Omega oder Rolex, das ist hier die Frage
Das Ziel ist definitiv ambitioniert. Aber Raynald Aeschlimann hat es höchstpersönlich formuliert. Wenn es nach dem Willen des gegenwärtigen CEO geht, soll die von ihm geleitete Luxusuhrenmarke Omega irgendwann an die Spitze des internationalen Uhrenmarkts rücken.
Ebenfalls positiv, aber doch nicht ganz vergleichbar sehen die Dinge beim Mitbewerber in Wartestellung aus. Omega verkauft auch viele Uhren, zeichnet sich jedoch durch deutlich höhere Lieferbereitschaft aus. Auch die Schaufenster der Omega-Konzessionäre sind gut gefüllt.
Zwei Armbanduhren mit Jahreskalender – ein Vergleich
Das, und damit sind wir beim Thema, lenkt die Blick auf den Vergleich zweier aktueller Armbanduhren von Omega und Rolex. Sowohl die Omega Constellation Globemaster Annual Calendar wie die Rolex Sky-Dweller ähneln sich insofern, als beide Uhren eine wasserdichte Edelstahlschale, eine geriffelte Lünette und das jeweils doppelt zertifizierte Automatikwerk einen Jahreskalender besitzen.
Datumsanzeigen und Kalendarien kennt man im Zusammenhang mit mechanischen Uhren seit Jahrhunderten. Bei den simplen unter ihnen währt die Anzeigegenauigkeit maximal 92 Tage. Und zwar vom 1. Juli bis zum 30. September eines Jahres. Dann indizieren sie den 31., obwohl bereits der 1. Oktober hereingebrochen ist. Wer dann nicht manuell korrigieren möchte, kann sich ein ewiges Kalendarium ans Handgelenk schnallen.
Dieses kennt und berücksichtigt die unterschiedlichen Monatslängen in Normal- wie Schaltjahren. Erst Ende Februar 2100 ist Schluss mit der kalendarischen Ewigkeit. Gemäß dem 1582 verabschiedeten Gregorianischen Kalender muss der Schalttag in allen nicht durch 400 teilbaren Säkularjahren außerplanmäßig entfallen. In diesem Sinne werden 2200 und 2300 keinen 29. Februar haben. Als kleiner Bruder des ewigen Kalenders kann der 1996 erstmals von Patek Philippe angebotene Jahreskalender gelten.
Seit 2012: die Rolex „Sky-Dweller“
Wegen ihrer längeren Biographie beginnen wir mit der multifunktionalen Reise-Armbanduhr. Neben dem Kaliber 4130 mit Chronograph und dem darauf basierenden 4161 in der „Yacht-Master II“ gehört das darin verbaute 9001 mit klassischer Ankerhemmung, vier Hertz Unruhfrequenz, einem Federhaus und 72 Stunden Gangautonomie zum uhrmacherisch Kompliziertesten, was Rolex seinen Kunden offeriert. Das erste der insgesamt 14 Patente für das Werk, seine Unterzifferblatt-Mechanik und die Steuerung der Funktionen geht zurück auf das Jahr 2004. Bis zum Start der zugehörigen „Sky-Dweller“ vergingen danach acht Jahre. Bekanntlich braucht gut Ding bei Rolex sehr viel Weile.
Seit der Antike bezeichnet der griechische Terminus einen Zyklus von 18,03 Jahren. Am Ende stehen sich Sonne, Erde und Mond wieder in der gleichen Position sowie in der gleichen Himmelsregion einander gegenüber. Die ausgeklügelte Konstruktion mit zwangsgekoppelter Monats-Datums-Relation basiert auf nur zwei Übersetzungsverhältnissen und vier Zahnrädern.
Der absolute Clou dieses universalen Zeitmessers besteht in der ausgeklügelten Möglichkeit des Ein- und Verstellens.
Omega „Constellation Globemaster Co-Axial Master Chronometer Annual Calendar 41 mm“
Als Edelstahl-Alternative für Ungeduldige mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten bietet sich Omega an. Erhältlich ist diese Armbanduhr entweder mit geriffeltem Glasrand aus Wolframkarbid oder edlem Gold. So oder so hält ein Lederband die 41 Millimeter große und bis zu zehn bar wasserdichte Sichtboden-Schale am Handgelenk. Im Inneren findet sich ein selbst entwickeltes Automatikwerk der neuesten Generation.
Das Kaliber 8922 mit Kugellagerrotor basiert auf dem 29 Millimeter großen Uhrwerk 8900. Nach Vollaufzug stehen dabei rund 55 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Zu den Stärken gehört die Resistenz gegen Magnetfelder bis zu mindestens 15.000 Gauss. Möglich machen es unter anderen Silizium-Komponenten für das co-axial funktionierende Hemmungssystem, eine Silizium-Unruhspirale sowie eine Unruh mit variabler Trägheit aus berylliumfreien Titan.
Das ist von hoher Qualität und hier kann Rolex durch die Verwendung klassischer Hemmungs-Bauteile und insbesondere einer metallenen „Parachrom“-Unruhspirale definitiv nicht mithalten. In einem Magnetresonanztomographen (MRT) tickt das Omega-Uhrwerk unbeeindruckt mit der aus Sicherheitsgründen von vier auf 3,5 Hertz reduzierten Unruhfrequenz (25.200 A/h) weiter, während das 9001 von Rolex unverzüglich seinen zeitbewahrenden Dienst einstellen würde.
Unter dem Zifferblatt montieren die Omega-Uhrmacher gleichfalls einen Jahreskalender mit Fensterdatum. Die Anzeige der ausschließlich in englischer Sprache dargestellten Monate obliegt einem zentral positionierten Zeiger. Im Gegensatz zu Rolex lässt Omega den Februar schon nach 30 Tagen enden. Das Fortschalten auf den 1. März erfolgt per Krone. Im Normalfall ist sie mit dem Gehäusekorpus verschraubt. Zum Vorwärts-Korrigieren ist das entschraubte Bedienelement in die erste Rastposition zu ziehen und dann entsprechend zu drehen. Wer dabei zu eifrig ans Werk geht, muss allerdings hinterher entweder Geduld besitzen oder ein ganzes Jahr durchschalten.
Zurück geht der Jahreskalender von Omega nämlich nicht. Des weiteren besitzt diese Armbanduhr kein Zeitzonen-Dispositiv mit unabhängig verstellbarem Stundenzeiger . Dafür ist der Preis sehr attraktiv und beginnt bei einem unverbindlichen Publikumspreis von etwa 7.900 Euro. Wer einen massivgoldenen Glasrand möchte, zahlt bei Omega offiziell 9.900 Euro. Auch das, durchaus attraktiv.
Genauigkeit mit Brief und Siegel
In punkto Ganggenauigkeit geben sich die verschiedenen Zeitmesser mit Jahreskalender nichts. Vor dem Einbau ins Gehäuse muss jedes Uhrwerk zur amtlichen Chronometerkontrolle.
Das ausgeklügelte, an Alltagsbedingungen orientierte Verfahren verläuft nach einem klar definierten Kriterienkatalog. Unter Verwendung selbst entwickelter, vollautomatisch agierender und somit unbestechlicher Hightech-Gerätschaft bezieht es sich u.a. auch Wasserdichtheit, Effizienz des Selbstaufzugs und die Gangautonomie. Auf diese Weise agieren die Genfer komplementär zur vorherigen Arbeit der Forscher, Konstrukteure und Uhrmacher.
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