Wem die Minute schlägt
Im Gegensatz zur A. Lange & Söhne Richard Lange Minutenrepetition kann man beim 2015 vorgestellten Zeitwerk definitiv nicht von einer dezenten, zurückhaltenden Luxusuhr sprechen. Dazu sticht sie einfach zu sehr ins Auge. Logischer Weise gilt das auch für die Zeitwerk Minutenrepetition. Deren beide Hämmer zur akustischen Darstellung von Stunden, Viertelstunden und Minuten agieren nach dem Auslösen des Schlagwerks deutlich sichtbar links und rechts neben der kleinen Sekunde.
Als tönender Blickfang kann auch die A. Lange & Söhne Grand Complication Armbanduhr von 2013 gelten. Neben der Minutenrepetition verfügt sie über ewiges Kalendarium und Schleppzeiger Chronograph.
Viele Liebhaberinnen und Liebhaber dieser klangvollen Zusatzfunktion schätzen freilich den optisch traditionsgemäß zurückhaltenden Auftritt. Vor allem dann, wenn sich der Auslöse-Schieber oder -Drücker auch noch diskret unter der Manschette versteckt.Beim Blick in die Archive zeigt sich, dass die Glashütter Nobelmanufaktur das Thema Repetitionsschlagwerk seit 1872 beherrscht. Allerdings in Gestalt von Taschenuhren. Insgesamt entstanden von 1880 bis 1928 rund 250 Exemplare mit Minutenrepetition. Von den weniger aufwändigen Versionen mit Viertelstundenrepetition gab es ca. 750 Stück.
An die Konstruktion und Fertigung der komplexen Schlagwerksmechanismen wagten sich sächsische Uhrmacher übrigens nicht. A. Lange & Söhne wie auch Julius Assmann, ein Schwiegersohn von Ferdinand Adolf Lange bezogen die Kadraturen aus dem Vallée de Joux und dort konkret von LeCoultre & Cie. Fürs Handgelenk entstanden übrigens keine derartigen Zeitmesser.
Richard Lange Minutenrepetition
2022 knüpft A. Lange & Söhne im Zuge der Genfer Uhrenmesse an das klassische, sprich von jeglichem mechanischen Zusatz befreite Schlagwerks-Erbe. In diesem Sinne sieht man der neuen Richard Lange Minutenrepetition ihre uhrmacherische Besonderheit erst auf den zweiten Blick an. Entsprechend limitiert ist die Auflage, denn nur 50 hinreichend Betuchte kommen in den Genuss einer Platin-Armbanduhr mit echtem Emailzifferblatt.
Die Klangfolge entspricht dabei dem Überlieferten. Die Zahl der Stunden ertönt durch Hammerschlag gegen einen tief gestimmten Gong. Doppelschläge gelten den Viertelstunden. Und hohe Töne lassen bis zu 14 Minuten nach der letzten vollen Viertelstunde wissen. An dieser verlangt die erste technische Besonderheit des Handaufzugskalibers L122.1 nach angemessener Würdigung.
Absolut zerstörerisch bei diesem Typus Uhr wäre das Rückwärtsdrehen der Zeiger während des Schlagens. Kostspielige Reparaturen unterbindet A. Lange & Söhne jedoch durch eine ausgeklügelte Sicherheitsmechanik. Will heißen: Bei gezogener Krone zum Zweck des Zeigerstellens lässt sich der Schieber zur Auslösung des Schlagwerks schlichtweg nicht bewegen. Im Gegenzug ist die Krone während des Schlagens gegen das Ziehen gesperrt.
Mit dieser Schutzmechanik verknüpft sich auch eine intelligente Alles-oder-Nichts-Sicherung. Wird der Auslösehebel nicht hinreichend betätigt, bleibt das Schlagwerk stumm.
Feiner Klang der Minutenrepetition
Nachdem aller guten Dinge bekanntlich drei sind, haben die Spezialisten in Glashütte auch an einer Optimierung des Klangs gearbeitet. Kenner wissen, dass die kleinen Hämmer nur kurz und prägnant gegen die Tonfedern schlagen dürfen und sich nach der Berührung sofort wieder entfernen müssen. Dieser Erkenntnis trägt die Manufaktur durch eine patentierte Hammersperre Rechnung. Diese bewirkt zwangsweise ganz kurzes Verharren nach dem Anschlagen abseits der Tonfeder. Folglich können die zurückspringenden Hämmer nicht nachschwingen und dabei versehentlich gegen die stählernen Gongs stoßen.
