Die Entstehung des Gregorianischen Kalenders

Gregorianischer Kalender: Für seine Entstehung brauchte es Caesar, Augustus und ’nen Papst!

Der heutige Kalender bedurfte eines Caesar und Augustus um zu einem ordentlicheren Ablauf der Tage und Monate zu kommen. Ein Gregorianischer Kalender schließlich schaffte Klarheit und fand seinen Weg zu den Uhren.

von | 31.12.2018

Der Blick aufs Datum

Das Datum, in Uhrmacherkreisen schön technisch Datumsindikation genannt, ist bei Uhren die wichtigste Zusatzfunktion überhaupt. Erlaubt ein Gregorianischer Kalender bei einer Uhr es doch, sich weltweit präzise in einem einheitlichen zeitlichen kalendarischem Koordinatensystem der Tage und Monate zu bewegen. Dies war jedoch nicht immer so. Höchste Zeit also, einen Blick aufs Datum und das Entstehen des heute gebräuchlichen Gregorianischen Kalenders zu werfen.

Zurückzuführen ist der heutige Kalender mit seinem Ablauf der Tage und Monate wie das Wechselspiel der Monatslängen auf die alten Römer. Diese nutzten zunächst einen Kalender mit 304 Tagen. Den existierenden Aufzeichnungen zufolge umfasste dieser Kalender anfänglich nur zehn Monate. Diese lauteten Martius, Aprilis, Maius, Junius, Quintilis, Sextilis, September, Oktober, November und Dezember. Das Jahr begann also mit Martius, unserem März. Ab Quintilis, dem Fünften, waren die Monate des Jahres nur mit Zahlen bezeichnet. Der zehnte Monat hieß entsprechend Dezember. 

Nun sollte nicht vergessen werden, dass im alten China, in Indien oder auch in Südamerika die Beobachtung der Gestirne deutlich weiter war. Entsprechend gab es auch sehr zuverlässige Kalender, die das Jahr genau vorherberechneten.
Aber was nützt das schon. Rom entwickelte sich zur vorherrschenden Macht, entsprechend gaben sie den Ton und die Zeitangabe vor. So mangelhaft sie auch war.

Zwei Monate Plus

Das man mit 10 Monaten nicht sehr weit kam, war bald klar und im 7. und 6. Jahrhundert gesellte man einfach noch zwei weitere Monate dazu, den Januarius und Februarius. Das Jahr setzte sich nun aus zwölf, abwechselnd 29 oder 30 Tage langen Monaten zusammen. Hinzu addierte sich ein weiterer 355. Tag. Diese Tatsache veranlasste den Historiker Theodor Mommsen einmal zur süffisanten Feststellung, dass der altrömische Kalender weder nach der Sonne noch nach dem Mond, sondern „gänzlich ins Wilde“ ging. Aber es waren eben andere Zeiten.

Allerdings reifte bald – was eben im Altertum bald bedeutete – die Feststellung, dass dieser altrömische Kalender dem Sonnenjahr vorauseilte. Denn Hipparchos von Nikaia, seinerzeit der wohl bedeutendste Astronom und Mathematiker, hatte die Länge des Sonnenjahres im 2. Jh. vor Christus mit 365 Tagen, 5 Stunden, 55 Minuten und 12 Sekunden erstaunlich genau definiert.

Nun war Anpassung gefragt, um die Ungenauigkeit des alten Kalenders zu verbessern. Pragmatisch wie die alten Römer waren wurde – damit der Kalender mit den Jahreszeiten einigermaßen übereinstimmte – manuell in den Kalender eingegriffen und fröhlich manipuliert. Mitunter wurde zur Synchronisierung des Kalenders mit dem Lauf des Jahres gar ganze Monate eingeschoben werden. So konnten die Jahre kalendarisch mit den Jahreszeiten einigermaßen gleichlaufend gehalten werden. Aber eine Lösung war es nicht.

Caeser stiftet Verwirrung um Ordnung zu schaffen

Es dauerte trotzdem noch fast zwei Jahrhunderte bis hier entscheidend eingegriffen wurde. Genauer gesagt bis ins Jahr 46 vor Christus. Da kehrte der große Gajus Julius Caesar nach langer Abwesenheit nach Rom zurück, wo gesellschaftlich, aber auch kalendarisch ein wildes Drunter und Drüber herrschte.
Die gröbste Abweichung des alten Kalenders beseitigte der Diktator zunächst durch den Einschub dreier Monate. „Das Jahr der Verwirrung“ dauerte 445 Tage und ging als längstes Jahr in der abendländischen Geschichte ein. Gleichzeitig initiierte Caesar jedoch auch einen grundlegenden Umbau des konfusen altrömischen Kalenders. Dabei nutzte Caesar unter anderem die Dienste des griechischen Astronoms Sosigenes aus Alexandria. Dessen Kalender stützte sich auf die erwähnten präzisen Berechnungen des Hipparchos und brachte eine ungewohnte Genauigkeit in den Jahreskalender.

