In der glitzernden Welt der Royals spielen Armbanduhren eine besondere Rolle. Dies beschränkt sich nicht nur auf das Interesse der Presse für königliche Zeitmesser, die die Royals bei diesem oder jenem Event getragen haben. Vielmehr sind auch für Königinnen Uhren mehr als bloße Zeitmesser. Sie sind Schmuckstücke, Statussymbole und Ausdruck persönlichen Stils. Doch ihre Bedeutung reicht weit darüber hinaus. Denn wie wir im Rahmen unserer Artikelreihe aufzeigen wollen, haben königliche Damen als Mäzeninnen, aber auch gleichzeitig als Trendsetterinnen die Entwicklung der Uhrmacherkunst maßgeblich beeinflusst.

Königliche Zeitmesser
Von der ersten juwelenbesetzten Damenuhr für Elisabeth I. bis zur Jaeger-LeCoultre Kaliber 101 bei der Krönung von Elizabeth II. – königliche Damen haben stets neue Maßstäbe in der Uhrmacherkunst gesetzt und damit die Entwicklung der Damenarmbanduhr entscheidend vorangetrieben. Diese royalen Zeitmesser erzählen Geschichten von Macht, Eleganz und technischem Fortschritt – und zeigen, wie Königinnen als Vorreiterinnen die Uhrenindustrie mitgeprägt sowie die Armbanduhr von einem praktischen Accessoire zu einem Symbol weiblicher Emanzipation erhoben haben.

Elisabeth I. von England – Edelsteine mit Uhr am Band
Königin Elisabeth I. von England gilt in der Uhrenwelt als Pionierin. Denn im Jahr 1571 erhielt sie von ihrem Günstling Robert Dudley, dem Grafen von Leicester, ein ganz besonderes Geschenk: die erste nachweisbare Armbanduhr der Geschichte. Da dieses Schmuckstück eine absolute Neuheit war und man noch keine korrekte Bezeichnung dafür hatte, finden wir in den Quellen Berichte von einer „arm watch“ oder „clocke“.
Über das genaue Aussehen dieser Uhr ist uns leider nur wenig bekannt – wahrscheinlich war sie mit Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt. Auch ist zu vermuten, dass sie entsprechend prächtig aussah – immerhin musste sie einer Königin würdig sein. Den Berichten können wir jedoch ganz sicher entnehmen, dass sie eine Uhr war, die an einem Armband befestigt war und wie ein Armreif getragen werden konnte – also eine Armbanduhr.
Auch wenn dies eine bahnbrechende Neuerung war und die Welt der Uhren für immer verändern sollte, merkte man hunderte Jahre lang keinen unmittelbaren Einfluss auf die Uhrenindustrie. Es wirkt, als wäre die Welt noch nicht bereit für die Idee einer Armbanduhr. Erst viel später griffen Uhrmacher dieses Konzept wieder auf. Dann zeigte sich auch, dass diese erste Armbanduhr für eine Königin doch bemerkenswerte Spuren hinterlassen hatte.
Ihr Vorbild inspirierte Uhrmacher nicht nur, am Handgelenk tragbare Zeitmesser zu entwickeln, sondern auch, sie mit Edelsteinen und anderen Schmuckelementen zu verzieren. Somit legte Elisabeth I. vor fast 500 Jahren den Grundstein für die spätere Popularität und Entwicklung der eleganten (edelsteinbesetzten) Damenarmbanduhr, die noch bis heute große Beliebtheit genießt.


Marie-Antoinette – die Leidenschaftliche
Marie-Antoinette, die letzte Königin Frankreichs, war eine begeisterte Liebhaberin der Uhrmacherkunst. Unter ihren königlichen Zeitmessern faszinierten sie vor allem die Uhren von Abraham-Louis Breguet. Dessen fast wichtigste Erfindung stellen wir hier vor. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Förderung seiner Werke. So erwarb sie mehrere seiner Zeitmesser, darunter eine „Breguet Montre perpétuelle“ mit automatischem Aufzug, und präsentierte sie am französischen Königshof und vor internationalen Gästen.
Das buchstäbliche Kronjuwel dieser Beziehung ist jedoch die legendäre Taschenuhr «Marie-Antoinette» Nr. 160. 1783 von einem geheimnisvollen Verehrer der Königin in Auftrag gegeben, sollte sie die komplexeste Uhr ihrer Zeit werden. Die Vorgaben waren ebenso klar wie extravagant: Gold sollte, wo immer möglich, andere Metalle ersetzen, und die Uhr sollte alle damals bekannten Komplikationen in sich vereinen. Diese Grande Complication enthielt einen ewigen Kalender, eine Zeitgleichung, ein Minutenrepetitionswerk, ein Thermometer und sogar einen unabhängigen Sekundenzeiger.
Tragischerweise erlebten weder Marie-Antoinette noch Breguet die Fertigstellung der Uhr, die erst 1827, 34 Jahre nach dem Tod der Königin und 44 Jahre nach dem Auftrag, fertiggestellt wurde. Ihre Leidenschaft jedoch lebt in dieser fort: Die „Marie-Antoinette“ Nr. 160 ist noch heute ein faszinierendes Zeugnis der Uhrmacherkunst und der Leidenschaft einer Königin für Präzision und Schönheit in der Zeitmessung.


