Rohwerk – Uhrwerk – Armbanduhr

Rohwerke: Der Weg zur Ebauches SA, SMH-Holding zur heutigen Swatch Group

Bis 1983 war die 1926 gegründete Ebauches SA der größte Schweizer Rohwerke Hersteller für die Uhrenindustrie. Dieser Teil der Geschichte erzählt, wie es 1926 zur Gründung des marktbeherrschenden Uhrwerke-Kartells kam, dessen Biographe erst im Zuge der Quarzuhren-Krise mit Gründung jener SMH endete, die heute Swatch Group heißt.

von | 12.01.2022

Manufaktur versus Etablisseur

Traditionsgemäß bewegt das Innenleben mechanischer Armbanduhren, dessen Fabrikanten und natürlich auch die Abnehmer viele Gemüter. Da sind einmal vergleichsweise wenigen Manufakturen, die zumindest einen Teil der unverzichtbaren Rohwerke, französisch Ebauches im eigenen Haus fertig(t)en und kauf(t)en.

Daneben gibt es deutlich mehr der so genannten Etablisseure, deutsch Fertigsteller, welche neben den Gehäusen, Zifferblättern, Zeigern und Armbändern auch die Uhrwerke bei einschlägig spezialisierten Herstellern kaufen. Arbeitsteilung existiert in der Uhrenindustrie seit dem 18. Jahrhundert. Und ihr haftet grundsätzlich auch nichts Negatives an. Die Tatsache, dass die Entwicklung eines neuen Automatik-Uhrwerks Millionenbeträge verschlingt, macht das konsequente Festhalten an kooperativen Prinzipien verständlich. ​

 

Manufakturwerk Patek Philippe vs Ebauches SA-Kaliber Nouvelle Fabrique

Handaufzug, kleine Sekunde. Links Manufakturkaliber Patek Philippe 12'''-120. rechts ein 12-liniges Uhrwerk der Nouvelle Fabrique (Ebauches SA)

Weil ohne das Ebauche selbst bei teuerster Schale und aufwändigster Feinbearbeitung gar nichts geht, verlangt dieses Thema nach differenzierter Betrachtung. Zum diesem Begriff steht im illustrierten Wörterbuch der Uhrmacherei von Georges-Albert Berner folgende Erklärung zu lesen:

EBAUCHE – ROHWERK n. Unvollständiges Uhrwerk.

Bis ungefähr 1850 bestanden die Rohwerke bloß aus der Werkplatte, den Brücken, der Schnecke und dem Federhaus. Die alten Genfer Uhrmacher nannten das Rohwerk: le blanc. Zu Beginn des XIX. Jahrhunderts bestand das Rohwerk aus zwei Werkplatten mit Pfeilern und Brücken, dem Federhaus, der Schnecke, dein Rücker, der Sperrklinke, dem Klinkenrad und einigen Befestigungsschrauben. Das Ganze war mit der Feile und dem Fräser grob bearbeitet. Die Stahl- und Messingteile wurden in Spezialwerkstätten hergestellt. Das Rohwerk wurde ausschließlich im Etablissagebetrieb fertiggestellt. Das moderne Rohwerk ist ein Uhrwerk mit oder ohne Steine, aber ohne regulierende Teile und ohne Zugfeder, Zifferblatt und Zeiger.

Georges-Albert Berner

Ehemaliger Direktor , Uhrmacherschule Biel

Rohwerke

Rohwerkeklassifikation nach Berner: A Rohwerk um 1830, B Rohwerk um 1870 und C modernes Rohwerk.

Der Weg zur Arbeitsteilung

Anfangs war eine mechanische Räderuhr das Werk eines einzigen Meisters. Das Ebauche, also der erste Entwurf eines Werks interessierte die wohlhabenden Kunden herzlich wenig. Es zählte das fertige Produkt, nicht jedoch seine Genese. Über den Werdegang ihrer tickenden Instrumente hüllten sich logischer Weise auch die Uhrmacher in Schweigen. Ihr Bemühen galt allen Arbeitsschritten gleichermaßen.​

 

Daniel JeanRichard (1665 - 1741) und ein Uhrwerk des Meisters mit Spindelhemmung

Noch weit entfernt von industrieller und arbeitsteiliger Fertigung: Daniel JeanRichard (1665 - 1741). Ein von ihm hergestelltes Uhrwerk mit Spindelhemmung

