Titancarbid für jedermann
Im Gegensatz zum Porsche Design Chronograph 1, der seit 50 Jahren am Markt mehr oder minder ausgeprägt präsent ist, blickt der Porsche Design Military Chronograph nur etwa 15 Jahre im Dienst funktionsgeprägter Zeitmessung zurück. Nun initiiert Porsche Design eine Renaissance dieser Armbanduhr. Dabei mutiert der Name Military zum zivileren Utility. In diesem Zusammenhang findet beim limitierten Porsche Design Chronograph 1 Utility das exklusive Gehäusematerial Titancarbid erstmals bei einem frei verkäuflichen Zeitmesser ans Handgelenk.
Military von Porsche Design
Besagter Porsche Design Chronograph 1 diente als eine Art Blaupause für die 1979 fertiggestellte Military-Version. Auch hier oblag die Produktion der in Grenchen beheimateten Orfina SA. Der deutsche, damals in Birkenfeld nahe Pforzheim angesiedelte Weggefährte Porsche Design, lieferte den Automatik-Stopper an die Beschaffungsstelle der Deutschen Bundeswehr.
Das beschichtete Gehäuse und Gliederband, der funktionale Instrumentenlook und der anfangs keineswegs erwartete Erfolg dieses mattschwarzen Pioniers hatte zunächst das Interesse der Brüsseler NATO-Behörden geweckt, und dann auch jenes der Kollegen in Koblenz. In Deutschland benötigte man den BUND Military-Chronographen für das fliegendes Personal der Bundeswehr, die Fernspähtruppe des Heeres sowie schließlich auch für das Schiffsführungspersonal auf U-Booten.
Von diesen Stopper gab es übrigens zwei Versionen: Eine zivile, sprich für allgemein erwerbbare Ausführung, und daneben besagte offizielle Dienstuhren für Piloten und andere Soldaten der Deutschen. Normaler Weise erkennt man die militärischen Ausführungen an den entsprechenden Gravuren im verschraubten Edelstahlboden. Beim Uhrwerk gab es keinen Unterschied: Es trug die Kaliberbezeichnung 5100 und stammte von Lémania. (Einen interessanten Lemania Vintage Chronographen hatten wir hier bei Uhrenkosmos bereits vorgestellt.) Als eine Art Blaupause für die ab 1979 von Orfina in Grenchen produzierten
Vive la difference!
Gegenüber dem klassischen Chronograph 1 gibt sich der Porsche Design Orfina Military Chronograph, Referenz 7177 N, 5100 BW, durch die entsprechende Zifferblatt-Signatur zu erkennen. Finden sich dort ein roter Kreis und darin das Kürzel 3 H, besitzen Zifferblatt und Zeiger die auf Hydrogen-3 basierende Tritium-Leuchtmasse. Erhältlich waren militärische Versionen mit vorderseitiger Signatur „Porsche Design by Orfina“ oder nur „Porsche Design“. Außerdem bestand Wahlmöglichkeit zwischen satinierter oder, deutlich seltener, schwarz beschichteter Oberfläche. Wie schon beim Chronograph 1 litt diese allerdings stark unter dem berufsbedingt nicht immer vorsichtigen Umgang.
Trotz einer Zifferblatt-Architektur, welcher jener des mit dem Automatikkaliber Valjoux 7750 ausgestatteten Chronograph 1 exakt entspricht, ist die Nutzung des Lémania 5100 bei genauem Hinsehen recht schnell zu erkennen. Bei „12“ findet sich anstelle des 30-Minuten-Zählers eine 24-Stunden-Indikation. Im Zentrum drehen neben Zeigern für Stunden und Minuten auch zwei dem Chronographen zugehörige: Stoppsekunde und der 60-Minuten-Zähler, dessen Spitze an ein Flugzeug erinnert, ausgeführt in Signalrot. Die gleiche Farbe besitzt aus funktionsbedingten Gründen auch der Zeiger des bei „6“ angesiedelten 12-Stunden-Totalisators.
