Zwei Armbanduhren mit Jahreskalender – ein Vergleich
Der Vergleich dieser aktuellen Armbanduhren mit Jahreskalender von Omega und Rolex ist spannend. Schließlich ähneln sich die Rolex Sky-Dweller und die Omega Constellation Globemaster Annual Calendar stark. Beide verfügen über eine wasserdichte Edelstahlschale, eine geriffelte Lünette und jeweils über ein doppelt zertifiziertes Automatikwerk mit Jahreskalender.
Datumsanzeigen und Kalendarien kennt man im Zusammenhang mit mechanischen Uhren seit Jahrhunderten. Bei den simplen unter ihnen währt die Anzeigegenauigkeit maximal 92 Tage. Und zwar vom 1. Juli bis zum 30. September eines Jahres. Dann indizieren sie den 31., obwohl bereits der 1. Oktober hereingebrochen ist. Wer dann nicht manuell korrigieren möchte, kann sich ein ewiges Kalendarium ans Handgelenk schnallen.
Dieses kennt und berücksichtigt die unterschiedlichen Monatslängen in Normal- wie Schaltjahren. Erst Ende Februar 2100 ist Schluss mit der kalendarischen Ewigkeit. Gemäß dem 1582 verabschiedeten Gregorianischen Kalender muss der Schalttag in allen nicht durch 400 teilbaren Säkularjahren außerplanmäßig entfallen. In diesem Sinne werden 2200 und 2300 keinen 29. Februar haben. Als kleiner Bruder des ewigen Kalenders kann der 1996 erstmals von Patek Philippe angebotene Jahreskalender gelten.
Vom Jahreskalender-Pionier Patek Philippe: die Referenz 5146G
In diesem Fall heißt es nur jeweils Ende Februar Hand anlegen. Danach haben die Besitzerinnen und Besitzer ein Jahr lang Ruhe. Zwei solcher Armbanduhren mit Jahreskalender gibt es von Omega mit der Constellation Globemaster Co-Axial Master Chronometer Annual Calendar 41 mm an. Rolex wiederum offeriert seinen Jahreskalender als Oyster Perpetual Sky-Dweller mit 42 Millimetern Durchmesser.
Seit 2012: die Rolex „Sky-Dweller“
Wegen ihrer längeren Biographie beginnen wir mit der multifunktionalen Reise-Armbanduhr. Neben dem Kaliber 4130 mit Chronograph und dem darauf basierenden 4161 in der „Yacht-Master II“ gehört das darin verbaute 9001 mit klassischer Ankerhemmung, vier Hertz Unruhfrequenz, einem Federhaus und 72 Stunden Gangautonomie zum uhrmacherisch Kompliziertesten, was Rolex seinen Kunden offeriert. Das erste der insgesamt 14 Patente für das Werk, seine Unterzifferblatt-Mechanik und die Steuerung der Funktionen geht zurück auf das Jahr 2004. Bis zum Start der zugehörigen „Sky-Dweller“ vergingen danach acht Jahre. Bekanntlich braucht gut Ding bei Rolex sehr viel Weile.
Seit der Antike bezeichnet der griechische Terminus einen Zyklus von 18,03 Jahren. Am Ende stehen sich Sonne, Erde und Mond wieder in der gleichen Position sowie in der gleichen Himmelsregion einander gegenüber. Die ausgeklügelte Konstruktion mit zwangsgekoppelter Monats-Datums-Relation basiert auf nur zwei Übersetzungsverhältnissen und vier Zahnrädern.
Dessen vier „Mond“-Finger repräsentieren die Monate April, Juni, September und November mit jeweils 30 Tagen. Die Umrundung der „Sonne“ dauert einen Monat. Den Antrieb liefert der Datumsring mit dem das um seine eigene Achse rotierende Planetenrad fest verbunden ist. Das Übersetzungsverhältnis zwischen Sonnen- und Planetenrad wurde so berechnet, dass der Datums-Mechanismus einem der vier Finger jeweils am Ende aller 30-tägigen Monate einen zusätzlichen Impuls erteilt. Der bedruckte Ring vollzieht in Sekundenbruchteilen zwei Sprünge.
Damit sich das Kalendarium stets korrekt einstellen lässt, finden sich rund ums Zifferblatt jeweils hinter den zwölf Stundenindexen ebenso viele Monatsfenster. Dunkle Färbung signalisiert den aktuellen Monat. Durch diese geniale Idee funktioniert die quasi digitale Monatsanzeige sozusagen sprachlos. Somit lässt sie sich problemlos rund um den Globus nutzen.
Rolex Sky-Dweller
Darüber hinaus verfügt die Rolex Sky-Dweller über das bewährte Zeitzonen-Dispositiv der “GMT-Master II“. Der zentrale, individuell in Stundenschritten veränderbare Stundenzeiger stellt die jeweilige Ortszeit dar, während der innere 24-Stunden-Ring bei Reisen die Heimat- oder Referenzzeit bewahrt.
