Durch Sturheit zum Ziel
Als es um die Verfolgung seiner Idee, der Entwicklung eines Porsche Design Titan Chronographen ging, konnte Ferdinand A. Porsche nicht nur kompromisslos, sondern auch richtig stur sein. Ohne diesen Charakterzug hätte es den 1980 zusammen mit IWC entwickelten und 1981 vorgestellten Titan Chronographen womöglich nicht gegeben.
Bei allem, was bei Porsche Design in Zell am See eine neue Gestalt annahm, hatte die Form zwangsläufig der Funktion zu folgen. In Sachen Uhren gab es für Eff-A nur das Rund, weil die Spitzen der Zeiger naturgemäß einen Kreis beschreiben. Abgesehen von dieser Maxime boten Armbanduhren jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten. Zweifellos hatte der Porsche Design Chronograph 1 ab 1972 einen Trend eingeläutet. Schwarz kannte die Uhrenszene bis dahin von Zifferblättern und Glasrändern, nicht jedoch als Farbe von Gehäusen und Gliederbändern. Weil er sich ein schwarzes zeitschreibendes Gesamtkunstwerk in den Kopf gesetzt hatte, das beim Ablesen nicht blendet, entstand besagter Zeitschreiber.
Edelstahl, das Material von Gehäuseschale und Armband konnte im Uhrenbau auf jahrzehntelange Bewährung zurückblicken. Einige Nachteile lassen sich jedoch nicht verleugnen. Mit einem spezifischen Gewicht von acht Kilogramm pro Kubikdezimeter ist der Werkstoff relativ schwer. Damit Schweiß und Feuchtigkeit keine Korrosionsprozesse auslösen, verlangt Edelstahl nach Beigabe des Legierungsstoffes Nickel. Und den verträgt bekanntlich nicht jede Haut. Allergische Reaktionen sind die Folge.
Doch auch die schwarzen Porsche Design Titanchronographen kämpften mit einem Thema, das die Produktgestalter in den späteren 1970-er Jahren regelrecht umtrieb. Wiederholt drangen Klagen über die in einen Grauton verblassende oder gänzlich abplatzende Farbe des Porsche Design Chronograph 1. Dafür konnte der Erfinder des schwarzen Outfits selber zwar nichts, aber er sah seine Designerehre dennoch angekratzt.
Alternativer Werkstoff
Als anerkannter Fachmann wusste Ferdinand A. Porsche sehr wohl mögliche Alternativen. Zu ihnen gehörte das in vielen anderen Produktbereichen etablierte Titan. Bereits seit längerem kam der Werkstoff überall dort zum Einsatz, wo Sicherheit und Belastbarkeit schwerer wogen als der gegenüber Stahl deutlich höhere Preis, beispielsweise in Medizin, Luft- und Raumfahrt. Zurückverfolgen lässt sich die Geschichte des chemischen Elements mit dem Kürzel Ti bis ins späte 18. Jahrhundert. Reines Titan kennt die Menschheit seit 1924. Einer der Vorzüge gegenüber Stahl besteht im nur etwas mehr als halben spezifischen Gewicht. Pro Kubikdezimeter sind es 4,5 Kilogramm. Trotzdem leidet die Festigkeit nicht. Zu einem höheren Schmelzpunkt gesellt sich die praktisch absolute Korrosionsbeständigkeit selbst gegen Säuren und Basen.
Biokompatibilität, also die Verträglichkeit mit Haut und Knochen, macht Titan zum absoluten Favoriten der Implantationsmedizin. In aller Regel akzeptiert der Körper das Titan ohne jegliche Abstoßungsreaktionen. Das Geheimnis dieser idealen Verträglichkeit resultiert aus einer weiteren positiven Eigenschaft: Dort, wo eine mechanische Verletzung erfolgte, umgibt sich Titan unverzüglich mit einer schützenden Oxidschicht aus nichtleitenden Ionen. Diese verhindert einen chemischen Austausch zwischen den Elektronen des Gewebes und jenen des Metalls.
