Uhren für gewagte Expeditionen
Zu verschenken hatte Hans Wilsdorf definitiv nichts. Das würde für eine moderne Tudor Black Bay Pro GMT gelten, wie es einst für die Armbanduhren galt, welche die Gründerpersönlichkeit der Uhrenmarken Rolex und später auch Tudor für ihre anspruchsvollen wie gewagten Expeditionen in unwegsame Gegenden zur Verfügung stellte.
So waren im Jahr 1953 Zeitmesser im Himalaja unterwegs, welche unter dem Namen Rolex Explorer (I) Geschichte schreiben sollten.
Aus diesem Grund begleitete im Jahr 1952 eine bemerkenswerte Presse- und Werbekampagne die Einführung der neuen Tudor Oyster Prince Kollektion. Mit dieser Kampagne wandte sich Hans Wilsdorf an Menschen, die qualitativ hochwertige Armbanduhren zu günstigen Preisen ohne Manufaktur-Innenleben und amtliche Chronometer-Zertifikat erwerben wollten.
Die Aktion sollte der ins Auge gefassten Zielgruppe die besondere Belastbarkeit dieser Zeitmesser während harter Arbeit, beim Sport oder in rauer Umgebung demonstrieren.
Zum Beweis unbedingter Zuverlässigkeit begleiteten im Folgejahr 1953 auch insgesamt 30 Tudor Oyster Prince eine wissenschaftliche Mission der britischen Royal Navy im eisigen Grönland. In der verschraubten Oyster-Schale tickte das Automatikkaliber 390. Bei ihm wertete ein effizientes Rotor-System das bewährte Handaufzugskaliber FEF 350 der Fabrique d’Ebauches de Fleurier auf.
Als Gegenleistung für die Leihgaben erbat Hans Wilsdorf von den Mitgliedern der Britischen Nord Grönland Expedition tägliche Aufzeichnungen über die Funktion bei extremen Temperaturen und die anhand eines BBC-Zeitsignals ermittelte Ganggenauigkeit. Von selbst mag sich verstehen, dass die Uhren von Rolex und Tudor ihren zeitbewahrenden Dienst auch unter härtesten Bedingungen problemlos versahen.

Von der Rolex Explorer zur Tudor Black Bay Pro
Die Kalender zeigten das Jahr 1971, als man der schlichten 3-Zeiger Rolex Explorer I die Referenz 1655 zur Seite stellte. Zu den deutlich unterscheidenden Merkmalen der 39 Millimeter messenden Rolex Explorer II mit dem Automatikkaliber 1575 GMT gehörten ein 24-Stunden-Zeiger, welcher auch die GMT-Master auszeichnete, und ein entsprechend gestalteter Glasrand. So konnten beispielsweise Höhlenforscher sehen, ob draußen gerade Tag oder Nacht ist. Allerdings ließ sich die Lünette im Gegensatz zur GMT-Master nicht verstellen.
1985 brachte die zweite Rolex Explorer II Generation. Ihre Manufaktur-Automatik 3085 verfügte über einen unabhängig in beiden Richtungen verstellbaren 12-Stunden-Zeiger. Am festsitzenden Glasrand änderte sich bei der 16550 und allen folgenden Referenzen nichts. Er ist untrügliches Kennzeichen der Rolex Explorer II, über die der Uhrenkosmos an dieser Stelle ausführlich berichtete.
Und damit kommen wir wieder zu Tudor. Eine konsequente Produktpolitik unter Beibehaltung der von Hans Wilsdorf ersonnenen Markenphilosophie hat die Rolex-Tochter zu einem echten Shootingstar in der Uhrenszene gemacht. Manufakturkaliber, extreme Preiswürdigkeit, hohe Qualität und Präzision sowie fünf Jahre frei übertragbare Garantie sind den aktuellen Top-Modellen der Tudor-Kollektion zu eigen. Mehr dazu lässt sich hier im Uhrenkosmos nachlesen.

Tudor Black Bay Pro
Eine der 2022-er Neuheiten, die Black Bay Pro tritt bei Tudor als unverkennbares Pendant zur Rolex Explorer II an. Mit diesem Modell der großen Mutter gemeinsam hat die stählerne Tudor Referenz 79470 ein COSC-zertifiziertes Automatikkaliber mit durchdachtem und leicht handhabbarem Zeitzonen-Dispositiv.
Das exklusive MT5652 verfügt über die hier im Uhrenkosmos ausführlich beschriebenen Merkmale.