Der absolute Clou dieses universalen Zeitmessers besteht in der ausgeklügelten Möglichkeit des Ein- und Verstellens.
Nach dem „Yacht-Master II“ Regatta-Chronographen verfügt auch die „Sky-Dweller“ über das patentierte „Ring-Command-System“. Hierbei lassen sich die Funktionen der entsicherten und danach einmal gezogenen Schraubkrone per Drehlünette unkompliziert vorwählen. Die erste linksseitige Rastposition gilt allein Datum und Monat. Die Fortschaltung von Februar auf März erfolgt nach 31 Tagen. Beide Indikationen sind beliebig vor- und rückwärts verstellbar. Angst, über das Ziel hinaus zu schießen, muss man deshalb nicht haben.
Die zweite Glasrand-Position beeinflusst den zentralen 12-Stunden-Zeiger der Uhr mit Jahreskalender. Beispielsweise nach dem Landen in Tokio bewegt man allein ihn um acht Stunden vorwärts. In diesem Fall folgt auch das Datum. Wer sich hingegen nach Miami begibt und den Stundenzeiger sechs Schritte zurück bewegt, muss das Datum anschließend ggf. mit Hilfe der ersten Rastposition nach hinten korrigieren. Die Grundeinstellung aller Anzeigen erfordert das Drehen der Lünette ganz nach links. Bei dieser Gelegenheit tritt auch der dem Kaliber 9001 zu eigene Unruhstopp in Aktion.
Auch wenn die Rolex Liefersituation keine einfach ist, gäbe es theoretisch eine breite Palette unterschiedlicher Sky-Dweller Modelle. In der Kombination Edelstahl Oystersteel und Weißgoldt kostet die 42 mm große Rolex Sky-Dweller 15.380 Euro. Je nach Kombination geht dieser Preis wie im Fall der gelbgoldenen Rolex mit Goldarmband auf bis zu 47.200 Euro hoch.
Kleiner Insider Hinweis: Als Besonderheit haben die Rolex-Konstrukteure das Gewinde der mit zwei Punkten versehenen Krone so berechnet, dass das markante Logo nach dem Verschrauben zwangsläufig senkrecht steht.
2017 ging dann ein echter Ruck durch die Szene. Während der Baselworld 2017 präsentierte Rolex endlich die 14,1 Millimeter hohe und bis zehn bar wasserdichte Referenz 326934 in Edelstahl mit weißgoldenem Glasrand und „Oyster“-Gliederband. Vor allem die Ausführung mit blauem Zifferblatt sorgte nicht nur für Entzücken, sondern auch unverzüglich für ellenlange Wartelisten.
Fotografiert bei einem offiziellen Rolex-Konzessionär: Wartelisten für die verschiedenen Modelle
Viele bezeichnen speziell diese auffallende Sky-Dweller als schönste und funktionalste Rolex überhaupt. Zumal Rolex das technisch und uhrmacherisch Gebotene mit 15.350 Euro bemerkenswert moderat eingepreist hat. Insofern wundert es nicht, dass speziell diese Version auf normalem Weg kaum zu haben ist.
Nicht viel besser steht es freilich auch um die Ausführungen mit weißem oder schwarzem Zifferblatt. Wer sofort mit einem dieser Jahreskalender bedient werden möchte, muss sich in den Parallelmarkt begeben und, abhängig davon, ob getragen oder nicht, einige tausend Euro mehr berappen. Für eine neue Referenz 326934 werden dort in der Regel mehr als 20.000 Euro verlangt.
Omega Constellation Globemaster Co-Axial Master Chronometer Annual Calendar 41 mm mit grünem Zifferblatt
Omega Constellation Globemaster Annual Calendar
Als Edelstahl-Alternative für Ungeduldige mit begrenzteren finanziellen Möglichkeiten bietet sich Omega an. Erhältlich ist Omega Constellation Globemaster Annual Calendar entweder mit geriffeltem Glasrand aus Wolframkarbid oder edlem Gold. So oder so hält ein Lederband die 41 Millimeter große und bis zu zehn bar wasserdichte Sichtboden-Schale am Handgelenk. Im Inneren findet sich ein selbst entwickeltes Automatikwerk der neuesten Generation.
Das Kaliber 8922 mit Kugellagerrotor basiert auf dem 29 Millimeter großen Uhrwerk 8900. Nach Vollaufzug stehen dabei rund 55 Stunden Gangautonomie zur Verfügung.
Zu den Stärken gehört die Resistenz gegen Magnetfelder bis zu mindestens 15.000 Gauss. Möglich machen es unter anderen Silizium-Komponenten für das co-axial funktionierende Hemmungssystem, eine Silizium-Unruhspirale sowie eine Unruh mit variabler Trägheit aus berylliumfreien Titan.