Warum also, fragte sich F. A. Porsche, nutzt man das rundum ideale Titan denn nicht für Armbanduhrgehäuse? Ständig stehen diese in engem Hautkontakt, sind sie aggressivem Schweiß ausgesetzt. Und im Sommerurlaub macht ihnen Salzwasser zu schaffen Zudem ist Titan völlig unempfindlich gegen Magnetismus. Infolge seiner Wärmeleiteigenschaften fühlt es sich auf dem Handrücken angenehm an. Ferner äußert sich besagter Gewichtsvorteil in unstrittig hohem Tragekomfort. Bleibt das Faktum des Ausschlusses allergische Reaktionen auf der Haut. Die gewaltige Summe positiver Merkmale prädestinieren Titan förmlich für den angedachten Zweck.
Dinge existieren in der Fantasie, bevor sie tatsächlich realisiert werden können, weil die technischen Möglichkeiten noch nicht so weit sind.
Chronographische Revolution
Was andere Industriebereiche längst konnten und ausgiebig nutzten, war den eher konservativ denkenden Uhrenherstellern völlig fremd. Angesichts massiver wirtschaftlicher Auswirkungen der Quarzkrise neigte das Schweizer Uhr-Establishment in den späteren 1970-er Jahren zu Resignation. Bei der Aufholjagd gegenüber den weit vorauseilenden fernöstlichen Mitbewerbern genoss die elektronische Zeitmessung hohe Priorität. Schließlich fehlte in dieser ungewissen Situation auch der Mut, sich mit nicht vorhersehbarem Resultat auf ein kostspieliges neues Gehäuse-Terrain vorzuwagen.
Gut traf es sich in dieser misslichen Lage, dass 1978 bei der damals heftig unter den Schwingquarzen leidenden Uhrenmanufaktur IWC ein anderer unternehmerischer Geist Einzug gehalten hatte. Der deutsche Tachometerfabrikant VDO als neuer Eigentümer krempelte die eidgenössische Traditionsmarke gründlich um. Im Zuge überfälliger Restrukturierungsmaßnahmen setzte man zum einen natürlich auf tradierte Tugenden. Andererseits rückten technische Innovationen immer stärker ins Schaffhauser Rampenlicht, wie die von Ferdinand A. Porsche gestaltete und 1978 erfolgreich lancierte Porsche Design Kompassuhr eindrucksvoll demonstrierte.
Kurzum: Der einfallsreiche österreichische Designer, die neuen deutschen Eigentümer und die wachgerüttelten Techniker in Schaffhausen erwiesen sich als ideales Dreigespann, um scheinbar Unmögliches in die uhrmacherische Tat umzusetzen. Ferdinand A. Porsche hatte ein Produkt entwickelt, dem man die chronographischen Eigenschaften erst auf den zweiten oder gar dritten Blick ansieht.
Die üblicher Weise deutlich von der rechten Gehäuseflanke abstehenden Drücker fügten sich als Tasten perfekt in die Silhouette der 42 Millimetern für damalige Verhältnisse erstaunlich großen Schale. Obwohl kaum wahrnehmbar, erleichterten die relativ großflächigen Tasten das Starten, Stoppen und Nullstellen ganz erheblich. Auch die bei einem Automatikwerk selten benötigte Aufzugs- und Zeigerstellkrone verschwand so gut wie möglich in der Gehäuseflanke. Zum Dritten floss das metallene Armband mit akkurat fünf Millimeter breiten Gliedern gleichermaßen organisch wie ergonomisch aus dem eigentlichen Gehäuse.
Titan Chronographen
Die Tatsache, dass das Äußere der 1980 entwickelten und während der Basler Uhrenmesser 1981 lancierten Weltpremiere aus Titan bestand, ist guten Beziehungen zu verdanken. VDO und ihre Tochter IWC unterhielten diese zu einschlägig erfahrenen und in die Zukunft denkenden Spezialisten. Allesamt leisteten sie einen gewichtigen Beitrag zum erstaunlich leichten Auftritt der weltweit ersten Serienarmbanduhr mit Titangehäuse und Titanband sowie mechanischem Chronographen.
Bis zu sechs bar Druck widersteht die mit kratzfestem Saphirglas ausgestattete Schale dem Druck des nassen Elements. Und das reicht beruflichen wie sportlichen im Alltagsleben vollkommen aus. Mit Hilfe eines beigefügten Werkzeugs können die Glieder des Armbands leicht getrennt und dessen Länge so dem Umfang des Handgelenks angepasst werden. Die Faltschließe verfügt über einen Sicherheitsverschluss.