Hipparchos war es auch, der genialen Einfall hatte, auf drei gewöhnliche Sonnenjahre mit 365 Tagen ein viertes Schaltjahr mit 366 Tagen folgen zu lassen. Dieser extra Schalt-Tag wurde bereits damals jeweils im Februar eingefügt. Die geraden Monate dauerten somit 30 Tage, die ungeraden 31 Tage.
Wie es sich für einen echten Konsul und Diktator gehört, verlegte Cäsar den Jahresbeginn überdies vom März auf den Zeitpunkt des Amtsantritts der römischen Konsuln, den 1. Januar. Damit war Ordnung geschaffen und der nach Julius Caesar benannte Julianische Kalender trat im Jahr 45 vor Christus in Kraft.
Da den ewig Gestrigen bereits damals schwer beizukommen war, wurden sogar besondere Kalenderpriester bestellt. Diese hatten über das regelkonforme Einfügen des zusätzlichen Tags in den Jahren 41, 37, 33, 29, 25, 21 etc. kontrollieren. Den Arbeitsaufwand dieser Priester aus heutiger Zeit zu beurteilen fällt schwer, trotzdem scheint die Aufgabe durchaus Raum für Muße geboten zu haben.

Die gebührende Ehre für das Schaffen einer kalendarischen Ordnung erfolgte ebenfalls. Julius Caesar wurde durch den römischen Senat die Ehre zuteil, dass dessen Geburtsmonat Quintilis in Julius, also den Namen des erfolgreichen Feldherrn und Verwalters unbenannt wurde.

Vor Tugendwächtern ist zu warnen

Caesar hatte es wirklich gut gemeint, seine Rechnung jedoch ohne die Schaltjahreswächter gemacht. Diese konnten es nach dessen Ermordung in den Iden des März kaum erwarten, aktiv zu werden und begannen zu walten und schalten. 36 Jahre lang gestanden diese kalendarischen Tugendwächter bereits jedem dritten Jahr einen Schalttag zu, was natürlich zu neuerlichem Unbill und einem Verschieben der Monate führte.
Obwohl der Irrtum schnell klar war dauerte es schließlich noch ganze 12 Jahre, bis unter Kaisers Augustus neu angeglichen wurde und der Kalender im Jahr 8 n. Chr. neu startete. Die römische Verwaltung war nun mal nicht die schnellste. Nachdem der Vierjahresrhythmus fortan konsequent eingehalten wurde, waren die Kalender korrekt, überdies ließen sich dadurch die Schaltjahre überaus bequem per Division durch vier ermitteln.

Übrigens wurde auch Caesars Adoptivsohn Augustus der Dank des römischen Senats für diese neuerliche Richtigstellung zuteil. Die Eroberung Alexandrias und die Unterwerfung von Antonius und Kleopatra im Sextilis des Jahres 31 v. Chr. waren sicher auch hervorzuheben, aber auf alle Fälle erhielt ein Monat den Namen des Kaisers: Augustus.
Wer nun glaubt, dass Augustus damit zufrieden gewesen wäre der irrt, vielmehr äußerte der solcherart Geehrte sein bescheidenes Unbehagen. Als gerader Monat besaß der nach ihm benannte Monat lediglich 30 Tage. Weil das für einen „octavianus augustus romanus imperator“ nicht anging, wurden der August flugs um einen Tag verlängert und der Februar schrumpfte auf 28 oder – in Schaltjahren- auf 29 Tage.