Erhältlich war der Porsche Design Military Chronograph unter der Versorgungsnummer 6645-12-182-1763. Eindeutige Hinweise auf die militärische Ausführung sind die Gravuren Porsche Design Orfina im Schraubboden über dem Eigentümer-Hinweis BUND sowie der Versorgungs- und Seriennummer. Die Garantie währte übriges nur ein Jahr.
Für Vermessungstruppen gab es auch Porsche Design Orfina Chronographen mit der eigenen Versorgungsnummer 6645-2-82-763. Für deren besondere, auf extreme Präzision angewiesene Arbeiten waren diese Exemplare besonders genau reguliert. Vor der Erledigung des Jobs musste der Truppführer die Uhr mit einem amtlichen Zeitzeichen vergleichen und das Resultat anschließend berücksichtigen. Aus besagten Gründen durften diese Chronographen nur von besonders zertifizierten Uhrmachern gewartet und justiert werden.
Zu den Nutzern des Porsche Design Orfina Chronographen gehörten neben der Deutschen Bundeswehr auch andere NATO-Partner, die Royal Navy, die Swiss Air Force, US Air Force, die Air Force der Vereinigten Arabischen Emirate und das Venezuelanische Verteidigungsministerium. Diese Uhren tragen beispielsweise am Zifferblatt besondere Kennzeichen.
In den 1990-er Jahren verlangte die Strahlenschutzverordnung nach einem Austausch der charakteristischen 3H-Tritium-Zifferblätter gegen solche mit LumiNova-Leuchtmasse. Nach ihrer Umrüstung bekamen die Chronographen auch die neue Versorgungsnummer 6645-12-194-8642 zugewiesen. In diesem Fall wurde die alte Nummer per Strichgravur ungültig gemacht und die neue ganz einfach hinzugefügt.
Ganz abgesehen davon basierte die Neuausschreibung für einen offiziellen Fliegerchronographen auf einem deutlich strengeren Anforderungsprofil, welches die Ingenieure der zuständigen Bundeswehr-Erprobungsstelle in Greding bei Ingolstadt akribisch genau formuliert hatten. Im sogenannten Lastenheft konnten alle interessierten Lieferanten die strengen Grenzwerte für Wasserdichtigkeit, Beschleunigungskräfte, Gangabweichungen, Gangreserve und die sonstigen Funktionseigenschaften detailliert nachlesen. Dabei spielte auch das gebotene Preis-Leistungs-Verhältnis eine wichtige Rolle.
Im Gegensatz zum früheren Prozedere wählte die Beschaffungsstelle nicht mehr aus dem allgemein verfügbaren Chronographenspektrum, sondern alle Spezialisten für Instrumentenuhren waren eingeladen, der Bundeswehr ein spezifisches Angebot zu unterbreiten. Orfina und Porsche Design war nun nicht mehr mit von der Partie. Und damit endete die Geschichte des Porsche Design Orfina Military Chronographen.
Von Military zu Utility
Nach rund drei Jahrzehnten Ruhe an der chronographischen Military-Front denkt Porsche Design zurück und präsentiert den neuen Porsche Design Chronograph 1 Utility – Limited Edition. Um ein Retromodell handelt es sich dabei nicht, sondern um den ersten unabhängig vom Kauf eines Fahrzeugs erhältlichen Porsche Design Chronographen mit innovativem Titancarbid-Gehäuse, den man auch ohne Fahrzeug erwerben kann. Der einstmals verwendete Stahl hat also ausgedient. Über Schalen aus TiC, diesem gleichermaßen innovativen, leichten und sehr kratzfesten Werkstoff hat der Uhrenkosmos hier schon berichtet. Seine Härte beträgt 1.900 Vickers. Am Zifferblatt gibt er sich durch einen roten Kreis mit der Inschrift TiC zu erkennen.