Beim Uhrwerk gab es keine Diskussion. Das 30 Millimeter große und 7,9 Millimeter hoch bauende Automatikkaliber Valjoux 7750 hatte sich beim Chronograph 1 bewährt.
Gleichfalls nie zur Debatte stand der sachliche Instrumentenlook des Zifferblatts. Analog zu den Fahrzeug-Armaturen präsentiert sich der zentrale Chronographenzeiger in unübersehbarem Rot. Zusammen mit der außen liegenden Tachymeterskala gestattet der IWC Porsche Design Titan Chronograph mit der Referenznummer 3702 das unkomplizierte Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer oder eine Meile hinweg.
Als wertvollen Hilfsmittel im täglichen Leben konnte schließlich auch die rechts nebeneinander angeordneten Indikationen von Wochentag und Datum gelten. Somit startete der Porsche Design Chronograph mit Titangehäuse als auffällig unauffälliger Zeitmesser in eine ungeahnte neue Ära. Zum Preis von damals umgerechnet 1.375 Euro demonstrierte er überdies den Wert zielgerichteter Teamarbeit.
Hybrides Innenleben
In den späten 1980-er Jahren kam zum Tragen, dass sich IWC und Jaeger-LeCoultre unter dem Dach von VDO-Mannesmann befanden. Günter Blümlein, der IWC und dazu die kleine, aber feine Uhrengruppe LMH leitete, legte verständlicher Weise größten Wert auf die Hebung uhrmacherischer Synergien.
Im Vallée de Joux war 1987 die Mechaquartz-Familie mit den Kalibern 630 und 631 zur Serienreife gediehen. Kennzeichen des nur 23,3 mm messenden Newcomers war sein hybrider Charakter, sprich eine Kombination aus Elektronik und mechanischer Chrono-Baugruppe. Beim Kaliber 631 gesellte sich noch eine Mondphasenindikation hinzu. Die auf 427 Quadratmillimetern aus rund 230 Bauteilen assemblierte Stopp-Mechanik verfügt über zwei Totalisatoren mit 30 Minuten und 12 Stunden Anzeige.
Alle funktionalen Abläufe entsprechen jenen traditioneller Chronographen mit Kulissenschaltung. Das Quarzwerk hingegen bewegt den kleinen Sekundenzeiger bei „6“ sprunghaft vorwärts. Der zweite, viermal schneller laufende Schrittschaltmotor treibt den zentralen Chronographenzeiger an. Alles in allem baut dieses Uhrwerk gerade einmal 3,7 Millimeter hoch.
Porsche Design und IWC offerierten den 36 Millimeter großen Unisex Titan Chronographen in fünf verschiedenen Ausführungen. Die Referenz 3732 verfügt über das altbekannte Titan-Gliederband. Ein so genanntes Softband hält die Referenz 3738 am Handgelenk. Mit Mondphasenanzeige präsentieren sich die Bicolor- Referenzen 3742 und 3748. Erstere besitzt ein Titan, letztgenannte ein Lederband.
Re-Edition
2010 bescherte Porsche Design, damals noch unter dem Dach der damals noch zur Familie Porsche gehörenden Uhrenmarke Eterna, dem Titan Chronographen zu Ehren seines 30. Geburtstags ein limitiertes Comeback. Die Referenz P’6530 war zugleich auch der erste Zeitmesser einer exklusiven Heritage-Kollektion, welche an die Leistungen von F. A. Porsche erinnert. Bei den insgesamt 911 Exemplaren handelte es sich um ein originalgetreues Retromodell mit kratzfestem, doppelseitig entspiegeltem Saphirglas und wiederum einer Wasserdichte bis zu sechs bar Druck.
Allein beim Durchmesser leistete Porsche Design einen Tribut an veränderte Zeiten. Der nämlich kletterte von einstmals 42 auf 44 Millimeter. Als Motor der Jubiläumsedition diente wie eh und je das Valjoux/Eta 7750 mit 48 Stunden Gangautonomie. Vor dem Einbau musste jedes Uhrwerk bei der Schweizer Prüfbehörde COSC seine Ganggenauigkeit im Rahmen exakt definierter Normen unter Beweis stellen. Der Preis der chronographischen Renaissance auf Zeit lag 2010 bei 3.900 Euro.
