Die Frage lag auf der Hand. Warum präsentiert die Uhrenmarke Oris das kürzlich vorgestellte und hier im Uhrenkosmos ausführlich beschriebene Calibre 400 im zwar bewährten, jedoch auch altbekanntem Outfit der Oris Aquis Date.
Darauf angesprochen, antwortete CEO Rolf Studer wie aus der Pistole geschossen: „Die Aquis ist unser erfolgreichstes Uhrenmodell. Ihr markantes wasserdichtes Gehäuse bietet die besten Voraussetzungen für den ersten Auftritt unseres neuen Calibre 400 am Handgelenk.“
Gut gepaart: Neues und Bewährtes
Böse Zungen könnten nun einwenden, dass es sich bei dieser neuen Aquis Oris Taucheruhr um neuen Wein in alten Schläuchen handelt. Aber das Oris-Management hat sich sehr genau überlegt, wie das Automatikwerk Calibre 400 mit 120 Stunden Gangautonomie zum Kunden finden soll.
Bei dieser Gelegenheit möchte Rolf Studer nämlich auch gleich noch einen Versuchsballon starten. Durch zwei im Design sehr ähnliche Taucheruhren lässt sich relativ schnell herausfinden, ob Oris-Fans bereit sind, für das Manufaktur-Innenleben mit Namen 400 einen Mehrpreis von 1.050 Euro zu bezahlen.
Bekanntlich kostet die beliebte Oris Aquis Date mit Keramik-Glasrand, stählernem Gliederband und dem weit verbreiteten Automatikkaliber Sellita SW 200 unverbindliche 1.950 Euro. Im Gegensatz dazu werden für die Oris Date Calibre 400 mit Stahlband unverbindliche 3.000 Euro fällig.
Mit Blick auf den beachtlichen Mehrwert relativiert sich die Differenz sehr schnell. Mechanische Exklusivität mit fünf Tagen Gangautonomie und weiteren außergewöhnlichen Merkmalen hat nun einmal ihren Preis. Gleichwohl offeriert Oris eine sehr moderat eingepreiste Swiss Made Taucher-Armbanduhr mit hauseigenem mechanischen Innenleben. Für die knapp 3.000 Euro gibt es in der Uhr-Schweiz kaum etwas Vergleichbares.
Oris möchte das neue Calibre 400 auf breiter Ebene verwenden. Wir peilen größere Stückzahlen mit Armbanduhren an, in denen sich dieses Uhrwerk findet. Mit anderen Worten: Das Calibre 400 soll ein wichtiges Standbein unserer Marke werden. Aus diesem Grund gaben wir den Preis sehr scharf kalkuliert und die Spanne zu Armbanduhren mit den Sellita-Kalibern möglichst klein gehalten.
Als preisliche Konkurrentin auf dem Gebiet eidgenössischer Taucheruhren mit Manufakturkaliber kann lediglich Tudor gelten. Die Rolex-Tochter verlangt für ihre 41 Millimeter große, ebenfalls bemerkenswert günstig eingepreiste Stahlbandversion der Tudor Black Bay mit dem 70-Stunden-Manufakturkaliber MT5602 unverbindliche 3.520 Euro. Dieser Zeitmesser findet mit amtlichem COSC Chronometerzeugnis und fünf Jahren Garantie zum Kunden.
Demgegenüber bietet Oris beachtliche zehn Jahre Garantie und dazu ein zehnjähriges Wartungsintervall. Kalkuliert man etwa 300 Euro für einen Kundendienst nach fünf Jahren, schrumpft die Preisspanne zwischen der Aquis Date Sellita und der Aquis Date Calibre 400 auf nur noch 750 Euro.
Oris Aquis Date
Nach drei Wochen im Test am Handgelenk lässt sich konstatieren, dass der bis 30 bar wasserdichte Manufaktur-Newcomer die angegebene Ganggenauigkeit im engen Delta zwischen täglich minus drei und plus fünf Sekunden problemlos einhält. Abhängig von der Nutzung bei sportlichen Aktivitäten oder am Schreibtisch ging die Aquis Date Test-Armbanduhr täglich zwischen zwei und vier Sekunden vor.