Folglich können Abenteurer und Kosmopoliten den 12-Stunden-Leuchtzeiger im charakteristischen Snowflake Stil per in Position 1 gezogener Krone in beiden Richtungen verstellen. Und das Fensterdatum folgt, falls nötig, sozusagen auf dem Fuße. In diesem Fall läuft der zentrale Sekundenzeiger unbeirrt weiter. Erst beim Ziehen in Position 2, also ganz nach außen, hält er dank Unruhstopp zum präzisen Einstellen der Uhrzeit an.

Nach Vollaufzug durch den beidseitig wirkenden Kugellagerrotor stehen rund 70 Stunden Gangautonomie zur Verfügung. Für hohe Ganggenauigkeit bürgen die Unruh mit variabler Trägheit und eine Spirale aus weitestgehend invariablem, weil mit einer Oxidschicht versehenen Silizium. Bei perfekter Regulierung vollzieht der so nur bei Tudor erhältliche Gangregler stündlich exakt 28.800 Halbschwingungen, was exakt einer Unruhfrequenz von vier Hertz entspricht.

Einem Genauigkeitsvergleich mit dem Manufakturkaliber 3285 von Rolex hält das MT5652 übrigens problemlos stand, wie mehrjähriges Tragen der mit dem gleichen Uhrwerk ausgestatteten Tudor Black Bay GMT sowie der Rolex GMT-Master II „Pepsi“ und „Batman“ eindrucksvoll demonstrieren. Die Unterschiede bewegen sich im kaum messbaren Bereich von Sekundenbruchteilen. Mehr dazu an dieser Stelle.
Viel Uhr fürs Geld
Vielfältiger Natur sind die äußeren Werte der Tudor Black Bay Pro. Pro steht dabei logischer Weise für Professional. Mit „nur“ 39 Millimetern Durchmesser handelt es sich um eine Unisex-Armbanduhr, die vermutlich auch viele Uhren-Liebhaberinnen finden wird. Wie üblich reicht die Wasserdichte der mit bombiertem Saphirglas, Schraubkrone und massivem Boden ausgestatteten Edelstahlschale bis zu 20 bar Druck. Damit ist jegliche Bewegung im nassen Element problemlos möglich.
Als Highlight darf das brandneue Gliederband bezeichnen. Seine T-fit-Schließe ermöglicht die schnelle Längenverstellung in fünf Schritten um acht Millimeter ohne jedes Werkzeug. Damit kommt Tudor der Rolex Oysterclasp schon sehr nahe. Vielleicht gesellt sich eines Tages auch noch eine Art Easylink-Verlängerung hinzu.

Angesichts unverbindlicher 3.720 Euro für die Ausführung mit Stahlband kann man der neuen Black Bay Pro ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen. Das sind 150 Euro weniger als Tudor für die Black Bay GMT mit Drehlünette und Gliederband verlangt.
3.430 Euro kostet die Black Bay Pro mit hochwertigem Textilband. Das schwarze Basismaterial mit gelbem Streifen Material fertigt die Firma Julien Faure in Frankreich mit Hilfe überlieferter Jacquard-Webstühle aus dem 19. Jahrhundert. Fürs gleiche Geld gibt es auch eine Black Bay Pro mit Hybridarmband aus Kautschuk und Leder.
Black Bay Pro
Geduld gefragt
Obwohl die Version mit Stahlband rund 180 Gramm wiegt und 290 Euro mehr kostet, empfiehlt sich deren Kauf. Sollte Frau oder Mann erst später Gefallen an einem Gliederband finden und dieses separat beim Tudor-Konzessionär erwerben, wird es nämlich teurer.
Deutlich schwieriger als die Entscheidung für eine der drei Ausführungen dürfte es sein, diese Tudor Armbanduhr kurzfristig bei einem Konzessionär oder in einer Tudor Boutique zu bekommen. Wie aus berufenem Munde zu erfahren ist, übersteigt die Nachfrage schon jetzt die Zahl der bereits gelieferten Armbanduhren dieses Typs. Aber geduldiges Warten lohnt sich auf jeden Fall.

Ist es absehbar, dass die Black Bay pro mit weißem Zifferblatt kommt?
Nach dem Verhalten von Tudor in der Vergangenheit ist durchaus davon auszugehen. Allerdings hüllt sich Tudor wie Rolex über kommende Produkte und Varianten in Schweigen… 🙂