Rohwerke

Deshalb erlangte der Terminus Rohwerk erst im Gefolge zunehmender Rationalisierung seine heutige Bedeutung. Für eine klare Trennung des Feinen vom Groben sorgten 1745 die in Genf erlassenen „Satzungen betreffend das Uhrmachergewerbe“. Sie bewirkten eine Verbannung der als minderwertig angesehenen Ebaucheshersteller aus dem Stadtgebiet. Fortan durften sie ihrer Arbeit nur vor den Toren nachgehen.
Das einträglichere Fertigstellen und Vermarkten von Uhren wollten die Genfer Etablisseure selbst besorgen. Immerhin bestimmten der Herkunftsname, das kunstvolle äußere Erscheinungsbild sowie die Verwendung kostbarer Materialien in erster Linie den Preis. Die vergleichsweise billigen, aber gleichwohl unverzichtbaren (Roh-)Werke waren nicht der Rede wert.

Frederic Japy (1749 - 1812) mit Tischuhr

Pionier der industriellen Uhrenfertigung in Miteleuropa: Frederic Japy (1749 - 1812) mit einer Tischuhr aus seinem Hause

Erster französischer Massenproduzent

Als anerkannter Wegbereiter der industriellen Rohwerkefertigung kann Frédéric Japy aus dem französischen Beaucourt gelten. Gegen 1770 rief er eine Ebauchesfabrikation unter Einbeziehung moderner Maschinen und Technologien ins Leben. 1795 entstanden jährlich 40.000 Rohwerke, zehn Jahre später waren es bereits mehr als 180.000, und 1813 lag der Ausstoß bei gut 300.000. In der Tat war sein Unternehmen das erste, worauf die Bezeichnung Rohwerkefabrik zutraf. Deshalb verwundert es nicht, dass auch viele eidgenössische Etablisseure bei Japy einkauften.

Uhrwerk Japy Frères 1867 Schlüsselaufzug und Zylinderhemmung

Preiswertes aus Frankreich: Uhrwerk der in Beaucourt beheimateten Japy Frères

Mit der Produktionssteigerung ging -beinahe selbstverständlich- ein massiver Preisverfall einher. Während Japy anfänglich noch 6,50 Franken für ein Rohwerk verlangte, sank der Preis bis 1815 auf unter zwei Franken. Das großseriell gefertigte Ebauche geriet zunehmend unter Druck. Im Zeitalter der Industrialisierung kristallisierten sich nämlich immer stärker die Diskrepanzen zwischen handgefertigten Luxusuhren und fabrikmäßig hergestellten Rohwerken heraus. Weil die Betriebe und Arbeitsmethoden der Etablisseure weit weniger modern waren als jene der Ebauchesfabrikanten, kam es zu einem krassen Missverhältnis zwischen dem Ausstoß an Rohwerken einerseits und der Verarbeitungskapazität auf der anderen Seite.

Das Fabrikgebäude in Beaucourt der Gebrüder Japy

Maschinelle Großserienproduktion mechanischer Uhrwerke in Frankreich bei den Japy Frères, auch für den Schweiter Markt

Das Überangebot brachte mit sich, dass die Erzeuger der Rohwerke ihre Produkte auch mit Verlust verkaufen mussten, während die Fertigsteller gutes Geld verdienten. Ab den 1920-er Jahren waren diese anhaltenden Diskrepanzen besonders deutlich spürbar. Etliche Rohwerkehersteller, die ihre Maschinen während der Jahre des Ersten Weltkriegs auf profitablere Munitionserzeugung umgestellt hatten, kehrten mit dem Waffenstillstand zurück zum angestammten Geschäft.
Schnell waren jedoch erneut Überproduktion und Dumpingpreise an der Tagesordnung. Beispielsweise sank der Preis für ein Dutzend eines ovalen 6:-linigen Formwerks, welches 1912 noch 288 Schweizerfranken gekostet hatte, im Jahr 1922 auf ganze 35 Franken.

Ebauchesproduktion Maschinenantrieb 1800 und 1900

Ebauchesproduktion, von der Muskelkraft zur Dampfmaschine. Sinkende Preise sind an der Tagesordnung

Aus der Not geboren

Auch die 1917 als Regulierungsinstitution gegründete Société Suisse des Fabriques d’Ebauches et de Finissages (Schweizerischer Verband der Rohwerkefabrikanten und Feinbearbeiter) konnte letztlich keine Besserung bewirken. Mitte 1921 waren in der schweizerischen Uhrenindustrie mehr als 30.000 Menschen ganz oder teilweise ohne Beschäftigung. Mehr als deutlich offenbarte sich, dass ohne fundamentale Reorganisation eine Solidarität innerhalb der Uhrenindustrie nicht herbeizuführen war.

