Ungewöhnliche Uhrentechnik

Showtime: Manufaktur-Uhren von Laurent Ferrier, Van Cleef & Arpels, Kari Voutilainen, Urwerk

Diesen Manufaktur-Uhren von kleinen, feinen Marken sind technisch raffiniert und ungewöhnlich. Das ist ausgefallener Luxus und nichts von der Stange. Lassen Sie sich von diesen ungewöhnlichen Modellen von Laurent Ferrier, Van Cleef & Arpels, Kari Voutilainen und Urwerk überraschen. Warum Sie bei diesen Modellen unbedingt genauer hinschauen und auf die Feinheiten achten sollten, verraten wir Ihnen gerne.

von | 28.08.2021

Manufaktur-Uhren

Bescheidenheit ist eine Lebenseinstellung. Allerdings darf man ja ab und zu mit ausgefallenen Manufaktur-Uhren die Freude an schönen Dingen und feiner Technik zeigen. Dieser Umstand trifft zweifellos für alle hier vorgestellten Modelle zu. Denn zum einen sind sie von kleinen, edlen Manufakturen, zum anderen handelt es sich um Modelle. die in ihrer Gestalt und Technik aus der Menge herausragen. Ein derartiger Luxus hat natürlich seinen Preis. Aber warum nicht schöne Dinge würdigen und aus der Ferne schätzen. Das sind die Uhren aus den letzten Jahren, die wir für Sie ausgesucht haben. 

Laurent Ferrier Galet Square Boréal Green

Wer Uhren von Laurent Ferrier trägt, trägt das Wissen und Verständnis für noble Uhren in sich, aber sicher nicht als Show-Piece für andere. Denn die hohen inneren Werte von Manufaktur-Uhren wie der Laurent Ferrier Galet Square Boréal Green erschließen sich erst auf den zweiten Blick. Der Meister-Uhrmacher hat nicht umsonst zunächst viele Jahre seines Lebens in den Ateliers der Genfer Nobelmanufaktur Patek Philippe verbracht. Seit dem Jahr 2010 entstanden dann Uhren unter dem Namen Laurent Ferrier, wobei die Modelle in Zusammenarbeit mit externen Zulieferern entstehen.

Am Anfang der noch sehr überschaubaren Laurent Ferrier Kollektion stand zunächst das Modell Galet. Aber dem Jahr 2016 ließ sie sich dann als Boréal mit sehr nostalgisch anmutender Optik in Augenschein nehmen. Wie auch alle anderen Uhren mit dieser Signatur entsteht auch diese Boreal Armbanduhr in Kleinstserie. Immer unter der Prämisse klaren Designs, dazu klassischer Konstruktionsprinzipien und ebenso feinster handwerklicher Realisation. Neben dem kissenförmigen Gehäuse erinnert das sehr speziell gestaltete Leuchtzifferblatt mit markanter Indexierung gar an Uhren aus den1930-er Jahren. Eine technische Delikatesse findet sich jedoch im Inneren der Edelstahl-Schale von 41 Millimeter.

Ein Sichtboden offenbart die inneren Werte

Beim Blick durch den Sichtboden auf das 14-linige Kaliber 229.01 sticht zunächst der unter einer langen Brücke stoßgesichert gelagerte Mikrorotor für den Selbstaufzug hervor. 72 Stunden Gangautonomie gewährleistet der voll gespannte Federspeicher. Nicht minder auffällig ist auch die Glucydur-Unruh mit variablem Trägheitsmoment, welche stündlich 21.600 Halbschwingungen vollzieht.
Genaueres Hinschauen verlangt indes die weitgehend im Verborgenen wirkende Hemmung. Durch die Lupe erkennt man schließlich zwei aus Silizium gefertigte Ankerräder. Die erteilten Impulse erfolgen in diesem Fall auf direktem Weg. Genauer gesagt handelt es sich um ein Echappement Naturel, sprich eine außergewöhnliche Hemmung mit konstanter Kraft, erfunden von Abraham-Louis Breguet.

Urwerk EMC Time Hunter: Kurbeln für die Präzision

Die zweite durchaus ungewöhnliche Uhr hat einen anderen spannenden Ansatz. Wer beispielsweise wissen möchte, wie genau seine Armbanduhr geht, kann die  Zeitanzeige beispielsweise mit der Atomuhr-App eines Smartphone oder am Laptop vergleichen. Weicht sie stark von der Norm ab, muss jedoch meist ein Uhrmacher helfen. Nicht so jedoch beim neuen Urwerk EMC Time Hunter Modell das es in zwei Versionen gibt. Lediglich 15 Stück gibt es von der Version mit unbehandeltem Titan/Stahl-Gehäuse und ebenso weitere 15 von der Titan-/Stahl-Ausführung mit militärgrüner Keramikbeschichtung. Präzisionsfans können das darin verbaute Handaufzugswerk mit den eigenen Bordmitteln der Urwerk an die individuellen Tragegewohnheiten anpassen und so auf bestmögliche Ganggenauigkeit trimmen.