Von selbst mag sich verstehen, dass die mit zwei Goldgewichten ausgestattete Zentrifuge das Ablauftempo des Schlagwerks geräuschlos regelt. Pro Minute vollzieht der skelettierte Tempomat mehr als 2.000 Umdrehungen.
A. Lange & Söhne Richard Lange Minutenrepetition
Summa summarum aus 415 Teilen besteht das 69. Neuzeit-Manufakturkaliber von A. Lange & Söhne. Nach manuellem Vollaufzug stehen 72 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Mit drei Hertz oszilliert die Unruh samt selbst gefertigter Spirale. Wie mittlerweile bei Lange & Söhne üblich, dienen der auf einem handgravierten Unruhkloben angeordnete Rücker und der zugehörige Schwanenhals dem Herbeiführen eines gleichmäßigen Tick-Tack. Uhrmacher sprechen von einer Abfall-Regulierung. Sein Durchmesser beträgt 30, die Höhe 5,4 Millimeter.
Diese moderaten Dimensionen erlauben ein nur 39 Millimeter messendes Gesamtkunstwerk, das am Handgelenk gerade einmal 9,7 Millimeter aufträgt. Bis zu zwei bar Druck reicht die Wasserdichte der selbstverständlich mit Saphirgläsern vorne und hinten ausgestatteten Platinschale. Vom nassen Element wird man eine kostbare Armbanduhr wie diese aber ohnehin bestmöglich fernhalten.
Wer den diskreten Zeitmesser mit Zeigern für Stunden, Minuten und Sekunden sein Eigen nennen möchte, muss sich vertrauensvoll an eine der A. Lange & Söhne Boutiquen wenden. Nur dort ist diese Highend Repetitionsuhr erhältlich, wobei ein A. Lange & Söhne Richard Lange Minutenrepetition Preis von 409.000 Euro zu begleichen ist.
Also ich glaube, dass die Richard Lange Minutenrepetition ein Fest sein wird für klassische Lange-Sammler. Das ist eine teure Uhr für Menschen, die nicht auffallen wollen. So eine Uhr kauft man nicht zum Angeben. Diese Uhr kaufst du, weil du sagst, da habe ich schon lange drauf gewartet.
Odysseus Titan
Auf einem anderen Blatt Papier steht die Frage, ob man bei dieser Gelegenheit gleich für weitere 55.000 Euro ein Exemplar der ebenfalls limitierten A. Lange & Söhne Odysseus Titan erwerben kann. ALS CEO Wilhelm Schmid beantwortet sie mit einem strikten Nein. Schließlich wäre das deutlich weniger, als man gegenwärtig am Parallelmarkt für die stählerne Odysseus, Referenz 363.179 bezahlen muss.
Dort werden 80.000 Euro und mehr für die ganz bewusst nur in homöopathischen Mengen hergestellte Armbanduhr verlangt. Offizielle in einer ALS Boutique schlägt sie mit 30.000 Euro zu Buche. Das freilich setzt voraus, dass man sich durch eine Kauf-Geschichte für den geradlinigen Erwerb qualifiziert hat.
Nicht anders wird es laut dem Markenchef auch bei der zur Watches & Wonders in Genf vorgestellten A. Lange & Söhne Odysseus Titan sein. Die Referenz 363.117 verkörpert die erste Titan-Uhr in der Unternehmensgeschichte. 40,5 Millimeter groß und 11,1 Millimeter hoch, ausgestattet mit Sichtboden und Gliederband.
Wasser hält das Gehäuse bis zu zwölf bar Druck vom hauseigenen, aus 315 Teilen zusammengefügten Datomatic-Kaliber L155.1 mit 50 Stunden Gangautonomie fern. Es tickt mit vier Hertz, und sein einseitig aufziehender Kugellagerrotor verfügt zur Effizienzsteigerung über ein äußeres Segment aus 950er Platin.
Markant tritt das eisblaue Zifferblatt mit Öffnungen für Datum und Wochentag in Erscheinung. Vor ihm drehen drei Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden. Der Kampf um eines der 250 Exemplare hat begonnen. Viel Glück dabei, eines fürs eigene Handgelenk zu erobern.
Wir von Lange möchten, dass die Odysseus an die Handgelenke von Menschen findet, welche wir Sammler nennen, welche Spaß daran haben, Menschen, die sich seit Jahren für feinste Uhrmacherkunst begeistern und sich mit unseren Produkten identifizieren. Wir wollen keine leidenschaftslosen Leute, die nur ganz schnell Geld verdienen wollen.
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