Kompetenz in flach
Das neueste Produkt aus dem Hause Piaget heißt Piaget Polo Perpetual Calendar ultra-thin. Sein Name ist Botschaft, denn er weist hin auf einen ewigen Kalender und dazu auch noch die ultraflache Ausführung. Die Modellreihe Polo ist Leserinnen und Lesern des Uhrenkosmos ohnehin bestens bekannt. Mehr zum Modell mit skelettiertem Innenleben findet sich hier.

Bei der in Genf angesiedelten Manufaktur unter dem Dach des Richemont-Konzerns reicht die Kompetenz in der Herstellung ultraflacher Automatikwerke zurück bis ins Jahr 1960. Da nämlich debütierte das Mikrorotor–Kaliber 12P. Schon relativ kurz danach hielt es Einzug ins Guinness-Buch der Rekorde. Und das nicht ohne Grund: Das nur 2,3 Millimeter hohe Oeuvre brach alle bis dahin aufgestellten Werte in puncto Bauhöhe.
Genau genommen blieb es bis 2010 das flachste, zuverlässig funktionierende Automatikkaliber, denn das 1978 lancierte Lassale 2000 (2,08 mm hoch) bescherte allen damit Befassten nichts als graue Haare. Piaget nutzte den 50. Geburtstag seines Rekordhalters für eine Renaissance unter veränderten Vorzeichen.

Die Kaliberfamilie 1200P
An eine reine Re-Edition mochte niemand in der Manufaktur denken. Gleichwohl strebte sie eine abermalige Weltbestleistung an. Andererseits sollte das 21. Jahrhundert in Sachen Komponentenproduktion, Qualität und Präzision zum Ausdruck kommen. So entstand das knapp 30 Millimeter große 120xP mit 27 Steinen, welches dem berühmten Vorbild von 1960 bis auf die Lagerbrücke über dem Planetenrotor ähnelt, technisch aber als völlige Neuentwicklung gelten darf. Ihre Mini-Bauhöhe von lediglich 2,35 Millimetern unterschritt in der Tat keine andere Automatik. Möglich machte es u.a. das gerade einmal 0,12 mm dicke Zahnrad-Getriebe.
Ungeachtet dessen musste unbedingte Alltagstauglichkeit gegeben sein. Die bei Mikrorotor-Kalibern zwangsläufig kleine Unruh beendet ihre drei-Hertz-Oszillationen ohne weiteren Energienachschub nach rund 42 Stunden. Aus 22-karätigem Massivgold besteht die in einer Drehrichtung wirkende Kugellager-Schwungmasse. Natürlich lässt sich die Zugfeder gegebenenfalls auch über die Krone spannen. 2010 offerierte Piaget zwei Varianten der minimalistischen Neuentwicklung. Das Piaget 1208P besitzt einen kleinen, ungewöhnlich zwischen „4“ und „5“ drehenden Sekundenzeiger. Ohne diesen kommt das Automatikkaliber 1200P aus.

Ewiger Kalender bei Piaget
Das 1200P ohne Sekundenzeiger dient 2023 als Basis für das insgesamt nur vier Millimeter hoch bauende Automatikkaliber 1255P. Die Zahl 55 in der Kaliberbezeichnung signalisiert Kennern, dass dieses Uhrwerk einen ewigen Kalender besitzt. Bei dieser Gelegenheit kommt möglicher Weise in den Sinn, dass Piaget zum Genfer Uhrensalon des Jahres 2008 das Modell Emperador Coussin mit immerwährendem Kalender vorgestellt hatte. Aktuell gibt es den Gouverneur Perpetual Calendar.

Ihr Uhrwerk mit Selbstaufzug und rund 72 Stunden Gangautonomie nennt sich 855P und basiert logischer Weise auf dem 800P mit Zentralrotor. Deswegen baut dieses Manufaktur-Oevre auch noch 5,6 Millimeter hoch. Zu seinen Merkmalen gehören retrograde Anzeige der Wochentage und des Datums sowie die Indikation einer zweiten Zonenzeit.

Piaget Polo Perpetual Calendar
Bei der neuen Piaget Polo Perpetual Calendar ultra-thin strebte Piaget, wie der Name unschwer erkennen lässt, ein deutlich flacheres Innenleben an. Das ist beim Mikrorotor-Kaliber 1255P auch zweifellos gelungen. Nur insgesamt vier Millimeter baut es hoch. Dieser Wert beinhaltet die vorderseitig montierte Kadratur des ewigen Kalenders. Nachdem das Basiskaliber 1200P, wie oben bereits erwähnt, 2,35 Millimeter in der Höhe misst, ist es den in flacher Bauweise erfahrenen Technikern und Uhrmachern von Piaget gelungen, die Höhe des Schaltwerks auf 1,65 Millimeter zu begrenzen.

Analog, sprich mit Hilfe von Zeigern stellt das 29,9 Millimeter messende Kalenderwerk neben Datum, Wochentag und Monat die „12“ auch noch die Schaltjahre dar. Letztere Anzeige erleichtert das Einstellen des Kalendariums nach längerem Liegen. Korrekturen erfolgen immer in Vorwärtsrichtung mit Hilfe von Drückern im Gehäuserand.

Manuelle Korrekturen und Service
Ebenfalls vorhanden ist eine Mondphasenindikation. Wer die Mondscheibe näher betrachtet und auch noch nachzählt, wird am Umfang insgesamt 59 Zähne entdecken. Jeden Tag bewegt sie ein Schaltfinger um eine Position weiter. Folglich handelt es sich um eine Mondphasenanzeiger der einfachen Art. Will heißen, nach zwei Jahren und acht Monaten will oder muss sie manuell um einen Tag korrigiert werden. Demgegenüber hält das ewige Kalendarium ohne händische Nachhilfe bis Ende Februar 2100 durch.
In diesem Jahr muss gemäß den Vorgaben des Gregorianischen Kalenders den Schalttag ausfallen, obwohl sich 2100 durch 4 teilen lässt. Das alles ist natürlich reine Theorie, denn in den 77 Jahren bis zu diesem Ereignis wird diese Armbanduhr wohl des Öfteren, am besten rund alle fünf Jahre ihren Weg nehmen zu einem qualifizierten Uhrmacher, der Ölwechsel und sonstige Serviceleistungen vornimmt. Bei Piaget erfolgt die Regulierung des Kalibers 1255P übrigens in einem Delta zwischen minus fünf und plus 15 Sekunden pro Tag.

Äußere Werte und Preis
Das ultraflache Uhrwerk umfängt Piaget mit dem charakteristischen Stahlgehäuse der Polo-S-Linie. Dessen Durchmesser liegt bei 42 Millimetern. Am Handgelenk trägt die natürlich mit einem Sichtboden ausgestattete Schale exakt 8,65 Millimeter auf. Zifferblatt und Zeiger schützt ein kratzfestes Saphirglas. Bis zu drei bar Druck reicht die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser. Zum Tauchen und Wassersport eignet sich diese Armbanduhr deshalb nicht.

Neben dem stählernen Gliederband liefert Piaget zur Kalender-Referenz G0A48005 auch nach ein Kautschukband (mehr zur Geschichte des Kautschuk-Armbands gibt es hier zu lesen) mit Faltschließe. Die Garantie für dieses Produkt liegt bei den nach europäischem Recht üblichen zwei Jahren. Als unverbindliche Preisempfehlung für die Polo Perpetual Calendar ultra-thin nennt Piaget rund 59.500 Euro inklusive deutscher Mehrwertsteuer.


Lieber Gisbert, vielen lieben Dank für Deinen tollen Artikel 🙂
Viele Grüße, Konstanze