Kari Voutilainen – Herkunft als Philosophie
Im Reigen der kleinen, feinen Uhrmacher und Uhrenliebhaber ist der 1962 geborene finnische Uhrmacher Kari Voutilainen aus dem schweizerischen Môtiers ein Begriff. Trotzdem. Denn Kari Voutilainen ist in seiner Kommunikation eher wortkarg. Auch seine Kari Voutilainen 28SC ist eher dezent.
Anders war es mit der im Jahr 2005 vorgestellte Dezimal-Repetition. Sie war ein uhrmacherisches Ausrufezeiche und schlug bei ihrer Vorstellung sowohl Stunden, Zehn-Minutenintervalle wie Minuten. Interessant waren auch die technischen Lösungen der Kari Voutilainen Masterpiece 8 Decimal Repeater – und doch typisch für den nicht geraden gewöhnlichen Weg des Gründers der Uhrenmanufaktur Kari Voutilainen Horlogerie d’Art. Ein Grund mehr, einen genaueren Blick auf die Voutilainen 28SC und seinen Werdegang zu werfen.
Hoch im Norden
Die Lebensgeschichte von Kari Voutilainen begann im Norden. Also nicht irgendwie im Norden, sondern richtig weit im Norden, in Rovaniemi in der Nähe des Polarkreises. Eine eher rauhe Region, die für viel Natur und lange Winternächte steht. Nicht umsonst darf sich Rovaniemi offizielle Heimatstadt von Santa Claus nennen. Voutilainen, wuchs in dieser naturverbundenen Gegend auf und kam über einen Freund erstmals mit Uhren und ihrer Herstellung in Kontakt. Er war schnell fasziniert von der Technik und dem Zusammenspiel der Uhrwerke und entschloss sich, an der finnischen Uhrmacherschule in Tapiola eine Ausbildung zu beginnen.
Dieser Abschluss war dem jungen Finnen jedoch nicht genug und er begab sich nach Neuchâtel um an der renommierten WOSTEP Foundation, der „Watchmakers of Switzerland Training and Educational Program“ seine Kenntnisse zu vertiefen. Mit diesem uhrmacherischen Elite-Abschluss in Händen sammelte Kari Voutilainen zunächst einige Jahre Erfahrung im bei der schweizerischen Marke Parmigiani, nutzte jedoch auch die Zeit um an ersten eigenen Entwürfen und Modellen zu arbeiten. Im Jahr 1994 stellte er schließlich seine selbstentwickelte Kari Voutilainen Tourbillon Uhr vor. Dieser Ritterschlag öffnetet ihm viele Türen und sorgten für einen exzellenten Ruf des Uhrmachers.
Der Aufstieg zum Uhrmacher mit Manufaktur
Somit war es nur noch eine Frage der Zeit bis Voutilainen beschloss, sein unternehmerisches Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und ein Unternehmen zu gründen. In seiner 2002 gegründeten Werkstätte Kari Voutilainen Horlogie d’Art begann er erstmals seine eigenen Uhren zu entwickeln. Mangels Kapital und Einkommen arbeitete der finnische Uhrmachere zunächst auch für andere Marken und baute seine Manufaktur Stück für Stück aus.
Im Jahr 2005 war es dann soweit und Kari Voutilainen konnte auf der Basler Uhrenmesse seine erste eigene Uhr seines Uhrenstudios. Mit diesem Meilenstein war Kari Voutilainen entgültig vom Uhrenexperten und Uhrenmacher zum Inhaber einer kleinen Uhrenmanufaktur aufgestiegen. Schnell sorgte das positive Echo der Fachwelt dafür, dass der junge Uhrmacher an Reputation gewann und Aufträge für seine Uhr kamen.
