IWC Schaffhausen Meilensteine (2/3)

IWC Uhren von 1950 bis 1986: Automatische Kaliber sind angesagt

In diesem zweiten Teil der IWC Geschichte präsentiert der Uhrenkosmos den Weg von IWC Schaffhausen das Automatik-Zeitalter. Für diese Armbanduhren mit Selbstaufzug nutzte IWC sowohl eigene wie zugekaufte Kaliber. Das sind die wichtigsten Uhren und IWC Meilensteine von 1950 bis 1986.

von | 26.08.2021

IWC Meilenstein 1950: IWC Automatikkaliber 85

Technisch Anspruchsvoll geht es in der IWC Uhren Geschichte mit dem von Albert Pellaton entwickelten und 1950 lancierten IWC Automatikkaliber 85. Es wurde zum Fundament für eine ganze Kaliberfamilie. Gleich sieben bemerkenswerte Aspekte brachten dessen uhrmacherische Exzellenz zum Ausdruck:

IWC Automatikkaliber 85. Es wurde von Albert Pellaton entwickelt

Das erste Automatikwerk aus Schaffhausen: IWC Kaliber 85, konstruiert von Albert Pellaton

  1. Übertragung der Rotorbewegungen mittels Kurvenscheibe auf ein Schaltklinken-System.
  2. Optimale Nutzung der kinetischen Energie durch Verzicht auf das übliche Wechselgetriebe.
  3. Gabelenden des Klinkenträgers mit kleinen Rollen, welche auf dem Umfang der Kurvenscheibe laufen.
  4. Ein schräg verzahntes Klinkenrad leitet die Energie über sein Zahntrieb direkt an die Aufzugsräder weiter.
  5. Für damalige Verhältnisse lediglich 5,45 mm Bauhöhe sind dem Verzicht auf eine zwischengeschaltete Kupplung zu verdanken.
  6. Der Rotor dreht sich um eine hochglanzpolierte Lagerwelle, welche an einem federnden Stahlkloben befestigt ist.
  7. Große Wartungsfreundlichkeit, resultierend aus der Tatsache, dass sich die Schwungmasse nach dem Lösen einer Schraube und dem Zurückschieben eines Halteriegels entfernen lässt.

Weitere Merkmale des Kaliber 85 waren: zentrale Stoppsekunde, Unruhfrequenz 2,5 Hertz, Gangautonomie rund 40 Stunden. Bis zur Ablösung im Jahr 1952 durch das Kaliber 852 entstanden ca. 8.400 Uhrwerke dieses Typs.

 

IWC Uhren Modell Ingenieur Ref 666 AD von 1956 mit dem Kaliber 852 (C)-Uhrenkosmos-1

1956 brachte IWC die Ingenieur mit der Referenznummer 666 AD auf den Markt. Die Uhrwerke: Kaliber 852 ohne und 8521 mit Fensterdatum

IWC Meilenstein 1955: IWC Ingenieur

In den Jahren ab 1955 prägt die Armbanduhr IWC Ingenieur mit der Referenznummer 666 AD das Image der Schaffhausener Uhrenmarke wie kaum eine andere. Herausragendes Merkmal ist der zweistufige Schutz des Uhrwerks gegen schädliche Einflüsse durch starke Magnetfelder. In dieser Hinsicht knüpfte die viel beachtete IWC Ingenieur an die 1948 vorgestellte Mark 11.

Die technische Lösung erfolgt wiederum über einen Weicheisenkäfig, welcher das 952 vorgestellte Automatikkaliber 8521 mit Fensterdatumumgibt. Hinzu gesellen sich einige amagnetische Komponenten. Der solcherart gewährleistete Magnetfeldschutz reicht bis zu 1.000 Gauss. Mit patentiertem und relativ dicht bei den Zeigerwellen liegendem Fensterdatum baut das im Inneren tickende Automatikwerk insgesamt 6,4 Millimeter hoch. Zur Steigerung der Ganggenauigkeit kletterte die Unruhfrequenz gegenüber dem Kaliber 85 von 2,5 auf 2,75 Hertz. Folglich vollzieht der Gangregler stündlich 19.800 Halbschwingungen. Vom Kaliber 8521 entstanden bis 1958 insgesamt 13.200 Exemplare.
Daneben gab es die IWC Ingenieur aber auch puristisch ohne Datumsanzeige.