Daher entstand 1924 die Fédération Horlogère kurz FH, oder auf gut Deutsch die Vereinigung der Uhrenfabrikanten als erster Spitzenverband. In ihm organisierten sich rund drei Viertel der im Handelsregister eingetragenen Uhrenindustriellen (Etablisseure und Manufakturen).

Im Januar 1925 lud die Schweizer Uhrenkammer zu einer Konferenz zwischen Delegierten der FH und Rohwerkefabrikanten. Am Ende vereinbarten 26 Ebauchesproduzenten eine gemeinsame Organisation. Allerdings hielt sich der Erfolg dieser Bemühungen in engen Grenzen.

 

Ebauches SA Katalog 1 1928 2 C Uhrenkosmos

Aus dem ersten Katalog der von As SA, Fontainemelon und A. Michel gegründeten Ebauches SA, erschienen 1928

Mit Wirkung vom 27. Dezember 1926 beschlossen drei Branchenriesen A. Schild S.A. (ASSA), Fabrique d’horlogerie de Fontainemelon (FHF) und A. Michel S.A. (AM) die Gründung einer Holding für Rohwerke und Ersatzteile mit 12 Millionen Schweizerfranken Gesellschaftskapital.

Ebauches SA Katalog 1 1928 C Uhrenkosmos

Gesuchte Rarität: erster Werkekatalog der Ebauches SA von 1928

Unter dem gemeinsamen Dach der neuen Ebauches SA behielt jeder der drei Hersteller, welche zusammen für rund 80 Prozent aller eidgenössischen Rohwerke verantwortlich zeichneten, prinzipiell seine unternehmerische Eigenständigkeit. Mittel und langfristig bestand das Ziel in der Eingliederung aller reinen Ebaucheshersteller sowie der Rohwerkeabteilungen so genannter gemischter Fabriken. Unter letztgenannten waren Produzenten zu sehen, die (exklusive) Rohwerke für den eigenen Bedarf herstellten, andererseits aber auch Ebauches an externe Kunden lieferten.

Ebauches SA Katalog 1 1928 3 C Uhrenkosmos

Aus dem Werkespektrum 1928 der Ebauches SA-Mitglieder. Wie man sehen kann, offerierten die Produzenten mache Rohwerke mit unterschiedlich gestalteten Brücken und Koben. Das brachte Abwechslung. Unter dem Zifferblatt waren die Werke jedoch gleich. Das erleichterte die Identifizierung.

Eingliederung

In diesem Sinne gelangten 1927 und 1928 auch noch jene unabhängigen Fabriken unter das Dach der Ebauches SA, welche keine sonderlich großen Forderungen erhoben. Zu ihnen gehörte Ch. Hahn in Le Landeron. Fortan kontrollierte die Ebauches SA schon 90 Prozent des eidgenössischen Rohwerkemarkts. Regulierende Eingriffe in das grundsätzliche Selbstbestimmungsrecht erfolgten nur dort, wo es Marktordnung und Wirtschaftlichkeit verlangten. Mit anderen Fabrikanten wie Eterna/Eta, Fleurier und Peseux schloss die Holdinggesellschaft zunächst einmal Freundschaftsverträge. Indes erwiesen sich letztere wegen des immer härteren, u.a. durch den Börsenkrach von 1929 und die folgende Weltwirtschaftskrise angeheizten Existenzkampfs als wenig wirksam.​

Teilekit Schablone eines Uhrwerks

Teile eines Handaufzugswerks, das als Lépine (kleine Sekunde gegenüber der Krone) oder Savonnette (kleine Sekunde rechtwinklig zur Krone) erhältlich war. Die problemlose Austauschbarkeit der Teile spielte ab dem späten 19. Jahrhundert eine wichtige Role.

Die „Freien“ verkauften Rohwerke und Schablonen genannte Teilekits zu jedem halbwegs akzeptablen Preis. Ende 1931, als die Krise ihrem Gipfel entgegenstrebte, entstand die Allgemeine Schweizer Uhrenindustrie AG mit einem Gesellschaftskapital von 50 Millionen Schweizerfranken. Besagte ASUAG vereinigte Hersteller von Rohwerken und Produzenten regulierender Teile. Aktien hielten die Organisationen der Uhrenindustrie, Banken und der Staat. 1932 kam die Ebauches SA ihrem erklärten Ziel, den Markt auch hinsichtlich der Preise weitgehend kontrollieren zu können, ein gutes Stück näher.

