Kompetenz in Mikrorotor-Automatik seit 1960
Die Wurzeln der Piaget Polo Skeleton reichen tief und länger zurück als man denkt. Genaugenommen bis ins Jahr 1960. In diesem Jahr gelang dem Piaget Automatikkaliber 12P nämlich die Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde. Das nur 2,3 Millimeter hohe Planetenrotor-Werk brach in puncto Bauhöhe alle bis dahin existierenden Rekorde.
2010 nutzte Piaget den 50. Geburtstag seines Rekordhalters für eine Renaissance unter veränderten Vorzeichen. An eine reine Re-Edition mochte in der Manufaktur niemand denken. Stattdessen wollte das zum Richemont-Konzern gehörende Unternehmen zum einen durch eine abermalige Weltbestleistung glänzen. Zum anderen sollte die Neuentwicklung auf den Gebieten der Komponentenproduktion, der Qualität und Präzision wie den finanziellen Erfordernissen das 21. Jahrhundert repräsentieren. So entstand das knapp 30 Millimeter große Piaget Kaliber 1200P mit 27 Steinen.
Optisch ähnelt dieses Automatikwerk dem berühmten Vorbild hinsichtlich des Planetenrotors, der aber nun fliegend gelagert ist. Technisch kann es hingegen als völlige Neuentwicklung gelten. Seine Mini-Bauhöhe von lediglich 2,35 Millimetern ermöglichte u.a. das gerade einmal 0,12 mm dicke Zahnrad-Getriebe.
Unbedingte Alltagstauglichkeit war Ehrensache. Die bei Mikrorotor-Kalibern zwangsläufig kleine Unruh stellt ihre drei-Hertz-Schwingungen erst nach gut 40 Stunden ohne weiteren Energienachschub durch die Kugellager-Schwungmasse ein. Natürlich lässt sich die Zugfeder gegebenenfalls auch über die Krone spannen.
Gleich zum Start offerierte Piaget zwei Varianten der ultraflachen Neuentwicklung: das puristische Piaget Kaliber 1200P ohne Sekundenzeiger und das 1208P mit kleiner Sekunde zwischen „4“ und „5“.
2013 bringt das durchbrochene 1200S
Mit dieser Leistung mochten sich die Produktentwickler allerdings nicht begnügen. Im Rahmen des Genfer Uhrensalons SIHH 2013 debütierte das 2,4 mm hohe Piaget 1200S. Der kleine aber unübersehbare Superlativ besteht in der bereits konstruktiv durchbrochenen Ausführung des Uhrwerks. Selbige führt eine computergesteuerte Präzisionsfertigung der Platine, Brücken und Kloben akkurat aus.
Trotz moderner Rechner ist ein derartiges Unterfangen alles andere als leicht. Ultraflache Mikrokosmen wie diese sind sensibel. Nach dem Wegnehmen von Material darf sich das Uhrwerk am Handgelenk keineswegs verwinden. Beispielsweise ist die Brücke des Stundenrads nur 0,11 Millimeter dick. Und vom schlichten, mit schmalem Glasrand versehenen und 5,34 Millimeter flach bauenden Weißgold-Gehäuse der damals für 49.100 Euro erhältlichen Altiplano Skeleton durften die Kunden keine stützenden Wunder erwarten. Für kontinuierlichen Energienachschub am Handgelenk sorgt ein massiver Platinrotor.
Piaget Polo Skeleton
2021 verpackt Piaget nun dieses Uhrwerk in ein 42 Millimeter messendes Piaget Polo S Stahlgehäuse und lanciert die Piaget Polo Skeleton.
Selbiges ist von sportiver Natur, baut 6,5 Millimeter hoch und bietet dem Uhrwerk daher deutlich mehr Schutz als die filigrane Altiplano-Schale. Gegenüber der ersten Polo S Automatik mit dem vier Millimeter flachen Zentralrotor-Kaliber 1110P vermindert sich die Gesamthöhe der allerdings nur bis drei bar wasserdichten, also faktisch nur spritzwassergeschützten Polo Skeleton um beachtliche 2,9 Millimeter.
Die Unterschiede beim Uhrwerk gegenüber dem ursprünglichen Piaget 1200 S bestehen in einer blauen oder grauen PVD-Beschichtung der tragenden Teile.
Außerdem verwendet Piaget für die Schwungmasse das kostengünstigere Schwermetall Wolfram. Eine weitere Besonderheit der neuen Polo Skeleton besteht in der Möglichkeit, das stählerne Gliederband eigenhändig mit wenigen Handgriffen gegen das mitgelieferte Lederband tauschen zu können.
Für diese neue Armbanduhr ruft Piaget Polo Skeleton einen unverbindlichen Preis von 29.300 Euro auf. Das sind immerhin 18.000 Euro mehr als bei der normalen Polo S mit dem Automatikkaliber 1110P. Der Polo S Chronograph kostet 14.600 Euro weniger. Folglich begibt sich Piaget mit der skelettierten Stahlversion der Piaget Polo in eine preisliche Liga, in der extrem gesuchte Modelle wie die ultraflache Edelstahl-Royal Oak von Audemars Piguet und die Nautilus 5711/1A von Patek Philippe zu Hause sind.
Selbstverständlich besitzen die beiden genannten Modelle keine durchbrochen gestalteten Uhrwerke. Überdies kämpft Audemars Piguet gegen lange Wartelisten und Patek Philippe hat besagte Nautilus Edelstahl-Referenz aus der Produktion genommen. So gesehen dürfte der Vorteil Piaget darin liegen, dass die neue Polo Skeleton neben dem ultraflachen Auftritt mit Durchblick und voraussichtlich guter Verfügbarkeit punkten kann.
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