Das ist von hoher Qualität und hier kann Rolex durch die Verwendung klassischer Hemmung-Bauteile und insbesondere einer metallenen „Parachrom“-Unruhspirale definitiv nicht mithalten. In einem Magnetresonanztomographen (MRT) tickt das Omega-Uhrwerk unbeeindruckt mit der aus Sicherheitsgründen von vier auf 3,5 Hertz reduzierten Unruhfrequenz (25.200 A/h) weiter, während das 9001 von Rolex unverzüglich seinen zeitbewahrenden Dienst einstellen würde.
Co-axiale-Ankerhemmung von Omega, hier im Maßstab 35:1
Omega Constellation Globemaster Annual Calender
Unter dem Zifferblatt der Omega Constellation Globemaster Annual Calender montieren die Omega-Uhrmacher gleichfalls einen Jahreskalender mit Fensterdatum. Die Anzeige der ausschließlich in englischer Sprache dargestellten Monate obliegt einem zentral positionierten Zeiger. Im Gegensatz zu Rolex lässt Omega den Februar schon nach 30 Tagen enden. Das Fortschalten auf den 1. März erfolgt per Krone. Im Normalfall ist sie mit dem Gehäusekorpus verschraubt. Zum Vorwärts-Korrigieren ist das entschraubte Bedienelement in die erste Rastposition zu ziehen und dann entsprechend zu drehen. Wer dabei zu eifrig ans Werk geht, muss allerdings hinterher entweder Geduld besitzen oder ein ganzes Jahr durchschalten.
Zurück geht der Jahreskalender von Omega nämlich nicht. Des weiteren besitzt diese Armbanduhr kein Zeitzonen-Dispositiv mit unabhängig verstellbarem Stundenzeiger. Dafür ist der Preis sehr attraktiv und beginnt bei einem unverbindlichen Publikumspreis von etwa 10.100 Euro. Wer eine massivgoldene Lünette möchte, zahlt bei Omega ab 13.700 Euro. Auch das ist durchaus attraktiv.
Genauigkeit mit Brief und Siegel
In punkto Ganggenauigkeit geben sich die verschiedenen Zeitmesser mit Jahreskalender nichts. Vor dem Einbau ins Gehäuse muss jedes Uhrwerk zur amtlichen Chronometerkontrolle.
Das von der COSC an Präzision Verlangte ist beiden Manufakturen definitiv zu wenig. Auf dem Weg zum „Master Chronometer“ kooperiert Omega bei Top-Kalibern, zu denen das 8922 gehört, mit dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS). Im Master Chronometer-Atelier muss jede Armbanduhr acht weitere Kontrollschritte erfolgreich absolvieren.
Sie beziehen sich auf die Prüfung der mittleren täglichen Ganggenauigkeit, die Funktionstüchtigkeit und Ganggenauigkeit in einem Magnetfeld von 15.000 Gauss, die Wasserdichte, die Abweichung der Laufzeit bei einer Gangautonomie zwischen 100 % und 33 % sowie die Abweichung der Laufzeit in sechs Positionen. Die akzeptierte Toleranz liegt zwischen null und plus fünf Sekunden täglich. Nachgehen ist nicht zulässig.
Auch bei Rolex müssen die fertigen Armbanduhren ein strenges Testverfahren in speziellen Labors durchlaufen. Dieses Prozedere gewährleistet deutlich praxisnähere Resultate. Ein solcherart gecheckter „Chronometer der Superlative“ (mehr über die Qualitätslevel gibt es hier bei Uhrenkosmos zu lesen) weicht täglich nicht mehr als minus oder plus zwei Sekunden von der amtlichen Norm ab.
Das ausgeklügelte, an Alltagsbedingungen orientierte Verfahren verläuft nach einem klar definierten Kriterienkatalog. Unter Verwendung selbst entwickelter, vollautomatisch agierender und somit unbestechlicher Hightech-Gerätschaft bezieht es sich u.a. auch Wasserdichtheit, Effizienz des Selbstaufzugs und die Gangautonomie. Auf diese Weise agieren die Genfer komplementär zur vorherigen Arbeit der Forscher, Konstrukteure und Uhrmacher.
Grüss’ Dich Gisbert,
ja, der Jahreskalender ist wirklich eine schöne “kleine” Komplikation – gerne denke ich an das Jahr 1998 zurück, da habe ich mir meine erste PP geleistet, eine Ref. 5035R. (Hier war noch Philippe Stern mit involviert.)
Inzwischen sind viele schöne Pateks dazugekommen, 2020 dann auch ein Wochenkalender (Ref. 5212A), eine wunderschöne Uhr mit traumhaftem Blatt…(trägt die Handschrift von Thierry…).