Gestalterische Evolution bei Findeisen
Lieber Martin Zettl, kommen wir zu den verschiedenen Modellen Ihrer Kollektion. Sie decken mehrere Bereiche ab. Alles beginnt in Allenstein. Warum?
Martin Zettl: Nun, Allenstein, das heutige polnische Olsztyn in der Region Ermland/Masuren, war für mich ein wohlklingender Name, den ich besonders ansprechend fand. Meine Recherche zur Stadt, unter anderem das Wirken von Kopernikus dort und vieles mehr, brachte mich zu dem Entschluss unserer ersten 3-Zeiger Uhr diesen schönen Namen zu geben.
Wandel gehört zum Wesen der Zeit. Das trifft auch auf Ihre Uhrenkollektion zu. Wie würden Sie die Evolution ihrer Uhren beschreiben?
Beginnend mit zwei reinen Dresswatches führte uns der Weg zu einer sehr markanten und eigenständigen Taucheruhr, die bereits 2023 ein Update mit der Findeisen NauticMaster erhielt. Mit unserem neuesten Modell haben wir eine betont sportliche und technisch anspruchsvolle Racinguhr realisiert. Diesen Wandel mag ich sehr. Da mit jedem neuen Terrain auch ein neuer Kundenkreis angesprochen wird.
Unterwassersportler können sich am NauticMaster erfreuen. Welches sind die Assets dieser Taucheruhr?
Martin Zettl: Der NauticMaster ist die Weiterentwicklung der F-1253 Taucheruhr. Hier haben wir die weltweit erste 2-teilige Sägezahnlünette mit DLC-beschichtetem Inlay realisiert. Für eine relativ junge Marke wie uns ein kleiner Meilenstein wie auch der erneute Einsatz des A26.2 Uhrwerks von Damasko in TOP-Ausführung.
Für eine bessere Symmetrie wanderte das Datum auf 6 Uhr und der markante rote Ring wurde eingeführt. Der Minutenzeiger wurde im Update der F-1253 direkt auch für den Findeisen NauticMaster übernommen und leuchtet nun im Gegensatz zum Rest bei Dunkelheit grün. Selbstverständlich ist der NauticMaster wasserdicht bis mindestens 200 Meter und verfügt über eine echte Manufakturschließe mit einer Verlängerung bis zu 26 mm und einer zusätzlichen dreistufigen Feinjustierung.
Wie kamen Sie auf die sehr speziell geformte Drehlünette?
Nachdem unsere ersten Modelle reine Dresswatches waren, gab ich Nico Savignac, unserem Designer, den Auftrag, eine Uhr zu entwerfen, die alles ist, aber nicht generisch. Raus kam unter vielen anderen Details die Sägezahnlünette, die wir nicht neu erfunden haben, aber die das eigenständige Design maßgeblich unterstreicht.
Findeisen und Chronographen
Ein weiteres Findeisen-Standbein sind Chronographen, deren Funktion man im Handy-Zeitalter nur noch selten benötigt. Aber Sie haben sich sicher etwas bei der Kreation des Königsberg Stoppers gedacht.
Nachdem wir das Modell Allenstein fertig entworfen hatten, wollte ich noch etwas Anspruchsvolleres zum Start der Marke. Die Produktkennung der Allenstein ist das Geburtsdatum von Max Findeisen an einem 24.10. Beim Königsberg Chronographen, bei dem wir im Zifferblatt Genfer Streifen als prägendes Designelement gewählt haben, ist die Produktkennung der Geburtstag von Karl-Ferdinand Findeisen an einem 29.11. Dies war der Vater von Max und betrieb Städtekunde in der Region, aus der seine Familie stammte.
Das war letztendlich der Grund, den Chronographen mit dem Namen der weltberühmten Kant-Stadt zu realisieren. Karl-Ferdinand war einer der letzten über Ahnendokumente greifbare Vorfahre aus der Findeisen-Linie, welcher sich auch mit der geschichtlichen Thematik befasst hat. Eine runde Sache, wie ich finde.
