Unruhn sind das Herz einer Uhr
Auch vor der Erfindung des Werkstoffs Glucydur war jedem Uhrenkenner klar: Das Herzstück einer mechanischen Uhr ist das System rund um die Unruh. Je besser und präziser es arbeitet, umso genauer misst die Uhr die Zeit. Ebenso ist bekannt, dass bei Unruhn die größte Masse außen am Reif liegen muss. Daher wird speziell dieser sehr schwer gemacht.
Parallel zur Entwicklung des Spiralenmaterials Nivarox beschäftigten sich Schweizer Wissenschaftler in den 1930-er Jahren auch mit der dazu passenden Unruh. Hierfür bot sich ein neuartiger Werkstoff namens Glucydur an. Das Wort setzt sich wiederum aus den französischen Begriffen Glucinium (Beryllium) und dur (hart) zusammen. Bei diesem Material handelt es sich um eine Kupferlegierung. Berrydur, so wird das Material ebenfalls genannt, werden etwa drei Prozent Beryllium beigemengt. Das Erkennungsmerkmal ist die goldene Farbe.
Eine Glucydur Unruhn besitzen eine Härte von 380 Vickers gegenüber 220 für Nickel-Unruhn und 180 für jene aus Messing. Dadurch lassen sie sich vorzüglich vernieten, auswuchten und ebenso feinregulieren. Robert Lavest, Ex-Direktor der Uhrmacherschule Le Locle, beschrieb die Glucydur-Unruh folgendermaßen:
Glucydur
Anfänglich fand sich die monometallische Glucydur Unruh noch mit Regulierschrauben in mechanische Uhren. Bald aber fanden Uhrmacher heraus, dass die schraubenlose, maschinell ausgewuchtete Ringunruh die bessere Lösung sei. Daher regelte ab 1968 in ungefähr 90 Prozent aller Qualitäts-Uhrwerke eine Glucydor Unruh den Gang.
Quellen: 1. Lavest, R.: The Elements of Watchcraft” 1949; 2. Berner, G.A. : Dictionnaire Professionnel Illustré de l’Horlogerie, 1961