Insgesamt sechs Rohwerkefabriken oder -abteilungen, darunter Peseux, Fleurier, Unitas, Bettlach und Eta hatten sich mehr oder weniger freiwillig eingliedern lassen. Beispielsweise erhielt die Familie Schild, der auch die von Eta mit Werken belieferte Uhrenmarke Eterna gehörte, 1932 für den Verkauf ihrer Eta-Aktien knapp vier Millionen Schweizerfranken. Eta war übrigens nichts anderes als ein Kürzel von Eterna.​

 

Eterna Dr. Rudolf Schild Comtesse am Schreibtisch

Ließ sich relativ lange bitten und erlöste 1932 knapp vier Millionen Schweizerfranken für den Verkauf seiner Eta-Aktin an die Ebauches SA: Eterna-Miteigentümer Dr. Rudolf Schild-Comtesse

1950 befanden sich nicht weniger als 68 Unternehmen der Uhrenindustrie ganz oder teilweise unter dem Dach der Ebauches Aktiengesellschaft. Unter anderem definierte das Kartell die Mindestpreise für Rohwerke bestimmter Kategorien oder die Schwing- und Hemmungssysteme.

 

Anzeige der Ebauches SA 1939

1939 am Weg zur marktbeherrschenden Stellung: Anzeiger der Ebauches SA mit ihren angegliederten Rohwerkefabrikanten

Eine Übersicht der wichtigsten Rohwerkefabrikanten und ihrer Stempel unter dem Dach der Ebauches SA. Eine detalliertere Vorstellung dieser Produzenten folgt im nächsten Artikel zu diesem Thema.

Rohwerkstempel und Rohwerke der Ebauches SA

Wichtige Rohwerkefabrikanten der Ebauches SA Teil 1

bauches SA Rohwerkefabrikanten 2 und die Stempel, Punzen und Zeichen der Fabrikanten (C) Uhrenkosmos

Wichtige Rohwerkefabrikanten der Ebauches SA und ihre Fabrikzeichen und Stempel

AS Automatikkaliber 1361 mit Punze

Wer suchet, der findet: Oft finden sich die Herstellerpunze und die Kaliberbezeichnung, hier AS 1361, auf der Hauptplatine unter der Unruh. Manche Etablisseure akzeptierten diese Kenntlichmachung allerdings nicht. In diesem Fall muss man unter dem Zifferblatt suchen.

Quarz-Revolution und -Krise

In den 1970-er Jahren bescherten die elektronische Revolution und das Vordringen fernöstlicher Konkurrenz für zunehmenden Druck. 1979 kam es zu heftigen Turbulenzen, welche u.a. die Eingliederung der AS SA in die Eta SA nach sich zogen. 1983 erfolgte im Zuge einer unabdingbaren Strukturbereinigung die Liquidierung von Rohwerkefabrikanten wie z.B. Fleurier, Peseux, Tavannes, Unitas oder Venus. Darüber hinaus brachte jenes Jahr den Zusammenschluss der Ebauches SA mit der ASUAG (Uhrenmarken wie Concord, Eterna und Longines). Letztere fusionierte am 8. Dezember 1983 mit der SSIH (Société suisse pour l>industrie horlogère), zu der u.a. Omega und Tissot gehörten.​

 

SMH-Gründung 1983 Hayek Swatch Der Spiegel

Ab 1983 formte Nicholas G. Hayek zusammen mit dem Schweizer Staat und eidgenössischen Banken die SMH-Gruppe, aus der die Swatch Group wurde. Der Spiegel berichtete im Jahr 1983

1985 formte Nicolas G. Hayek aus dem Konglomerat die SMH-Gruppe (Société Suisse de microélectronique et d>horlogerie), welche 1998 eine Umbenennung in Swatch Group erfuhr.

Stempel und Punzen der Ebauches SA Marken nach 1983

Den unandingbaren Restrukturierungsmaßnahmen in der Schweizer Uhrenindustrie fielen bis auf Eta die verbliebenen Rohwerkefabrikanten des Ebauches SA zum Opfer

In diesem Zusammenhang blieb von den einstigen Rohwerkemarken der Ebauches SA nur Eta übrig. Der Grund: als einzige hatte sie sich in den 1970-er Jahren konsequent auch der elektronischen Zeitmessung zugewandt sowie unter der Ägide des früheren Chemikers und Krebsforschers Dr. Ernst Thomke ab 1979 die aus nur 51 Komponenten bestehende Quarz-Swatch entwickelt. Ende 1981 präsentierten der Kunststoffingenieur Elmar Mock, der Uhreningenieur Jacques Müller und der Designer Hans Zaugg fünf handgefertigte Prototypen, alsbaldige Ausfallquote 100 Prozent.