IWC Aquatimer Referenz 812 AD von 1967

Ab 1967 konnte man mit dem 38 mm großen IWC Aquatimer Ref. 812 AD bis zu 200 in die Tiefen der Meere hinabsteigen.

IWC Meilenstein 1967: Aquatimer

Durch das Engagement auf dem anspruchsvollen Gebiet der Fliegeruhren konnte IWC bei Piloten einen herausragenden Ruf erringen. In punkto Zeitmessern für Unterwassereinsätze lagen die Dinge in den 1960-er Jahren ein wenig anders. Hier hatte die Manufaktur so gut wie nichts vorweisen. So betrachtet verkörperte die Entwicklung der ersten Taucheruhr eine besondere Herausforderung. Wie gehabt strebten die Schaffhauser eine unübliche Problemlösung an. Diese kam bei der 1967 lancierten Aquatimer mit Edelstahlgehäuse und wasserbeständigem Kunststoffband zum Tragen. Dank Mineralglas sowie einer speziellen Abdichtung des Bodens und der beiden Kronen widersteht der Newcomer dem Druck des nassen Elements bis zu 20 bar. Ergo kann man bis zum 200 Meter abtauchen. Natürlich hatten die Konstrukteure auch einen Drehring zur Überwachen der Tauchzeit gedacht. Zum Schutz vor unbeabsichtigtem Verstellen befindet der sich jedoch im Inneren der Schale. Drehen lässt er sich mit Hilfe der Krone bei „4“. Für die Bewahrung der unter Wasser besonders kostbaren Zeit kümmert sich das hauseigene, im Jahr 1964 eingeführte Automatikkaliber 8541 mit Fensterdatum.

IWC Kaliber 8541 C Uhrenkosmos

Das hauseigene Automatikkaliber 8541 mit Fensterdatum produzierte IWC ab 1964 bis in die frühen 1990-er Jahre

IWC Meilenstein 1967: Yacht Club, Referenz 1811

Während der Basler Mustermesse 1967 präsentierte IWC eine Armbanduhr sozusagen für alle Lebenslagen. Die neue Yacht Club ist definitiv anders, denn sie verkörpert einen Mittelweg zwischen den bekannten Fliegeruhren und dem zuvor beschriebenen Aquatimer.  Ihr Gehäuse ist wasserdicht und robust, aber gleichzeitig auch elegant genug, um beispielsweise in einem Yachtclub punkten zu können. Der Name ist Programm – in diesem Fall war es der Ort, an dem IWC die Uhr zu tragen gedachte. 

IWC Yacht Club Referenz 1811 Edelstahl

Ein sehr erfolgreicher IWC Meilenstein aus dem Jahr 1967: die Yacht Club Referenz 1811

Neben besagter Yacht Club stellte IWC damals auch die Golf Club vor, und die Polo Club, deren integriertes Armband einen Vorgeschmack auf die später von Gérald Genta entwickelte Ingenieur SL gab. Wirklich erfolgreich war am Ende aber nur die mit einer Rolex Datejust vergleichbare Yacht Club.

IWC Golf Club SL Ref 1830 und Polo Club SL Ref 1831

Konnten der IWC Yacht Club nicht das Wasser reichen: IWC Golf Club SL Ref 1830 und Polo Club SL Ref 1831