Die Härte des im Uhrenbau neuartigen Materials ist auch seine Tücke. Wie alle Keramik ist auch er spröde. Beim Sturz auf einen Steinboden kann zum Beispiel der dünne Glasrand brechen. Damit ist freilich nur die Kalotte beschädigt. Weil sich in Titankarbid keine Gewinde schneiden lassen, steckt das Uhrwerk in einem Titancontainer. Dessen massiver Titanboden ist mit dem Ring verschraubt. Verschraubt ist auch die Krone. Bis zu zehn bar Druck bleibt Wasser außen vor. Porsche Design spricht von dynamischer Wasserdichte. Will heißen, dass der genannte Wert auch bei nicht verschraubter Krone und Betätigung der Stoppfunktion unter Wasser gilt.
Optische Aspekte
Ganz ohne Merkmale des einstigen Military-Chronographen geht es bei Porsche Design natürlich nicht. Seinerzeit ließ die U.S.-Air-Force-Fliegerstaffel auf das Zifferblatt ihres Stopper einen Tigerkopf als Wappentier drucken. Aus rechtlichen Gründen muss das heutzutage unterbleiben. Aber tierisch geht es dennoch zu. Zwischen 4- und 5- Uhr findet sich die Grafik eines schreienden Murmeltiers, welches im österreichischen Pinzgau umgangssprachlich Mankei heißt. In diesem Fall verweist das Symbol auf die Zusammenarbeit zwischen Porsche Design und F.A.T. International sowie Ferdi Porsche, der die Mankei-Hütte an der Großglockner Hochalpenstraße als Wirt betreibt.
Eine weitere Besonderheit entdeckt man nur an Wochenenden. Blau erscheinen hier die Tage im entsprechenden Fenster neben der Datumsanzeige. An das Vorbild erinnert die Typographie der senkrecht angeordneten, bis 30 Minuten und 12 Stunden reichenden Totalisatoren sowie der links am Zifferblatt drehenden Permanentsekunde. Auf Zifferblatt und Zeiger blickt man durch hartbeschichtetes und beidseitig siebenfach entspiegeltes Saphirglas.
WERK 01.240 statt Lémania 5100
Neben Stahl als Gehäusematerial ist seit 2002 auch das ehedem verwendete Kaliber Lémania 5100 Geschichte. Für Sichtbodenschalen eignete sich die 1979 lancierte Mechanik übrigens nie. Pfeilerbauweise und Plastikteile machten das Automatikwerk optisch wenig attraktiv. Die Stärken lagen in einer ungemein robusten und zuverlässigen Ausführung. Selbst extrem harte Stöße ließen den Chronographen einwandfrei funktionieren.
Porsche Design Chronograph 1 Utility
Im neuen Utility Chronographen verbaut Porsche Design stattdessen das chronometerzertifizierte WERK 01.240 mit Schwingtrieb-Kupplung, Kulissensteuerung und permanenter Nullstellung, besser als Flyback-Funktion bekannt. Stopp, Nullstellung und Neustart des Chronographen lassen sich also mit einem Knopfdruck bewerkstelligen. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten Achtelsekunden-Stoppungen.
Ausstattung
Natürlich stattet Porsche Design den auf 250 Stück limitierten Newcomer mit blauer Super-LumiNova Leuchtmasse aus. Radioaktives Tritium ist längst nicht mehr zulässig. Die Lieferung erfolgt mit einem schiefergrauen Armband aus jedem Kalbsleder, welches auch in den Porsche Interieurs Verwendung findet. Ausgestattet ist es mit einem werkzeuglosen Schnellwechselmechanismus. Somit lässt sich das ebenfalls mitgelieferte weiße Textilband im Handumdrehen anbringen. Auf einem Badge stehen die Koordinaten des F.A.T. Ice Race in Zell am See. Mit diesem Band lässt sich der Porsche Design Chrono 1 Utility – Limited Edition problemlos über Skianzug oder Overall tragen.
Jedes einzelne der individuell nummerierten Exemplare des Porsche Design Chronograph 1 Utility Limited Edition kostet 11.950 Euro. Bestellbar ist es ab sofort in Porsche Design Stores und bei ausgewählten Uhrenfachhändlern. Wegen der nur mit hohem technischen Aufwand und deshalb in geringen Mengen herstellbaren TiC-Gehäuse kann die Lieferung der Uhr danach noch einige Zeit dauern.
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