 vorgestellte Handaufzugskaliber L121.1 zeichnet sich durch eine springende Fortschaltung des Großdatums pünktlich um Mitternacht aus.
Die 1994er Armbanduhren von A. Lange & Söhne und alle kommenden Modelle sind alles andere als Epigonen uhrmacherischer Legenden. Nehmen Sie unser Großdatum in der Arkade, der Lange 1 und der Saxonia. Da kann man nur von hilfreicher Innovation oder auch mechanischer Sensation sprechen. Gleiches gilt für die Konstruktion unserer Kaliber. Es ist nicht unsere Absicht, nur tradierte Handwerkskunst zu zelebrieren oder am Wettlauf um die komplizierteste Uhr teilnehmen.
Eines unserer Ziele heißt uhrmacherische Schönheit und handwerkliche Perfektion. Auf der anderen Seite sind Innovationen und differenzierendes Design wichtige Kenngrößen für uns. Unsere neuen Lange-Uhren müssen klassisch und zurückhaltend auftreten, schlicht, nützlich und im Grunde genommen richtig Deutsch sein. Gleichzeitig haben wir mit der Optik aber auch einen hohen Wiedererkennungswert geschaffen. Parvenüs gibt es in der Szene genug. Genau das passt aber nicht zu Lange.
Drei Lange-1-Kaliber
Hinter dem massiven Boden oder hinter Saphirglas tickte bis 2014 das 30,4 Millimeter große, 5,9 Millimeter hohe und aus 365 Bauteilen zusammengefügte Handaufzugskaliber L901.0. Bemerkenswerte Features sind gleich neun verschraubte Goldchatons, handgravierter Unruhkloben, Schwanenhals-Regulierung für den Rücker und Feinregulierschraube zur Justage des Anker-Abfalls. Das Doppelfederhaus speichert Energie für 72 Stunden, was damals durchaus noch eine Besonderheit war. Die Unruhfrequenz liegt bei drei Hertz.
Technisch gleich ist die Ausführung L901.2. Grundsätzlich die gleiche Architektur besitzt das 2014 vorgestellte Kaliber L095.1 für die Große Lange 1. Sein Durchmesser wuchs auf 34,1 Millimeter. Daher erfolgten die Indikationen für Uhrzeit, Großdatum sowie die verbleibende Gangreserve wie bei der klassischen Lange 1 frei von Überschneidungen. In ihr drittes Jahrzehnt startete die Ikone mit dem im Laufe von drei Jahren völlig neu konstruierte und nur beim Blick auf die Rückseite erkennbaren Handaufzugskaliber L121.1. Dabei handelt es sich um das 50. Mechanik-Oeuvre aus eigener Entwicklung und Fertigung.
Chronologie der Lange 1 in Reinkultur
Seit der im ersten Teil ausführlich geschilderten Premiere der Referenzen 101.001 (Gelbgold) und 101.005 (Platin) am 24. Oktober 1994 verkörpert die Lange 1 Identität und Markenkern von A. Lange & Söhne.
Natürlich erfuhr die deutsche Uhrenikone im Laufe der Jahre eine Evolution, welche der Identität und dem hohen Wiedererkennungswert jedoch keinen Abbruch tat. Connaisseurs erkennen die Lange 1 ungeachtet der subtil vorgenommenen Veränderungen problemlos auch aus weiter Entfernung. Zur reduziert auftretenden Ur-Version gesellten sich Ausführungen beispielsweise mit Tourbillon, Mondphasenanzeige, Zeitzonen-Dispositiv oder ewigem Kalendarium, Sondermodelle und limitierte Editionen. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Betrachtungen bei Weitem sprengen.
Daher richten wir den Blick auf die Entwicklung dessen, was vor genau 30 Jahren am 24. Oktober in Dresden mit 38,5 Millimetern Durchmesser und den Referenznummern 101.001 (Gelbgold) sowie 101.005 (Platin) an den Start ging.
1998 brachte die Kleine Lange 1. Ihre Schale maß lediglich 36,4 Millimeter und sprach damit auch Frauen von Welt an. Im Gegensatz zur größeren Schwester ist der Korrekturdrücker für das Darum aus konstruktiven Gründen im Gehäuserand versenkt. Das Uhrwerk: L901.4
Für Aufsehen sorgte 2013 sorgte die Große Lange 1 Lumen. Ihr semitransparentes Zifferblatt lenkt die Blicke auf die Mechanik der nachtleuchtenden Großdatumsanzeige.
Ab 2015 tickte in der äußerlich nahezu unveränderten Ikone mit 38,5 Millimetern Durchmesser das Handaufzugskaliber L121.1. Am Handgelenk trägt sie 9,8 Millimeter auf.
2022 stellte A. Lange & Söhne eine besonders elegante Ausführung der Großen Lange 1 vor. Das in Rot- oder Weißgoldgehäuse ausgeführte Gehäuse, Durchmesser 41,0 Millimeter, baut lediglich 8,2 Millimeter hoch. Die Zeit bewahrt weiterhin das L095.1.
Vier limitierte Jubiläumsuhren
Damit gelangen wir zum 24. Oktober 2024, wenn sich die Vorstellung der Lange zum 30. Mal jährt. Mit Blick auf dieses Jubiläum ist A. Lange & Söhne natürlich nicht untätig geblieben. Insgesamt vier limitierte Editionen unterstreichen die Bedeutung der Lange 1 für das Glashütter Unternehmen. Neben einer Lange 1 in Platin mit schwarzem Onyx-Zifferblatt offeriert die Manufaktur auch eine Version in Rotgold mit blauem Zifferblatt, dessen Basis aus massivem Silber 925 besteht. Die beiden Ausführungen mit 38,5 Millimeter Durchmesser und rund zehn Millimeter Bauhöhe sind auf jeweils 300 Exemplare limitiert.
Daneben gibt es zwei Pendants, welche nur 36,8 Millimeter messen. Von jedem dieser beiden Modelle fertigt A. Lange & Söhne 150 Stück.
Natürlich bestehen die Dornschließen des Krokobands aus dem jeweiligen Gehäusematerial. Selbstverständlich besitzen alle Ausführungen Saphirglas-Sichtböden, hinter denen ausnahmslos das Handaufzugskaliber L121.1 mit drei Hertz tickt.
Preise publiziert A. Lange & Söhne schon seit geraumer Zeit keine mehr. Nachdem es die Referenz 191.063, also die Lange 1 mit der größeren Rotgoldschale jedoch vorübergehend auch im Onlineshop zu kaufen gibt, steht fest, was sie kostet. Es sind 49.800 Euro.
Wie genau es bei Lancierung der Lange 1 A. Lange & Söhne im Jahr 1994 zuging – und wie überraschend die Uhr für ihre Zeit war, beschreiben wir hier auf Uhrenkosmos.
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Spannende Einblicke in die Konstruktion und den optischen Aufbau der Lang 1 A. Lange & Söhne zeigt das Video.
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