Die Funktion des Ganzen ist keine Hexerei, sondern verlangt nur etwas eigenes Zutun. Zunächst heißt es, die rechts oben am Gehäuse befestigte Kurbel drehen. Dadurch erzeugt das Urwerk elektrische Energie, welche anschließend ein Kondensator speichert. Nun kann eine integrierte elektronische Zeitwaage die konventionelle Mechanik mit zwei Federhäusern und 80 Stunden Gangautonomie checken. Das Resultat der Messungen stellt anschließend eine spezielle EMC-Anzeige links oben im Zifferblatt dar. Nach dem Kurbeln deutet ihr Zeiger idealer Weise entweder auf „δ“, was „Prozess im Gang“ signalisiert. „P“ indes weist auf ungenügenden Energievorrat hin. In letztgenanntem Fall heißt es deshalb weiter drehen.
Stimmt der Elektro-Haushalt letztlich, lässt ein Zeiger für die aktuelle Ganggenauigkeit im Spektrum zwischen täglich minus und plus 15 Sekunden wissen und dazu die Amplitude der Unruhschwingungen. Eine anhaltend niedrige Amplitude ist jedoch ein untrügliches Indiz dafür, dass dem Uhrwerk eine Revision zuteil werden sollte.

Folge dem Licht

Eine Lichtemissionsdiode unterstützt obendrein Zeitgenossen mit Interpretationsproblemen. Leuchtet sie grün, ist alles in Ordnung. Handlungsbedarf besteht dementsprechend bei Rot. Dann hilft die rückseitig zugängliche Einstellschraube beim Nachjustieren des Gangreglers. Durch Drehen kann die aktive Länge der Unruhspirale einerseits verlängert (Nachgehen) oder andererseits verkürzt (Vorgehen) werden. Nichts anderes tun übrigens Uhrmacher, wenn sie den Rückerzeiger eines klassischen mechanischen Uhrwerks verschieben.

Kari Voutilainen GMT-6

Das emaillierte Zifferblatt der „GMT-6“ von Kari Voutilainen besticht durch ein wahres Farbfeuerwerk. Im Zentrum rotieren Zeiger für Stunden und Minuten. Bei der „6“ dreht konzentrisch zum kleinen Sekundenzeiger eine 24-Stunden-Scheibe mit farblicher Tag-/Nacht-Differenzierung. Eine transluzide Emailschicht bedeckt dabei den äußeren Scharnierboden ihres 39-Millimeter-Platinghäuses.
Nach dem Öffnen springt das tickende Werk aus eigener Fertigung des finnischen Uhrmachers Voutilainen sofort ins Auge. Sein konstruktives Interesse gilt zunächst robuster Ausführung der ausnahmslos konventionell tickenden Uhrwerke, überdies gepaart mit technischer Raffinesse. Letztgenanntes äußert sich indes beim 30 Millimeter großen und 5,6 Millimeter hohen Handaufzugskaliber in Gestalt einer neuen Direkt-Impuls-Hemmung mit zwei Hemmrädern. Den 2,5-Hertz-Zeittakt diktieren dabei eine ausladende Unruh mit variablem Trägheitsmoment und massivgoldenen Masselots sowie die zugehörige Breguetspirale. Die im Federhaus gespeicherten Kraftreserven reichen schließlich 65 Stunden lang.

 

Van Cleef & Arpels Midnight Nuit Lumineuse: Ein leuchtendes Einhorn auf Knopfdruck

Frauen mit dem nötigen Startkapital, welche für ihr Handgelenk deshalb das wahrhaft Außergewöhnliche suchen, kommen hingegen bei einer Van Cleef & Arpels Midnight Nuit Lumineuse auf ihre Kosten. Der Pariser Edeljuwelier Van Cleef & Arperls hat dank seiner uhrmacherischen Kompetenz einen Mechanismus zum Patent angemeldet, welcher sechs Diamanten rechts unten am Aventurin-Zifferblatt in brillantem Glanz leuchten und erstrahlen lässt. Dafür aktiviert die Trägerin oder der Träger der Uhr durch das Betätigung eines Drückers bei „8“ zunächst ein piezoelektrisches Element mit Keramikstreifen. Der so erzeugte Strom lässt danach kleine Leuchtdioden und damit auch die vor ihnen positionierten Diamanten vier Sekunden lang aufblitzen.
Entschleunigt präsentiert sich dagegen die durch ein mechanisches Uhrwerk gemessene Zeit. Sie zeigt lediglich die Stunden der Midnight Nuit Lumineuse mit Hilfe eines weißgoldenen Zeigers. Der Stundenzeiger wandert dabei im Laufe von zwölf Stunden von unten nach oben. Dort angekommen, springt er anschließend blitzschnell nach unten zurück. Uhrmacher gefällt dieser technisch recht anspruchsvolle Mechanismus der retrograden Indikation. Laien erfreuen sich hingegen am täglichen Schauspiel der Zeiger und des leuchtenden Diamanten-Feuerwerks des Einhorns auf dem Zifferblatt.

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Kommentare zu diesem Beitrag

1 Kommentar

  1. Luxusuhren haben es mir auch angetan. Es ist erstaunlich, was für ein Vermögen manche Menschen für Schmuck an ihrem Handgelenk ausgeben. Oder für die Sammlung im heimischen Tresor.
    Liebe Grüße
    Leopold

    Antworten

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