Nicht Schwarzsehen
An dieser Stelle besondere Worte über Luxusuhren zu verlieren, die ein schwarzes Zifferblatt haben, wäre unnötig. Dafür sind diese Modelle zu prägnant und bekannt. Als letztes „schwarzes“ Modell wurde die Vacheron Constantin Overseas ins Rennen um die Gunst der Uhrenliebhaber geschickt.
Die Konkurrenz ist ausgesprochen hoch und etabliert, muss sich die Vacheron Constantin Overseas doch gegen vergleichbare Modelle mit schwarzem Zifferblatt wie Audemars Piguet Royal Oak, die Patek Philippe Nautilus oder Rolex GMT II behaupten. Überdies will auch A. Lange & Söhne an diesem Kuchen partizipieren und hat eine stählerne „Odysseus“ aus der Taufe gehoben. Aber dazu an anderer Stelle.
Dazu muss man natürlich zunächst einen Blick auf das Objekt selbst werfen. Ganz offensichtlich gehört die GMT Uhr zur Spezies sportlicher Reise-Armbanduhren. Vom Zifferblatt lassen sich nämlich simultan die jeweilige Orts- und dazu die Referenzzeit ablesen. Das Leben unterwegs über lange Distanzen erleichtert der in schrittweise vor- und rückwärts verschiebbare Stundenzeiger. Unübersehbar von ihm ab hebt sich der Heimatzeit-Zeiger durch seine rote Pfeilspitze. Damit man nicht zur Unzeit zu Hause anruft, lässt eine zusätzliche Indikation wissen, ob er gerade die Stunden von Mitternacht bis Mittag (AM) oder jene der zweiten Tageshälfte anzeigt (PM). Alle Einstellungen lassen sich übrigens komfortabel über die entsicherte und gezogene Schraubkrone vornehmen.
Der Drücker bei „4“ wirkt hingegen direkt auf das Zeigerdatum ein. Logischer Weise folgt es dem Lokalzeit-Stundenzeiger sozusagen sklavisch in beiden Richtungen. Somit sind Weltreisende auch diesbezüglich immer korrekt informiert. Die zugehörige Mechanik findet sich unter dem Zifferblatt des hauseigenen Automatikkalibers 5110 DT.
Die Funktion der Kadratur ist beim Blick auf die Vorderseite des sechs Millimeter hohen Uhrwerks zu erkennen:
Damit stellt sich die Frage nach dem Mitbewerb. Im Bereich des Top-Luxus kommen Kennern spontan die Patek Philippe Aquanaut Travel Time, Referenz 5164A und die Patek Philippe Nautilus Travel Time Chronograph, Referenz 5990/1A in den Sinn.
Das Problem dieser Stahl-Ikonen besteht darin, dass man sie auf normalem Weg zum stets unverbindlichen Publikumspreis so gut wie nicht bekommt. Wer hier sofort bedient werden möchte, muss sich in den Grauen oder Parallelen Markt begeben und deutlich mehr berappen.
Im breiterem Segment auf offiziell deutlich niedrigerem Preisniveau wird die Vacheron Constantin Overseas Dual Time von der Rolex GMT-Master II flankiert.
Egal, ob Rolex Pepsi, Referenz 126710BLRO, oder Rolex Batman, Referenz 126710BLNR, in Stahl: Die Lieferbarkeit bewegt sich in ähnlich schlechten Dimensionen wie bei den Patek Philippe Modellen mit schwarzem Zifferblatt. Folglich heißt es Warten oder kräftige Preisaufschläge zahlen. Und es sieht nicht so aus, dass sich die Verhältnisse auf absehbare Zeit wesentlich ändern werden.
Erinnert sei schließlich noch an die „gute alte“, 39 Millimeter messende Audemars Piguet Royal Oak Dual Time“, Referenz 26120ST. Deren betagtes Zeitzonen-Dispositiv besitzt jedoch keine Möglichkeit, den zentralen Stundenzeiger unabhängig vom Minutenzeiger zu verstellen. Wer mit ihr auf Reisen geht, verliert beim Landen beispielsweise in New York oder Peking beinahe zwangsläufig die exakten Minuten, weil das Zeigerpaar zurück- oder vorgedreht werden muss.
Weitere Merkmale dieser Vacheron Constantin Overseas
Folglich besetzt Vacheron Constantin eine Lücke, denn mit 20.300 Euro kann der Preis durchaus als moderat gelten.
Fürs Geld gibt es das 2018 lancierte Manufakturkaliber 5110 DT mit Selbstaufzug. Wie die Bezeichnung unschwer erkennen lässt, handelt es sich um eine Evolutionsstufe des bewährten Basiskalibers 5100. Für ein Exemplar der selbst entwickelten Mikromechanik benötigen die Uhrmacher 234 Komponenten. Gemäß der traditionsreichen Vacheron-Constantin-Philosophie ist Feinbearbeitung auf höchstem Niveau Ehrensache.
Hat der mit einer Windrose dekorierte Rotor aus 22-karätigem Massivgold die beiden Zugfedern vollständig aufgewunden, stehen rund 60 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Stündlich flotte 28.800 Halbschwingungen vollzieht der Gangregler. Natürlich zeigt sich das chronometrische Oeuvre durch einen Sichtboden im 41 Millimeter großen Stahlgehäuse. Dessen Wasserdichte reicht bis zu 15 bar Druck, was theoretisch 150 Metern Tauchtiefe entspricht. Eine moderat höhere Resistenz gegen Magnetfelder gewährleistet Weicheisen, welches das Uhrwerk nur teilweise umfängt.
Schwarzes Zifferblatt
Gut zum dunklen Zifferblatt kontrastieren die mit Super-LumiNova Leuchtmasse befüllten Zeiger für Stunden und Minuten. Sie bestehen aus Weißgold.
Drei Armbänder zur Wahl
Vacheron Constantin offeriert die Overseas wie gehabt mit gleich drei Armbändern: Stahl, Alligatorleder und Kautschuk. Die beiden letztgenannten Armbänder teilen sich eine ebenfalls mitgelieferte Dreifach-Faltschließe. Dank eines ausgeklügelten Systems gestalten sich der selbst durchführbare Band- und Schließenwechsel zum Kinderspiel.
Als Ausdruck der Qualität kann das auf die ganze Uhr bezogene Genfer Siegel gelten. Ihm zufolge darf die maximale Gangabweichung nach sieben Tagen nicht mehr als eine Minute betragen.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller | Vacheron Constantin |
Name | Overseas Dual Time – schwarzes Zifferblatt |
Referenz | 7900V/110A-B546 |
Premiere | Dezember 2019 |
Uhrwerk | Manufakturkaliber 5110 DT |
Aufzug | automatisch |
Durchmesser | 30,6 Millimeter |
Bauhöhe | 6 Millimeter |
Komponenten | 234 |
Gangautonomie | 60 Stunden |
Unruhfrequenz | vier Hertz |
Anzeige | Stunden, Minuten, Zentralsekunde, zweiter Stundenzeiger mit Tag-/Nacht-Indikation, Zeigerdatum |
Zusatzfunktionen | Unabhängig verstellbarer Lokalzeit-Stundenzeiger |
Gehäuse | Stahl, partielles Weicheisen-Innengehäuse, Schraubkrone |
Durchmesser | 41 Millimeter |
Höhe | 12,8 Millimeter |
Wasserdichte | 15 bar |
Armband | Drei Bänder, selbst austauschbar: Stahl, Alligatorleder, Kautschuk, Dreifach-Faltschließe |
Preis | 20.300 Euro |
Limitierung | Keine |
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