Ist Bronze nur zum Tauchen da?
Ob Bronze wohl das neue Trendmaterial für Armbanduhrgehäuse wird? Die neue Tudor Heritage Blay Bay Taucheruhr legt diesen Gedanken durchaus nahe.
Allerdings hat es der Werkstoff hätte es jedenfalls nicht einfach dabei. Das liegt zum einen daran, das Bronze polarisiert, denn durch Oxidation verändert sie ihr Gesicht. Beinahe zwangsläufig erhält das archaisch anmutende Material, seine dunkle, mitunter auch fleckige Alterungspatina. Zum anderen gesellt sich die Tatsache hinzu, dass Bronze durch ihren Kupferanteil auf der Haut grüne Spuren hinterlassen kann. Die kann man zwar relativ leicht entfernen, aber heute löst die Industrie diesen Umstand durch die Verwendung nicht färbender Gehäuseböden aus Stahl oder Titan.
Wer ein dunkles Bronzegehäuse hingegen nicht schätzt, erhält den alten Glanz am Handgelenk mit relativ wenig Aufwand und ein Wasserbad mit etwas Zitronensaft zurück. Für die Schalen selbst verwendet die Industrie zumeist eine Marine- oder Aluminiumbronze, welche Stress, Salzwasser und Korrosion durch einen dünnen äußeren Aluminiumfilm widersteht. Die petrochemische Industrie und der Schiffbau kennen sie übrigens unter der Bezeichnung UNI 5275.
Nicht jeder Entwurf glückt
1988 starteten Gerd-Rüdiger Lang und seine Chronoswiss zunächst mit dem limitierten Handaufzug Chronoswiss Regulateur einen ersten und danach auch nicht mehr wiederholten Bronze-Versuch. Ab 1995 war Gérald Genta mit dem bronzenen „Gefica“ Chronographen zu Stelle. Als Panerai 1997 unter das Dach des Richemont-Konzerns schlüpfte, blieben in Florenz einige Gehäuse-Spezialisten zurück. Sie stellte die nun brach liegende Kompetenz dem neuen Label „Anonimo“ zur Verfügung und machten Bronzegehäuse zu einer der Spezialitäten.
Liebhaberstücke und Wertanlage
Den Vogel schoss freilich Panerai selbst ab. 2011 legte die Manufaktur tausend Exemplare der PAM 382 Panerai Bronzo auf. Preis 7.600 Euro. Wer das Glück hatte, eines davon zu ergattern, konnte sich freuen. Heute zahlt man im Internet etwas das Dreifache. Als Panerai 2014 jedoch eine zweite Edition in Gestalt der Referenz PAM 507 mit zusätzlicher Gangreserveindikation auf den Markt brachte, regte sich zunächst Protest. Veräußert waren die 1000 Stück zum Preis von 9.900 Euro im Nu. Die Käufer können sich freuen: Auch hier kletterte der Preis am Sammlermarkt derweil rasch auf das Doppelte und mehr.
Sonderedition „Heritage Black Bay Bronze“
Nach IWC („Aquatimer Expedition Charles Darwin“), Zenith („Pilot Type 22 Extra Special“), Anonimo („Militare Alpini“ und „Nautilo“) und Oris („Carl Brashear Limited Edition“) präsentiert zur Baselworld 2016 nun schließlich auch Tudor seine „Heritage Black Bay“ mit Bronzeschale. Der Retro-Bestseller geht zurück auf die 1954 vorgestellte Referenz 7922 mit Original „Oyster“-Schale. 2012 präsentierte er sich mit rotem, 2014 mit blauem und 2015 mit schwarzem Glasrand, Durchmesser 41 mm, jeweils ausgestattet mit dem zugekauften Eta 2824-A2.
Tudor Heritage Black Bay
Mit der 43 Millimeter großen Bronze-Version bricht im Hause Rolex, unter dessen Dach sich die Tudor bekanntlich befindet, eine neue Ära an. Obwohl wasserdichte Gehäuse und Tauchen in Genf seit 1926 groß geschrieben werden, was Bronze bislang noch kein Thema. Die neueste Tudor Blay Bay Bronze bringt definitiv frischen Wind ins Geschehen, denn hier hat der ehemalige Produktchef Davide Cerrato vor dem Wechsel zu Montblanc noch sein letztes Meisterstück abgeliefert.
Wie üblich kommt die Tudor Taucheruhr mit zwei Armbändern: einem Textil- und einem künstlich gealterten Lederband. Farblich passen beide perfekt zur Optik des Gehäuses mit der selbstverständlich nur einseitig verstellbaren Drehlünette. Ihr braunes Aluminium-Inlay fügt sich trefflich zum Farbton des Zifferblatts. Im Inneren der Schale mit opulenter, 1958 erstmals verwendeter „Big Crown“-Schraubkrone tickt das COSC-zertifizierte Automatikkaliber MT5601. Hierbei handelt es sich um die puristische, auf die Indikation von Stunden, Minuten und Sekunden reduzierte Version der 2015 vorgestellten Kaliber MT5612 (Datum) und MT5621 (Datum, Gangreserveanzeige).
Guter Mix aus Bewährtem und Neuem
Nichts geändert hat sich an dem beidseitig aufziehenden Kugellagerrotor, rund 70 Stunden Gangautonomie, der Unruh mit variabler Trägheit, der Siliziumspirale sowie den vier Hertz Unruhfrequenz. Zu sehen bekommt man das Uhrwerk nicht. Hier ist man sich in Genf treu geblieben. Das Gehäuse verschließt ein massiver Edelstahlboden mit bronzefarbene PVD-Beschichtung. Wasserdruck bis zu zwanzig bar steckt die „Heritage Black Bay Bronze“ gelassen weg. Die markanten „Snowflake“-Zeigerstammen übrigens von Uhren ab, welche Tudor in den 1970-erJahren an diefranzösische Marine lieferte. Der Preis für diesen tickenden Hingucker liegt bei 3.800 Schweizerfranken. Mit Mehrwertsteuer sind es 3.750 Euro. Fürs gleiche Geld gibt es exklusiv bei Juwelier Bucherer auch eine „Blue Edition“ der Tudor Heritage Black Bay Bronze. Sie haben die Wahl – und es wird keine schlechte sein!
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