Caroline Murat – die erste Besitzerin einer echten Armbanduhr
Wieder ist es Abraham-Louis Breguet, der Uhrengeschichte schreibt. Denn Caroline Murat, Königin von Neapel und Schwester Napoleons, beauftragt ihn 1810 damit, eine Armbanduhr zu fertigen. Diese Uhr, die Breguet Nr. 2639, war eine revolutionäre Kreation, die speziell für das Tragen am Handgelenk entwickelt wurde. Sie besaß eine ovale Form, ein Gehäuse aus Gold und ein Zifferblatt aus guillochiertem Silber mit arabischen Ziffern. Ebenfalls atemberaubend war das Armband. Aus feinsten Goldfäden gefertigt, war es ein Sinnbild für Luxus und Handwerkskunst.
Die Breguet Nr. 2639 verfügte wohl über fortschrittliche Funktionen wie eine Ankerhemmung, ein Thermometer und eine Vor- und Nachregulierung. Auch war sie mit einem Minutenrepetitionswerk ausgestattet, welches noch heute als eine der schönsten Komplikationen der Uhrmacherei gilt. Überlieferungen zufolge erforderte die Herstellung dieses Meisterwerks die Zusammenarbeit von 17 Personen, um sicherzustellen, dass alle Arbeitsschritte von den Besten der Besten ausgeführt wurden.
Leider gibt es jedoch keine überlieferten Bilder oder nachprüfbare Angaben und Zweifler gibt es immer. Nur im Breguet-Archiv finden sich noch die Angaben zu der Uhr für die Schwester von Napoleon Bonaparte. Gleichwohl scheint die Uhr einen starken Einfluss auf die weitere Entwicklung der Damenarmbanduhr gehabt zu haben. Stellt sie doch den Beginn einer neuen Ära dar: Nun wurden Uhren nicht mehr nur als Schmuckstücke, sondern als funktionale Accessoires für Frauen konzipiert. In diesem Fall hätte die Breguet Nr. 2639 nicht nur nachfolgende Generationen von Uhrmachern inspiriert, sondern auch einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung eleganter und komplexer Damenarmbanduhren, wie wir sie heute noch lieben.


Königin Elizabeth II. – die Queen
Ihre Leidenschaft für Uhren zeigte Königin Elizabeth II. bereits bei ihrer Krönung im Jahr 1953. Zu diesem speziellen Ereignis trug sie eine Uhr – und zwar eine Jaeger-LeCoultre mit dem legendären Kaliber 101. Während ihre Optik mit Diamantbesatz und Gold bereits atemberaubend ist, so ist das Werk noch luxuriöser. Denn das Kaliber 101, ein 929 eingeführte Uhrwerk, gilt bis heute als das kleinste mechanische Kaliber der Welt. Mit einer Größe von nur 14 mm x 4,8 mm x 3,4 mm und einem Gewicht von nur einem Gramm ist das Kaliber 101 ein Meisterwerk im Miniaturformat. Es besteht aus 98 handmontierten Einzelteilen. Trotz seines kleinen Formats weist es eine Gangreserve von 33 Stunden auf und überrascht somit auch mit diesem Detail.
Mit der Wahl dieser Uhr für einen so bedeutenden Anlass setzte die junge Monarchin nicht nur ein Ausrufezeichen. Die Uhr war auch ein weiterer Beleg für ihren eleganten Stil sowie ihre Wertschätzung einer Uhrmacherkunst mit ihren technischen Innovationen. Für die Uhrenindustrie war dieser Tag ebenfalls einen Feiertag, stand der köngliche Zeitmesser doch symbolisch für die tiefe Verbindung von königlichem Prestige und höchster Uhrmacherkunst.
Ihre Leidenschaft für Uhren ging jedoch weit über das bloße Tragen eleganter Zeitmesser hinaus. So gründete Elizabeth II. Stiftungen zur Förderung junger Talente in der Uhrmacherei und verlieh Auszeichnungen an herausragende Handwerker. Auch nutzte sie ihre Position auch, um immer wieder auf die Uhrenindustrie aufmerksam zu machen. Bei offiziellen Anlässen trug sie oft bemerkenswerte Uhren und steigerte damit das öffentliche Interesse an hochwertiger Uhrmacherkunst. Durch all dies trug Königin Elizabeth II. wesentlich dazu bei, das Ansehen und die Entwicklung der Uhrenindustrie zu fördern und zu erhalten. Und zu zeigen, dass Frauen die Geschichte der Uhrmacherei aktiv mitgestalten und beeinflussen.


Königliche Zeitmesser der Zukunft
Königliche Damen und ihre Uhren – das ist eine Liaison, die auch heute noch fasziniert! Von Elisabeth I. bis zu den modernen Royals zeigt sich: Edle königliche Zeitmesser für das Handgelenk gehört zum elitären Look einfach dazu. Ob beim Staatsbesuch oder bei einer glamourösen Gala, die tickenden Schmuckstücke sind mehr als nur Zeitmesser. Sie erzählen Geschichten von Tradition, Eleganz und dienten häufig als Vorbild für erschwinglichere Modelle, die dann einem breiteren Publikum zugänglich wurden. Und wer weiß? Vielleicht setzt die nächste Generation royaler Damen schon bald neue Trends in der Welt der Uhren. Die Zeit wird es zeigen!

„Marie-Antoinette, die letzte Königin Frankreichs“? Da scheint jemand beim 10Geschichtsunterricht geschlafen zu haben…
Nun, Marie-Antoinette war die letzte Königin Frankreichs vor der Revolution. Entsprechend wird sie zumeist als letzte Königin Frankreichs bezeichnet. Maria Amalia von Bourbon-Sizilien hatte eine kurze Thronzeit, ging aber dann ins Exil womit es futsch war, mit ihrem Königinnen-Dasein. Nicht umsonst wird sie heute als „Königin“ ignoriert.
😉