IWC lieferte diese Armbanduhr zunächst mit 36 Millimeter messendem Stahlgehäuse, schlichtem Zifferblatt und gleichermaßen zuverlässigem wie präzisem Automatikwerk vom Kaliber 8541B. Gegenüber den Vorgängern hatte IWC bei der neuen Kaliberfamilie sowohl den Durchmesser auf 28 mm und auch die Bauhöhe reduziert. 4,85 mm misst das Kaliber 854 ohne und 5,9 mm das 8541 mit Fensterdatum.
Im Verbund mit einer speziellen Abfallregulierung sowie einer autokompensierenden Breguetspirale 1. Qualität ermöglicht die Beryllium-Ringunruh mit Reguliergewichten auf den Schenkeln vorzügliche Gangleistungen. Innerhalb weniger Minuten schaltet die optimierte mitternachts weiter. Wenig Handlungsbedarf gab es damals beim bewährten Pellaton-Selbstaufzug.  Mit Gliederband kostete die stählerne Referenz 1811 im Jahr 1974 umgerechnet rund 500 Euro.

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Gestaltet von Gérald Genta: IWC Ingenieur SL, Referenz 1832

IWC Meilenstein 1976: IWC Ingenieur SL, Referenz 1832

Nach dem erstaunlichen Erfolg der stählernen Royal Oak von Audemars Piguet musste im weiteren Verlauf der 1970-er Jahre auch IWC etwas Vergleichbares bieten, Die erfolgreiche, aber leicht angegraute Ingenieur verlangte dringend nach einem zeitgemäßen Outfit. Damals lag es irgendwie nahe, ebenfalls Gérald Genta ins Boot zu holen. Der erfolgreiche Designer ließ sich nicht lange bitten. Er kreierte eine völlig neue, sportlich-elegant gestylte Armbanduhr. Sie erhielt den Namen Ingenieur SL.

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Rare Angelegenheit: die IWC Ingenieur SL, Referenz 1832

Über die Bedeutung dieses Kürzels gehen die Meinungen selbst bei IWC auseinander. Die Interpretation Sport Linie stimmt aber definitiv nicht. Hinter der Referenznummer 1832 verbirgt sich eine große Version mit 40 Millimetern Gehäusedurchmesser. Gummipuffer federn das bis zu 1000 Gauss magnetfeldgeschützte Manufakturkaliber 8541 ES bei heftigen Stößen ab. Der Kaliberzusatz E signalisiert die Verwendung von amagnetischem Material für Anker, Ankerrad und Hebelscheibe. S weist auf den Sekundenstopp hin. Retrospektiv lässt sich zu dem bis zu 12 bar wasserdichten Zeitmesser Folgendes konstatieren: Es handelte sich um die an sich richtige Armbanduhr, welche nur zur falschen Zeit am Markt erschien. Lediglich 543 Exemplare fanden damals einen Käufer zum Preis von umgerechnet 1.190 Euro.

IWC Porsche Design Kompassuhr Ref 3510 (C) Uhrenkosmos

Gestaltet von Ferdinand A. Porsche: IWC Porsche Design Kompassuhr

Meilenstein 1978: IWC Porsche Design Kompassuhr

Für die im Zuge der Quarz-Revolution notleidende IWC erwiesen sich Ferdinand A. Porsche und seine Firma Porsche Design als echter Glücksfall. Die Kooperation beflügelten ein starkes Comeback. Als ersten Zeitmesser der Porsche Design-Kollektion ging 1978 die nachgerade spektakuläre Kompassuhr an den Start. Das Premierenmodell, die bis 1986 produzierte Referenznummer 3510 verfügt über ein schwarz oder grün eloxiertes Gehäuse aus gehärtetem Aluminium. Die Wahl des Gehäusematerials erfolgte wegen dessen amagnetischen Eigenschaften. Für sicheren Halt am Handgelenk sorgte ein in der Länge verstellbares Armband aus Karbonfiber. Den Gehäusekonstrukteuren und -fabrikanten verlangte die zweiteilige Scharnier-Schale einiges ab.

schwarze Kompassuhr Referenz 3510 von IWC Porsche Design

Hilfe für unterwegs: IWC Porsche Design Kompassuhr

Durch Betätigung des Drückers unterhalb „6“ klappt der Container mit dem aus amagnetischen Materialien gefertigte Automatikkaliber 375 (Basis Eta 2892-A2) nach oben. Zum Vorschein kommt dann der drei Millimeter hohe Kompass.

