Neues Gold
Welchen Einfluss Ilaria Resta, die neue CEO von Audemars Piguet auf die Entwicklung der neuen Royal Oak Flying Tourbillon Skelett Sandgold genommen hat, ist schwer zu sagen. Mit Blick auf die langen Entwicklungszeiten für ein neues Gehäuse- und Bandmaterial, in diesem Fall Sandgold, kann man jedoch davon ausgehen, dass François Bennahmias, der die Familienmanufaktur zum 31.12.2023 verlassen hat, noch die treibende Kraft war.
Aber das nur am Rande. Maßgeblich ist letztlich das Produkt, welches hinreichend zahlungskräftige Liebhaberinnen und Liebhaber der 52-jährigen Audemars Piguet-Ikone fortan für ihr Handgelenk erwerben können. Mit einem Publikumspreis von 311.000 Euro ist diese augenfällige Armbanduhr in der Tat etwas für eine wenige, die das Besondere zum Maß ihrer hohen Ansprüche machen.
Royal Oak und Gehäusematerialien
Vor der differenzierten Beschäftigung mit dem Newcomer heißt es kurz zurückblicken auf die Genese der Royal Oak mit nicht stählernem Outfit. Bekanntlich startete alles 1972 mit der extraflachen Referenz 5402/344 in Edelstahl. Im Katalog 4 des Jahres 1977 kündigte Audemars Piguet die Erweiterung der Royal Oak-Kollektion an. Neben Modellen in Stahl gab es fortan auch solche in Stahl und Gold sowie massivem Gelbgold.
1978 brachte die 29 Millimeter messende Royal Oak II, Referenz 8638, in limitierter Weißgold-Version. In der weißgoldenen Referenz 14749/902 von 1993 tickte eine manuell skelettierte Version des Handaufzugskalibers 2003 mit manuellem Aufzug. In der roségoldenen Referenz 25831/1110 verbaute Audemars Piguet 1996 das Automatikkaliber 2875 mit Gangreserveanzeige, Zeigerdatum und Minutentourbillon.
Im gleichen Jahr 1993 gesellte sich noch die Referenz 25820/344 mit Gehäuse und Band aus Tantal und Platin hinzu. Das Automatikkaliber 2120/2802 mit ewigem Kalender arbeitete in diesem Fall hinter einem klassisch grauen Zifferblatt ohne Tapisserie-Muster. Geschmiedetes Karbon war 2008 das Gehäusematerial der Royal Oak Concept mit Tourbillon und Chronograph.
Weitere Werkstoffe wie beispielsweise Alakrit 602, Titan oder Keramik folgten. Übrigens bestanden ab 1979 beinahe 75 Prozent der Royal Oak-Modelle hinsichtlich ihres Outfits ganz oder zumindest teilweise oder ganz aus Gold.
Royal Oak Flying Tourbillon Skelett Sandgold
Nun, 2024, ist also das sogenannte Sandgold an der Reihe. Damit folgt Audemars Piguet dem Beispiel anderer Marken. Erinnert sei zum Beispiel an A. Lange & Söhne, die manche Uhren mit Schalen aus Honiggold ausstatten. Rolex verwendet Everose-Gold, Hublot King Gold und Magic Gold oder IWC das Hard Gold.
Bei Audemars Piguet erinnert der Farbton des soeben vorgestellten Edel-Werkstoffs an Sanddünen im Sonnenlicht. Natürlich ist die Legierung aus 24-karätigem Gold, Kupfer und Palladium so abgestimmt, dass der Feingehalt am Ende exakt 750/1000 beträgt.
Farblich abgestimmt auf die 41 Millimeter große und 10,6 Millimeter hoch bauende Schale ist zum einen der mit Indexen versehene Höhenring rund ums natürlich hauseigene Kaliber 2972. Selbiges debütierte 2022 im Rahmen des 50. Geburtstags der Royal Oak.
Der galvanisch aufgebrachte Farbton ist auch der Platine sowie den durchbrochen ausgeführten Brücken des Automatikwerks zu eigen. Dadurch entsteht ein stimmiges Ensemble fürs Handgelenk. Anglierte Kanten der vorder- wie rückseitig sichtbaren Werks-Komponenten verleihen dem tickenden Oeuvre mehr Tiefe. Gebürstete und polierte Flächen intensivieren die Lichteffekte beim Bewegen des Zeitmessers.
Skelettierte Mechanik
Die Techniker haben das Automatikwerk der Royal Oak Automatik Flying Tourbillon Sandgold von Hause aus durchbrochen konstruiert. Mit Hilfe computergesteuerter Fräsmaschinen entstanden die geometrischen Formen der Platine und Brücken. Die anschließende Perfektionierung erfolgte per Elektroerosion (EDM. Dieses Prozedere gestattet ein ausgesprochen präzises Entfernen winziger Materialmengen. Auf diese Weise entstehen akkurate Formen, die trotz weitgehender Skelettierung stabil genug sind, um auf Dauer eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.
Trotz des Einsatzes von Computern kommt traditionelle Handarbeit nicht zu kurz. Sie bewerkstelligt Satinierungen, Perlagen, Sonnen- und Wendelschliffe sowie polierte Kanten. Resultate manuellen Schaffens sind auch die v-förmigen Winkel auf beiden Seiten des Uhrwerks. Diese lassen sich selbst mit modernsten Maschinen nicht herbeiführen. Bei „6“ rotiert ein fliegend gelagertes Tourbillon jede Minute einmal um 360 Grad.
Die darin gelagerte Unruh vollzieht zusammen mit ihrer Breguetspirale jede Stunde 21.600 Halbschwingungen. Das entspricht moderaten drei Hertz Unruhfrequenz. Zur Regulierung des Gangs nutzen die Uhrmacher vier goldene Schrauben im Unruhreif. Diese verändern die Trägheit. Ein Rückermechanismus mit Einfluss auf die Unruhspirale ist dadurch entbehrlich.
Exklusiver Vertrieb
Einen Preis hat die nur in AP Houses und AP Boutiquen erhältliche Referenz 26735SG.OO.1320SG.01 natürlich auch. Inklusive deutscher Mehrwertsteuer beträgt der Preis der Audemars Piguet Royal Oak Automatik Flying Tourbillon Sandgold wie bereits erwähnt unverbindliche 311.000 Euro.
Das ist natürlich ein Wort, aber Audemars Piguet hat einen breiten Stamm zahlungskräftiger Klientel. Vermutlich wird man sich anstellen müssen, um überhaupt ein Exemplar dieses Wirbelwind-Zeitmessers mit Durchblick zu erhalten.
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