Wenn sich der Imperator Augustus verrechnet, muss eben Papst Gregor ran

Von nun an hätte alles so schön sein können, wenn den Herrschaften nicht ein marginaler, auf lange Sicht jedoch folgenreicher Rechenfehler unterlaufen wäre. Caesar und Sosigenes hatten sich bei der Jahreslänge schlichtweg ein wenig verrechnet. Und steter Tropfen höhlt den Stein.
Im Mittelalter bemerkten Gelehrte, dass mit Ostern etwas nicht stimmen konnte. Das Konzil von Nikäa hatte den Termin für das wichtigste Christenfest 325 n. Chr. auf den ersten Sonntag nach jenem Vollmond festgeschrieben, der auf den Frühlingsanfang am 21. März folgt. So wanderte das Osterfest im neuen Kalender im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ins Jahr hinein.
Dies konnte jedoch nicht Sinn der Sache sein. Entsprechend hörte man sich um, stellte neue Berechnungen an und erkannte bald, dass das Julianische Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden oder 0,0078 Tage zu lange dauerte. Dieser kleine Fehler hatte im Lauf der Jahrhunderte für ein stattliche Abweichung gesorgt und Klerus wie Adel waren klar, dass an einer weiteren Kalenderreform kein Weg vorbeiführte. Eine solche Umstellung musste jedoch vorbereitet werden, was Zeit und Geld verschlang. Zweimal wurde die Korrektur angegangen, doch sowohl Papst Sixtus IV. als auch Pius V. starben vor Vollendung des Werks. Damit blieb die Sache mit dem Kalender schließlich an Papst Gregor XIII., glücklicherweise einem großen Gelehrten, hängen.

Gregorianischer Kalender

Er unterzeichnete schließlich am 24. Februar 1582 die Bulle „Inter gravissimas“. Darin stand u.a. zu lesen, dass auf den 4.Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober 1582 zu folgen habe. Doch nicht nur das. Der Papst und seine Astronomen und Berater hatten ermittelt, dass der Schalttag in 400 Jahren drei Mal ausfallen müsse, um weitere Fehler fortan zu vermeiden. Entsprechend sollten von den künftigen Säkularjahren der ganzen Jahrhunderte nur noch die durch 400 teilbaren Jahre Schaltjahre sein. Mit anderen Worten, die Jahre 1700, 1800, 1900, 2100, 2200, 2300 und folgend mussten oder müssen ungeachtet des prinzipiell fortbestehenden Vierjahres-Rhythmus ohne den 29. Februar auskommen.

Gut Ding will aber Weile haben. Auch bei Kalendern und entsprechend verzögerte sich die Einführung des Gregorianischen Kalenders in den Ländern. Deutschland ging übrigens erst 1700 zum Gregorianischen Kalender über, Großbritannien überzeugte ein Gregorianischer Kalender erst 1752, Japan 1873 und Russland sogar erst im Zuge der Oktoberrevolution 1917. 1949 übernahm schließlich auch die Volksrepublik China das westliche System, wobei in vielen Ländern anderen Glaubens es noch existierende kirchlichen Kalender gibt.

Wie kommt das Datum auf die Uhr

Wenn sich schon die Berechnung und Zählweise der Kalender so lange zogen ist auch nicht erstaunlich, dass es lange dauerte, bis das Datum in mechanischen Räderuhren ausgewiesen wurde. So finden sich erste Datumsanzeigen auf Uhren erst im 14. Jahrhundert. Vollkalendarien, also Uhren mit Angabe von Datum, Wochentag und Monat folgten jedoch bald. Auch die Anzeige der Mondphasen war nach Einzug des Datums schnell parat. Allerdings blieben diese Anzeigen zunächst großen Räderuhren vorbehalten.
Erste tragbare Uhren mit Kalenderwerk begegnet man im 16. Jahrhundert. Dem Londoner Uhrmacher Thomas Mudge ist die vermutlich erste Taschenuhr mit ewigem Kalender zu verdanken. Sein 1764 fertig gestelltes Meisterwerk berücksichtigte beim ewigen Kalendarium sowohl die unterschiedlichen Monatslängen in Normal- wie Schaltjahren.
Im 19. Jahrhundert gehörten Uhren mit ewigem Kalender, also dem richten Gregorianischen Kalender nämlich, dann zum festen Repertoire nahezu aller renommierten Uhrenhersteller, schließlich wurde das Kalenderdatum zum wichtigen Kriterium für Termine und Verabredungen.

Die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender entstand übrigens 1925, nicht ganz überraschend im Hause Patek Philippe. Anschließend gab es für Armbanduhren mit Vollkalender kein Halten mehr und alle großen wie kleinen Marken haben heutzutage Armbanduhren mit ewigem Kalender am Start.
Ob das Julius Caesar im Jahr der Verwirrungen klar war, dass man einst Uhren am Arm tragen würde, die nur einmal in 100 Jahren von Hand nachjustiert werden müssen?

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Kommentare zu diesem Beitrag

2 Kommentare

  1. PABST schreib man mit „PAPST“ oder??

    LG christoph

    Antworten
    • Wolfgang Winter

      …. aber sowas von! Danke für den Hinweis und haben wir korrigiert 🙂

      Antworten

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