Nivarox Spiralen und ihre Herstellung

Nivarox Spiralen: Hochelastisch, unmagnetisch und temperaturstabil

Das Universalgenie Reinhard Straumann entwickelte ein neuartiges Material, welches selbstkompensierende Nivarox Spiralen härter und damit mechanische Uhren genauer machte. Eine Erfindung, die die teure Kompensationsunruh überflüssig werden ließ.

von | 01.05.2018

Zu weich: Elinvar fehlt es an Härte

Die Gründe für die Entwicklung moderner Nivarox Spiralen lagen auf der Hand. Denn bei allen technischen Vorzügen besaß der Werkstoff Elinvar bei der Verwendung für Unruhsprialen  einen großen Nachteil: Der Legierung fehlte es an Härte. Dadurch reduzierte sich die Unruh-Amplitude im Vergleich zu stählernen Unruhspiralen spürbar. Ein Sachverhalt der den Schweizer Ingenieur Reinhard Straumann (1892 – 1967) nicht ruhen ließ.

Der Sohn eines Lehrers ging jedoch nicht unvorbereitet ans Werk. Er absolvierte von 1908 bis 1912 am Technikum in Le Locle ein Studium der der Uhrentechnik und Feinmechanik. Danach studierte er in Lausanne an der Ecole superieure d`Aeronautique et de construction mecanique. Ab 1916 arbeitete er schließlich als Konstrukteur bei der Uhrenfabrik Thommen und stieg dort rasch zum technischen Direktor auf. Diese Berufung kam nicht von ungefähr, hatte Reinhard Straumann doch universelle Fähigkeiten in der Entwicklung von technischen Lösungen.  Gemeinsam mit Siemens hob er doch die erste Zeitwaage aus der Taufe – auch Chronokomparator genannt.

Die Alternative waren Nivarox Spiralen

Viel wichtiger jedoch war im Jahr 1933 die Entwicklung des Werkstoffs Nivarox für selbstkompensierende Unruh- Spiralen. Diese Entwicklung war von großer Bedeutung und er erhielt ein Patent, das auch heute noch verwendet wird. Dieses neuartige Material wird in einer Vakuumschmelze aus Stahl und Nickel unter Beigabe von Kobalt, Beryllium, Molybdän, Wolfram sowie Titan in einem sehr aufwendigen Verfahren legiert. Die Legierung hat viele Vorzüge.  Nivarox ist sehr temperaturstabil (Temperaturkoeffizient 0,5 sec/°C in 24 Stunden), hochelastisch, weitgehend unmagnetisch und dazu rostfrei. Die Vorzüge machte die teuren Kompensationsunruhn künftig überflüssig und bewirkte trotzdem ein stabiles Gangverhalten mechanischer Uhren.

Der Name Nivarox bedeutet übrigens „nicht variabel, nicht oxidierend“. Auf der Grundlage dieses Materials rief Reinhard Straumann 1934 in St. Imier die Nivarox SA ins Leben. 1954 gründete er das Institut Dr. Ing. Reinhard Straumann und ab 1961 arbeitete der Forscher zudem als Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart. Nivarox Spiralen hatten jedoch über sein Leben hinaus eine hohe Bedeutung. 

Quelle: 1. Berner, G.A. : Dictionnaire Professionnel Illustré de l’Horlogerie, 1961

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