Ein klassischer Hufeisenmagnet brachte das Calibre 400 wegen der verbauten konventionellen Metall-Unruhspirale unverzüglich zum Stillstand. Danach ging die Uhr zwei Tage lang etwa acht Sekunden pro Tag vor. Anschließend stellte sich die ursprüngliche Präzision allerdings wieder ein. Spürbare Langzeit-Beeinträchtigungen in Sachen Ganggenauigkeit durch dauermagnetisierte Komponenten waren jedenfalls nicht zu beobachten.
Wer seinen Hang zu uhrmacherischer Manufakturarbeit durch eine neue, sofort identifizierbare Armbanduhr ausdrücken möchte, ist bei der 43,5 Millimeter großen und 13,5 Millimeter hohen Oris Aquis Date Calibre 400 fehl am Platz. Genaues Hinschauen offenbart jedoch die die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen den tickenden Geschwistern. Bedingt durch den größeren Durchmesser des Automatikkalibers 400 fällt das Fensterdatum bei „6“ etwas größer aus. Darüber zeigt sich zudem die unmissverständliche Signatur 5 DAYS.
Die wirkliche Besonderheit, das Calibre 400 gibt sich hinter dem rückwärtigen Saphirglas zu erkennen. Trotz der beachtlichen 30 Millimetern Durchmesser konnte der hohe Grad an Wasserdichte beibehalten werden. Als Selbstverständlichkeit für eine Taucher-Armbanduhr mit professionellem Anspruch versteht sich die einseitig rastende Drehlünette.
Scharfe Gegenstände können ihrem indexierten Keramik-Inlay nichts anhaben. Dank großzügiger Ausstattung mit Super-LumiNova-Leuchtmasse lässt sich auch diese neue Aquis Date auch bei widrigen Sichtverhältnissen zuverlässig ablesen. Ihr bombiertes Saphirglas trägt auf seiner Innenseite eine Entspiegelungsschicht. Mit dem Gehäusemittelteil verschraubt ist die dank der langen Gangautonomie im Normalfall nur sehr selten benötigte Aufzugs- und Zeigerstellkrone.
Komfort am Handgelenk
Bleibt schließlich das komfortable und deswegen auch angenehm zu tragende Armband. Das für Oris patentierte Quick Strap Change System gestattet den Wechsel zwischen Stahl und Kautschuk im Handumdrehen. Es genügt, eine kleine Lasche zwischen den Bandanstößen anzuheben, das Band vom verschraubten Steg abzuheben, die gewünschte Alternative einzuklinken und besagte Lasche wieder zu verschließen. Werkzeug ist hierbei überflüssig, ebenso ist eine Beschädigung der Fingernägel ausgeschlossen. Mit von der Partie ist natürlich auch ein überaus leicht handhabbares Verlängerungselement in der Faltschließe.
Mit Kautschukband ist die Aquis Date Calibre 400 übrigens schon für 2.900 Euro erhältlich. Gleichwohl empfiehlt es sich, 100 Euro mehr für das Gliederband auszugeben und das Kautschukband zusätzlich zu erwerben. Diese kombinierte Vorgehensweise bietet überdies einen Preisvorteil. Verfügbar ist diese Armbanduhr ab November 2020 bei den autorisierten Konzessionären.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller |
Oris |
Name |
Aquis Date Calibre 400 |
Referenz |
400 7763 4135-07 |
Premiere |
Oktober 2020 |
Uhrwerk |
Calibre 400 |
Aufzug |
automatisch |
Durchmesser |
30 Millimeter |
Bauhöhe |
4,75 Millimeter |
Komponenten |
ca. 150 |
Unruhfrequenz |
vier Hertz |
Gangautonomie |
120 Stunden |
Anzeige |
Stunden, Minuten, Sekunden und Fensterdatum |
Besonderheit |
Rund 30 amagnetische Komponenten |
Gehäuse |
Edelstahl |
Durchmesser |
43,5 mm |
Höhe |
13,5 mm |
Wasserdichte |
30 bar |
Armband |
Edelstahl oder Kautschuk |
Preis |
Mit Stahlband 3.000 Euro, mit Kautschukband 2.900 Euro |
Besonderheit |
Zehn Jahre Garantie nach Registrierung; Wartungsintervall zehn Jahre |
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