Ein künftiges Highlight wird der kürzliche lancierte SpeedForce Chrono sein. Dürfen wir um Erläuterungen zu diesem Eyecatcher bitten?
Nach der neuen Uhr ist vor der neuen Uhr – oder so ähnlich. So entstanden bereits kurz vor der Präsentation des NauticMaster die ersten Entwürfe für den SpeedForce Chronographen. Der Plan war eigentlich, einen neuen sportlichen Chrono mit einem Uhrwerk aus dem Hause Sellita zu entwickeln.
Auf der Wiener Uhrenmesse, bei der wir uns den Stand mit unseren Freunden von Damasko geteilt hatten, führte ich wie so oft ein langes Gespräch mit Konrad Damasko. Dabei haben wir uns darauf geeinigt, dass wir für unseren neuen Chronographen das Damasko C51-6 Top Uhrwerk mit Silizium-Ankerrad verwenden.
Da dieses Uhrwerk technisch und auch monetär in einer ganz anderen Liga spielt als die bekannten Chronokaliber, entschied ich mich dazu, die Einführung dieser neuen Chronographenlinie in einer auf 3 x 35 Stück limitierten Edition zu starten. Warum 35? Ich war 35, als ich die Uhrenmarke Findeisen gründete.
Eine chronographische Evolution von Königsberg zu SpeedForce
Martin Zettl: Beim Design haben wir wieder einen besonderen Fokus auf die Wiedererkennung und auf die Weiterentwicklung unserer Designsprache gelegt. Das Datum haben wir bewusst auf 9 Uhr verlegt. Bei 3 Uhr und bei 6 Uhr hätten wir einen eher wichtigen Totalisator zerschnitten, bei 9 Uhr tangieren wir nur die laufende Sekunde. Ein Schrägdatum, wie es häufig zu finden ist und auch in unserem Königsberg-Chrono umgesetzt wurde, kam für die neue SpeedForce-Reihe nicht infrage.
Das Gehäuse haben wir bewusst schlicht entworfen, aber mit ovalen Drückern mit geriffelter Oberfläche ausgestattet. Die Tachymeter-Skala haben wir bewusst ganz dezent und klar gestaltet, da dieses Element zwar für einen Racer unabdingbar ist, jedoch wohl eher selten zum Einsatz kommt. Die 24-Stunden Anzeige bei 3-Uhr, welche analog zur Uhrzeit läuft, ist etwas äußerst Seltenes. Der Träger weiß somit immer, ob die Datumschaltung gerade im Eingriff ist und natürlich auch, ob es Vor- oder Nachmittag ist.
Ein weiteres Highlight ist der koaxiale Minutenstopp aus der Mitte. Die meisten Chronographen verfügen nur über einen zentralen Sekundenstopp. Im Kaliber C51-6 wurde aber diese Feinheit von Damasko realisiert, dies verbessert die Ablesbarkeit beim Stoppvorgang immens. Als Vorbild für das Damasko-Kaliber diente übrigens das Lemania 5100.
Den aktuellen SpeedForce Chrono gibt es also in limitierter Edition. Ist danach schon wieder Schluss?
Mit Nichten. Selbstverständlich soll die Findeisen SpeedForce-Reihe irgendwann auch als Serienuhr erscheinen. Ob wir das wieder mit dem C51-6 Kaliber machen, steht heute allerdings noch nicht fest. Die Serienreihe soll zwar das Design fortführen, vielleicht aber mit einem anderen gestalterischen Aufbau.
Vertrieb und Ausblick
Ihre Uhren wollen natürlich auch verkauft sein. Wie ist Ihre Vertriebspolitik?
