Der Aufstieg von Lemania
Das abgeschiedene Vallée de Joux im westschweizerischen Jura ist im Laufe der Jahrzehnte beinahe zu einem Synonym für feine und komplizierte Uhren geworden. Dieser Ruf entstand natürlich auch durch Uhren wie den Lemania 105 Chronograph. Noch mehr trugen jedoch einst wie heute die vorzüglichen Rohwerke der vielen Vallée de Joux Hersteller bei. Sie stecken in vielen Uhrwerken und treiben einen guten Teil der großen und bekannten Schweizer Uhrenmarken an.
Neben den großen Uhrenmarken haben im Tal der Uhren auch die großen Namen der Uhrmacherei große Bedeutung. Zu diesen bekannten Uhrmachern und Erfindern gehörte neben Aubert, LeCoultre oder Piguet auch Lugrin. Ihre Namen werden stets mit der Herstellung und Fabrikation von Ebauches in Verbindung gebracht.
Im Jahre 1884 war es, als Alfred Lugrin in L’Orient, am westlichen Ende des Jouxsees gelegen, eine Uhrenfabrikation ins Leben rief. Das Unternehmen wurde zunächst als Personengesellschaft geführt, dann jedoch in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die als Lemania Watch Co., Lugrin S.A., firmierte. Die bei Lemania hergestellten Uhren waren durchaus anspruchsvoll. So fertigte Alfred Lugrin von Anfang an Stoppuhren und Chronographen aller Art. Hinzu kamen aufwendige Rohwerke mit Repetitions Mechanismus, die, wie die Chroniken zum Ausdruck bringen, erstmals auf maschinellem Weg hergestellt wurden. Für Etui und kleine Tischuhren produzierte Lemania ab etwa 1920 außerdem Acht-Tage-Werke mit und ohne Wecker in den Größen von 14 bis 24 Linien. So entstand in kurzer Zeit eine Marke von ausgezeichnetem Ruf.
Lemania 105 Chronograph
Dieser Ruf entstand nicht von ungefähr. Für die hohe Qualität seiner Erzeugnisse wurde Lemania etwa 1906 in Mailand und 1914 in Bern jeweils mit Goldmedaillen ausgezeichnet. 1916 pries Lemania, inzwischen mit zweitem Firmensitz in La Chaux-de-Fonds, in Anzeigen etwa auch die ersten Armband Chronographen für Offiziere an. Diese Modelle waren mit Leucht Zifferblättern ausgestattet und hatten die Krone bei der „9“.
Innerhalb weniger Jahre gab es dann eine umfangreiche Chronographen Kollektion von Lemania. Von der Weltwirtschaftskrise hart getroffen, gelangte Lémania 1932 schließlich ins Eigentum der SSIH-Gruppe mit ihren großen Playern Omega und Tissot. Deshalb verwundert es nicht, dass Omega einer der wichtigsten Rohwerke-Kunden von Lemania wurde. Die Marke stattete z.B. den berühmten Omega Speedmaster Professional Chronographen mit einem Lémania Kaliber aus. Er begleitete am 21. Juli 1969 Neil Armstrong bei seinen ersten Schritten auf dem Mond und sorgte mit dafür, dass die Omega Speedmaster zur erfolgreichsten Uhr der Swatch Gruppe wurde.
Im Jahr 1980, als eine erneute große Uhrenkrise die Schweiz überschattete, war auch das traditionsreiche Lemania Unternehmen und seine Lemania Chronographen fast am Ende. Zum Glück jedoch entschlossen sich die Manager zu einem Buy-Out und das Unternehmen erlebte als Nouvelle Lemania eine ausgesprochen erfolgreiche Renaissance.Im Jahr 1992 wurde die Nouvelle Lemania schließlich an die Groupe Horloger Breguet verkauft. Sie unterhält noch heute unter dem Dach der Swatch Group den Betrieb zur Herstellung von Rohwerken und fertigen Uhren weiter.
Der abgebildete Armband Lemania 105 Chronograph ist gegen 1950 entstanden und mit dem Lemania Kaliber 1270 ausgestattet. Bei ihm wird der Chronographen Mechanismus über einen Nocken gesteuert. Unter der Bezeichnung 1275 gab es dieses Kaliber auch mit zusätzlichem 12 Stunden Zähler. Die höherwertige Kaliber Familie CH 27, ebenfalls 12-linig, was einem Durchmesser von 27,07 mm entspricht, besitzt einen Chronographen Mechanismus mit Schaltrad. Das Kaliber CH 27 verfügt über einen 30 Minuten Zähler, das CH 27 c12 außerdem über einen 12 Stunden Zähler.
Lemania 105 Chronograph
Hersteller | Lemania, Lugrin S.A., L’Orient |
Name | Chronograph |
Referenz | 105 |
Premiere | ca. 1950 |
Uhrwerk | Kaliber 1270 |
Aufzug | Handaufzug |
Steine | 17 |
Unruh | Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung | Kif |
Unruhfrequenz | drei Hertz |
Chronograph | Kulissenschaltwerk |
Anzeige | Stunde, Minute, große Sekunde, kleine Sekunde, 30 Minutenanzeige, versilbertes Zifferblatt mit Leuchtziffern |
Zusatzanzeige | Tachymeter |
Gehäuse | verchromtes Messing Oberteil, verschraubter Edelstahlboden |
Durchmesser | 32 mm |
Armband | Leder |
Preis | ca. 1.300 bis 1.800 € |
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