Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon

Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon: Ein klangvolles, technisches Meisterstück

Bulgari zeigt mit 15 Exemplaren des Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon seine Manufaktur-Kompetenz. Das Handaufzugskaliber BVL 428 mit seiner klangvollen Mechanik mit Tourbillon, Minutenrepetition und Carillon baut dabei auf den konstruktiven Elementen des Kalibers DR3300 auf. So klingt ein Bulgari Carillon zum Preis von 270.000 Euro.

von | 10.02.2021

Bulgari: Armbanduhren seit den 1920er Jahren

Beim Namen Bulgari denken wohl die wenigsten an ein superexklusives Klangwunder wie die Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon. Dann schon eher an römische Juwelierskunst, berauschende Düfte oder extravagante Accessoires. Auch wenn Bulgari Uhren in der Konsumentenwahrnehmung an Bedeutung gewinnen, wird das der Qualität und dem Design der Uhren der zum LVMH-Konzern gehörenden Marke mit eidgenössischem Zeit-Standbein nicht gerecht. Schließlich tragen bereits seit den 1920-er Jahren Zeitmesser die markanten sieben Buchstaben.

Im anschließenden Jahrzehnt entstanden erste Bulgari Damenarmbanduhren mit flexiblem Schlangenband. Entscheidende Schritte in die Welt der Chronometrie erfolgten 1975 mit der Bulgari Roma Uhr. Das Jahr 1977 brachte die runde Bulgari Bulgari, deren Entwurf von Gérald Genta stammt. Mit dem Modell Octo kreierte das Design-Genie in den 1980-er Jahren einen achteckigen, von der römischen Maxentius-Basilika inspirierten Uhrenklassiker.

Mein typisches Achteck ist kein Oktogon mit geraden sondern eines mit anatomischen Linien.

Gerald Genta

SCHRITT FÜR SCHRITT ZU MEHR SELBSTÄNDIGKEIT

Von dem, was sich eine echte Manufaktur nennen kann, war Bulgari damals noch ein gutes Stück entfernt. Ähnlich vielen anderen Fabrikaten agierte das damalige Familienunternehmen als so genannter Etablisseur. Dabei entstanden Armbanduhren aus zugekauften Komponenten, darunter neben Gehäusen, Zifferblättern und Zeigern auch komplette Werke – meist von der Eta. Allerdings tat das dem Aufstieg zu einem renommierten Player keinen sonderlichen Abbruch.  

Internationale Reputation, steigende Stückzahlen, höhere Ansprüche hinsichtlich der verbauten Uhrwerke und das Verlangen nach Zusatzfunktionen bedingten freilich ein konsequentes Umdenken bei Bulgari, bzw. dem LVMH Konzern. Schon 1980 hatte die Gründung der Bulgari Time S.A. bereits zu größerer Autonomie, nicht jedoch zur Abkehr von der Etablissage geführt.
Mehr Exklusivität kam im Jahr 1989 durch eine Kooperation mit 
Girard-Perregaux im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens GPM S.A. Aber die Rolle als Juniorpartner mit 45-prozentigem Anteil behagte Bulgari nicht, folglich endete 1998 das Miteinander.

Dazu Francesco Trapani, der damalige Bulgari CEO:

Am Schluss war GPM nicht länger einer unserer strategisch bedeutsamen Lieferanten. Deshalb machte die Beteiligung keinen Sinn mehr. Ganz abgesehen davon strebten wir eine größere Vertikalisierung der Produktion an.

Francesco Trapani

MIT GÉRALD GENTA UND DANIEL ROTH ZUR UHRENMANUFAKTUR

2000 kam Bulgari dem erklärten Ziel einer höheren Qualität und größeren Fertigungstiefe ein gutes Stück durch den Kauf von Gérald Genta und Daniel Roth dein deutliches Stück näher. Bei beiden handelte es sich um anerkannte Haute-Horlogerie-Spezialisten mit Manufaktur-Kompetenz. Deren Aktivitäten führte Bulgari ab 2001 im geschichtsträchtigen Daniel Roth-Gebäude zusammen. Damit startete nahe dem Bahnhof von Le Sentier im abgeschiedenen Vallée de Joux der Weg zur Bulgari Manufaktur. Im Jahr 2005 entstand im Zuge des Wachstums neben dem alten Werk ein neues Manufaktur-Gebäude.

Bulgari Manufaktur Le Sentier

Die Bulgari-Manufaktur in Le Sentier, die neben dem alten Daniel Roth Gebäude errichtet wurde

Und dort installierte Bulgari einen kostspieligen Park unterschiedlichster Maschinen zur Erzeugung von Komponenten der Rohwerke. Zu ihnen gehören unter anderem mehrachsige Fertigungszentren für Platinen, Brücken und Kloben. Computergesteuerte Erosionsmaschinen bringen flache Stahlteile, also zum Beispiel Hebel, Federn oder auch Tourbillon-Rohlinge hervor.