Swatch Modelle 1983

Zaghafte Schritte in die Zukunft: Swatch 1983

1983 erlangte das patentierte Kaliber ESA 500 seine Serienreife. Nicolas G. Hayek lieferte danach zugkräftige Ideen zur Vermarktung besagter Swatch, hatte mit deren Entwicklungsprozess aber nichts zu tun.

Swatch Flyer 1983

Ein Flyer zur Swatch des Jahres 1983

Bei allen geschildeten Problemen hatte das Vordringen moderner Maschinen in der Uhrenfertigung aber auch Positives mit sich gebracht. Mit ihrer Hilfe ließ sich nämlich eines der heikelsten Probleme lösen: die Austauschbarkeit der Bestandteile eines Uhrwerks. Als der Leitspruch Zeit ist Geld immer größere Bedeutung erlangte, konnte es schlichtweg nicht mehr angehen, dass Ersatzteile stets durch manuelle Nacharbeit passend gemacht werden mussten. Das Aufkommen von Maschinen hatte zudem die Idee gefördert, dass nicht jeder zwangsläufig alles fertigen müsse. Der Kauf von Steinen, Unruhn, Unruhspiralen, Hemmungen bei spezialisierten Herstellern wirkte qualitätssteigernd und zudem noch kostensenkend.

Teile und Komponenten eines Handaufzugswerk in einer Explosionsdarstellung

Diese und mehr Teile braucht es zur Assemblage eines Handaufzugswerks für Armbanduhren

Begriffliche Klarheit

In diesem Zusammenhang sind einige begriffliche Definitionen unabdingbar: Ein funktionsfähiges Uhrwerk besteht aus Ebauche (Rohwerk), Hemmung (Echappement), Unruhreif mit Spiralfeder, Zugfeder, Zifferblatt und Zeigern. Unter Ebauche ist ein komplettes Werk (Platinen, Brücken, Rädersatz, Stahlteile …) ohne Hemmung, Unruhreif, Spiralfeder, Zugfeder, Zifferblatt und Zeiger zu verstehen. Im Umgang mit Rohwerken taucht gelegentlich auch der Terminus Schablone auf. Hierbei handelt es sich um einen nicht zusammengebauten Satz aller oder verschiedener Teile eines Kalibers.

 

AS Handaufzugskaliber 475 von 1922

Die Kaliberbezeichnung schafft Klarheit, Hier das 1922 von der AS SA eingeführte Formkaliber 475

Unter Kaliber versteht man schließlich eine möglichst eindeutig klassifizierende Bezeichnung der unterschiedlichen Werktypen. Die Kaliberangabe dient der exakten Identifikation eines bestimmten Uhrwerks, beispielsweise zum Zweck der Ersatzteilbestellung.
Übrigens taugt die sichtbare Rückseite eines Uhrwerks nur bedingt zu seiner Identifizierung. Durch relativ einfache Modifikation der Federhaus- und Räderwerksbrücke sowie der Kloben entsteht ein völlig anderer Eindruck, obwohl die Getriebekette und ihre Anordnung völlig gleich sind.

Der Flume Werksucher K3

Im Flume Werksucher identifiziert man die verschiedenen Kaliber durch den unter dem Zifferblatt angeordneten Aufzugs- und Zeigerstellmechanismus

 

Sofern die Uhrwerke nicht vom Ebauchesfabrikanten mit dessen Logo und der Kalibernummer gepunzt sind, blicken Uhrmacher unterm Zifferblatt auf den viel wichtigen Winkelhebel und die zugehörige Feder. Selbiges Ensemble findet sich nämlich auch in den so genannten Werksuchern.  

 

 

Ebauches SA Stückzahllisten FHF 1970-er Jahre (C) Uhrenkosmos

Exakte Buchführung groß geschrieben: In einem Verzeichnis der Ebauches SA lassen sich Details zu allen Kalibern nachblättern. Vermerkt sind auch die Produktionszahlen über die Jahre hinweg.

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  2. Jörg Bucherer: Er hatte erst Ende August 2023 alles an Rolex verkauft  - […] im Jahr 1977 von seinem Vater übernommen. Er führte Bucherer nicht nur sicher durch die für die Schweizer Uhrenindustrie…

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