Neben unserem Findeisen Webshop bauen wir auf ein wirklich sorgfältig ausgewähltes Händlernetz, was ich selber betreue. Ich möchte das ehrlich gesagt nicht großartig ausweiten, da das meine Kapazität wahrscheinlich überstrapazieren würde. Bevor die Qualität oder die Kommunikation leidet, soll das Vertriebsnetz lieber überschaubar, aber dafür koordinierbar bleiben. Wir hatten stellenweise Phasen, in denen Kunden bis zu vier Monate Wartezeit in Kauf nehmen mussten. Das ist nicht mein Ziel und auch nicht Sinn der Sache.
Wie reagiert der Fachhandel auf einen Newcomer wie Findeisen?
Ehrlich? Verhalten. Dazu habe ich eine sehr klare Meinung, die sicher nicht jedem schmecken wird. Viele Händler sind nicht mit der Zeit gegangen, sind bequem oder glauben, dass sich ein Produkt wie unsere Uhren selber verkauft. Das zeigt sich in Aussagen wie „..na schauen wir mal, wie sich die Uhren verkaufen“.
Das ist ein grundsätzlich falscher Ansatz. Zu einer solchen Uhr muss man eben ein paar Sätze sagen können und den Kunden direkt und ganz bewusst heranführen – und daran scheitert es meistens schon. Bekannte Marken haben dieses Problem nicht, das ist weit bequemer. Dabei bin ich überzeugt, dass sich da draußen viele Uhrenliebhaber finden, die Neuigkeiten lieben und auch großes Interesse daran haben.
In welchen Ländern ist Findeisen inzwischen vertreten?
Zusammen mit unserem Werksverkauf gibt es aktuell 7 Verkaufspartner in Deutschland und jeweils einen Händler in der Tschechischen Republik, in der Slowakei und in den USA.
Welches ist Ihre Kern-Klientel?
Ganz klar sind unsere Uhren eher Zweit-, Dritt- oder Viert-Uhren. Durch den geschichtlichen Hintergrund der ersten Modelle konnten wir aber auch viele Kunden erreichen, die mit Uhren bisher nicht so viel zu tun hatten. Mit der neuen sportlichen Designsprache erreichen und begeistern wir auch viele jüngere Kunden, was uns sehr freut.
Welches ist Ihre Kern-Klientel?
Martin Zettl: Ganz klar sind unsere Uhren eher Zweit-, Dritt- oder Viert-Uhren. Durch den geschichtlichen Hintergrund der ersten Modelle konnten wir aber auch viele Kunden erreichen, die mit Uhren bisher nicht so viel zu tun hatten. Mit der neuen sportlichen Designsprache erreichen und begeistern wir auch viele jüngere Kunden, was uns sehr freut.
Spüren Sie die gegenwärtige Flaute am Uhrenmarkt auch bei Findeisen?
Ein ganz klares Ja. Hier kann ich Herrn Aeschlimann von Omega nur zustimmen, alles andere wäre Fantasterei. Aber hier erinnere ich mich gern an die Aussage von Konrad Damasko: „Ein seriöses Produkt wird sich etablieren.“ Und so blicke ich positiv in die Zukunft. Krisen gab es immer wieder. Wichtig ist dabei nicht den Blick nach vorn zu verlieren.
Skizzieren Sie zum Schluss bitte Ihre Ziele für die Marke Findeisen?
Wir haben viele Pläne. Wir sind gespannt, wie der SpeedForce Chronograph startet, mit dem wir preislich ein neues Terrain betreten. Dieser soll irgendwann als Serienuhr kommen, ebenso steht eine Fliegeruhr auf dem Plan. Eine Fieldwatch mit einem wirklich besonderen Design schwebt mir ebenfalls schon vor Augen. Ziel ist es ganz klar, dass wir die Marke Findeisen weiter im Markt festigen und etablieren.
Ich bin überzeugt, dass viele Ihrer Leser allein schon wegen des Einsatzes der Damasko-Kaliber einen Blick riskieren werden. Wer weitere Infos zu unseren Modellen haben möchte, kann uns jederzeit telefonisch und über unsere Homepage erreichen oder kann für eine ausführliche Beratung nach kurzer Ankündigung auch gerne zu uns nach Nürnberg in die Fertigung kommen.
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