Eine mechanische Uhr ist etwas vollkommen anderes. Es ist eines der wenigen Objekte, das wir an kommende Generationen weitergeben können
Kari Voutilainen 28SC – wenige Uhren, aber hohe Handwerkskunst
Auch die Kari Voutilainen 28SC fügt sich in die Reihe der Kari Voutilainen Uhren. Dabei geht es stets bei diesem eher schlichten Modell um den Verzicht auf Spielerei, stattdessen um echte Uhrmachertugenden des Werkbaus in Handarbeit und viele Details und Veredelungen. Am ehesten sieht man noch – im Unterschied zu den bisherigen Vingt-8 Modellen, dass die Aufzugskrone der Voutilainen 28SC etwas schmaler geformt ist.
Dies soll das Aufziehen per Hand vereinfachen. Am stärksten fällt jedoch die erstmals zentrale Sekunden mit den Indexen außen auf. Sie bringt dieses Uhrendesign im Unterschied zu vielen anderen Modellen stärker in einen „Alltagsmodus“, was natürlich nicht heißt, dass nicht auch bei der Kari Voutilainen 28SCC das Zifferblatt und die Zeiger die Handarbeit zeigen.
Dies geht jedoch nur deshalb, weil Voutilainen pro Jahr nur etwa 50 Uhren baut. Der hohe Fertigungsgrad und der starke Anteil an echter Handarbeit im Haus ermöglichen keine deutlich höhere Stückzahl. So wurde auch das Basiskaliber Kari Voutilainen Vingt-8 in der Manufaktur konzipiert und wird vor Ort aufgebaut und finissiert. Eine Fertigkeit, die nicht viele der kleinen Manufakturen gleichermaßen aufweisen können. Für die Zifferblätter arbeitet Voutilainen allerdings mit dem Hersteller Comblemine zusammen, bzw. hat man die Herstellung der Gehäuse im Unternehmen Voutilainen & Cattin ausgelagert. Dies ermöglicht auch die Zusammenarbeit mit weiteren Herstellern.
Das Herzstück des Vingt-8 Kalibers ist die Unruh, sie wird ebenfalls bei Voutilainen hergestellt und feinreguliert. Dabei setzt man auf ein Unruh-Feder-System mit Phillips-Aufzug, die innere Kurve wird nach Grossmann gestaltet. Die Hemmung wiederum arbeitet mit zwei Hemmungsrädern, die über eine Impulsrolle direkt Ihre Energie an die Unruh abgeben. Der Vorteil dieser Hemmung liegt laut Kari Voutilainen in einer erhöhten Effizienz, was Energie spart und die Uhr langlebiger machen soll.
Ob hier bereits externe Vergleiche vorliegen, ist nicht bekannt. Offensichtlich sind jedoch die Vorzüge der besonderen Unruhbrücke. Ihre Konstruktion gibt den Blick auf die getaktete Arbeit der Hemmung und der Unruh frei, ebenso sieht man die aufwendige Finissierung des Kalibers.
Kari Voutilainen 28SC mit zentraler Sekunde
Die Uhren von Kari Voutilainen ermöglichen stets ein hohes Maß an Individualisierung. So auch bei der Voutilainen 28SCC, die mit einem 38,5 mm großen, und 13,3 mm hohem Gehäuse aus Titan oder Stahl erhältlich ist. Die Uhr ist durchaus bis 3 bar oder 30 m wasserdicht, was anders ausgedrückt zum Händewaschen oder einen Regen reicht. Echtes Abtauchen ist nicht zu empfehlen, aber wer würde hierfür schon seine Kari Voutilainen 28SCC mitnehmen.
Die Gangautonomie des bei 18.000 Hertz arbeitenden 30 mm großen Kalibers beträgt üppige 65 Stunden, dafür knausert Kari Voutilainen bei der Stückzahl und limitiert das Modell auf 10 Exemplare. Entsprechend dem Material und dem Aufwand der Personalisierung liegt der Preis. Er bewegt sich jenseits der 75.000 Euro und kann bei entsprechend aufwendigen Wünschen schnell sechsstellig werden. Bei Preisen ist Kari Voutilainen jedoch stets sehr verschwiegen. Da kann er nichts machen, er ist eben ein gebürtiger Finne aus dem hohen Norden.
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