Drähte mit einem Durchmesser von maximal 0,1 Millimeter schneiden die vorher exakt berechneten Formen aus bis zu zehn übereinander liegenden Stahlplättchen. Der Grad an Genauigkeit liegt zwischen zwei und fünf Hundertstelmillimeter. Langdrehautomaten verarbeiten stählerne Stangen bis zu 16 Millimeter Durchmesser zu unterschiedlichsten Drehteilen, also beispielsweise Wellen oder Stellstifte.

Wenn die Produktion unter dem Vorzeichen permanenter Qualitätskontrolle anläuft, haben Konstrukteure, Prototypisten sowie Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Entwicklung in Neuchâtel bereits ganze Arbeit geleistet. Damit es später keine bösen Überraschungen gibt, wurden alle Funktionen, die Belastbarkeit, Zuverlässigkeit und Präzision über Monate wenn nicht gar Jahre hinweg stetig überprüft. Vor der Erteilung des Serienreife-Plazets bleibt also nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen.

2015 UND DAS KLANGVOLLE KALIBER DR 3300

Im Gegensatz dazu scheint die Zeit in den Ateliers für komplizierte Uhrwerke irgendwie stehen geblieben zu sein. In den Ateliers bestimmt Handarbeit weiterhin das Geschehen. Die Prämisse lautet makellose Perfektion. Deshalb braucht ein kunstfertiger Handwerker für die Feinbearbeitung eines einzigen Tourbillon-Käfigs bis zu zwanzig Stunden. Höchste Sorgfalt gilt in Le Sentier natürlich auch jenen Teilen, die unter dem Zifferblatt verborgen  kaum jemand zu Gesicht bekommt. Deshalb erfolgt nach allen Handlungsschritten unverzüglich eine Funktionskontrolle. 

Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon

Besonders stolz sind die bestens ausgebildeten Uhrmacher in Le Sentier auf wohltönende Errungenschaften der Uhr sowie das 2015 vorgestellte Handaufzugskaliber DR 3300 mit TourbillonMinutenrepetition und Carillon. Der perfekte Klang des Schlagwerks kommt dabei nicht von ungefähr. Er resultiert aus langwierigen Forschungsarbeiten auf allen zugehörigen Gebieten. Damit das Auslösen des Schlagwerks zum echten Genuss gerät, hat Bulgari zusammen mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Lausanne ein spezielles Equipment zur kritischen Klanganalyse entwickelt. Dieses unterstützt die Techniker und Uhrmacher im Bulgari-Tonstudio von Le Sentier beim akustischen Erzielen eines optimalen Klangs.

Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon

 

Beim diesem natürlich mit einer Minutentourbillon ausgestatteten Kunstwerk wanderten die normaler Weise unter dem Zifferblatt angeordneten Elemente des Uhrwerks auf auf die Rückseite. Dadurch offenbart der Blick durch den Sichtboden prominent die vierarmige Minutenstaffel und die komplexe Mechanik zum Antrieb der kleinen Werkzeuge für die Erzeugung des Carillon Tons. 

Direkt vor dem Auge des Betrachters agieren nach dem Auslösen der Repetition drei kleine Hämmer, die ebenso viele Tonfedern anschlagen. Damit sich die Zeit auch tatsächlich minutengenau zählen lässt, agiert ein lautlos rotierender Fliehkraftregler als Tempomat. Neben dem Tourbillon drehen auf der Vorderseite auch die beiden Zeiger für Stunden und Minuten.

Passend zum Uhrwerk und in Würdigung des großen Uhrmachers fand das erste Bulgari Carillon Tourbillon im Jahr 2015 mit einem Goldgehäuse im Stil von Daniel Roth ans Handgelenk.

Evolution Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon in 2021

Besagtes DR 3300 diente Bulgari als Grundlage für das neue Handaufzugskaliber BVL428.

Analog zur konstruktiven Basis baut das aus 432 Komponenten assemblierte Kaliber DR 3300 weiterhin 8,35 Millimeter hoch. An der der Zeit- und Repetitions-Mechanik hat sich grundsätzlich nichts geändert. Allerdings präsentiert sich das Uhrwerk nun rund mit neu gestalteten Brücken und Kloben. Polierter Stahl und schwarze, PVD-Beschichtete Bauteile wechseln sich ab. Einen andersartigen Auftritt am Handgelenk bewirkt auch die der besseren Einsicht geschuldete, durchbrochene Architektur des Zifferblatts.  

Für optimales Klangerlebnis sind die drei Klangkörper direkt am speziell gestalteten und genau berechneten Hohlräumen versehenen Gehäuse befestigt. Für die 44-Millimeter-Sichtbodenschale verwendet Bulgari gleichermaßen leichtes wie festes Titan. Seine Oberfläche trägt eine mattierte schwarze DLC-Beschichtung und das Mittelteil besitzt Öffnungen zum Austritt des Schalls.

Im Gegensatz zum Kaliber DR 3300 erfolgt die Auslösung des Schlagwerks per links positioniertem Weißgold-Drücker und nicht mehr mit Hilfe eines Schiebers.

In Summe entstehen vom Bulgari Octo Roma Carillon Tourbillon, Referenz 103283 mit seinem Kaliber DR 3300 nur 15 Exemplare. Jedes dieser besonderen Manufaktur-Exemplare schlägt hierbei mit 270.000 Euro zu Buche. 

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