Natürlich benötigt nicht jedermann jeden Tag einen Kompass. Aber es kann durchaus Situationen geben, in denen man dringend auf ein solches Gerät angewiesen ist. Zum Beispiel wenn der Weg zum schützenden Hafen oder zur nächsten Oase nicht ausgeschildert ist. Dann ist es doch gut, einen Kompass einfach am Handgelenk bei sich zu tragen.

Ferdinand Alexander Porsche

Designer, Porsche Design

Meilenstein 1981: IWC Porsche Design Titan Chronograph

Titan vereinigt in sich alle guten Eigenschaften von Stahl und Aluminium. Verglichen mit edlem Stahl besitzt es freilich nur das halbe Gewicht. Seine relative Dichte liegt bei lediglich 4,5 g/cm³. Andererseits ist es mindestens genauso fest und beinahe hundertprozentig resistent gegen Korrosion.

Seine antiallergischen Eigenschaften resultieren aus der Tatsache, dass Titanoberflächen eine schützende Oxidschicht aus nichtleitenden Ionen besitzen, welche einen chemischen Austausch zwischen den Elektronen des Metalls und denen des Hautgewebes verhindert. Dazu ist dieser Werkstoff unempfindlich gegen Magnetismus. Alles zusammen macht Titan grundsätzlich zum nachgerade idealen Material für Uhrenschalen. Allein die Bearbeitung gestaltet sich äußerst schwierig.

IWC Porsche Design Titan Chronograph Referenz 3702 von 1080

Weltpremiere 1981: IWC Porsche Design Titan Chronograph Ref 3702

Das jedoch hielt IWC und Porsche Design nicht davon ab, sich 1981 an den weltweit ersten Chronographen mit Titangehäuse zu wagen. Das Experiment gelang; Die Uhr mit dem bewährten Automatikkaliber Valjoux 7750 sowie integrierten Bedientasten avancierte rasch zu einer zeitschreibenden Ikone.

IWC Da Vinci ewiger Kalender mit Keramikgehäuse

Keramik Premiere bei IWC: IWC Da Vinci ewiger Kalender, Referenz 3755

Meilenstein 1986: IWC Da Vinci Keramik

Obwohl die IWC Uhren Manufaktur im Grunde genommen amerikanische Wurzeln besitzt, denkt und handelt die Manufaktur traditionsgemäß extrem schweizerisch. Das zeigte sich auch bei der 1986 vorgestellten IWC Da Vinci mit Keramikgehäuse, Referenz 3755. Sie hatte im Jahr zuvor anlässlich der Basler Uhrenmesse ihren Einstand gegeben. In den IWC-Vitrinen lag der weltweit erste Automatikchronograph mit ewigem Kalender und vollständiger Jahresanzeige.
Unter Leitung von Kurt Klaus hatten die Uhrmacher ein bis dahin einzigartiges Kalendarium entwickelt. Alle Einstellungen erfolgen mit Hilfe der Krone. Allerdings lässt sich der Mechanismus nur vorwärts verstellen. Die Mondphasenindikation weicht dabei in 122 Jahren nur einen Tag von der astronomischen Norm ab. Der patentrechtliche Schutz für die 81-teilige Kadratur verwundert deshalb nicht.

Beim Basis-Uhrwerk griffen die Techniker auf das kraftvolle und zuverlässige Kaliber Valjoux 7750 zurück. Zur Herstellung des innovativen Keramikgehäuses wandten sich die Entwickler an die einschlägig erfahrene Firma Metoxid in Thayngen. Japanische Fabrikanten kamen nicht in Betracht. Zum Verbinden der drei Gehäuseteile brauchte es neuartige Technologien und eine Menge Zeit. Der Zusammenbau einer Keramikschale verlangte beinahe das Fünffache der Montagezeit für ein goldenes Pendant.

 

 

IWC Uhren

Die IWC Uhren Geschichte mit den interessantesten IWC Uhren wie auch die technischen IWC Meilensteine: 

 

 

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