Replika von traditionsreichen Originalen
1992 übernahmen Klaus Eble, Schwiegersohn der Familie Hanhart, sowie drei Münchner Unternehmer die Mehrheit der Anteile an der Uhrenmarke Hanhart. Mit der neuen Eigentümerstruktur erfolgte auch ein Neuanfang in der Angebotspalette. Denn unter dieser Ägide erschien 1997 der auf 2.500 Exemplare limitierte Hanhart Fliegerchronograph 1939, Referenz 700.1100.00 am Uhrenmarkt.

Zu haben war diese Hanhart Edelstahl-Armbanduhr für umgerechnet rund 1.600 Euro. Im 40 Millimeter Sichtbodengehäuse tickte das Handaufzugskaliber Valjoux 7760. Dabei handelt es sich um ein vom Selbstaufzug befreites Valjoux 7750.
Mit dem gleichen Uhrwerk und zum gleichen Preis offerierte das Familienunternehmen aus dem Schwarzwald den Hanhart Fliegerchronograph Tachy-Tele, Referenz 702.1101.00 mit rot markierter Drehlünette und rotem Nullstelldrücker. Über eine Flyback-Funktion verfügte verbaute Uhrwerk allerdings nicht.
Als Dritte im Newcomer-Bunde präsentierte sich die Sirius mit dem von Jaquet modifiziertem Automatikkaliber Valjoux 7750. Bei ihm findet sich der 30-Minuten-Zähler nicht bei „12“, sondern rechts bei „3“. Der für umgerechnet rund 2.100 Euro erhältliche Stopper mit silberfarbenem Zifferblatt erinnerte an den früheren Admiral-Chronographen, in dem Hanhart sein Manufaktur-Handaufzugswerk verbaut hatte. Bei allen drei Modellen knüpfte Hanhart an die vom früheren Manufaktur-Handaufzugskaliber 41 erzeugte Optik. Will heißen: Der obere Start-Stopp-Drücker wanderte weiter in Richtung Bandanstoß, wodurch die beiden Bedienelemente für die Stoppfunktion unterschiedliche Abstände zur Krone besitzen.

Uhrenmarke Hanhart
Das gesamte Erscheinungsbild der Uhrenmarke bietet puren Instrumentenlook am Handgelenk. Wie in guten alten Zeiten lässt sich die gerändelte und damit sehr griffige Lünette bei den erfolgreichen Zeitmessern dieses Namens leicht, aber auch wohl definiert in beide Richtungen bewegen. Beim weißen, grauen oder roten Farbtupfer handelt es sich um überaus praktisches Feature, welches den Chronographen da und dort auf einfache Weise ersetzen kann. Beispielsweise wenn die Parkzeit des Autos nach zwei Stunden abläuft. In diesem Fall positioniert man den Merkpunkt exakt so lange vor der augenblicklichen Position des Stundenzeigers. Danach lässt jeder Blick auf die Uhr erkennen, wann ein Knöllchen droht. Beim Al-dente-Kochen von Pasta oder beim Kleben mit Pattex verwendet man die Markierung zusammen mit dem Minutenzeiger. Möchte man wissen, wie lange ein Vorgang dauert, wandert das rote Zeichen am Anfang zur Spitze des Stunden- oder Minutenzeigers. Einfacher geht es nicht.
Zukunft mit Rückblick auf Vergangenes
Auf das Engagement der Münchner Investorengruppe erfolgte im Jahr 2010 ein Eigentümerwechsel unter das Dach der Schweizerischen Beteiligungsgesellschaft Gaydoul Group. Wie bei Fonds nicht unüblich, war dieses Intermezzo jedoch von eher kurzer Dauer und seit 2014 ist das Unternehmen erneut im Eigentum der Münchner CGI Management Consulting GmbH. Dieses Beteiligungsunternehmen hatte die Uhrenmarke bereits von 1992 bis 2008 im Besitz und verfügt über eine lange Erfahrung im Auf- und Ausbau des Unternehmens.
Durch den Eigentümerwechsel ist die Uhrenmarke Hanhart nun wieder ein durch und durch deutsches Unternehmen. In der Schwarzwälder Ortschaft Gütenbach findet sich wie eh und je eine Produktionsstätte für Stoppuhren mit Manufakturkalibern. Hinzu gesellten sich die Ateliers zur Fertigstellung von Armbanduhren.
Als technischer Leiter fungiert Simon Hall. Die Geschäftsführung und kaufmännische Leitung obliegt Felix Wallner, der das Traditionsunternehmen wieder auf den einstigen Erfolgskurs bringt.
Interessant ist dabei seine zweigleisige Vertriebsstrategie. Sie besteht zum einen in der Kooperation mit Konzessionären und zum anderen im Aufbau einer starken Online-Komponente, die allerdings den Fachhandel angemessen einbindet. Zu den ersten Maßnahmen des studierten Wirtschaftswissenschaftlers Felix Wallner gehörte eine Anpassung der Verkaufspreise an die Marktgegebenheiten. Diese Adaption erfolgte jedoch nicht nach oben, wie aktuell von dem einen oder anderen Markteilnehmer versucht wird, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Felix Wallner setzt aus diesem Grund auf ein ausgeklügeltes Depotsystem mit reduzierter Händlermarge. Gleichzeitig sucht er für die Uhren der Uhrenmarke Hanhart stets nach einem Preispunkt, der Händlern wie Kunden ein attraktives, faires Preis-Leistungsverhältnis bietet. Das macht Hanhart Uhren auch für jene Uhrenliebhaber durchaus erschwinglich, die kein Vermögen für ihre Lieblings-Armbanduhr ausgeben können.
Kontinuität seit 1882
Angesichts mehrmaliger Eigentümerwechsel wird übrigens oft vergessen, dass die Uhrenmarke Hanhart trotz der Umbrüche seit dem Jahr 1882 ohne jede Unterbrechung existiert und Uhren produziert hat. Entsprechend hoch im Kurs steht bei dem kleinen Schwarzwälder Unternehmen das Made in Germany. Angesichts einer wechselvollen Geschichte und vielen Umbrüchen weiß man im Schwarzwald sehr genau, dass nur eine starke Marke Hanhart mit gleichermaßen spannenden wie zuverlässigen Produkten zu angemessenen Preisen eine Zukunft hat.
Dieses Denken haben natürlich auch die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hanhart absorbiert. Alle zusammen arbeiten zielstrebig und erfolgreich am weiteren Wachstum der Marke. Dazu gehören auch, man höre und staune, jährlich rund 4.000 mechanische Stoppuhren mit echten Manufakturkalibern (hier erklären wir den Unterschied zwischen Etablisseur und Manufaktur). An diesen Kurzzeitmessern erfreuen sich übrigens nicht nur Sportlehrer und Übungsleiter. Auch Oldtimer-Fans und Mitglieder von Vintage-Rallye-Clubs lieben das Gefühl eines derartigen mechanischen Instruments in der Hand.
Den weitaus größten Teil der Kollektion machen freilich die bewährten Hanhart Armbandchronographen der Linien Pioneer, Primus und Racemaster aus. Ihr hoher Wiedererkennungswert und ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis wecken anhaltendes Interesse. Bei limitierten Modellen ist dieses derart stark, dass es schon nach kurzer Zeit ausverkauft heißt.
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