Titan-(R)evolution
Natürlich hätte Porsche Design im Zuge der Premiere eines neuen Gehäusematerials auf das Design des ersten Titan-Chronographen von 1980 zurückgreifen können. Das jedoch ist ganz bewusst nicht geschehen. 2022, als der hoch innovative Werkstoff Titancarbid nach mehreren Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit debütierte, feierte Ferdinand A. Porsches chronographisches Erstlingswerk sein 50. Design-Jubiläum.
Also lag es auf der Hand, im Zusammenhang mit genau dieser Uhr-Ikone beim limitierten Porsche Design Chronograph 1 – 911 Dakar eines seiner Glaubensbekenntnisse in die Tat umzusetzen.
Es bereitet mir Freude, Dinge besser zu machen.
So und nicht anders kam Ferdinand A. Porsches unstillbarer Drang zu Innovation und Perfektion zum Ausdruck. TiC, so das Kürzel für Titancarbid, hebt den 50-jährigen Jubilar in eine völlig neue Dimension. In diesem Zusammenhang mussten jedoch nicht nur das Material selbst entwickelt, sondern auch die Konstruktion der charakteristischen Schale neu gedacht und berechnet werden. Der Grund ist im Herstellungsprozess zu suchen.
Zunächst wird Titancarbid-Granulat mit mehreren Tonnen Druck gepresst. Durch das Sintern bei über 2.000 Grad Celsius entsteht eine unumkehrbare homogene Verbindung. Allerdings geht mit dem „Backen“ wie bei jeder anderen Keramik auch ein Schrumpfprozess einher. Und den gilt es schon im Vorfeld zu berücksichtigen. Andernfalls würde das Uhrwerk nicht mehr ins 42,7 mm große und 15,5 mm hoch bauende Gehäuse aus Titancarbid passen.
Die Herstellung der Schalen-Rohlinge erfolgt in Deutschland. Wegen des hohen Aufwands entstehen gegenwärtig monatlich nur 50 Stück. Durch Fräsen und Schleifen erhalten die Titancarbid-Gehäusemittelteile ihr finales Erscheinungsbild..
Selbiges zeichnet aus durch eine markante Schwarzpulveroptik mit edler Kristallstruktur. Alles was fortan Kratzer machen und die Oberflächenqualität so beeinträchtigen möchte, beißt sich sozusagen die Zähne aus, denn die Härte des Werkstoffs liegt bei 3200 HV. Das durch einen roten TiC-Audruck gekennzeichnete Zifferblatt, die Aufzugs- und Zeigerstellkrone sowie die beiden Chronographendrücker bestehen weiterhin aus klassischem Titan. Durch den glasperlgestrahlten Titanboden mit schwarzer Titancarbid-Beschichtung und klarem Saphirglas-Sichtfenster zeigt sich das exklusive, mit vier Hertz tickende Automatikkaliber WERK 01.240.
Zu seinen zeitschreibenden Merkmalen gehören 30-Minuten und 12-Stunden-Zähler, Kulissenschaltung sowie eine Flyback-Funktion. Das Fensterdatum sowie die zweisprachige Wochentagsanzeige verfügen über eine komfortable Schnellschaltung. Die Wasserdichte der vorderseitig selbstverständlich mit entspiegeltem Saphirglas ausgestatteten Armbanduhr reicht bis zu zehn bar Druck.
Frei erwerben können Fans diese Armbanduhr übrigens nicht. Die insgesamt 2.500 Exemplare bleiben den Käuferinnen und Käufern des Porsche 911 Dakar und Porsche 911 Dakar Rally Design vorbehalten. Jedes trägt dabei dieselbe Limitierungsnummer wie das Fahrzeug. Im Konfigurator lässt sich die für 13.950 Euro erhältliche Stopp-Ikone online individualisieren. Die Lieferung der ersten Chronographen erfolgt ab März 2023.
habe meine iwc porsche design titan in der schweiz 1994 gekauft. bei den im artilel angegebenen preisen bin ich mit einem kaufpreis von 5000 sfr wohl gewaltig übers ohr gehauen worden.es sei dazu zu sagen, dass ich diesen preis in allen namhaften uhrenfachgeschäften vorgefunden hatte.
waren diese uhren in deutschland so billig? meiner erinnerung nach kostete sie auch dort ca 5000 ( waren es noch dm oder schon euro ? )
die entstehungsgeschichte dieser uhr hat mich damals schon beim kauf fasziniert und als “ technikfreak “
beeindruckt.
mit freundl. grüssen aus der schweiz
u. naumann